Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.03.2004:
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Schicker/Faymann: Hadid-Projekt bestätigt Architektur-Niveau

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Wien (RK). "Die weltweit renommierteste Architektin baut in Wien ein dreiteiliges gefördertes Wohnprojekt, das am Donaukanal liegt. Die besondere Herausforderung war die Einbeziehung der historischen Stadtbahnbögen in dieses moderne Wohnprojekt. Diese Stadtbahnbögen werden mit drei Baukörpern "überbaut". In diesen ...

Wien (RK). "Die weltweit renommierteste Architektin baut in Wien ein dreiteiliges gefördertes Wohnprojekt, das am Donaukanal liegt. Die besondere Herausforderung war die Einbeziehung der historischen Stadtbahnbögen in dieses moderne Wohnprojekt. Diese Stadtbahnbögen werden mit drei Baukörpern "überbaut". In diesen entstehen 15 Eigentumswohnungen - teilweise gefördert - und 18 geförderte Miet-Appartements. In den Stadtbahnbögen, die gleichzeitig die Erdgeschosszone bilden, werden Geschäftsflächen errichtet. Nur in Wien arbeiten die weltweit renommiertesten Architekten im Wohnbaubereich. Architekturstars wie Harry Seidler, Jean Nouvel, Coop Himmebl(l)au und Zaha Hadid entwerfen in allen Erdteilen Konzernzentralen, Museen oder Regierungsgebäude. Wohnbauten allerdings realisieren sie und heimische Architekturgrößen nur in Wien. Ermöglicht ist das durch die Wohnbauförderung, die derartige Wohnprojekte auch für Durchschnittsverdiener leistbar macht. Auf diese Weise wird den Wienerinnen und Wiener höchste architektonische Wohnqualität zu erschwinglichen Preisen geboten", erklärte Wohnbaustadtrat Werner Faymann am Donnerstag anlässlich der Präsentation des Projektes. "Die Tatsache, dass die Architektin des Wohnbauprojekts an der Spittelauer Lände, Zaha Hadid, den heurigen "Nobelpreis für Architektur", den "Pritzker-Preis" verliehen bekommt, ist indirekt auch eine Auszeichnung für den sozialen Wohnbau in Wien".

Planungsstadtrat Schicker zeigte sich erfreut, dass nunmehr auch in Wien ein Projekt der international renommierten Architektin Zaha Hadid realisiert werde. Das neue Architekturprojekt sei, so Schicker, ein wichtiger Impuls für die weitere Entwicklung am Donaukanal und ein Bestandteil des Donaukanalprogramms, in dem Architektur, Stadtgestaltung, Freizeit und Erholung ineinander greifen.

Durch den Entwurf von Zaha Hadid werden nicht nur die alten, denkmalgeschützten Stadtbahnbögen Otto Wagners optimal integriert, sondern wird auch ein neues Freizeitzentrum für die Wienerinnen und Wiener entstehen. Schicker: "Mit dem Projekt werden nicht nur attraktive Wohnungen geschaffen, sondern der gesamte Bereich durch die Infrastruktur und Ufergestaltung ein lebendiges städtisches Ambiente erhalten, der sich durch eine gute Erreichbarkeit vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad auszeichnet".

Wohnungen, Gastronomie, Neue Ufergestaltung

Anfangs der 90er Jahre wurde die Architektin Zaha Hadid von der Stadt Wien mit einer Studie zur Neugestaltung der Uferbereiche des Wiener Donauraumes und speziell zur Gestaltung des Bereiches Spittelauer Lände beauftragt. Es ging darum, die nicht mehr benutzten, denkmalgeschützten von Otto Wagner konzipierten - Stadtbahnbögen zu erhalten und in eine neue Nutzung einzubeziehen.

Zaha Hadids drei neue Baukörper beinhalten Gastronomieflächen, ein Büro, Appartements und Wohnungen. Teile der neuen Baukörper schweben dabei über der Oberkante der ehemaligen Stadtbahntrasse. Das Projekt sieht auch eine komplette Um- bzw. Neugestaltung des angrenzenden Umfelds vor.

In dem ca. 3.350 m² umfassenden Projekt sind in den obersten zwei Geschossen unter anderem 15 Wohnungen mit Blick auf den Donaukanal vorgesehen. Alle drei Baukörper verfügen über Dachterrassen. In den Stadtbahnbögen und den Flächen der neuen Bebauung in der Erdgeschosszone sind drei Lokale mit Gastgärten mit direkter Ausrichtung zum Donaukanal geplant. Darüber hinaus wird in die drei Baukörper ein gefördertes Boardinghouse mit 18 Wohneinheiten (zwischen 28 und 54 m²) integriert, dessen Einheiten ebenfalls teilweise über eigene Dachterrassen verfügen.

Der bestehende, die Stadtbahnbögen entlang führende Fuß- und Radweg wird im Projektbereich zum Wasser hin verschoben, ebenfalls neu gestaltet und um einen über einer Flachwasserzone schwebenden, von der Kaimauer abgehängten Stahlsteg ergänzt. Somit wird das Donaukanalleitprojekt in einem weiteren Bereich umgesetzt.

Die gesamte Zone ist zusätzlich durch Fußgängerweg und Radweg mit der Wirtschaftsuniversität Wien sowie mit den U-Bahnstationen Spittelau (U4/U6) und Friedensbrücke (U4) verbunden. Diese Verbindung soll außerdem noch durch eine weitere direkt über die alten Stadtbahnbögen führende ergänzt werden.

Zaha Hadid

Zaha Hadid erhält am 31. Mai 2004 in St. Petersburg den "Pritzker-Preis" der Hyatt Foundation verliehen. Dieser Preis gilt weltweit als der "Nobelpreis für Architektur" und wurde erstmals 1979 verliehen. Als einziger Österreicher hat im Jahr 1985 Hans Hollein diesen Preis verliehen bekommen.

Frau Hadid ist die erste Frau, die diesen Preis erhält. Sie studierte zwischen 1972 und 1977 in London Architektur und leitet seit 1987 ihr eigenes Architektur-Studio.

Zaha Hadid ist in Bagdad aufgewachsen. Bereits als Kind hat sie ihr eigenes Kinderzimmer neu geplant. Anschließend ist dieser Entwurf von einem Tischler als Prototyp für ganz Bagdad verwendet worden.

Ihr Betätigungsfeld ist umfangreich und umfasst so unterschiedliche Projekte wie die Vitra Feuerwehr-Station in Weil am Rhein, eine Remise in Straßburg, das Kunst-Zentrum in Cincinnati und das Moonsoon Restaurant in Sapporo.

Derzeit arbeitet Zaha Hadid an mehreren Museumsprojekten in Kopenhagen, Wolfsburg, Taichung und Rom sowie an einem Hafenprojekt in Salerno, einem Bahnhof in Neapel, einem Hotel in Madrid, einer Fabrik in Leipzig, einem Kinocenter in Madrid, einer Brücke in Abu Dhabi, einem Opernhaus in Guangzhou und einem Sport- Zentrum in Montpellier.

Die 53jährige Britin hat enge Bindungen zu Österreich. Sie lehrt in Wien an der Hochschule für Angewandte Kunst, hat die neue Bergisel-Sprungschanze konzipiert und einen Entwurf für das neue Grazer Kunsthaus vorgelegt. Im Mozartjahr 2006 wird sie eine Ausstellung in der Albertina gestalten und sie setzt derzeit das Wohnprojekt Spittelau um.

Befragt zum sozialen Wohnbau in Wien meint sie: "Sozialer Wohnbau ist eine sehr wichtige Aufgabe für die Architektur und war schon immer eine Arena der Möglichkeiten für architektonische Erneuerungen".

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gb/gmp

(RK vom 25.03.2004)