Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 11.11.2003:
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Oskar Lafontaine: Kritik des Neoliberalismus

Oskar Lafontaine: Kritik des Neoliberalismus

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Wien (RK). Oskar Lafontaine, ehemaliger Bundesvorsitzender der SPD und Finanzminister, hielt am Montag Abend im Rahmen der Wiener Vorlesungen einen vielbeachteten Vortrag zum Thema Globalisierung und Neoliberalisierung.**** Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte in seiner Begrüßung Oskar Lafontaine ...

Wien (RK). Oskar Lafontaine, ehemaliger Bundesvorsitzender der SPD und Finanzminister, hielt am Montag Abend im Rahmen der Wiener Vorlesungen einen vielbeachteten Vortrag zum Thema Globalisierung und Neoliberalisierung.****

Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte in seiner Begrüßung Oskar Lafontaine als kritischen Geist, der eine ethisch fundierte und prinzipienorientierte Politik fordert.

An die 1000 ZuhörerInnen waren zu dem Vortrag gekommen, in dem Lafontaine über die Herausforderungen sprach, die zusammenwachsende Welt demokratisch zu gestalten. Lafontaine erteilte den neoliberalen Tendenzen in der Politik eine scharfe und analytisch fundierte Absage. In der gegenwärtigen Politik werden - so Lafontaine - Privatisierungen, Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse und atypische Beschäftigungsformen, Steuerbegünstigungen für Spitzenverdiener als Strategien dargestellt, zu denen es scheinbar keine Alternative gibt. Die Welt der Finanzspekulationen kritisierte er als Ausdruck eines neuen Plutokratismus, in denen nicht die BürgerInnen, sondern internationale Konzerne die Politik bestimmen. Eine Volkswirtschaft könne nicht blühen und funktionieren, wenn es der Mehrheit der Bevölkerung immer schlechter gehe. "Autos kaufen keine Autos", konstatierte bereits Henry Ford. Ein Hebel, um eine Änderung des Weltfinanzsystems zugunsten der BürgerInnen herbeizuführen, liegt in der Steuerpolitik. Eine Folge der neoliberalen Tendenzen in der Politik sei es auch, dass eine "neue Beliebigkeit" entsteht und das Gefühl für soziale Gerechtigkeit und Solidarität verloren geht. Oskar Lafontaine gab am Ende seines Vortrags der Hoffnung Ausdruck, dass in Demokratien die citoyens und nicht die großen Konzerne über die Formen des Zusammenlebens entscheiden.

Univ.-Prof. Christian Ehalt, der die anschließenden Diskussion leitete, dankte Lafontaine für seine engagierte und kämpferische Rede zur Relativierung des neoliberalen Geistes.

Die Wiener Vorlesung von Oskar Lafontaine war gleichzeitig die Festveranstaltung des 1. Internationalen Alfred-Dallinger- Symposiums über "Die Zukunft der Bildung in einer veränderten Welt", das noch bis 12. November im Großen Sitzungssaal der AK Wien stattfindet (Theresiengasse 16-18, 1040 Wien).

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar

(RK vom 11.11.2003)