Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 10.06.2002:
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Faymann: Wohnbauförderung unterstützt Nutzung der Solarenergie

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Wien (RK). "Die Tatsache, dass man in Wien nur Wohnbauförderung bekommt, wenn man überdurchschnittliche Qualität anbietet, fördert die Kreativität der Bauträger. Vor allem Umweltschutz wird groß geschrieben. Im 16. Bezirk in der Lorenz Mandl Gasse ist ein Wohnhaus entstanden, das voller ökologischer und technischer ...

Wien (RK). "Die Tatsache, dass man in Wien nur Wohnbauförderung bekommt, wenn man überdurchschnittliche Qualität anbietet, fördert die Kreativität der Bauträger. Vor allem Umweltschutz wird groß geschrieben. Im 16. Bezirk in der Lorenz Mandl Gasse ist ein Wohnhaus entstanden, das voller ökologischer und technischer Raffinessen ist. Im Zentrum steht die optimale Ausnutzung der Sonne. Ein Parabol- und ein Umlenkspiegel - jeweils in einer Größe von cirka 2,5 Meter Durchmesser (Heliostatanlage), drehen sich wie eine Sonnenblume nach der Sonne. Sie "fangen dadurch Sonnenlicht ein" und leiten es als zusätzliches natürliches Licht in die Gänge und das Stiegenhaus", erklärte am Montag Wohnbaustadtrat Werner Faymann. Darüber hinaus befindet sich am Dach eine 80 m² große Solaranlage als Herzstück für die Warmwasseraufbereitung der Bewohner.

"Das Haus bietet weiters eine zentrale Luftaufbereitungsanlage, die über einen Erdkollektor führt, sodass die Luft für alle Wohnungen im Winter vorgewärmt und im Sommer gekühlt wird. Ein spezielles Filtersystem sorgt für den ständigen Zustrom von reinerer Luft. Das ist vor allem für Allergiker und hinsichtlich des Lärmschutzes von Bedeutung. 38,5 Zentimeter dicke Außenwände leisten optimale Wärmedämmung. Wintergärten bieten den Mietern ein besonders hohes Ausmaß an Wohnqualität. Der Begriff "Minergie" stammt aus der Schweiz und steht für ein Minus beim Energieverbrauch und für ein Plus an Wohnqualität.

Das alles ist im Rahmen der normalen Förderungsgrenzen möglich gewesen. Die Stadt hat die Errichtung des Wohnhauses mit 1,2 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtkosten liegen bei 4,6 Millionen Euro. Für die Mieter liegen die Eigenmittel pro m² bei 385 Euro, die monatliche Miete liegt inklusive Betriebskosten bei 5,95 Euro pro m².

Energiesparen und Umweltschutz spielen im Wohnbau eine immer wichtigere Rolle. Durch Auflagen bei der Wohnbauförderung und durch die technologische Entwicklung benötigt ein neues Wohnhaus heute nur mehr ein Viertel der Heizenergie eines Neubaus der 70er Jahre. Dieser bereits obligate Niedrigenergiestandard wird nun durch einige Projekte in Wien weiter verbessert. So zum Beispiel durch das "Passivhaus", das in Floridsdorf errichtet wird sowie durch Wohnbauten in der Wienerberg City und in der Katharinengasse/Favoritenstraße und das "Minergie-Haus" in der Lorenz Mandl-Gasse. Diese Pilotprojekte werden dazu beitragen, den Energieverbrauch im Neubau, aber auch bei sanierten Wohnhäusern noch mehr zu minimieren als das bisher der Fall ist

Die Weiterentwicklungen unterstützen auch das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KliP Wien). Das ehrgeizige Maßnahmenprogramm sieht vor, dass die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderer Treibhausgase in Wien bis zum Jahr 2010 deutlich reduziert werden. Und zwar um 14 % gegenüber dem Wert für 1990 (Basiswert Kyoto). Das bedeutet eine Absenkung von 8,5 Mio. Tonnen (1990) auf 7,3 Mio. Tonnen (2010). Zusätzlich dazu soll noch eine erhebliche Verminderung anderer Treibhausgasemissionen erreicht werden.

Nachdem etwa 40 Prozent des gesamten Endenergieeinsatzes in Österreich für Warmwasserbereitung und Raumheizung im Gebäudebereich aufgewendet wird, ist das Einsparungspotential gerade in diesem Bereich sehr hoch.

Die technischen Besonderheiten des Minergie-Hauses im einzelnen:

Erdkollektoren sorgen dafür, dass die Wohnungen mit Frischluft versorgt werden, die im Winter vorgewärmt und im Sommer vorgekühlt ist. Dadurch erhöht sich die Zimmertemperatur im Winter ohne zu heizen um 7 bis 8 Grad Celsius. Im Sommer wiederum beträgt der Temperaturabsenkung zwischen 8 und 9 Grad. Diese Frischluftzufuhr ist individuelle steuerbar. Dadurch sinkt der Heizenergieverbrauch für die Wohnungen auf 15 - 25 Kilowattstunden pro m2 und Jahr. Das entspricht Heizkosten von nur 60 bis 100 Euro pro Jahr.

Die Zuluft wird über eigene Luftrohrsysteme in jeden einzelnen Wohnraum geleitet. Die Abluft strömt durch Gitter. Die Lärmemissionen der Lüftungsanlage werden durch Schalldämpfer verhindert.

80 m2 große Standardkollektoren sorgen für eine zentrale Warmwasseraufbereitung. Der kompakte Baukörper des Wohnhauses verringert darüber hinaus die Zirkulationsverluste optimal. Ein Viertel des benötigten Warmwassers wird auf diese energiesparende Art im Jahresdurchschnitt zur Verfügung gestellt.

Die Versorgung der Gänge und des Stiegenhauses mit Tages- Licht ist durch ein raffiniertes Spiegelsystem gewährleistet. Am Dach sind Sensoren befestigt, die wie Sonnenblumen der Sonne folgen. Durch Umlenkspiegel werden die Sonnenstrahlen in das Stiegenhaus und von dort in die Gänge gelenkt. Dadurch entsteht eine freundliche Atmosphäre, die darüber hinaus durch Prismen ergänzt wird, die das Tageslicht in seine Grundfarben zerlegen und in Regenbogenfarben an die Wände projizieren.

Insgesamt befinden sich 42 Mietwohnungen in diesem Haus, das im April des heurigen Jahres eröffnet worden ist. Die Wohnungen sind 53 bis 106 m² groß, die bebaute Fläche beträgt 893 m².

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) gmp

(RK vom 10.06.2002)