Landtag, 4. Sitzung vom 23.10.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 52
sicheres Netz und schnellstmögliche Hilfe zu ermöglichen.
Ich habe es schon öfters erwähnt, und ich werde es noch öfters erwähnen - ich habe natürlich durch die Arbeit meiner Mutter als Beratungslehrerin in den 90er und 00er Jahren tatsächlich Geschichten miterlebt, die ernst, prekär und auch wirklich schlimm und furchtbar waren. Wenn man mitbekommt, in welchen Umständen und Gegebenheiten Kinder aufwachsen müssen, sodass sie sich tatsächlich manchmal sehnen, in die Schule zu gehen, nur um nicht zu Hause zu sein, dann sollte uns das immer ein mahnender Auftrag sein.
Ich möchte auch noch einmal ausdrücklich die MA 11 erwähnen, die Wiener Kinder- und Jugendhilfe, die eine der wichtigsten PartnerInnen der KJA ist und die ja auch dazu da ist, Kinder in Krisensituationen zu schützen, Familien zu begleiten und immer Lösungen zu finden, bevor Probleme eskalieren. Gemeinsam mit der KJA sorgt die MA 11 dafür, dass jedes Kind in dieser Stadt nicht nur betreut, sondern bestmöglich gesehen und gehört wird. Sie müssen aktiv werden, wenn Kinder schutzlos sind. Das ist ein Job, eine Aufgabe, die derartig schwierig ist und auch persönlich so belastend sein muss, dass sie unseren höchsten Respekt verdient.
Diese Arbeit ist anspruchsvoll, oft emotional, manchmal auch unbequem, denn sie zeigt uns, wo Systeme beginnen zu versagen, wo wir als Politikerinnen und Politiker nachjustieren müssen, wo wir aktiv werden müssen, wo Kinder übersehen werden und wo Strukturen manchmal vielleicht nicht gerecht genug sind. Genau dafür braucht es die Kinder- und Jugendanwaltschaft, weil sie hinschaut, wo andere anfangen wegzuschauen und sich wegzudrehen. Weil sie uns, wie schon erwähnt, hilft, selber besser zu werden.
Deshalb ist es richtig, dass Wien im Rahmen des Aktionsplans gegen Rassismus neue Maßnahmen setzt. Wir wollen das Beratungsangebot ausbauen, wir wollen die mehrsprachige Öffentlichkeitsarbeit forcieren, psychosoziale Begleitung für Betroffene und verpflichtende Schulungen für Pädagoginnen und Pädagogen. Das alles sind keine Luxusmaßnahmen, das sind direkte Investitionen in die Zukunft dieser Stadt. Deshalb ist die Arbeit der Kinder- und Jugendanwaltschaft auch ein Grundpfeiler einer inklusiven Stadt, einer Stadt, die Kinderrechte ernst nimmt, nicht nur die Jüngsten schützt, sondern auch ihr demokratisches Fundament.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die KJA ist ein Beispiel für gelebte Verantwortung. Sie steht dafür, dass Verwaltung mehr sein kann als Paragrafen und Prozesse, vor allem, wenn sie immer Haltung zeigen kann. Wenn wir Kindern zuhören, wenn wir sie beteiligen, sie ernst nehmen, sie stärken, dann investieren wir in die Zukunft dieser Stadt, auch in den Zusammenhalt und in das Vertrauen und in das, was wir alle am dringendsten brauchen, in die Demokratie.
Darum mein Appell an uns alle heute hier: Geben wir dieser Arbeit den Raum, die Ressourcen und auch die politische Rückendeckung, die sie verdient. Denn Wien soll auch künftig jene Stadt bleiben, in der jedes Kind sagen kann: Ich werde gesehen, ich werde gehört, und ich bin sicher. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Präsident Prof. Mag. Dr. Gerhard Schmid: Danke, sehr geehrter Herr Abgeordneter. - Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich der Herr Abg. Löcker, und ich erteile es ihm. - Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg. Theodor Felix Löcker (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Landesrätin, sehr geehrte Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Sebastian!
Ich habe jetzt einmal schnell von der Schriftführung herunter gewechselt, danke für das Einspringen, liebe Barbara (in Richtung der Schriftführerin Abg. Mag. Barbara Huemer), ich werde dann gleich wieder zurückgehen.
Ich möchte die Rede anfangen mit einem großen Danke an die Kinder- und Jugendanwaltschaft. Dieser Bericht ist superumfassend, geht wirklich auf viele Details ein. Es werden auch immer Lösungen angeboten, wie die Frau Kollegin Keri vorhin gesagt hat, und das ist wirklich, wirklich toll. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich finde, obwohl sich jetzt die Reihen ein bisschen gelichtet haben, merkt man, wenn man der Debatte, wenn man den Herren Vorrednern und der Vorrednerin lauscht, dass es ein mediales Thema ist und dass die Leute wirklich dabei sind. Ich finde, das zeichnet unsere Debatte hier aus, dass man merkt, alle wollen wirklich etwas Gutes für die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt erreichen.
Die Kinderrechte - ein ganz großes Thema in dem Bericht. Sie stehen zwar im Verfassungsrang, aber das, was wirklich durchgekommen ist, ist, dass es für Kinder und Jugendliche oft sehr schwierig ist, zu ihren Rechten zu gelangen, weil sie sie, wenn es ihnen keiner erklärt, nicht kennen. Ein Positivbeispiel, finde ich, ist die Klimaklage, wo sich Kinder und Jugendliche zusammengeschlossen haben, um für ihre Zukunft und die Generationengerechtigkeit einzustehen und das auch vor das Gericht zu bringen.
Aber im Bericht steht ganz klar: Es braucht mehr Angebote, damit Kinder und Jugendliche über ihre Rechte, über ihre Möglichkeiten informiert werden. In der Schule haben wir laut Bericht, Seite 19 leider EU-weit ein einmaliges Szenario, nämlich dass wir einen fehlenden Diskriminierungsschutz haben und dass Kinder in der Schule vor Belästigung schlechter geschützt sind als Erwachsene am Arbeitsplatz. Das ist ein grobes Manko, und ich bin sehr froh, dass der Bericht das aufzeigt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ein weiterer Punkt, der mich beim Lesen sehr ergriffen hat und der, glaube ich, niemanden in diesem Raum kaltlässt, ist, dass wir in Österreich zirka 3 000 Kinder und Jugendliche ohne eine Krankenversicherung haben. Da hat es nichts damit zu tun, auf welcher Seite dieses Parlamentes man sitzt, das sind Kinder und Jugendliche, die nicht auf Schikurse mitfahren können, die nicht auf Schulsportwochen mitfahren können, die in keine Feriencamps gehen können, für die ein Beinbruch eine große Herausforderung darstellt, die dann teilweise zu AmberMed gehen müssen. Jetzt ist mir bewusst, dass wir hier als Landtag in Wien diese Kinder nicht in eine Kran
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