Landtag, 4. Sitzung vom 23.10.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 52
Wir haben viele Anträge eingebracht, sie sind das letzte Mal alle abgelehnt worden. Ich habe jetzt wirklich die Bitte, dass Sie sich diese Vorschläge der Kinder- und Jugendanwaltschaft durchlesen, zu Herzen nehmen und vielleicht sogar umsetzen. Denn es geht wirklich um die Kinder. Kein Kind ist böse geboren, und das dürfen wir nicht vergessen. - Danke. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN sowie von Abg. Ing. Christian Meidlinger.)
Präsident Prof. Mag. Dr. Gerhard Schmid: Vielen herzlichen Dank, Frau Abgeordnete, für diese sehr bewegenden Worte. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Abg. Mag. Burian, und ich erteile es ihm. - Bitte.
Abg. Mag. Lukas Burian (NEOS): Vielen Dank für Ihre, für eure Arbeit (in Richtung des Kinder- und Jugendanwalts Mag. Sebastian Öhner). Ich möchte, bevor ich darauf eingehe, schon noch eines kurz sagen, liebe Sabine - Wo ist sie jetzt auf einmal hin? - Da hinten. Also, der Landeshauptmann-Stellvertreterin sinngemäß auszurichten, sie wertschätzt die Krisenpflegeeltern nicht und sie möge das bitte in einem Vier-Augen-Gespräch nachholen, ist wirklich unredlich. Und ich finde das sehr schade. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Niemand stellt sich so hinter die Kinder wie unsere Landeshauptmann-Stellvertreterin, das möchte ich an dieser Stelle unbedingt erwähnt haben. (Beifall bei den NEOS.)
Das ist schon arg, das ist wirklich arg, das hätte ich mir nicht erwartet.
Gut. Aber jetzt zu Ihnen (in Richtung des Kinder- und Jugendanwalts Mag. Sebastian Öhner). Wir sprechen ja heute nicht nur über die MA 11, sondern vor allem über den Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Diese Institution steht sinnbildlich dafür, was Wien als Stadt der Menschenrechte ausmacht. Sie schützt nämlich jene, die am wenigsten Macht haben, dafür aber das größte Zukunftspotenzial, nämlich unsere Kinder und Jugendlichen. Sie ist Ombudsstelle, Vermittlerin, Ansprechpartnerin und natürlich auch Schutzschild. Und sie erinnert uns alle daran: Kinderrechte sind kein Randthema der Verwaltung. Sie sind Kernaufgabe einer gerechten Stadtpolitik, die positiv in die Zukunft schauen will.
Die KJA ist unabhängig, unbürokratisch und nahe an den Menschen. Sie berät, vermittelt, begleitet - vertraulich, kostenlos und niederschwellig. Jährlich suchen tausende Kinder, Jugendliche und auch Eltern dort Hilfe, wenn sie in der Schule nicht mehr weiterwissen, wenn es Konflikte in der Familie gibt, wenn es Mobbing, Diskriminierung oder Ungleichbehandlung gibt.
Gerade diese letzte Dimension, der Schutz vor Diskriminierung, ist auch ein Schwerpunkt im Wiener Aktionsplan gegen Rassismus 2025, der gestern hier im Haus beschlossen wurde. Darin wird die Kinder- und Jugendanwaltschaft ausdrücklich als zentrale Stelle genannt, die jungen Menschen beisteht, wenn sie Ausgrenzung erleben. Für mich als Mitglied der Regenbogencommunity können Sie sich ungefähr vorstellen, wie das in meiner Jugend war. Es ist vielleicht nicht jeder mit so einem frechen Mundwerk gesegnet wie ich und kann sich da dagegen wehren, aber genau dafür gibt es eben auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft - um dort Hilfe zu suchen. (Beifall bei den NEOS.)
Gerade diese Dimension von Diskriminierung und Rassismus ist besonders wichtig, weil das bei Kindern schon im jüngsten Alter tiefe Spuren hinterlässt. Es geht darum, dass das Selbstwertgefühl abnimmt, das Selbstvertrauen schwindet, dass es Chancen nimmt und natürlich auch sukzessive das Vertrauen, nicht nur in Institutionen, sondern auch in die Familie oder zu den besten Freunden unterminiert. Das heißt, wenn ein Kind das Gefühl bekommt, wirklich weniger wert zu sein, weil es anders aussieht, eine andere Sprache spricht oder jemanden liebt wie nicht Mami und Papi, dann verlieren wir in der Gesellschaft mehr, als wir ahnen, und vor allem mehr, als wir brauchen.
Wien geht da ganz bewusst einen anderen Weg. Wir sagen: Ja, Vielfalt ist kein Risiko. Die Reihen dort (in Richtung der FPÖ) haben sich tatsächlich schon gelichtet, es dürfte schon Mittag sein. Die KJA Wien lebt genau diese Haltung jeden Tag. Sie hört zu, sie vermittelt, sie stärkt und sie übersetzt die Anliegen der jungen Menschen in Sprache, die wir als Verwaltung und Politik verstehen.
Wenn wir den jungen Menschen zuhören, erfahren wir viel darüber, was unsere Stadt wirklich braucht und wie wir als Politikerinnen und Politiker diesen Auftrag ernstnehmen können und in Zukunft übersetzen, das heißt in mehr Fairness, mehr Vertrauen und natürlich auch in mehr Räume zum Mitreden. Man nennt das auch einfach Teilhabe.
Die KJA hat im Bericht diese Stimmen in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzt und uns daran erinnert, dass Kinderrechte nicht verhandelbar sind. Es werden noch einige Rednerinnen und Redner folgen, ich persönlich möchte besonders drei Punkte hervorheben.
Erstens: Es geht um den Zugang und die Sichtbarkeit. Alle Kinder, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sozialem Hintergrund, müssen wissen, dass es diese Stelle gibt, das heißt niederschwellige Information, Mehrsprachigkeit und Präsenz dort, wo Kinder sind, nämlich nicht nur in Schulen und in der Nachmittagsbetreuung, sondern auch online.
Zweitens: Wir müssen stärken statt stigmatisieren. Wer Diskriminierung erlebt, braucht Schutz und Stärkung und keine Bürokratie. Die KJA leistet da wirklich Pionierarbeit, weil ihr zuhört, vermittelt und gleichzeitig das System besser macht, indem ihr uns zum Lernen bringt.
Drittens: Vernetzung und Verantwortung. Der Schutz von Kinderrechten ist eine Aufgabe für alle hier im Haus, alle Menschen in ganz Österreich, nicht nur für Stadtverwaltung, Schulen, Jugendhilfe, NGOs und Politik. Die KJA ist der Knotenpunkt, der diese Netzwerke verbindet und Missstände sichtbar macht, hoffentlich, bevor sie zu Krisen werden.
Die liebe Sabine hat es heute schon gesagt - und da sind wir wie in vielen anderen Dingen auch einer Meinung -, Kinder brauchen Liebe, Geborgenheit, Vertrauen, Zuspruch, und sie haben, wie wir alle wissen, auch ein Recht darauf. Wir als Politikerinnen und Politiker stehen in der Verantwortung, allen Kindern in dieser Stadt ein
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular