Landtag, 4. Sitzung vom 23.10.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 52
ren. Und zwar haben wir einen Antrag eingebracht, um auf die Situation der Krisenpflegeeltern aufmerksam zu machen. Da haben Sie gesagt, Sie möchten noch kurz auf einen Antrag von der ÖVP eingehen zu den Krisenpflegeeltern, und es wird angeführt, dass die Verpflichtung, mehr als ein Kind aufzunehmen, kritisch zu sehen ist und dass es besonders betreuungsintensiv ist und dass das auch für die Verpflichtung, dass man als Kriseneltern ein Kind mindestens zehn Monate hat, definitiv genauso gilt. Es heißt da: "Es ist auch schon geplant, sich dem anzunehmen und sich das anzuschauen, auch die Betroffenen, also die Krisenpflegeeltern, miteinzubeziehen. Das ist am Weg." - Das war 2021.
Schauen wir uns doch an, was vier Jahre später der Status quo ist: Zwei Kinder sind mittlerweile ein Normalzustand. (Zwischenruf von Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc: … aber keine Verpflichtung …) - Jetzt habe ich gerade von hinten gehört, das ist keine Verpflichtung. Wenn Sie eine Krisenpflegemutter sind und sich bereiterklären, ein Kind zu nehmen, und Sie kriegen einen Anruf von der MA 11 und es heißt: Kannst du bitte ein zweites Kind nehmen, denn wir wissen nicht mehr wohin, zeigen Sie mir diejenige, die diese Berufung als Krisenpflegemutter angenommen hat, die Nein sagt. (Beifall bei der ÖVP.)
Da finde ich es wirklich furchtbar, wenn Sie (in Richtung der Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc.) mir jetzt da hinten reinreden und sagen, das ist ja keine Verpflichtung. Wer sagt Nein in so einer Situation, ganz ehrlich? (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenruf von Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc.)
Nein, da werde ich wirklich sauer, weil wir uns seit Jahren den Mund fusselig reden. Es ist ja auch so, dass wir mittlerweile Familien haben, die mehr als zwei Kinder nehmen, nämlich drei Kinder - und die haben noch eigene Kinder. Die Kinder, die wir mittlerweile in der Fremdbetreuung haben, werden auch immer betreuungsintensiver, brauchen mehr Fürsorge, mehr Aufmerksamkeit, weil sie meistens Mütter haben, die drogenabhängig sind, Alkoholsucht haben. Die Krisenpflegemütter und -väter, die Krisenpflegeeltern, haben diese Kinder, das heißt, die haben da schon eine sehr große Herausforderung. Die sagen selbst, das System ist kollabiert.
Ich wünsche mir heute wirklich, dass niemand von der SPÖ und von den NEOS hier herausgeht und uns erklärt: Wir haben viele Planstellen geschaffen. Das ist ja, was wir - ich glaube vor zwei Jahren - schon gesagt haben: Planstellen alleine retten das System nicht! Wir brauchen schon die Menschen, die diese Planstellen beleben, wir brauchen die Menschen, die bereit sind, in diesem System zu arbeiten - und die finden wir nicht. Da müssen wir uns anschauen, warum das so ist. Da habe ich immer wieder gesagt, da stehen wir bereit, da arbeiten wir gerne Hand in Hand, denn es geht um die Zukunft der Kleinsten und Ärmsten. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bin davon überzeugt, dass es bei den Krisenpflegeeltern nicht um das Finanzielle geht, denn wir hatten 50 Krisenpflegeeltern, bevor es das Angestelltenverhältnis gab, und jetzt haben wir um die 30, 34. Ich habe mir das heute noch einmal auf der Homepage von wien.gv.at angeschaut, denn da steht ganz groß, dass Pflegeeltern und Krisenpflegeeltern gesucht werden. Ich habe mir angeschaut, was man verdient als Krisenpflegemutter oder -vater: mit einem Kind um die 3 000 EUR, genau 2 995 EUR, und mit zwei Kindern 4 717,47 EUR. Da gibt es auch eine ganz genaue Aufschlüsselung. Also an den Finanzen kann es nicht liegen.
Ich wünsche mir wirklich, dass auch Sie, Frau Landesrätin, einmal Gespräche mit den Krisenpflegeeltern führen - und zwar vielleicht auch unter dem Vier-Augen-Prinzip. Denn was ich höre, ist, dass es sehr wohl an Wertschätzung fehlt, und ich wünsche mir wirklich, dass Sie ein offenes Ohr für die Kriseneltern haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf noch aus dem Bericht weiterzitieren - wir springen wieder in die Krisenzentren zurück -, dass die Krisenzentren nach den Altersgruppen Kinder von drei bis zum Ende der Schulpflicht, das heißt bis 15, und Jugendliche von 15 bis 18 führen. Besonders die erste Altersgruppe, drei bis zu Ende der Schulpflicht, ist aus der Sicht der Kinder- und Jugendanwaltschaft zu breit definiert. So kommt es immer wieder zu kritischen Gruppenzusammensetzungen, die dem Kindeswohl nicht entsprechen. Das ist auch etwas, was wir seit Jahren sagen.
Ja, Sie haben auch vor zwei Jahren gesagt, wir machen andere Wohnprojekte und so weiter. Allerdings greift das irgendwie nicht beziehungsweise greift es zu langsam. Uns läuft die Zeit davon. Es läuft uns wirklich die Zeit davon! Wir reden jetzt von einem Bericht zum letzten Jahr, ich zitiere Sachen, die liegen vier Jahre zurück - und es hat sich nichts geändert!
Ich möchte noch etwas vorlesen, was drinsteht. Für die Minderjährigen selbst bedeutet der permanente Überbelag, dass ihre Rechte auf Schutz und Entwicklung nicht ausreichend berücksichtigt werden können. Das bedeutet, dass Rot-Pink, die Wiener Stadtregierung, die UN-Kinderrechtskonvention bricht, denn darin steht ganz genau: Kinder, die nicht zu Hause leben können, haben nach der UN-Kinderrechtskonvention ein besonderes Recht auf Schutz und Beistand. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Das finden die Kinder nur nicht. Nicht, wenn sie abgenommen sind. Sie finden das nicht zu Hause, sie finden es nicht in der Fremdunterbringung, sie haben kein warmes Nest, sie werden nicht geliebt, sie werden nicht beschützt, sie werden nicht gefördert, und sie werden nicht gefordert! Und dann stehen wir hier und diskutieren über Kinder und Jugendliche, die keine Zukunft haben, von denen wir nicht wissen, warum sie kriminell werden und fragen uns: Was ist los mit der Jugend? Da sitzen wir da und sind manchmal sprachlos.
Darum bin ich so dankbar, dass es Sie gibt (in Richtung des Kinder- und Jugendanwalts Mag. Sebastian Öhner), der dann ganz klar berichtet und sagt, was es braucht. Sie haben das Thema rund um die Jugendstrafanstalt angesprochen, Sie haben das Thema um die Senkung des Strafalters angesprochen, und Sie haben auch überall Vorschläge gebracht.
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