Landtag, 4. Sitzung vom 23.10.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 52
Gemeinsam mit dem waff wurde auch ein spezielles Recruiting-Projekt für Krisenpflegeeltern gestartet. Wir haben Gott sei Dank momentan auch sieben neue Krisenpflegeeltern im Ausbildungsprogramm und weitere Interessierte, die aktuell im Rahmen der Eignungsbeurteilung begleitet werden.
Die regelmäßigen Infoabende, die wir anbieten und die auch gut besucht sind, bieten Interessierten die Möglichkeit eines direkten Kontaktes mit dem Referat für Pflege- und Adoptivfamilien. Dort werden auch die Konzepte vorgestellt. Auch aktive Krisen- oder Pflegeeltern berichten dort von ihren Erfahrungen. Wenn Interessenten in diesem Referat vorstellig werden, bekommen sie ausführliche persönliche Beratungsgespräche und auch eine kontinuierliche Begleitung durch eine Sozialarbeiterin durch den gesamten Ausbildungs- und Bewilligungsprozess.
Die Krisenpflegepersonen selbst werden dann auch sozialarbeiterisch betreut, haben in geleiteten Gruppen regelmäßig die Möglichkeit des Austausches und werden bei Bedarf auch durch den Fachbereich Psychologie unterstützt. Es gibt regelmäßige Vernetzungstreffen und auch so etwas wie das Pflegekinderfest, das wir organisieren. Es gibt durch den Fachbereich Psychologie auch das Angebot des Pflegeelterncoachings. An der Summe dieser Maßnahmen sieht man, glaube ich, ganz schön, was wir alles an Begleitung und Unterstützung in diesem Bereich wahrnehmen und leisten.
Ich habe vorhin erwähnt, dass wir auch in die Medienarbeit investieren. Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe, die MA 11, hat ein eigenes PR-Konzept zur Gewinnung und vor allem Bindung von Krisen- und Langzeitpflegeeltern. Da agieren wir auch im Bereich der klassischen Werbeeinschaltungen in Printmedien, aber auch auf Werbeflächen, wo wir wiederholt mediale Präsenz erreichen.
Darüber hinaus hat die MA 53, also der PID, letztes und dieses Jahr jeweils ganze drei Wochen vor den dreimal jährlich stattfindenden Pflegeeltern-Infoabenden auch umfangreiche Werbeschaltungen dazu gemacht. Das ist auch 2026 wieder geplant.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. - Die 1. Zusatzfrage kommt von Frau Abg. Berner. - Bitte.
Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Vielen Dank, dass Sie diese Maßnahmen so ausgeführt haben. Weil der Bedarf aber doch noch hoch ist, wurde 2019 erstmals eine eigene Krisengruppe für Kleinstkinder, für Null- bis Dreijährige, eingerichtet. Ich höre aus den Medien, dass noch zwei weitere zumindest in Planung sind, damit wir dem gesteigerten Bedarf etwas entgegensetzen können.
Ich sage gleich, besser eine Krisenpflegegruppe als gar nichts. Es kann aber nicht unser Ziel sein. Meine Frage ist eigentlich: Gibt es so etwas wie eine Langzeitstudie über mindestens zehn oder 15 Jahre? Plant die MA 11 das, um die Entwicklung von null- bis dreijährigen in Wohngemeinschaften Untergebrachten im Vergleich zu in Pflegefamilien Untergebrachten zu vergleichen und daraus dann auch irgendetwas in Bezug auf die Bildungsentwicklung und so weiter ablesen zu können?
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Frau Vizebürgermeisterin, bitte.
Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc: Vielen Dank für die Frage. Es ist auch eine gute und natürlich relevante Frage. Mir ist eine Langzeitstudie nicht bekannt. Ich glaube auch nicht, dass es eine gibt. Natürlich wäre es aber interessant zu wissen, wie die Entwicklung stattfindet. Ich kann diesen Vorschlag aber gern aufnehmen.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Blind gestellt. - Bitte.
Abg. Armin Blind (FPÖ): Guten Morgen, Frau Landesrätin! Den Zahlen entsprechend gab es von rund 12 550 Fällen im Jahr 2024 bei den Gefährdungsabklärungen eine Zunahme um 600 Fälle. Jetzt wäre meine Frage nicht im Bereich der Null- bis Dreijährigen, sondern ganz insgesamt.
Medienberichten zufolge gab es die Steigerung auf der einen Seite auf Grund eines gesteigerten Sensibilisierungsprogramms. Sie haben vorhin auch die Medienarbeit angesprochen. Auf der anderen Seite wird seitens der MA 11 auch die gestiegene Zuwanderung nach Wien für die vermehrten Gefährdungsabklärungen und für die erhöhte Zahl ins Treffen geführt.
Jetzt wäre meine Frage: Gibt es, da das Wachsen der Stadt Wien ja maßgeblich durch Zuwanderung zum Teil aus dem außereuropäischen Raum geschieht, einen Fokus und eine Evaluierung, ob diese Zuwanderung, die wir auf Grund der Bewegung seit 2015 erfahren, maßgeblich zu diesen Steigerungen beigetragen hat, oder ob sie sich im ganz normalen statistischen Streufeld bewegen?
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Frau Vizebürgermeisterin, bitte.
Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ich glaube, es hat ganz unterschiedliche Gründe, warum es zu mehr Gefährdungsmeldungen und zu Belastungen in Familien kommt. Wir merken das einfach auch an der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und daran, wo wir uns hinbewegen. Der Druck wird größer.
Vor allem aber haben sich seit der Covid-19-Pandemie soziale Problemlagen einfach verschärft. Auch die psychische Belastung von Eltern und Kindern steht unter einem ganz anderen Angesicht, als wir das noch vor einigen Jahren und vor allem vor der Covid-Pandemie hatten. Wir sehen das in allen Bereichen und vor allem auch im schulischen Bereich. Wir sprechen hier oft darüber, dass der Druck einfach enorm groß ist und die psychische Belastung extrem steigt.
Auch die geopolitische Situation ist natürlich krisenhaft. Es ist auch ganz klar. Die Anzahl von Flüchtlingsfamilien und von Familien mit Migrationshintergrund nimmt zu, womit einhergeht, dass Kinder häufig keine Dokumente haben und die Kommunikation mit der leiblichen Familie erschwert ist. Auch kulturelle Aspekte in der gesamten Biografie und in der Versorgung müssen da mitbedacht werden. Das heißt, wir haben da eine Problemlage, die sehr, sehr umfassend ist und die zu den belasteten Situationen in den Familien führt.
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