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Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 79

 

gefordert. Auch die Bildungsombudsstelle untermauert diese Forderung. 20 Vollzeitäquivalente für alle Wiener Pflichtschulen sind auf jeden Fall eine ausbaufähige Ressource.

 

Wir haben hier weiters zwei Ombudspersonen. Wenn wir uns vor Augen halten, dass wir über 100.000 Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler in Wien haben, dann erscheint mir diese Besetzung auch ein bisschen zu gering.

 

Ein nächster Punkt, den ich hier herausgegriffen habe, ist die Ombudsstelle im Bereich der Sozialpädagogik. Wir haben in Wien rund 2.100 junge Menschen in Wohngemeinschaften, in Krisenzentren und anderen betreuten Wohnformen. Diese unabhängige Kontrollstelle kontrolliert auch dort, greift bei Missständen ein, kommt auch ohne Vorankündigung, schaut auf Grenzverletzungen und versucht, diesen vorzubeugen. Wenn man sich die Begebenheiten in solchen Einrichtungen ansieht, sieht man sehr schnell, dass es hier zu Situationen kommt, die sehr herausfordernd sind, nicht nur für die betreuten Kinder und Jugendlichen, sondern natürlich auch für das Personal.

 

In einer Wohngemeinschaft leben rund acht Kinder und eine Sozialpädagogin, die entsprechend natürlich voll eingesetzt ist. Es ist nicht nur das Arbeitsumfeld, das hier besonders herausfordernd ist, es führt dies auch dazu, dass wir in diesem Bereich eine sehr hohe Personalfluktuation haben. Sie können sich vorstellen, dass es gerade für die untergebrachten Kinder dort nicht gerade förderlich ist, wenn das Personal schnell wechselt, es aber auch für das Personal selbst eine unbefriedigende Situation darstellt.

 

Die arbeiten in einer Vollzeitanstellung bis zu 45 Stunden in der Woche. Man hat früher - da gab es um das Jahr 2000 auch einen Bericht des Stadtrechnungshofes dazu - sehr erfahrene Sozialpädagogen hier eingesetzt, die mindestens fünf Jahre Berufserfahrung hatten. In letzter Zeit mehren sich die Berichte, dass es sehr häufig unerfahrene PädagogInnen gibt, die erst unmittelbar ihre Ausbildung abgeschlossen haben, die in diesem Bereich arbeiten und dementsprechend nicht optimal vorbereitet scheinen. Sie sind natürlich auch nach einer gewissen Zeit überfordert, und kommt es dadurch wieder zu einem Wechsel, und sie verlassen die MA 11.

 

Im Jahr 2015 hat der Stadtrechnungshof auch festgestellt, dass es immer wieder zur Überschreitung der Gruppenhöchstzahl gekommen ist, also nicht acht Kinder und Jugendliche, sondern bis zu zwölf. Ja, da kann man sich, glaube ich, gut vorstellen, dass die MitarbeiterInnen täglich an die Grenze ihrer Belastbarkeit stoßen.

 

2018 hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft diesen Missstand erneut gemeldet, da ist aber scheinbar noch nichts passiert. Sie raten in Ihrem Bericht, auch dieses Konzept der Fremdunterbringung dringend zu evaluieren. Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen.

 

Es gibt seit 2018 eine neue Organisationsstruktur bei der MA 11 mit einem Organisationserweiterungs- und -entwicklungsprozess. Darin heißt es, dass man Versorgungs-Settings schaffen muss, die möglichst den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Das kann ich natürlich voll unterstreichen, aber es stellt sich die Frage, ob zwölf Kinder mit einer Betreuungsperson in einem Krisenzentrum hier wirklich das optimale Versorgungs-Setting darstellt.

 

Man sieht also anhand der Beispiele Schulsozialarbeit und Bildungsombudsstelle im Bereich der Sozialpädagogik ganz klar, was sich hier wie ein roter Faden durchzieht. Es sind gute Ansätze, aber in allen Bereichen fehlt es an Ressourcen und vor allem an Personal. Es ist hier die Stadt am Zug, dringend zu handeln, Personal aufzustocken, wie das sehr, sehr oft gefordert wird. Ich glaube, es braucht einfach den nötigen politischen Willen, dann kann Wien das auch tun. Ich glaube, dieses Ausreden auf den Bund ist gerade bei der Schulsozialarbeit nicht mehr angebracht. Man muss handeln. Das erwarte ich auch von den Verantwortlichen.

 

Zum Schluss bedanke ich mich noch einmal sehr herzlich für Ihren Bericht und Ihre Arbeit. Auf eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit auch im nächsten Jahr. Vielen Dank.

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächste Rednerin ist Frau Abg. Mag. Hungerländer am Wort.

 

15.39.24

Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Frau Jugendanwältin! Sehr geehrter Herr Jugendanwalt!

 

Ich spreche heute in Vertretung von Kollegin Schwarz, die sich kurzfristig entschuldigen lassen musste, und bringe sehr gerne ihre Punkte zum gegenständlichen Tätigkeitsbericht ein.

 

Gleich vorweg ist zu sagen, wir werden in diesem Jahr dem Tätigkeitsbericht zustimmen. Einerseits finden wir die Entwicklungen, die dieser Bericht macht, begrüßenswert. Er ist durchaus kritischer als die vergangenen Berichte. Das finden wir eine positive Entwicklung, weil das ja die Aufgabe ist, die dieser Bericht einnimmt. Gleichzeitig gibt es natürlich Punkte, die wir politisch anders sehen, aber das ist kein Grund, diesen Bericht abzulehnen, weil es sich ja um eine inhaltliche Auseinandersetzung handelt und es wichtig ist, dass der Bericht sein Aufgabe, nämlich eine kritische Kontrolle zu sein, wahrnimmt.

 

Eines der Themen, das ich aufgreifen möchte, ist Gewalt an Schulen. Es wird im Bericht ja konstatiert, dass es eine Problematik in Wien ist. Das ist ein Thema, auf das wir schon sehr, sehr lange aufmerksam gemacht haben. Es haben sich Kollegin Schwarz und unser Abgeordneter zum Nationalrat Kollege Mahrer immer wieder medial dazu geäußert. Es gab ja auch einen Runden Tisch zum Thema Gewalt an Schulen. Wir sind froh, dass das Thema jetzt auch hier Niederschlag findet, dass die Scheuklappen endlich abgelegt werden und dass offenbar eine erste Bereitschaft besteht, sich der Realität zu stellen und das Thema offensiv anzugehen.

 

Es ist zweifellos insofern wichtig, weil Gewalt an Schulen ganze Bildungskarrieren zerstören kann. Ich möchte gar nicht davon sprechen, was Mobbing, was Gewalt mit der Psyche von jungen Menschen anstellen kann. Es ist wichtig, dass die Gewaltspirale von zu Hause, im schlimmsten Fall die Weitergabe von Gewalt zur Schule, unterbrochen wird. Deswegen waren wir immer

 

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