«  1  »

 

Landtag, 46. Sitzung vom 25.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 79

 

der Ansicht und vertreten es auch weiterhin, dass es, wie Kollegin Emmerling auch schon gesagt hat, insgesamt mehr Schulsozialarbeiter braucht, das heißt, pro Standort einen Schulsozialarbeiter, eine Schulsozialarbeiterin, um hier bestmöglich auf Fälle von Gewalt und Fälle von psychischer Belastung eingehen zu können.

 

Ein weiterer Punkt, den ich mitgebracht habe, ist die Kritik an der Fremdunterbringung in Wien. Hier gibt es, wie Sie feststellen, eine negative Entwicklung, die sich auf die Qualität der Krisenabklärung auswirkt. Das Urproblem scheint zu sein, dass es einerseits zu wenig Personal gibt, anderseits, dass deswegen sehr junges, sehr unerfahrenes Personal eingesetzt werden muss. Das ist natürlich eine ausgesprochen herausfordernde und verantwortliche Rolle, die die Sozialpädagogen hier haben, weil es ja um nichts weniger als darum geht, festzustellen, ob ein Kind in der Familie bleiben darf oder ob es notwendig ist, das Kind herauszuholen. Das ist natürlich eine belastende und sehr verantwortungsvolle Aufgabe, und es ist notwendig, dass die Sozialpädagogen ausreichend Zeit und auch ausreichend Ressourcen haben, um diese Entscheidung zu treffen, und nicht unter einem zeitlichen Zwang stehen. Aus diesem Grund unterstützen wird die Forderung, dass es hier zu mehr Personal kommen muss und dass auch darauf geachtet wird, dass das Personal, das zum Einsatz kommt, ein gewisses Maß an Ausbildung und auch ein großes Maß an Erfahrung mitbringt.

 

Schlussendlich möchte ich auf den Punkt mit den Heimopfern eingehen. Auch hier haben wir schon lange kritisiert, dass die Stadt Wien die Zahlungen eingestellt hat, was unserer Meinung nach völlig unnachvollziehbar ist. Ja, natürlich gibt es jetzt inzwischen weniger Fälle, aber nichtsdestotrotz gibt es noch Fälle.

 

Ich war auch in der Behindertenkommission. Dort haben wir das Thema angesprochen, und dort wurde von den Anwesenden ganz explizit gesagt, es ist für Menschen mit Beeinträchtigung teilweise psychisch nicht einfach, binnen eines für sie kurzen Zeitraumes die Aktion zustande zu bringen, sich zu melden, also einerseits, das so weit zu verarbeiten, dass sie sich an die Stelle wenden, und zweitens, diesen Schritt tatsächlich auch zu tun, sich an der Stelle zu melden. Das habe ich aus der Behindertenkommission an Kritik mitgenommen und ich finde es auch nachvollziehbar, dass man in diesem Fall auf Menschen mit Beeinträchtigungen besonders eingehen muss. Es ist für uns völlig unverständlich, warum hier eine künstliche Schranke eingezogen wird, denn das Verbrechen ist ja tatsächlich passiert. Warum ab einem gewissen Datum dann keine Restitution mehr zu zahlen ist, obwohl das Verbrechen ja dasselbe war, ist nicht nachvollziehbar.

 

Was wir nicht teilen können, ist die Kritik an den Deutschförderklassen. Es gab ja unlängst eine Evaluierung, die gezeigt hat, dass der Großteil der Kinder den Übergang in den Regelunterricht geschafft hat, dass das eine gute Maßnahme ist. Wir erachten es nach wie vor als positiv, aber selbstverständlich nehmen wir die Kritik auf. Es ist Bundesmaterie, und das wird natürlich an das Bundesministerium weitergeleitet.

 

Woran wir uns auch nicht anschließen können, ist Ihre Kritik, dass der politische Islam nicht definiert ist. Da haben wir eine andere politische Meinung, aber ich glaube nicht, dass hier der Raum ist, das näher zu diskutieren.

 

Zusammengefasst danken wir für diesen Bericht. Wir finden, dass die Richtung, die eingeschlagen wurde, gut ist. Wir werden zustimmen und danken für Ihre Arbeit.

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Bevor ich der nächsten Rednerin, Frau Abg. Mag. Berner, das Wort erteile, möchte ich noch zur Kenntnis bringen, dass Abg. Guggenbichler seit 15.30 Uhr entschuldigt ist.

 

So, der Platz ist frei. Frau Abgeordnete, bitte.

 

15.46.10

Abg. Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Ich habe ein bisschen etwas mitgebracht, denn ich will auch manche Teile aus dem Bericht zitieren. Ich finde, manche Zitate sagen mehr, als wenn wir das im Metadiskurs erklären.

 

Ich beginne einmal mit einem großen Dank an Sie beide, die das ganze Jahr hier in der Kinder- und Jugendanwaltschaft gearbeitet haben. Danke, dass Sie so viel eingebracht haben, danke, dass Sie so viele neue Initiativen gestartet haben und dass Sie hier so einen umfassenden Bericht vorlegen. Ich finde, wir könnten ein bisschen klatschen.

 

Für mich interessant - es ist schon kurz genannt worden - ist auch der historische Überblick ganz am Anfang, sich nämlich noch einmal zu Gemüte zu führen, dass erst 1989 in Österreich die physische und psychische Gewalt in der Erziehung gesetzlich verboten wurde. 1989 - ich kann jetzt outen, wie alt ich bin -, das war das Jahr, als ich immerhin schon Matura gemacht habe, als ich also den gesamten Bildungsdiskurs in Österreich mitgemacht habe. Es war für mich auch irritierend, das in diesem ersten Überblick noch einmal so zu lesen. Zum Glück sind wir nicht mehr im Mittelalter, da hatten Kinder überhaupt keinen Anspruch auf eigene Ausbildungszeit und eigenes Recht bekommen.

 

Dann gibt es sehr viele Themen in dem Bericht, die ich nur streifen kann. Wir haben die 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention. Die Feierlichkeiten haben wir auch hier im Haus begangen. Es war toll, zu sehen, wie viele Kinder hier herkommen, wie viele Kinder sich hier mit ihren Kinderrechten beschäftigen, und vor allen Dingen das Theaterstück, das sie selber erarbeitet haben, in dem sie zum Teil ihre eigenen Geschichten reflektiert haben und gemeinsam mit Pädagogen und Pädagoginnen Kinderrechte und wie man sich dafür einsetzen kann, erarbeitet haben. Es zeigt, dass die kreative Auseinandersetzung im Zusammenhang mit Kunst und Kultur hilft, auch helfen kann, solche schwierigen Erlebnisse zu verarbeiten, aber auch zu sensibilisieren. Sehr viele positive Rückmeldungen gibt es von diesen Kindern und deren Eltern, wie toll das Projekt angekommen ist. Ich hoffe - ihr habt das ja auch vorgeschlagen -, dass wir weiterhin die Kinderrechte hier im Rathaus verankern können. Vielleicht zumindest mit einem Tag, an dem wir die Kinderrechte stärker ins Zentrum stellen. Ich halte das für einen guten Vorschlag und würde mich freuen,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular