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Landtag, 16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 78

 

Herr Stadtrat!

 

Sie haben jetzt sehr ausführlich die Höhe der Förderungen geschildert. Jetzt ist es aber so – ich bleibe bei meinen beiden Lieblingsprojekten in Hadersdorf –, dass ja die Firmen massiv viel Geld selbst beigesteuert, selbst investiert haben, um dieses hohe Niveau, nämlich einerseits die Internationalität der Architekten, andererseits aber auch die ganzen Kriterien des ökologischen Bauens, überhaupt ausführen zu können. Am Mühlweg ist es so, dass Architekten selbst sagen, zu dem Preis wie bisher ist es unmöglich, weitere Projekte mit diesem Standard auszuführen. Also das heißt, dass Bauen massiv teurer wird, und ich befürchte, dass dann diese 60 EUR zusätzliche Förderung für diesen Standard nicht ausreichen werden.

 

Und jetzt frage ich Sie: Inwieweit können Sie garantieren, dass, wenn wir dieses zeitgemäße Bauen – dieser Terminus ist ja jetzt sehr oft strapaziert worden – weiter aufrechterhalten und sogar verbessern wollen, trotzdem die Mieten nicht nur nicht steigen, sondern auch nicht dem Richtwertmietzins angepasst werden, sondern wir uns doch beim Kategoriemietzins einpendeln können?

 

Präsident Johann Hatzl: Herr Stadtrat!

 

Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Da sind mehrere Fragen in einer miteinander verbunden, wenn man so will, und in der Tat ist es so, dass das ja eine sehr komplexe Materie ist und viele Dinge auch sehr eng miteinander verknüpft sind.

 

Zum einen denke ich, dass wir mit dieser Neubauverordnung gewährleisten können, dass wir den sehr hohen Standard, den wir in Wien im geförderten Wohnbau haben, auch in Zukunft nicht nur aufrechterhalten, sondern weiter ausbauen können.

 

Wir haben diese Neubauverordnung in enger Abstimmung auch mit den Wohnbauträgern entwickelt, und es ist sicher so, dass viele Maßnahmen, die wir ja auch in Zukunft vorhaben, mit der finanziellen Förderung und Unterstützung durch diese Neubauverordnung auch in Zukunft gewährleistet sind. Sie haben aber sicher recht, dass es zusätzliche Wünsche von Wohnbauträgern oder von Mieterinnen und Mietern gibt, auch über das sehr hohe bestehende Ausmaß hinaus Akzente zu setzen.

 

Sie haben zwei Beispiele genannt, die aus unterschiedlichen Gründen sehr interessant sind. Am Mühlweg beispielsweise gibt es ja einen besonderen ökologischen Schwerpunkt, kombiniert auch mit sehr starken Elementen der Holzbauweise, ein sehr erfolgreiches Projekt. Ich wohne gleich in unmittelbarer Nähe und kann das täglich beobachten. Es wird von den Mieterinnen und Mietern auch sehr stark angenommen, ist sicher eines der besonders gelungenen und günstigen Projekte, wurde aber auch mit Förderung und Unterstützung der Stadt Wien errichtet, und wir konnten gerade auch in diesem Bau gewährleisten, dass der hohe Standard auf der einen Seite nicht durchschlägt auf höhere Mieten. Ich habe mir selbst Wohnungen dort angesehen, die wirklich großartig konzipiert sind, bei denen aber trotzdem gewährleistet ist, dass es erschwingliche Miethöhen gibt.

 

Beim zweiten Beispiel im 14. Bezirk, das Sie angeführt haben, war sicher mit ein Grund, dass es hier einen Pilotversuch gegeben hat, mit speziellen Wohnbauträgern, aber auch mit Baufirmen, ein bestimmtes Material, nämlich Beton, in den Vordergrund zu rücken. Das ist, wenn man so will, ein interessanter Zugang gewesen, und es hat sicher ein starkes Interesse, auch von den Betonfirmen, gegeben, das Image von Beton anders zu positionieren und zu zeigen, dass man auch mit diesem Baumaterial sehr kreative Bauten entwickeln, auch attraktive ästhetische Wege gehen kann, und ich denke, dass das auch gelungen ist.

 

Es ist ein Projekt, für das aus drei Ländern – Österreich, Schweiz und Deutschland – renommierte internationale Architekten zusammengekommen sind, um ganz unterschiedliche Wege auf einem Bauplatz zu gehen. Es ist, wenn man so will, ein bisschen eine Analogie zu dem, was wir ja auch schon im Rahmen der Werkbundsiedlung diskutiert haben. Auch hier versuchen unterschiedliche Architekten, auf einem Bauplatz neue Interpretationen zu finden. Von daher, denke ich, war es sicher gerechtfertigt, auch die zuständigen privaten Firmen in dieses Projekt so einzubeziehen, dass es hier zusätzliche finanzielle Leistungen gegeben hat.

 

Die Auswertung dieses Projekts wird auch dazu führen, darüber nachzudenken, ob es auch in Zukunft derartige – man kann fast sagen – Private-Public-Partnership-Modelle auch im Baubereich geben kann und soll. Die ersten Reaktionen auch von den zuständigen Baufirmen waren ja sehr positive und interessierte, auch wenn es zweifellos so ist, dass in einigen dieser Bereiche die vorgesehenen Baukosten überschritten worden sind, die aber dann auch von den Baufirmen abgedeckt worden sind. Das heißt, es hat keinen Niederschlag gefunden auf die Höhe der Mieten.

 

Das ist mir ja vor allem auch wichtig, dass hier nicht die Mieterinnen und Mieter für spezielle Bauformationen gefordert sind, zusätzlich höhere Mieten zahlen zu müssen. Das kann ich ausschließen, und mein Hauptziel in meiner Arbeit auch für die Zukunft wird sein, hier stabilisierend zu wirken, was die Miethöhen betrifft.

 

Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Gretner.

 

Abg Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Sie haben schon die Baukostensteigerung angesprochen. Es gäbe natürlich neben der Erhöhung der Förderung noch andere Wege, um billigeren Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Meine Frage zielt jetzt darauf ab. Wir haben bei einer Ausschussreise in Berlin zum Beispiel das Modell der Baugruppen gesehen. Da gibt es eine Baugruppenagentur der Stadt, die Menschen, die sich zusammenfinden, um gemeinsam zu wohnen, unterstützt – es wurden beispielsweise auch Bankengespräche geführt –, und auch die Stadtentwicklung ein großes Interesse hat, solche selbst organisierten Wohnbauten zu ermöglichen, weil eben die Identifikation mit dem Wohnumfeld dadurch steigt. Es werden Grundstücke zu Festpreisen angeboten, und als Kriterium gilt bei diesen Wohngruppen dann das Konzept und weniger die Kosten.

 

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