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Landtag, 8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 59

 

Ich habe diesen Vorschlag einen Monat vorher selbst gemacht und auch einen Antrag eingebracht. Da hat die SPÖ noch abgelehnt. Wahrscheinlich hat mein Antrag nicht ausreichend sozialdemokratisch gerochen! Hauptsache ist aber, dass wir nun tatsächlich senken.

 

Ich möchte aber doch darauf hinweisen, mit welcher Begründung dieser Antrag Ihrerseits einen Monat davor noch abgelehnt wurde, nämlich: Frau LhptmStin Laska hat darauf hingewiesen, dass man, so lange nicht mehr Planstellen vorgesehen sind, natürlich auch die Klassenschülerhöchstzahl nicht senken kann. Weiters hat sie darauf hingewiesen, dass man, so lange der Lehrer-Schüler-Schlüssel nicht verändert wird, selbstverständlich die Klassenschülerhöchstzahl nicht ändern kann. Im Grunde genommen sollte ich mich halt an den Bund wenden.

 

Nun ist nach wie vor von einer Anhebung der Planstellen keine Spur und von einer Änderung des Schlüssels keine Rede, und davon ist auch im Regierungsübereinkommen nichts zu finden. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Na ja, nicht in dieser direkten Form! Aber wir werden ja sehen, was kommt! Es würde mich freuen, wenn es kommt. Dennoch senkt aber Wien jetzt die Klassenschülerzahl, und das ist gut so.

 

Ich werde mir erlauben, einen Zusatzantrag einzubringen. Dieser Zusatzantrag fordert, dass nicht nur in den Volksschulen, in den Hauptschulen und in den polytechnischen Schulen, sondern auch in den Berufsschulen eine entsprechende Senkung der Klassenschülerhöchstzahl von 30 auf 25 erfolgt (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich könnte jetzt einiges dazu sagen, was mir so durch den Kopf geht, warum das in dem Entwurf jetzt nicht enthalten ist. Ich sage es aber aus einem ganz einfachen Grund nicht, weil nämlich der Herr Landeshauptmann bereits zugesagt hat, dass diese Änderung vorgenommen werden wird. Damit bin ich zufrieden. Dann kommt es halt einen Monat später, das soll mir auch recht sein. Jedenfalls hat der Landeshauptmann aber sofort verstanden, dass man diese Senkung auch den Berufsschulen zugute kommen lassen muss, und das ist gut; damit bin ich zufrieden.

 

Ich muss jetzt aber etwas hinzufügen: Man kann natürlich jetzt die Klassenschülerhöchstzahl von 30 auf 25 senken, und man kann sie von 25 auf 24, auf 23 und auf 22 senken, ohne damit die Ziele zu erreichen, die man eigentlich erreichen will, und ohne damit unbedingt erfolgreich zu sein, wenn man nicht gleichzeitig auch noch andere Maßnahmen zumindest einmal als Ziel formuliert. Das fehlt aber leider auch im Regierungsübereinkommen. Wenn man nämlich die Klassenschülerzahl senkt und zum Beispiel nicht gleichzeitig dafür sorgt, dass der Frontalunterricht abgestellt wird und moderne Unterrichtsmethoden, Reformpädagogik und innovative Pädagogik in alle Klassen Einzug halten, dann ist die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl noch nicht unbedingt ein Erfolg hinsichtlich der Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler.

 

Für jene, die vielleicht mit der Schulmaterie weniger bewandert sind: Frontalunterricht heißt, dass vorne die Pädagogin oder der Pädagoge steht und auf die SchülerInnen einspricht, die nach wie vor so in ihren Bankreihen sitzen, wie es auch in einer alten Klosterschule der Fall war. Das heißt, es ist damit zwar garantiert, dass die Pädagogen sprechen, aber wie Sie als Abgeordnete sehr gut wissen, heißt das, wenn hier vorne eine Rednerin so wie ich gerade spricht, noch lange nicht, dass diejenigen, die da sitzen, auch zuhören, und selbst wenn man zuhört, heißt das noch lange nicht, dass man alles versteht oder sich auch etwas merkt. (Abg Mag Marie Ringler: Wir verstehen es!) Danke! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich bin den GRÜNEN von Herzen dankbar: Sie hören, verstehen, denken mit und arbeiten mit! Ich finde das wirklich goldig! Danke! (Zwischenruf von Abg Mag Rüdiger Maresch.)

 

Das ist nicht immer so, das füge ich hinzu. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich sage jetzt nur für alle, die es nicht wissen: Ich habe hier bereits einmal eine Rede gehalten, ohne dass auch nur ein einziger Grüner überhaupt im Raum war! Aber ich bin sicher, ihr habt unten an den Mikrophonen gelauscht! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Mein Dank ist euch ewig gesichert!

 

Um nun wieder auf die Schule zurückzukommen: Wenn man davon ausgeht, dass das Sprechen und der Vortrag der Pädagogen an sich unmittelbar einen Zusammenhang mit dem Lernerfolg der SchülerInnen hat, dann irrt man sich. Sprechen ist Sprechen und sonst gar nichts und hat mit Lernen und der Organisation von Lernen gar nichts zu tun. – Um es allgemein auszudrücken: Die Schule sollte schleunigst dafür sorgen, dass nicht der Unterricht organisiert wird, sondern das Lernen der Schülerinnen und Schüler! Das muss sichergestellt sein. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Das kann man durch moderne Unterrichtsmethoden und dadurch sicherstellen, dass man die Schülerinnen und Schüler einfach selbst lernen lässt. Wir hatten ja heute ein wunderbares Beispiel, nämlich das Thema Klimawandel, das sich hervorragend für den Projektunterricht eignen würde. Da könnte es nämlich hervorragend gelingen, dass Schülerinnen und Schüler ihre Fragen formulieren und dann die Antworten selbst erarbeiten, damit Arbeit und Lernen stattfindet. Das ist ein hervorragendes Thema!

 

Selbstverständlich gibt es in Wien Lehrerinnen und Lehrer, die die Schulstunden aus eigenem Engagement heraus so gestalten und versuchen, das Lernen zu organisieren, anstatt sich vorne hinzustellen und Predigten zu halten, die weder jemand hört noch hören will und die nicht zum Lernen führen. Solche Lehrerinnen und Lehrer gibt es. Erstens sind es aber zu wenige, zweitens lernen sie die entsprechenden Methoden nicht, die sie erlernen sollten, und der Gipfel der Sache ist drittens, dass sie, wenn sie diese Methoden erlernen wollen, es sich selbst bezahlen dürfen und ihre Freizeit nach Lust und Laune dazu aufwenden müssen. Vielfach ist das wirklich so! Vieles von dem, was Lehrerinnen und Lehrer können, anwenden und den Schülern anbieten, haben sie sich selbst angeeignet und selbst bezahlt, und das wird in

 

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