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Landtag, 13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 57

 

Diskussion teilhaben, im Regelfall aber sagen: Nein, da halt’ ich mich lieber heraus, da verbrenn’ ich mir nur die Finger -: He, diesen Beitrag einer Debatte, eines Streites, einer Auseinandersetzung wollen wir mit dir führen.

 

Denn eines, liebe Kolleginnen aller Fraktionen mit kleinem "i": Es ist eine Illusion, irgendwo in der Geschichte zu sagen: He, eine Gruppe soll jetzt aus Erkenntnis „Okay“ sagen: (GRin Mag Sonja Wehsely: Ein Kampf!) Na wenn das nicht ist, ist es entweder eine Konkurrenzsituation oder ein Deal, ein Deal um Selbstverständlichkeiten. (GRin Mag Sonja Wehsely. Ein Kampf!) Ein...

 

Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Herr Abgeordneter, Sie haben noch eine Minute.

 

Abg Mag Christoph Chorherr (fortsetzend): Ein Kampf. Es ist ein Kampf. Trotzdem führen wir diese Diskussion und bekennen uns dazu. Vielleicht wäre es ehrlicher, aber ich sage nur vielleicht, ich weiß es nicht, den Kampf als Kampf so anzusprechen, Rollen zuzuweisen, aber jedenfalls eine Diskussion zu führen.

 

Ich halte es für wichtig, abschließend - ich habe noch viel da stehen, was ich mir jetzt spare, aus Zeitgründen sparen muss -, eine Weiterentwicklung der Diskussion zu machen, damit wir nicht in 20 Jahren da stehen und sagen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Sauerei, diese Unterschiede und noch immer bleiben die Männer noch viel zu wenig zu Hause. Da sollte uns gemeinsam im Dialog, im Streit, im Kampf etwas einfallen, um das in Bewegung zu bringen, weil letztlich ist das Zusammenarbeiten, das Zusammenleben, das Zusammenstreiten zwischen Männern und Frauen ziemlich interessant. Vor allem eine Gruppe kann da noch viel lernen, und das sind die Männer.

 

Da ersuche ich oder frage ich die Mehrheit in diesem Lande, das sind die Frauen, welche Rolle sie im Diskurs, im Streit, im Kampf, Frau Kollegin Wehsely, den Männern hier zugestehen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gemeldet ist die Frau Abg Schöfnagel.

 

Abg Barbara Schöfnagel (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Meine Damen und Herren!

 

Was heute anlässlich des Frauentags gesprochen wurde, ist teilweise wichtig, ist gut, ist schön, man kann es beurteilen wie man möchte, doch was ich heute erlebt habe, ist vielfach ein politisches Hick-Hack und hat mit den wirklichen Bedürfnissen der Frauen relativ wenig zu tun.

 

Die SPÖ wirft als Schwerpunkt heute in den Reden der neuen Regierung unsachliche, unvernünftige Politik und Frauenfeindlichkeit vor. Wir wiederum sind in vollem Bewusstsein, aktiv für die Frauen tätig zu sein und verstehen nicht die Subventionspolitik, zumindest teilweise nicht, die hier von der SPÖ gemacht wird. Ich glaube, wir sollten das heute zur Kenntnis nehmen, weil es sich doch zeigt, wie unterschiedlich die Parteien die Frauenpolitik sehen, aber alle eigentlich irgend etwas für die Frauen machen möchten, nur die Ansätze sind verschieden. Sie sehen das so, wir sehen es anders. Warum kann man das nicht einmal auch so stehen lassen?

 

Was mich aber auch in diesem Zusammenhang mit Frauenpolitik sehr beschäftigt - und ich möchte den Frauentag als Anlass nehmen -, ist der bevorstehende Krieg im Irak. Denn egal, welcher Krieg stattfindet, Verlierer sind immer die Frauen. Sie sind es ja meistens, die sich um die familiären Probleme kümmern müssen, während die Männer die Welt verändern wollen. Die Frauen und Mütter sind es, die sich um die Not der Kinder sorgen müssen, wenn nichts zum Essen vorhanden sind. Aber sie sind es auch, die in einem Krieg oftmals ohne Schutz der Willkür ausgeliefert sind. Und es sind auch die Frauen, die am meisten gegen einen Krieg auftreten, weil sie wissen, welches Leid und welche Not damit herauf beschworen wird.

 

Meine Damen und Herren! Wer, so wie ich, ein Land hautnah erlebt hat, und in diesem Fall ist es Rumänien gewesen, das ich meine, wo ein Diktator das Volk ausgehungert hat und die Frauen und Mütter die schwerste Last zu tragen hatten, denn die Lebensmittelversorgung, die Beschaffung der Bekleidung, der tägliche Kleinkrieg für die Familie hat die Leute dort zermürbt, vor allem die Frauen kaputt gemacht.

 

Wer aber auch ein Land, so wie ich, persönlich erlebt hat und in diesem Fall meine ich Kroatien und Bosnien, wo Krieg herrschte und die Frauen und Mütter nicht wussten, wo sie mit den Kindern hin sollten, wie sie ihre Familie am nächsten Tag versorgen sollen und wie sie ihre Familie vor Kälte und Aggressionen schützen sollen, wo in den Spitälern vor allem die Frauen und Kinder lagen, die durch den Krieg betroffen waren oder so wie in Sarajewo, wo ich so viele Körperbehinderte auf den Straßen erlebt habe, wie ich es sonst noch nie in meinem Leben gesehen habe. Und das waren wieder sehr viele Frauen und Kinder, die durch den Krieg verstümmelt wurden.

 

Meine Damen und Herren! Auch wer erlebt hat, wie in einem Land und ich meine damit jetzt den Kosovo, wo ich Hilfe leisten konnte, wo durch den Krieg vor allem Frauen und Mütter die Gewalt und riesiges menschliches Leid erleiden mussten - und ich brauche Ihnen hier nicht von den tragischen Ereignissen wie Vergewaltigung, Vertreibung und Ermordung erzählen, Sie wissen das alles aus den Berichten im Fernsehen -, aber wer all dieses wenigstens nachvollziehen kann, versteht sicher, warum ich heute gegen einen neuen Krieg auftrete.

 

Der drohende Krieg gegen den Irak wird, falls er stattfindet, wieder Tausenden Menschen das Leben kosten. Die Zivilbevölkerung wird wieder das Schlimmste erleben, was wir uns nur vorstellen können. Tausende Menschen werden verstümmelt, verletzt oder für ihr ganzes Leben gezeichnet sein. Und Tausende Frauen und Kinder werden in größter Not übrig bleiben.

 

Präsident Hatzl hat uns heute in seiner Mitteilung von der Vergangenheit erzählt. Ich denke, es ist ebenso wichtig, in die Zukunft zu schauen und gegen diesen Krieg aufzutreten, gegen einen Krieg, der Gewalt, Zerstörung und Leid bringt.

 

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