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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 106

 

es durch ethnische Hintergründe, sei es durch Religion oder andere Gründe. Ich bitte Sie, diesem Antrag zuzustimmen und danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Frau Gemeinderätin, darf ich Sie noch um Desinfektion ersuchen? - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gorlitzer. Ich erteile es ihm. Selbstgewählte Redezeit acht Minuten.

 

9.36.36

GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!

 

Ich darf heute unseren Kultursprecher Peter Eppinger ein bisschen vertreten, weil er krank ist, und deswegen auch die Rede etwas anders beginnen. Ich möchte mich bei den Kulturausschussmitgliedern bedanken, weil das ein sehr wertschätzender und eigentlich freundlicher Umgang im Kulturausschuss ist, und es macht mir auch Spaß, dabei zu sein. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)

 

Nichtsdestotrotz muss man schon sagen, Karl Mahrer und sein Team der Wiener Volkspartei werden hart in der Sache sein, aber respektvoll und wertschätzend im Umgang. Und jetzt kommen wir gleich zur Kulturpolitik. Drei Beispiele in Wien: das Volkstheater, die Vereinigten Bühnen und das neue Pratermuseum. Das sind drei Schauplätze, die sehr klar und deutlich zeigen, dass die Wiener und das Kulturleben leider nicht mehr zusammenpassen.

 

Das ist eine Ehe, die zerrüttet ist, ja, eine Ehe, die fast in den letzten Zügen liegt. Wir dürfen uns als Wiener Volkspartei als Paar-Coach anbieten, um aufzuzeigen, was man da verbessern kann. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Buh, das sind Vergleiche! Ehe, Paar-Coach!) Die Frau Stadträtin würde gut tun, einfach auf die eigenen Leute zu hören. Das Volkstheater, ich zitiere die Frau Stadträtin: „Das Haus braucht sicher mehr Luft, um sich zu bewegen. Ich möchte die Haut des Theaters mehr perforieren.“ Ja, das Perforieren ist gelungen, die Löcher sind da, nämlich im Zuschauerraum, die Auslastung des Volkstheaters liegt bei 47 Prozent. In den ersten 3 Monaten wurden 1.564 Freikarten ausgegeben und es sind überschaubare 250 Abonnenten. Das sind weniger, als wahrscheinlich hier bei dem Livestream zuschauen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Es sind sogar weniger ...)

 

Das Volkstheater ist schon lange kein Erfolgstheater mehr, und es braucht mehr als das Programm, wie zum Beispiel das Stück „Die Politiker“, das sehr propagiert worden ist und eine Auslastung von 35 Prozent gehabt hat. Das Programm ist mittlerweile kein Programm, sondern eine Publikumsvertreibung.

 

Wenn man daran denkt, dass es ein Stück gegeben hat: „Zertretung - 1. Kreuz brechen oder Also alle Arschlöcher abschlachten“, na, danke schön. Ich bin ja schon für die Freiheit der Kultur, aber da ist Selbstzufriedenheit schon ziemlich fehl am Platz. (Beifall bei der ÖVP und von GRin Veronika Matiasek.) Es wurde schon angesprochen: 9,5 Millionen EUR Steuergeld werden da investiert. Ich ersuche Sie dringend, Frau Stadträtin, kommen Sie heraus aus Ihrer eigenen Kulturblase, die überschaubare Gruppe, die Ihnen applaudiert, ist relativ klein. Sie hören sonst den Hilferuf des Volkstheaters nie.

 

Wenn man das jetzt anders vergleicht, die anderen Theater, wie Burgtheater, die Staatsoper oder das Theater im Park von Michael Niavarani, haben trotz Corona-Krise neue Ideen, sehr kreative Ideen entwickelt, um am laufenden Betrieb zu bleiben. Bei den Vereinigten Bühnen, das ist ein Klassiker seit Jahrzehnten, bemängeln schon der Stadtrechnungshof und auch andere Rathausparteien das Geschehen.

 

Allerdings wurde die Förderung saftig erhöht, von 36,35 Millionen auf 50 Millionen EUR im Jahr 2022. Das sind 14 Millionen EUR mehr an Subvention, und das, obwohl das Theater an der Wien eigentlich seit März nicht mehr spielt. Ich gebe zu, es wird saniert und es sollte ins MuseumsQuartier ausweichen. Die erste Vorstellung im MuseumsQuartier, wann wird die sein? - Im Oktober. Das heißt, wir haben jetzt eigentlich keinen Spielbetrieb, trotz kompletter Förderung und obwohl der Bund das Theater deutlich fördert und ihm mit Corona-Wirtschaftshilfen, Kurzarbeit und Umsatzersatz unter die Arme greift. Das Theater an der Wien steht auf Grund der Sanierung nun für zwei Saisonen leer und bezieht trotzdem die massive Förderung. Das ist, meine Damen und Herren, eine verfehlte Subventionspolitik der Stadt Wien, und dem stimmen wir nicht zu. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Noch ein Beispiel, das Pratermuseum: Sie können sich erinnern, wir haben es hier 2021 beschlossen, das Pratermuseum soll um 1,6 Millionen EUR errichtet werden. Jetzt kam dann der Antrag, Steigerung, neue Pläne um 2,5 Millionen EUR, also insgesamt kostet das Pratermuseum 4,16 Millionen EUR und es soll zu einem Zeitpunkt errichtet werden, wo die Baukosten explodieren und wo der Sinn eines neuen Pratermuseums, sage ich einmal, fraglich ist. Wir haben nachgefragt, warum jetzt ein neues Pratermuseum: Na, weil jetzt eine allgemeine Depression in Wien vorherrscht. Wenn man 4,16 Millionen EUR mehr ausgibt, dann muss man eher aufpassen, dass man nicht eine Aggression der Steuerzahler auf sich zieht. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Thomas Weber hat sie schon angesprochen, die Kulturstrategie: Zur Kulturstrategie haben wir auch die Frage gestellt, wann die ausgearbeitet wird. Seit über zwei Jahren hören wir im Kulturausschuss: Wir suchen noch nach den richtigen Fragen. Wenn Sie nach den richtigen Fragen suchen, Frau Kulturstadträtin, hätte ich jetzt ein paar Fragen für Sie parat.

 

Wie lange wollen Sie noch zuschauen? Wie lange wollen Sie noch Karten in großen Häusern mit über 300 EUR je verkauftem Ticket subventionieren? Wie leer müssen die Theatersäle noch werden, dass Sie endlich aufgeben, cool und entspannt und relativ zufrieden zu sein? Sie sind ehemalige Festivalleiterin und Dramaturgin und jetzt muss eines klar sein: Im Kulturbereich in Wien spielt sich leider ein Drama ab. (GR Thomas Weber: Geh!)

 

Kommen wir zu einem Punkt, der mir besonders wichtig ist, das sind die Musikschulen in Wien. Darüber plaudern wir schon seit vielen Jahren. Ich bin in Hietzing

 

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