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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 99

 

großgeschrieben. Die kann nämlich genau das: Sie sagt evidenzbasiert, welche Medien wie oft von welcher Zielgruppe konsumiert werden und gibt uns die Möglichkeit, möglichst genau und zielgerecht zu schalten. Das Ganze natürlich crossmedial, denn obwohl ich bei Ihren Ausführungen oft den Eindruck habe, dass die Wiener Medienlandschaft nur aus Tageszeitungen besteht, ist dem natürlich und Gott sei Dank nicht so. Bei einer zielgerichteten Kommunikation geht es darum, auch einen sinnvollen Medienmix zu haben - Tages- und Wochenzeitungen, Radio, Fernsehen, Online-Medien und natürlich Social-Media-Plattformen.

 

Ganz im Sinne des Prinzips der Wiederholung: Bei einer guten Kommunikationsstrategie sucht man sich nicht ein Medium aus und schaut, wen man damit erreicht, sondern man schaut, wen man erreichen möchte und sucht sich danach die sinnvollsten Medien aus. Dementsprechend macht es auch keinen Sinn, gewisse Medien, wie zum Beispiel den Boulevard, kategorisch auszuschließen, obwohl man durch sie Menschen erreichen könnte, die man dringend informieren möchte - siehe zum Beispiel die Corona-Impfung. Es gibt da große Tageszeitungen, die wahrscheinlich eher von Ungeimpften gelesen werden, dementsprechend müssen wir genau dort Aufklärungs- und Informationskampagnen schalten. Denn unser aller - also wahrscheinlich fast aller - Ziel ist es ja, dass wir möglichst viele Leute zum Impfen bewegen. Dieses Ziel aufs Spiel zu setzen, weil man gewisse Kommunikationskanäle nicht bedienen möchte, ist meiner Meinung nach verantwortungslos.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nein, die letzten Wochen haben auch mich nicht kalt gelassen, nein, es gibt aus meiner Sicht keine Entschuldigung für eventuelle rechtliche, aber ganz sicher politische und menschliche Verfehlungen, die rund um den Altkanzler Kurz passiert sind und in die allem Anschein nach auch Medieninhaber verwickelt sind. Also, eine Bitte, vor allem in Richtung der GRÜNEN: Arbeiten wir nicht nur in Wien, sondern vor allem auch dort, wo sie eigentlich angesiedelt sein sollte, nämlich im Bund, an einer sinnvollen Medienförderung, in der man klare Kriterien erfüllen muss, in der qualitativ hochwertiger Journalismus unterstützt und kritischer Journalismus gefördert werden.

 

Arbeiten wir aber vor allem gemeinsam gegen Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Das machen wir am besten, indem wir zeigen, was zum Beispiel unsere Stadt für die Wienerinnen und Wiener leistet, und ganz sicher nicht, indem wir das System Kurz stützen. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Ich erteile ihm das Wort.

 

19.02.55

GR David Ellensohn (GRÜNE)|: Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!

 

Rahmenkommunikationsplan: 19,8 Millionen EUR. Das sind umgelegt, nur damit man ein Gefühl dafür kriegt, jeden Tag 54.246 EUR - am 1. Jänner, am 1. Mai, am Geburtstag des Herrn Bürgermeisters, jeden einzelnen Tag, das ganze liebe Jahr lang. Oder wenn man es ein bisschen genauer macht: Wenn da jemand eine Minute spricht, gehen schon wieder 40 EUR ins Inserat, jede Minute. Wenn wir schlafen, jede Minute, jede Stunde, in der jemand von uns schläft, inseriert der Bürgermeister für 2.260 EUR. Das ganze Jahr, am Feiertag am Sonntag, immer. Das ist - soll man gratulieren, ich weiß nicht - Weltrekord, absoluter Weltrekord Wien. Jetzt hätte ich eigentlich zumindest von der Sozialdemokratie Applaus erwartet, schon wieder Erster.

 

In der Begründung des Antrags, den ich dann einbringe, steht: Inseratenkorruption stoppen, Inserate halbieren, 10 Millionen EUR sparen, Wien ist Inseratenweltmeister. Eigentlich ist es eine kleine Challenge, weil ich natürlich nicht alle 10.000 Städte auf der ganzen Welt durchgeschaut habe, aber alle größeren europäischen Städte, alle Hauptstädte, da finde ich nichts, und jetzt könnten Sie das widerlegen und irgendwo auf der Welt eine Stadt finden, in der es mehr ist. Ich habe nachgeschaut: In den Diktaturen ist es sowieso nicht so, die brauchen nicht zu inserieren, denn die machen es ganz anders, da gibt es das nicht. Die kaufen die Medien, sie haben die anders im Griff. In Europa habe ich nichts gefunden. Da habe ich ein paar Sachen verglichen und habe mir gedacht: Bist du narrisch, bei uns - ich habe es gerade von der Vorrednerin gehört - würden die Menschen ja gar nicht wissen, dass man sich impfen lassen kann oder dass es eine Pandemie gibt, wenn man nicht auf Tod und Teufel inserieren würde. Das wäre ja komplett an allen vorbeigegangen, dass man Impfungen hat. - Sie inserieren hier viel mehr, der Weltmeister heißt nicht Bund.

 

Ich weiß, Sie finden, dass der Bund wahnsinnig viel Geld ausgibt, und schmeißen selbst das Vielfache davon raus. Es kann nur offensichtlich niemand rechnen, denn hier sind schon so viele Reden gehalten worden, in denen gesagt wurde, der Bund hat so viele Millionen beschlossen. Sie beschließen jetzt gerade ein Vielfaches davon. Sie müssen das nämlich multiplizieren, in Österreich wohnen mehr Menschen als in Wien, nicht umgekehrt. Vielleicht ist das der Haken bei der ganzen Rechnung.

 

Ich habe mir zum Beispiel angeschaut, wie man das in England, in London macht. Die Menschen dort müssen doch wissen, dass es eine Pandemie gibt. Wie erfahren die das dort? Was macht der Bürgermeister von London? - Er inseriert tatsächlich auch ein bisschen wegen der Pandemie, der hat tatsächlich ein Budget verbraucht. Vor 2 Jahren hat das gesamte Greater London Assembly noch ein Budget von 901.000 Pfund im Jahr gehabt, jetzt ist es auf über 1 Million gewachsen. Eine ganze Million Pfund geben die in einem Jahr in diesem kleinen London aus. Wenn man das jetzt vergleicht, dass dort mittlerweile 90 Prozent geimpft sind, das wissen wir auch, ist ja die Frage, ob es da einen echten Zusammenhang gibt: Je mehr man inseriert, desto mehr Leute lassen sich impfen? - Ich sehe keinen.

 

Dass das hier jetzt als Begründung hergenommen wird, ist echt eine intellektuelle Beleidigung von allen, die da herinnen sitzen. Das ist, jetzt hätte ich fast etwas gesagt, für das ich mir einen Ordnungsruf einhole, aber das geht echt nicht. Sie wissen selber, Niki Kowall von

 

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