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Gemeinderat, 69. Sitzung vom 01.07.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 94

 

Stadt, für diese Kommune und vor allem für diese Menschen sehr, sehr wertvolle Arbeit. Sie organisieren nicht nur die Parade, sondern sie leisten wertvolle Arbeit gerade bei diesen Übergriffen, bei Diskriminierungen, sie beraten, sie begleiten die Menschen bei den Anzeigen, sogar ins Krankenhaus, sie organisieren rechtlichen Beistand. Sie unterstützen die Menschen beim Coming-out – das ist oft für die Familien, aber auch für die Betroffenen ein schwerer Schritt. Sie machen das mit sehr viel Empathie auf Grund der eigenen Erfahrung aber auch auf Grund dieser professionellen Arbeit.

 

Sie machen auch eine sehr, sehr wichtige Arbeit, nämlich die Gedenkarbeit. Und wir wissen ja alle, was diesen Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung in diesen dunklen Kapiteln unserer Geschichte angetan wurde. Auch das ist an der Arbeit dieses Vereins ganz wichtig. Sie sind Anlaufstelle für viele Fragen, sie sind auch ein Dokumentationsarchiv und Informationsstelle für viele JournalistInnen, für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, bei Forschungen im Umgang mit diesen Gruppen. Sie sind Aufklärer in den Schulen, sie leisten wertvolle Arbeit mit den Jugendlichen, sie organisieren Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen, sie vernetzen sich national und international.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich finde, dass es eine wertvolle Aufgabe einer Kommune ist, jede Benachteiligung, jede Diskriminierung aufzuspüren und diese wertvolle Arbeit zu schätzen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie um Zustimmung zu dieser Subvention. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Wir kommen nun zur Abstimmung17.27.50 über die Postnummer 5. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Das ist mit Zustimmung der ÖVP, der SPÖ, des Herrn GR Akkilic und der GRÜNEN mehrstimmig angenommen.

 

17.28.00Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 15 der Tagesordnung, sie betreffen Subventionen für verschiedene Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Osteuropa, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Schuster, die Verhandlungen einzuleiten.

 

17.28.21

Berichterstatter GR Godwin Schuster: Ich ersuche um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. – Ich erteile ihm das Wort.

 

17.28.34

GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus)|: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Wir haben heute in der Früh nach der Fragestunde mit einer Aktuellen Stunde zu Europa begonnen, Vision Europa. Jetzt gehen wir noch ein Stück weiter. Jetzt sind wir bei der Entwicklungszusammenarbeit nicht nur in Europa, sondern mit anderen Kontinenten und anderen Ländern gemeinsam.

 

Wir haben zehn Projekte, die von der Stadt Wien gefördert werden. Zwei davon stehen nicht auf der Tagesordnung – falls es jetzt jemand sucht –, da sie bereits einstimmig genehmigt wurden. Dabei handelt es sich um zwei Projekte, die Kinder betreffen, eines in Nepal und eines in Syrien, es betrifft Bildungsfragen.

 

Da ich mich darüber freue, dass zwei Projekte einstimmig durchgegangen sind und es sich dabei um Kinder handelt, sage ich noch einen Satz zum vorigen Geschäftsstück, zu den Ausführungen von Herrn Haslinger: Es sind ja zwei Projekte, da stimmen alle zu, die sind auch nicht auf der Tagesordnung, ich habe es gerade gesagt, Kinder in Nepal und Syrien. Zum vorigen Geschäftsstück, wo sie einiges sehr unangenehm für viele formuliert haben, möchte ich Ihnen einen Gedanken mitgeben. Als ich den gehört habe, habe ich mir gedacht, es nützt vielleicht über das grünalternativ-progressive Milieu hinaus auch etwas, wenn man weiß, dass Kinder, die mit ihrer Sexualität kämpfen und mit zehn Jahren noch nicht wissen, ob sie heterosexuell oder homosexuell sind, das halt irgendwann in den Jahren danach lernen, wie das ist. Wenn ein Kind dann draufkommt und sagt, ich glaube, ich bin schwul, dann haben Sie in der Statistik bei der Selbstmordrate einen Unterschied von eins zu sechs. – Jugendliche, die homosexuell sind, haben eine sechs Mal so hohe Selbstmordrate als heterosexuelle Jugendliche.

 

Das kommt von einer Stimmung, von einem Klima, wo jemand – obwohl sie natürlich auch nicht wollen, dass das passiert – sagt, das ist grauslich, das will ich nicht sehen, das geht mich nichts an. Das ist die Stimmung, und das können Sie nicht wissen, niemand von uns. Ich habe drei Buben, die sind jetzt alle noch unter zehn Jahre alt. Was weiß ich, was die in zehn Jahren für eine Sexualität haben. Keine Ahnung, sie wissen es ja selbst noch nicht. Aber das ist eine Stimmung, in der sie aufwachsen, und wenn sie wenigstens ein Elternhaus haben, das ihnen hilft, dann hilft das was. Aber es helfen halt auch die Peer Groups und das ganze Klima, und, und, und.

 

Das sollte man zumindest – das ist nur ein Versuch – mitdenken. Denn Erwachsene kommen schon irgendwann zu Recht. Erwachsene in der Stadt schaffen es irgendwann. Es ist nicht immer leicht, es gibt trotzdem Diskriminierung, aber bei Kindern … Wenn Sie so etwas sagen und da ist einer in der Nähe, der 14 Jahre alt ist und mit sich kämpft, sagt er Ihnen das nicht, aber der hat wieder das Gefühl, das ist eigentlich nicht okay. Und wenn ich mir bei der Selbstmordrate eins zu sechs vorstelle, dass das einem Bub von mir passiert, und dann komme ich drauf, das war irgendwie ein Klima … Ich bin ja nicht den ganzen Tag dabei, ich bin ja jetzt auch nicht dort, wo meine Kinder sind. Dann finde ich es – angesichts dessen, dass sich auch die FPÖ durchgerungen hat, sich immerhin mit zwei Projekten zu beschäftigen, die nicht in Österreich stattfinden, sondern mit Kindern aus Nepal und Syrien – nachdenkenswert. Das würde mir schon helfen, wenn man vorsichtiger wäre bei der Formulierung der Frage, wie man Homosexualität sieht. Dass Sie es für sich ausschließen, na ja. Wenn man

 

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