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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 07.09.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 68

 

Beantwortung der 1. Anfrage.

 

Die 2. Anfrage (FSP - 03003-2012/0001 - KU/GM) wurde von Herrn GR Dr Aigner gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung gerichtet. (Carsharing ist eine im Kommen befindliche Form öffentlicher Mobilität. Dabei erfreut sich das flexible und "parkplatzneutrale" Modell von Car2go steigender Beliebtheit. Dennoch präferieren Sie fixe Stellplätze eines Carsharing-Anbieters, was bei Bewohnern in parkraumbewirtschafteten Zonen und Taxiunternehmern auf massive Widerstände stößt. Wie rechtfertigen Sie diese "Privatisierung" öffentlichen Grundes, die auch unter dem Gesichtspunkt des verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatzes problematisch erscheint?) Bitte, Frau Vizebürgermeister.

 

9.21.00†VBgmin Mag Maria Vassilakou - Frage|

VBgmin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Um es kurz und bündig auf den Punkt zu bringen: Hier geht es nicht um die Frage „Car2Go“ oder Carsharing an fixen Standorten im öffentlichen Raum. Vielmehr braucht Wien ein System, das diese Angebote enthält und viele weitere mehr, die unter Umständen in den nächsten Jahren entstehen werden.

 

Zunächst zu „Car2Go“: „Car2Go“ ist ein sehr neues System, es ist in Summe mehr oder weniger ein System, das ungefähr seit den letzten zwei Jahren erprobt wird. Es ist tatsächlich weltweit auf dem Vormarsch, es wird mit größter Begeisterung von der Bevölkerung angenommen. Es gibt allerdings bis zum jetzigen Zeitpunkt keine wissenschaftlichen Studien oder Untersuchungen oder Evaluierungen über die Effekte, die über „Car2Go“ erzielt werden.

 

Fakt ist, dass in Wien „Car2Go“ tatsächlich eine sehr große Erfolgs-Story darstellt, dass es hier insbesondere von jüngeren Menschen sehr gut angenommen wird und dass es mithin teilweise dazu beiträgt, dass Menschen auf das eigene Auto verzichten und auf Grund eines sehr, sehr guten Mix an vorhandenen Angeboten, nicht zuletzt „Car2Go“ sowie das sehr gute Angebot der Wiener Linien, schlussendlich, wie gesagt, die Entscheidung treffen, auf ein eigenes Auto zu verzichten beziehungsweise gar nicht erst eines zu kaufen.

 

Auf der anderen Seite muss man sagen, dass „Car2Go“ derzeit im Wesentlichen im dicht verbauten Gebiet angeboten wird, also genau dort, wo das Öffi-Angebot in Wien ein ausgezeichnetes ist und auch die Dichte eine ausgezeichnete ist.

 

Und damit könnten wir, wie gesagt, nicht Allgemeinschlüsse daraus ziehen, inwieweit sich „Car2Go“ positiv auswirken wird auf das Ziel der Reduktion des Autobesitzes in Wien, was ja in Summe zu einer Entspannung der Parkdrucksituation führen würde, die es derzeit gibt, insbesondere in sehr, sehr dicht verbauten gründerzeitlichen Vierteln, wo wir eben mit größtem Parkdruck konfrontiert sind.

 

Wenn ich nun „Car2Go“ vergleiche mit Carsharing an fixen Standorten im öffentlichen Raum, so kann ich hinzufügen, dass Carsharing an fixen Standorten im öffentlichen Raum sehr wohl wissenschaftlich untersucht worden ist und seit sehr, sehr vielen Jahren in sehr vielen Städten weltweit mit größtem Erfolg eingesetzt wird. Wir wissen auch anhand der wissenschaftlichen Untersuchungen, die es in diesem Bereich gibt, dass Carsharing an fixen Standorten dazu beiträgt, in einer ersten Etappe ungefähr 4 Privatautos zu ersetzen und in der Schlussausbauphase bis zu 15 Privatautos zu ersetzen. Und wir sprechen hier davon, dass jeder PKW von Carsharing an einem fixen Standort dazu beiträgt, bis zu 15 Privat-PKWs zu ersetzen.

 

Warum im öffentlichen Raum? - Im öffentlichen Raum deshalb, weil die Sichtbarkeit ganz einfach dazu beiträgt, dass sehr, sehr viele Menschen zunächst auf die Idee kommen, sie könnten auf Carsharing umsteigen. Und darüber hinaus - und das weiß man auch -, wenn das Auto im öffentlichen Raum gut sichtbar geparkt ist, dann ist auch die Zugänglichkeit eine sehr gute. Das heißt, eine Barriere fällt weg. Und auf diese Art und Weise ist es ein Motiv für sehr viele Menschen, die in der Umgebung wohnen, die ganz einfach sagen, ich habe es nicht weit, ich habe einen Weg von ungefähr 300 m, und ich weiß, dass ich zu 100 Prozent an einer bestimmten Stelle ein Auto vorfinden werde, das ich im Vorfeld reservieren konnte.

 

Und das ist meines Erachtens auch des Pudels Kern, was den Unterschied ausmacht zwischen „Car2Go“ und Carsharing an fixen Standplätzen: Während man bei „Car2Go“ nicht das Auto von vornherein buchen kann, sondern nur eine bestimmte Fahrt tätigen kann und dann das Auto irgendwo abstellt - wenn man etwa einkaufen fahren wollte, um jetzt ein Beispiel zu geben, dann weiß man nicht, ob man, wenn man aus dem Supermarkt wieder herauskommt, das Auto wieder vorfinden wird -, ist es bei Carsharing an fixen Standorten so, dass man das von vornherein buchen kann. Das heißt, die Planbarkeit ist gegeben, und es ist auch die Zuverlässigkeit gegeben, dass man das gebuchte Fahrzeug wieder vorfinden wird, genau in dem Moment, wo man es braucht.

 

Das alles führt dazu, dass wir in Summe wissen, dass jeder Standort, den wir derzeit im öffentlichen Raum für fixes Carsharing vorsehen und reservieren, ein Standort ist, der eine hohe Umwegrentabilität im Zusammenhang mit der Entlastung des Parkdrucks aufweist, während bei „Car2Go“, anders als Sie es in Ihrer Fragestellung behaupten, die Bilanz keinesfalls neutral ist. Bei „Car2Go“ wissen wir, dass ein paar Hundert PKWs zunächst einmal zusätzlich in Wien im öffentlichen Raum vorhanden sind; und, wie gesagt, welche Umwegrentabilität wir im Zusammenhang mit der Entlastung des Parkdrucks haben werden, das wird noch herauszufiltern sein, das ist bis jetzt noch nicht bekannt.

 

In Summe möchte ich einmal mehr darauf hinweisen, dass es hier nicht darum geht zu sagen, „Car2Go“ ist besser oder fixes Carsharing ist besser, sondern es braucht in einer Stadt beides. Es handelt sich hier um unterschiedliche Zielgruppen, die angesprochen werden, es handelt sich hier auch um unterschiedliche Bedürfnisse, die auf diese Art und Weise abgedeckt werden. Und eine kluge Stadt, eine smarte Stadt, eine Stadt mit mo

 

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