«  1  »

 

Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 49 von 115

 

Künstler Österreichs, feiert heuer, im Jahr 2011, sein 150-jähriges Bestehen. Im Jahr 1861 – logischerweise – wurde der Verein gegründet und in den Jahren 1865 bis 1868 wurde das Gebäude von Architekt August Weber erbaut.

 

Das Gebäude befindet sich heute noch im Besitz dieser privaten Gesellschaft, was insofern sehr beachtlich ist, da es im 20. Jahrhundert massive Bestrebungen gab, das Gebäude abzureißen. Es gab zum Beispiel einmal den Plan, an der Stelle des Gebäudes achtstöckige Zinshäuser zu bauen, und man stelle sich auch vor, in den Richtlinien des Planungswettbewerbes Karlsplatz war Mitte vorigen Jahrhunderts mehr als deutlich zu erkennen, dass die verantwortlichen Politiker der Stadt Wien, natürlich auch damals die Politiker der SPÖ, das Künstlerhaus als verzichtbar ansahen, wie übrigens auch das Verkehrsbürogebäude.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, glücklicherweise ist das dann doch nicht passiert, aber allein diese Idee zeigt, wie die SPÖ mit einem unabhängigen und privaten Verein umgehen wollte.

 

Aber die Liste der möglichen Anschläge auf dieses Juwel der Architektur ist damit leider noch nicht beendet. Ganz im Gegenteil, denn wenige Jahre später gab es Überlegungen, diesen Prachtbau durch einen Bürobau zu ersetzen. Auch hier hörte man wenig bis gar nichts von der ach so kulturbeflissenen Rathausführung, allerdings war dann glücklicherweise sowohl der Druck der Bevölkerung als auch der Medien sehr groß und man nahm Abstand von dieser Idee. Und wie bemüht auch in heutigen Zeiten einige Proponenten der Rathausführung sind, zeigt, dass auch erst im Vorjahr ein gewisser Herr Beppo Mauhart, der ganz klar auch der SPÖ zugehört, den Abriss der Seitenflügel forderte und an dieser Stelle Glaspavillons errichten lassen wollte.

 

Geschätzte Damen und Herren von den Mehrheitsfraktionen in diesem Haus, wirklich dazu gelernt haben Sie anscheinend in den letzten 50, 60 Jahren nichts, und die besorgte Bevölkerung steht zu Recht vor der Frage, welches Denkmal als nächstes vor der Abrissbirne stehen wird.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, der unabhängige private Verein Künstlerhaus hat derzeit in etwa 500 Künstlermitglieder aus den verschiedensten Bereichen der Kunst, wie zum Beispiel aus Malerei, der Bildhauerei, der Architektur wie auch der angewandten Kunst und auch Filmschaffende und versteht sich als Plattform für Kunstschaffende und Kunstinteressierte. Das heurige Jubiläumsjahr wird durch drei Großausstellungen zu den Themen Institution, Kapital und Urbanität begangen. Ebenso gibt es zahlreiche Kooperationen mit vielen anderen renommierten Kunstvereinen und Kunstinstitutionen wie auch Kunstuniversitäten und Akademien. Die Bandbreite der Projekte in diesem Jahr wird einen umfassenden Einblick in künstlerische, architektonische und gesellschaftliche Entwicklungen geben, die jetzige Identität, die geschichtliche Bedeutung und auch mögliche zukünftige Aufgaben beleuchten. Dies geschieht unter anderem auch durch die weitere Aufarbeitung des Archivs, das ebenfalls im Rahmen der Ausstellung präsentiert werden soll.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, das alles kostet natürlich Geld. Es ist in diesem Zusammenhang auch zu bemerken, dass bereits die Errichtung dieses Bauwerkes durch private Finanzierung stattgefunden hat. An diese Tradition anschließend wurde im Oktober 1997 ein neuer Fördererverein gegründet, der Verein der Freunde des Künstlerhauses. Zweck dieses Vereins ist es, die zahlreichen Aktivitäten des Künstlerhauses sowohl finanziell als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu unterstützen. Dies geschah unter anderem durch Runde Tische mit der Wirtschaft sowie durch VIP-Abende, durch die die Kommunikation zwischen Wirtschaftstreibenden und Kunstschaffenden angeregt werden sollte. Leider ist in diesem Zusammenhang natürlich auch zu bemerken, dass sich immer weniger Gönner und Förderer für die Kunst finden. Und das, sehr geehrte Damen und Herren, ist auch nicht wirklich verwunderlich, denn ob der hohen Abgabenlast in dieser Stadt wie auch der hohen Steuerbelastung können sich immer weniger kleine Firmen oder kunstinteressierte Privatpersonen leisten, den Künstlern bei ihren Projekten fördernd zur Seite zu stehen. Selbst bei Großfirmen ist eine merkliche Zurückhaltung bemerkbar. Es ist schon sehr bedauerlich, dass ein privater Verein, dessen Bedeutung für die Kunstwelt wohl nicht bestritten werden kann, für die Tätigkeit alleine in diesem Jahr insgesamt unter Einrechnung aller Subventionen, fast 44 Prozent seines Budgets als Förderung von der Stadt Wien benötigt. Insgesamt sind es ja von allen Dienststellen der Stadt Wien 466 000 EUR, und vom Bund kommen noch einmal 280 000 EUR dazu, wobei auch zu bemerken ist, dass in der Position Verwaltung, Personalaufwand, ein Betrag von 318 908 EUR angeführt wird, der mir jedoch ein wenig hoch erscheint.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wir Freiheitliche stehen für die Freiheit der Kunst. Es ist sehr bedauerlich, dass die Stadt Wien und die verantwortlichen Politiker von der SPÖ nicht die optimalen Rahmenbedingungen zur Gewährleistung der Freiheit der Kunst und ihrer Vielfalt zur Verfügung stellen. Statt dessen werden über die bekannten Steuerungsmechanismen, wie der Subventionsgewährung, der Kunstförderung sowie der Ankaufspolitik, Künstler gegängelt und politisch instrumentalisiert. Dadurch wird die Freiheit der Kunst schwerwiegend eingeschränkt. Obwohl wir von der Freiheitlichen Partei diversesten Förderungen durch die Stadt Wien mehr als skeptisch gegenüberstehen - und dies auch zu Recht -, werden wir das Subventionsansuchen der Künstlerhaus GesmbH unterstützen, auch weil wir hoffen, dass damit das Künstlerhaus nicht mangels Geldes zu einem Swingerklub verkommen muss wie die Sezession. Dankeschön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Danke! Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.

 

Somit kommen wir zur Abstimmung. Auch hier wurde ein Gegen- oder Abänderungsantrag nicht gestellt. 13.50.30Ich bitte also jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular