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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 115

 

Schauspieldirektorin der Wiener Festwochen.

 

Als frauenbewusste Kulturpolitikerin erfüllt mich diese Liste mit großem Stolz. Unser Stadtrat hat sich der Frauenförderung verpflichtet - nachlesbar, nachvollziehbar im Frauenkulturbericht.

 

Jährlich erscheint dieser Frauenkunstbericht, und er verfolgt zwei wesentliche Ziele. Das erste Ziel ist die quantitative Sichtbarmachung von Frauen und ihrer Beteiligung am gesamtkulturellen Geschehen in dieser Stadt. Dazu gehört einerseits die zahlenmäßige Offenlegung der Förderung, die an weibliche Kulturschaffende vergeben wird. Aber es sind nicht nur Fördersummen entscheidend – auch, aber nicht nur. Die Beteiligung von Frauen in Fachjurys oder ihre Kuratorientätigkeit ist etwas ganz Fundamentales. Ihre Mitwirkung in Entscheidungsgremien kann dazu beitragen, dass noch mehr Frauen gefördert werden, dass noch mehr Frauen in Spitzenpositionen im Kunst- und Kulturbereich kommen. - Also die Mitwirkung in Entscheidungsgremien und damit der direkte Einfluss auf Karrieren anderer Frauen.

 

Das zweite Ziel ist die Nennung der Künstlerinnen und ihrer Projekte, ihrer Namen und der Namen aller Institutionen, in denen sie tätig sind. Das ist eine Strategie gegen die Anonymisierung und für die Sichtbarmachung von Frauen.

 

Mit dem jährlichen Frauenbericht bekennt sich Wien zu einer nachlesbaren, nachvollziehbaren und evaluierbaren Frauenförderung.

 

Und wenn wir uns jetzt diesen Frauenkulturbericht - ich habe leider nur den aus dem Jahr 2009 vorliegen - anschauen, dann ergeben sich folgende Fakten: 45 Prozent der Gesamtförderung im Bereich darstellende Kunst gingen an Frauen. Fast 60 Prozent waren es im Bereich fixe Häuser, Off-Theater und Tanz. Die Wiener Festwochen wurden zu 65 Prozent von Frauen organisiert. Bei der Musikförderung - das sei an dieser Stelle auch ganz offen gesagt - haben immer noch die Männer einen deutlichen Vorsprung. Es liegt daher ein deutlicher Schwerpunkt im Bereich Frauenförderung im Bereich Musik und speziell im Kompositionsbereich.

 

Die Literatur ist weiblich, das geschriebene Wort ist weiblich, in beinahe allen Bereichen werden mehr Frauen als Männer gefördert. In der bildenden Kunst gibt es in den meisten Bereichen keine großen Unterschiede. (GR Mag Wolfgang Jung: Da ist es Zeit für einen Männertag ...) - Bitte, Herr Kollege? (GR Mag Wolfgang Jung: Da ist es Zeit für einen Männertag, wenn man Ihnen so zuhört!) - Die Kinoförderung ging 2009 zu zwei Dritteln an Männer, und im Bereich Film wurden die Förderungen zu 45 Prozent an weiblich geführte Institutionen ausgeschüttet, 41,5 Prozent der Fördermittel wurden an Filmerinnen vergeben.

 

Worum geht es bei diesem Vergleich, bei diesem Ab- und Vergleichen von Fördermitteln, die an Männer und Frauen vergeben werden? - Es geht schlicht und einfach um Gleichheit, um gleiche Chancen in allen Lebensbereichen, auch in der Kunst, auch in der Kultur, auch im Kunst- und Kulturmanagement. Dass Frauen und Männer über gleiche Fähigkeiten, gleiche Talente und ein gleiches kreatives Potenzial verfügen, daran wird niemand in diesem Saal zweifeln - hoffe ich zumindest. Und daran, dass es unsere gesellschaftspolitische Aufgabe ist, die Rahmenbedingungen für Männer und Frauen gleich zu gestalten, gibt es hoffentlich in diesem Saal auch keinen Zweifel.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nichts, was gut ist, kann nicht noch besser werden. Ich stelle mich gerne nächstes Jahr wieder heraus und bringe die Zahlen von 2010, die vielleicht für die Frauen noch besser sind. Und ich möchte mit einem Zitat schließen, das von keinem Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe stammt, und gestatten Sie mir bitte, das mit einem feministischen Augenzwinkern zu tun: „Das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt." - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr Sigrid Pilz: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Feldmann. Ab nun beträgt die Redezeit 20 Minuten. – Bitte.

 

12.30.42

GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Gleich am Anfang möchte ich einmal den regierenden Fraktionen dazu gratulieren, dass heute nur Frauen reden und sich die Herren der Schöpfung erholen dürfen. Und genau das bringt mich zu der absoluten Überzeugung, dass Frauenpolitik hier so richtig verstanden worden ist. Und wenn ich Sozial Global noch dazu kombiniere, dann bin ich mir dessen ganz sicher.

 

Dabei hätten wir viele Probleme, und - wir wissen es - die Probleme der Frauen von gestern sind noch immer die Probleme der Frauen von heute. Vor 100 Jahren hat man darum gekämpft, dass die Chancengleichheit verwirklicht wird, dass es eine gleichberechtigte Teilhabe der Frauen im Erwerbsleben und eine Einkommensgerechtigkeit gibt. Eigentlich sind wir nicht wahnsinnig viel weitergekommen. Wir stehen vor denselben Forderungen. Zusätzlich geht es noch immer um die Themen: gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, eigenständige Existenzsicherung für Frauen, sichere Pensionen, Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, Chancengleichheit für Migrantinnen, Maßnahmen gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen. Es geht weiterhin um die gerechte Verteilung von Rechten und Pflichten, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, eigene Existenzsicherung, Maßnahmen gegen die Armut, flächendeckende, leistbare und frei wählbare Betreuungseinrichtungen für Kinder jedes Alters, Gender Budgeting, dessen Umsetzung, Quotenregelungen für Entscheidungs- und Führungspositionen entsprechend den Bevölkerungsanteilen.

 

Jetzt ein paar Fakten, die zeigen, wie es in Wien tatsächlich ausschaut: Frauen in Wien verdienen nach wie vor rund um ein Viertel weniger als Männer. Man kann das nicht schönreden, es ist ein Fakt. Es sind genug Vorschläge eingebracht worden, auch von unserer Seite, die vehement abgelehnt worden sind, wie zum Beispiel – leider, Frau Krotsch, haben Sie sich auch dagegen sehr stark ausgesprochen – die Einrichtung eines Einkommensanwalts, der ähnlich wie der Volksanwalt berichtet. Es ist in diesem Sinn nicht ausreichend, was hier von der

 

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