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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 115

 

Wir haben, wie gesagt, viele arme Frauen in Wien, viele alte arme Frauen, über die man nicht gerne spricht, die ihr Leben lang gearbeitet haben, die Kinder großgezogen haben und die es heute, am Ende ihres Lebens - und ich zitiere das sehr gerne, weil es einfach so symbolisch ist - als größten Luxus sehen würden, einmal im Monat ein warmes Bad nehmen zu können. Wir haben diese Frauen, die in kalten Wohnungen sitzen und die wirklich Cent für Cent zusammenzählen müssen, um über die Runden zu kommen. Und ich glaube, auch hier wäre es notwendig, dass man - selbst wenn man ihnen heute nicht mehr dazu verhelfen kann, das Leben zu führen, das sie verdienen - zumindest dort ansetzt, wo es in politischer Hinsicht gut geht, nämlich dass man verhindert, dass es in Zukunft zu dieser Altersarmut von Frauen kommt, die auch eine ganz besonders schwere Armut ist, weil sie ja nicht mehr in der Lage sind, sich irgendwie aus ihrem Leben herauszubewegen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Noch dazu ist gerade die Situation der alten Frauen eine, die vor allem im Bereich Sicherheit beeinträchtigt ist. Es sind diese Frauen auch - selbst wenn sie keine Vermögenswerte zu Hause haben, wenn sie keinen Schmuck oder kaum Schmuck besitzen, außer vielleicht ein paar kleine, alte Erbstücke - sehr oft Opfer von Kriminalität. Es sind schwerpunktmäßig alte Frauen Opfer von Trickdieben, Opfer von Einbrüchen, Wohnungseinbrüchen, von Raub, der oft verbunden ist mit schweren körperlichen Verletzungen. (Ruf bei der SPÖ: Da gibt's tolle Projekte in Wien!) Und es ist so, dass diese Frauen keine Hilfe oder sehr wenig Hilfe finden. (Ruf bei der SPÖ: Der Weisse Ring macht tolle Projekte mit der Stadt Wien gemeinsam!) Der Weisse Ring macht sehr viel. Der Weisse Ring sagt aber auch, dass die Anzahl der Betroffenen massiv gestiegen ist. Wir geben dem Weissen Ring 50 000 EUR im Jahr. (Ruf bei der SPÖ: Da gibt's ganz tolle Projekte! In Favoriten war eines! Das war der Pilot damals!) – Es war ein Projekt in Favoriten. Soviel ich weiß, finden diese Handlungen aber Wien-weit statt. In anderen Bezirken gibt es überhaupt nichts. (Ruf bei der SPÖ: Das war der Pilot und wird ausgeweitet!)

 

Wir haben dieses Thema schon öfters angesprochen. Es ist eine! Broschüre herausgekommen, und in ganz wenigen Einrichtungen - wofür die Stadt Wien verantwortlich zeichnet - gab es Präventionsveranstaltungen. Es gibt keinen Opferschutz für alte Menschen in Wien, es gibt viel zu wenig! (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Was stellen Sie sich vor?)

 

Junge migrantische Familien werden aufgesucht - Menschen, die durchaus sehr gut in der Lage sind, in die nächste Schule, in die Schule ihrer Kinder, in den Kindergarten ihrer Kinder zu gehen, um dort das zu erfahren, was man ihnen zu Hause erzählt: wie Bildung funktioniert, welches Spielzeug die Kinder haben sollen und so weiter. Dafür investieren wir - und auf der anderen Seite gibt es keine aufsuchende Opferarbeit für alte Menschen. Das Pilotprojekt, geschätzte Frau Kollegin, wissen Sie, wann das war? Das ist Jahre her! (Ruf bei der SPÖ: Nein, das war erst vor einem Jahr!) Ja, ja, ja. Ich habe mir das selbst ganz genau angeschaut. Den Bericht zu dem Opferschutzprojekt in Favoriten hatte ich, als wir dieses Thema diskutiert haben, und das war nicht ganz zu Ende der vorigen Periode. Das ist also schon einige Zeit her. Es ist seither nichts geschehen. Es werden nach wie vor alte Menschen - und es sind vor allem Frauen, die Opfer von Kriminalität sind - von dieser Stadt leider im Stich gelassen. Sie haben keine Lobby, und deswegen werde ich mich noch oft hier herstellen und das einfordern, und wir werden in Zukunft auch immer wieder entsprechende Initiativen über die Schiene Antrag setzen, wir werden dieses Thema aber auch öffentlich immer wieder ansprechen, weil es uns wichtig ist.

 

Wir können in vielen Bereichen sagen, es ist etwas weitergegangen. Es ist ja auch erfreulich, dass viele junge Männer - und das wird bei Ihnen nicht anders sein als bei uns -, die Väter geworden sind, selbstverständlich ihren Anteil an der Familienarbeit wahrnehmen. Das ist auch ein Stück Erfolgsgeschichte, und das ist auch gut und richtig so, und das soll man auch nicht vergessen. Wir können vieles feiern, aber wir haben auch noch viel zu tun, um wirklich das zu erreichen, wofür wir, glaube ich, alle stehen: Dass es Frauen in diesem Land und in dieser Stadt gut geht. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Dr Sigrid Pilz: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. Ich erteile es ihr.

 

12.23.00

GRin Susanne Bluma (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Worum geht es heute auch!, worum muss es auch gehen bei dieser Schwerpunktsetzung? - Es geht um Frauen in der Kunst, um Kulturschaffende, es geht um Künstlerinnen in dieser Stadt. Oder, anders gesagt: Wie weiblich sind Kunst und Kultur in Wien?

 

Beginnen wir mit dem Kulturausschuss, und ich kann in diesem Zusammenhang selbstverständlich nur für meine Fraktion sprechen: Im Kulturausschuss sitzen drei Männer und fünf Frauen.

 

Sprechen wir jetzt von der Geschäftsgruppe Kultur, und erlauben Sie mir, bitte, weil es mir persönlich wichtig ist, dass ich die Damen heute auch nenne, denn das hat etwas mit Sichtbarmachen zu tun, es hat damit zu tun, dass man Namen und Positionen auch aussprechen soll.

 

Geschäftsgruppe Kultur: Die Leiterin der MA 8, Dr Brigitte Rigele - eine Frau; die Leiterin der MA 9, Dr Silvia Mattl-Wurm - eine Frau; die Leiterin der Stadtarchäologie - eine Frau: Mag Karin Fischer Ausserer. Der Geschäftsbereich Kultur und Wissenschaft wird überwiegend von Frauen geleitet.

 

Sprechen wir von Führungspositionen im Kulturbereich dieser Stadt: Dr Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums; Mag Kathrin Zechner, Intendantin des Raimund Theaters und des Ronacher; Dr Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission; Mag Gerlinde Seitner, neue Geschäftsführerin des Filmfonds; Sabine Reiter, geschäftsführende Direktorin im MICA – Music Information Center Austria -; Lilli Hollein, Vorsitzende der Kunst im öffentlichen Raum-Jury; Dr Elisabeth Menasse-Wiesbauer, Direktorin des ZOOM-Kindermuseums; Ulrike Heider-Lintschinger, kaufmännische Direktorin des Tanzquartiers Wien; Stefanie Carp,

 

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