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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 89

 

Interessentensuche, Städtebau und anschließend erst Objektwettbewerb. Es hat sich natürlich im Verfahren gezeigt, dass all das jetzt nachgeholt werden muss.

 

Es hat sich aber auch gezeigt, und das auch dazugesagt zu den Problemen, die Wettbewerbe bieten können, dass die Teilnahme nicht allzu hoch war. Es haben sich insgesamt 24 daran beteiligt. Es ist zur Zeit auch so, dass bei, wie ich finde, nicht unspannenden Projekten, wie zum Beispiel der Neugestaltung der Kärntner Straße, eine Teilnahme von 19 Teams wohl nicht gerade üppig ist, wenn wir in der PlanerInnendatenbank 1 420 Personen, die Aufträge erhalten hatten, festgehalten haben. Ganz offensichtlich besteht in der Architektenschaft der Bedarf, darüber nachzudenken, wie denn die Wettbewerbsgestaltung und die Vergabegestaltung anders sein könnten, um die Kosten für die Architektinnen und Architekten nicht zu hoch werden zu lassen.

 

Die Vorschläge, die die Kammer dazu bietet, die in die Richtung gehen, man bekommt ja nicht nur einen Entwurf, sondern von jedem Teilnehmer einen Entwurf und dafür müsste jeder Entwurf bezahlt werden, sind ein netter Versuch einer Interessenvertretung. Letztlich muss man aber schon dazusagen, dass der Auslober nur einen Entwurf wirklich braucht.

 

Da wird man einen Weg finden müssen, der in der ersten Wettbewerbsstufe nach der Interessentensuche den Kolleginnen und Kollegen nicht die volle Arbeitsleistung eines Einmalentwurfs aufbürdet, sondern ihnen die Möglichkeit gibt, zunächst einmal die Idee zu skizzieren, die Typologien hervorzuarbeiten und dem Auftraggeber die Möglichkeit zu geben, dann zwischen verschiedensten Konzeptionen entscheiden zu können und erst dann in die Tiefe zu gehen. Gerade bei Objektwettbewerben größerer Natur halte ich das für sehr entscheidend, denn sonst geht wirklich sehr viel Potenzial, sehr viel Arbeitsleistung, verloren, ohne dass man eine entsprechende Entlohnung dafür geben und bekommen kann.

 

Was den Vorplatz des Wurstelpraters betrifft, ist meine Meinung dazu unerschütterlich. Auch die in Disneyworld gestalteten Parks, die Grottenbahn und auch die Geisterbahn sind nicht Fragen der architektonischen Gestaltung einer Stadt, sondern wie Unterhaltungsinfrastruktur und Unterhaltungseinrichtungen bestmöglich und wirtschaftlich erfolgreich funktionieren können. Insofern ist es nicht eine Frage des architektonischen Geschmacks, wie dieser Vorplatz gestaltet ist, sondern eine Frage der Zweckmäßigkeit und der Funktionalität im Sinne eines Unterhaltungs- und Entertainment-Bereichs.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Hoch gestellt.

 

GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Sie haben in Ihrer ersten Beantwortung richtigerweise gesagt, dass diese Architekturwettbewerbe hohe Anforderungen an die Architekten und Architektenbüros stellen und dass die Preisgelder richtigerweise erhöht wurden. Wir hören aber immer wieder von jungen Architekten, dass es trotzdem Probleme gibt.

 

Daher ist meine konkrete Frage: Können Sie sich vorstellen, dass bei Großprojekten die Jurybewerbe dahin gehend geändert werden, dass eine größere Anzahl von Teilnehmern eine monetäre Abgeltung beziehungsweise ein Preisgeld bekommt, damit auch jüngere Architekten vermehrt daran teilnehmen können? In Frankreich ist es zum Beispiel der Fall, dass eine große Anzahl von Teilnehmern, wenn nicht fast alle, ihre Arbeiten abgegolten bekommt. Könnten Sie sich das auch für Wien vorstellen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Kollege Hoch!

 

Ich glaube, ich habe das schon in der vorigen Beantwortung skizziert. Der entscheidende Punkt ist, dass wir in der Mehrstufigkeit von Verfahren den Vorteil finden, dass dabei die Leistungsanforderung an den Wettbewerbsteilnehmer nur in dem Maße erfolgt, wie das für Büros leistbar bleibt, auch wenn sie verlieren sollten und ganz weit hinten gereiht sind.

 

Was wir aber getan haben, und dafür bin ich sehr dankbar, ist, dass sich beim größten Projekt, das derzeit einem Wettbewerb unterworfen ist, beim Nordspital, der Krankenanstaltenverbund tatsächlich bereit erklärt hat, den Wünschen näher zu kommen, sodass jene, die dann besonders hohe Qualität liefern, eine Entlohnung erhalten, wo jedenfalls die Leistungen, die sie selbst zukaufen müssen, nämlich die Statikerleistungen und so weiter, abgedeckt werden können.

 

Ich halte sehr viel davon, dass wir nach der Interessentensuche bei komplexen Projekten noch eine Vorstufe einschieben, wo die aus der Interessentensuche Ausgewählten die Möglichkeit haben, ihre Ideen, ihre Skizzen, ihre Vorstellungen über die Typologie zu Papier zu bringen, aber noch nicht ins Detail zu gehen. Denn gerade die Detailbearbeitung ist dann das Teure. Wenn dem so ist, dann ist auch für jüngere Büros das Feld breiter und sind die Möglichkeiten breiter, zunächst einmal die Skizze, den Entwurf, die Idee einzubringen. Die Jury hat dann die Aufgabe, auszuwählen. Bei denjenigen, die sozusagen in die Finalisierungsstufe hineinkommen, ist dann die Entlohnung schon ein Thema, wo man sagen kann, hier ist für den Sieger natürlich der Gewinn, dass er es bauen kann, für den Zweiten, also für den ersten Verlierer, die Entlohnung noch so anzusetzen, dass die Möglichkeit besteht, die Kosten wieder hereinzubekommen und dann, abgestuft mit Ankäufen und so weiter, den Nachgereihten auch eine gewisse Abgeltung zukommen zu lassen.

 

Nur eines kann nicht sein, dass die Teilnahme an einem Wettbewerb von Haus aus bedeutet, man bekommt die Arbeitskosten abgedeckt. Das wäre nicht im Sinne des Wettbewerbs. Der wirtschaftsliberale Flügel gerade Ihrer Partei könnte dem mit Sicherheit nicht zustimmen. (StR Norbert Walter, MAS: Na, ich weiß nicht!)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Schubert gestellt.

 

GRin Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr

 

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