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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 53

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke, Herr Bürgermeister.

 

Wir kommen nun zur 2. Anfrage (FSP/05130/2003/0002-KFP/GM). Sie wurde von Frau GRin Mag Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen) gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet: Jüngst wurde der ÖVP-Kulturstadtrat Marboe völlig überraschend als zusätzlicher "Mozartjahr-Intendant" neben den vielen anderen Verantwortlichen für das Mozartjahr 2006 vom Bürgermeister inthronisiert. Was ist der Grund dieses Vorgehens?

 

Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Sie fragen mich über Bestellung von Dr Marboe zum Mozartjahr-Intendanten. Ich habe gestern schon darauf hinweisen können, dass das Mozartjahr 2006 eine ganz große und wichtige Herausforderung für Wien als Kulturstadt ist. Es handelt sich dabei um mehr als ein übliches Gedenkjahr. Natürlich geht es um Mozart, um seinen 250. Geburtstag, es geht aber auch – nebenbei gesagt – um Freuds 150. Geburtstag in diesem Jahr, es geht auch darum, die EU-Präsidentschaft Österreichs würdig und effizient zu gestalten, kurz, es geht für Wien insgesamt darum, sich als eine moderne, traditionsbewusste, lebendige und zukunftsorientierte Kulturstadt mit hoher Lebensqualität zu präsentieren.

 

Das wird weit über das bloße Abspielen des Köchelverzeichnisses und aller Mozartopern hinausgehen, und so sind auch die bisherigen Aktivitäten vom Gedanken getragen, einerseits dem Genie Mozart gerecht zu werden, dies vor allem im Theater an der Wien, und andererseits neue, nachhaltige Impulse für das Kulturleben der Stadt zu setzen.

 

Anders als etwa die europäische Kulturhauptstadt 2003 Graz muss Wien nicht erst auf die internationale kulturelle Landkarte gesetzt werden. Wir müssen vielmehr unser kulturelles Angebot akzentuieren, ganz im Sinne dessen, was ich auch gestern schon gesagt habe. Die Kultur ist der Rohstoff dieser Stadt, deshalb investiert die Stadt auch in Kultur, weil sie damit in die Zukunft investiert.

 

Kultur ist für diese Stadt etwas, was man gemeiniglich auch in der Werbesprache etwa als "unique selling point" bezeichnet, also das Einzigartige, das, was Wien in dieser besonderen Ausprägung von anderen Städten unterscheidet. Die Kultur ist für Wien der große Standortvorteil – auch das soll man sagen –, und den gilt es durchaus auch über und mit dem Namen Mozart 2006 international zu befördern.

 

Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass gerade die Kreativwirtschaft, die Kulturindustrie, wenn man so will, eine der am schnellsten wachsenden Branchen überhaupt ist, und auch dem tragen wir ja heute schon mit einem neuen Förderinstrument, nämlich den Calls zu den Creative Industries, Rechnung.

 

Wie Sie wissen, haben wir schon das ganze letzte Jahr über die Planungen vorangetrieben. Kernstück des Mozartjahres ist und bleibt das Theater an der Wien, das im Jahr 2006 ausschließlich mit Mozart und verwandten Komponisten bespielt wird.

 

Zweites Kernstück ist das Programm des international beachteten und gerühmten Regisseurs und Künstlers Peter Sellers, der sich in ziemlich allen Kontinenten bereits auf interessante und zeitgemäße Art und Weise mit Mozart auseinander gesetzt hat. Er plant für Wien Projekte in den Bereichen Film, Architektur und Musik, die dem Geist Mozarts verpflichtet sind und neu beauftragt werden, also auch der zeitgenössischen Kunst neue, nachhaltige Möglichkeiten eröffnen.

 

Darüber hinaus wird es darum gehen, viele, viele Projekte in Wien aufzuspüren, die nachhaltige Wirkung für das Kulturleben der Stadt haben, und es wird schließlich darum gehen, so manches, was bereits in Planung ist oder angedacht ist, auch unter dem Hut des Mozartjahres zu vereinigen.

 

Neben den bereits geplanten Programmschienen erschien es daher sinnvoll, jemanden zu beauftragen, der ab sofort für die Gesamtkonzeption dieses Jahres verantwortlich sein wird, der die Organisation und die weitergehende Finanzierung sicherstellt, der für die Kooperation, etwa auch mit anderen Gebietskörperschaften, zuständig ist, der die Mozartaktivitäten auch international gut vertreten und repräsentieren kann.

 

Meine langjährige Bekanntschaft mit und Kenntnis von Dr Marboe hat mich schließlich dazu gebracht, ihn als denjenigen zu erkennen, der die besten Voraussetzungen für diese schwierige Aufgabe mitbringt. Und nach kurzer Bedenkzeit waren wir uns einig, dass eine diesbezügliche Zusammenarbeit uns beiden auch jedenfalls konstruktiver erschien, als das Gegeneinander in Regierung und Opposition, umso mehr als das Mozartjahr für die Musikstadt Wien die Konzentration möglichst aller Kräfte braucht, damit Wien auch in Zukunft noch stärker als die große Kulturstadt wahrgenommen wird.

 

Herr Dr Marboe wird auf Grund seines integrativen Wesens auch die unterschiedlichen Konzepte und Interessenlagen im Felde der Kultur bestens koordinieren und damit im Interesse der Stadt und der Kultur das bestmögliche Resultat aus den vielen bereits bestehenden Programmpunkten erzielen und – auch darüber sind wir uns einig – Neues, Zukunftsweisendes und Nachhaltiges für diese Stadt planen und auch umsetzen. Durch seine nationalen und internationalen Kontakte wird es ihm ein Leichtes sein, Wien als Musikhauptstadt und das Wirken Mozarts als Synonym für Tradition und Innovation weltweit zu präsentieren.

 

Ich habe bereits gestern auch auf die Kritik geantwortet, dass es unter Umständen zu viele Koordinatoren für das Mozartjahr geben könnte. Es gibt einen, und das wird ab sofort Peter Marboe sein, es wird einen geben, der mit ihm zusammen das Operative koordiniert, so wie das schon bisher geschehen ist, nämlich Franz Patay. Alle anderen, die genannt sind, sind in den jeweiligen Zusammenhängen zu sehen, Peter Sellers kuratiert eine Programmschiene, und es werden wahrscheinlich noch viele, viele dazukommen, die auch eigene Programme

 

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