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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 90

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!

 

Es gibt Künstler, die durch Herabwürdigung und durch Verhöhnung von Menschen und von Dingen, die für andere einen hohen Wert darstellen, von sich reden machen. Jochen Herdieckerhoff, wie Sie wissen fest etabliert im Wiener Kulturleben, zurzeit im Rabenhof unter Welunschek tätig, ist einer von denjenigen. Wir können uns alle zum Beispiel an Plakataktionen erinnern, womit er in Anspielung an Regierungsmitglieder mit Aussprüchen wie "Wolfgang ist eine richtige Sau", "Benita liebt es steif" oder "Karl-Heinz ist eine Schlampe" auf Aktionen aufmerksam machen wollte.

 

Als weiteres Beispiel könnte auch Haderers Jesus-Buch dienen, das sich über Dinge lustig macht, die anderen Menschen heilig sind.

 

Und ich frage Sie jetzt: Wo ist Ihrer Meinung nach die Grenze, die es für Sie unmöglich macht, einem Künstler einen Preis zu verleihen?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Für die Preise und für die Frage, wann das Land Wien oder die Stadt Wien Preise vergibt, gibt es entsprechende gesetzliche Vorgaben, das Wiener Ehrenzeichengesetz zum Beispiel. Daran haben wir uns zu halten.

 

Im Übrigen meine ich, dass es für die Fragen, ob es sich um Herabwürdigung religiöser Lehren oder üble Nachrede oder was auch immer handelt, eine ausreichende Gesetzeslage gibt, und an der haben wir uns zu orientieren.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Als Nächste ist Frau GRin Ringler zum Wort gemeldet. - Bitte.

 

GRin Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!

 

So sehr ich durchaus der Meinung bin, dass der angesprochene Preis nicht unbedingt die Kategorie des guten Geschmacks erfüllt, so glaube ich doch, dass es gerade im Sinne einer unabhängigen Arbeit von Kulturinstitutionen ganz sinnvoll ist, dass Sie vielleicht hier Ihre persönliche Ablehnung oder auch Zustimmung bekannt geben, aber durchaus nicht dem Herrn Welunschek etwas vorschreiben. Da würde ich Ihre Antwort durchaus unterstützen.

 

Aber weil Sie das Thema Rabenhof angesprochen haben: Es gibt in dieser Stadt ein anderes Gerücht zum Thema Rabenhof, und weil ich jetzt die Gelegenheit habe, nachzufragen, tue ich das auch, nämlich das Gerücht, dass von den 300 000 EUR, die wir beim letzten Kulturausschuss umgewidmet haben, ein Teil in den Rabenhof geflossen sein soll. Können Sie das bestätigen?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Nein. Ich pflege auch nicht unbedingt auf Gerüchte zu reagieren. Ich möchte im Übrigen dazu festhalten, wenn wir schon das Thema Rabenhof diskutieren, dass sich - entgegen so vielen Unkenrufen, insbesondere des vergangenen Jahres - dieses Haus eigentlich als ein sehr gut gehender und ein wichtiger Theaterstandort in Wien etabliert hat. Es ist also anders, als es hier immer wieder geheißen hat: dass das unnötig sei, dass da parteipolitisch besetzt worden wäre oder was immer da an Kritik gekommen ist.

 

Also die auch öffentliche Kritik muss in der Zwischenzeit, glaube ich, für all diejenigen, die es ein bisschen mitverfolgt haben, gezeigt haben, dass sich da Wichtiges getan hat und dass, wie ich meine, die Entscheidung letztendlich eine richtige war. Ich weise auch noch einmal zurück, dass das in irgendeiner Weise eine Begünstigung war. Ich weiß, die ÖVP sieht das gerne so, nur wird sie irgendwann einmal auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass das eine Ausschreibung war, aus der Herr Welunschek als Bester hervorgegangen ist, und dass dort in der Zwischenzeit ein national in Wien und auch international sehr anerkanntes Programm abläuft.

 

Also ich glaube, dass die Geschichte des Rabenhofs in der Zwischenzeit durchaus eine Erfolgsgeschichte ist, und ich sehe mit großer Spannung, aber auch Hoffnung in die Zukunft des Rabenhofs.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die letzte Zusatzfrage: Herr GR Dr Salcher, bitte.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Es obliegt ja jedem Stadtrat, zu antworten, wie er will. Es hat schon einmal einen Stadtrat, nämlich den damaligen StR Hatzl, gegeben, der für seine knappen Antworten bekannt war.

 

Ich möchte nur sagen, ich habe nie davon gesprochen, dass es ein Theaterpreis der Stadt Wien ist. Ich habe aber gesagt: Sie haben die volle politische Verantwortung für die Besetzung des Rabenhofs und somit natürlich auch für Herrn Welunschek und das, was er dort tut.

 

Was ich aber nicht gehört habe - und das war meine eigentliche Anfrage -, war eine Antwort. Sie haben gesagt: Sie haben allen, die daran interessiert sind, Ihre Meinung zum "Theater-A... des Monats" gesagt. Sie haben es aber jetzt hier im Wiener Gemeinderat wieder nicht getan. Ich frage Sie daher öffentlich im Wiener Gemeinderat: Wie stehen Sie zur Verleihung des "Theater-A... des Monats" durch den Herrn Welunschek?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat!

 

Sie haben sehr wohl in Ihrem Eingangsstatement oder in einer ersten Zusatzfrage gesagt, das sei ein Theaterpreis der Stadt Wien. Ich habe mir das genau angehört, und ich habe gesagt, dass das nicht so der Fall ist.

 

Ich stehe auch nicht an, Ihnen hier meine Meinung dazu zu sagen, weil ich das allen Beteiligten gesagt habe. Ich halte das für eine nicht sehr geschmackvolle Vorgangsweise, aber im Unterschied vielleicht zu Ihnen bin ich nicht der Meinung, dass ich für alles verantwortlich bin, was Leiter von Theatern oder anderen Kulturinstituten in dieser Stadt machen. Das würde auch einem Prinzip widersprechen, von dem ich bisher angenommen habe, dass Sie dem auch folgen, nämlich dass es eine

 

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