«  1  »

 

Gemeinderat, 7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 134 von 138

 

Die Kunst- und Kulturschaffenden wollen Kontakt zu den schwarz-blauen Bundesstellen? - Aber ja, kein Problem! Versucht das nur, ihr bekommt ohnedies keinen Termin, und Geld haben wir sowieso keines.

 

Schwarz-Blau hat sich völlig eingebunkert, sagen die Kunstschaffenden. Und Dr Kurt Ostbahn würde sagen: So schaut's nämlich aus! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Namens der sozialdemokratischen Fraktion, namens meiner Kollegin Rosemarie Polkorab und in meinem eigenen Namen möchte ich daher einen Beschlussantrag einbringen. Er betrifft die Kürzungen von Kulturförderungen durch die Bundesregierung. Der Beschlussantrag lautet:

 

"Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft wird ersucht, mit den zuständigen Mitgliedern der österreichischen Bundesregierung Elisabeth Gehrer und Franz Morak Gespräche darüber zu führen, dass die für viele Wiener Kunst- und Kultureinrichtungen existenzgefährdenden Kürzungen seitens der Bundesregierung umgehend zurückgenommen werden."

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung des Antrags gefordert.

 

Ich möchte Sie hier und jetzt, noch dazu zu wirklich später Stunde, nicht weiter am großen Schmerz, an den Mühen der Kunst- und Kulturschaffenden mit Schwarz-Blau teilhaben lassen, es ist nicht die Zeit, von Versäumnissen Dr Marboes zu sprechen, nicht von dem Nichtverkraften eines Machtverlusts, nicht von seinen Krokodilstränen, nicht von seinen Presseaussendungen in den letzten Tagen, über die wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten uns nur wundern können, ich möchte viel lieber über die aktive und innovative Kulturpolitik Wiens sprechen.

 

Und wenn die Kolleginnen und Kollegen von den Freiheitlichen sich wundern, dass ich auf Sie nicht eingehe, dann sollten Sie das nicht tun. Sie sind zu unbedeutend. Im Bereich von Kunst und Kultur sind die Freiheitlichen nicht existent. Sie werden nicht einmal ignoriert von den Kunstschaffenden. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die aktive und innovative Kulturpolitik Wiens: Einige Bereiche des Kultur- und Wissenschaftsressorts wurden bereits von meiner Kollegin Rosemarie Polkorab behandelt. Ich möchte versuchen, einige weitere Punkte aus einem sehr umfassenden Ressort herauszugreifen, mache es aber dennoch kurz.

 

Ich erinnere mich gut, Bgm Dr Michael Häupl hat bei der Grundsteinlegung im Museumsquartier sinngemäß gesagt: In anderen Städten werden Museen und Theater geschlossen und Kulturbudgets gekürzt, in Wien werden neue Kulturstätten eröffnet.

 

Er hat im Kulturbereich Wort gehalten wie immer: plus 3,7 Prozent im Kulturbereich. Auch wenn die schwarz-blaue Regierung Kunst und Kultur im Stich lässt, wir Wiener Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind für die Kunst- und Kulturschaffenden da.

 

Auf uns können sie sich verlassen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wien tätigt, ganz im Gegensatz zur schwarz-blauen Regierung, weiterhin und verstärkt Investitionen in die Zukunft.

 

Der Wiener Filmfinanzierungsfonds als eines von vielen Beispielen. Vergangene Woche ist "Die Klavierspielerin" von Michael Haneke nach dem Buch von Elfriede Jelinek angelaufen. Einer Meldung von Ö 1 vom 15.11. zufolge - ich zitiere -: "Ein Film, mit dem Wien in den Olymp des Filmschaffens katapultiert wurde." - Ein Film, der in Cannes drei Auszeichnungen erhielt. Ein Film, der auch bereits in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, in England und Island angelaufen ist und in kürzester Zeit 1,3 Millionen Besucher hatte. Ein Film, der bereits in 70 weitere Länder verkauft wurde.

 

Der Wiener Filmfinanzierungsfonds konnte kurzfristig zusätzlich während der Finanzierungsphase aushelfen. Es wäre sonst ein französischer Film geworden. Die Anstrengungen der Stadt Wien, das Filmgeschehen in Wien zu verstärken, haben zu greifen begonnen. "Die Klavierspielerin" ist ein wunderbares Beispiel für die zahlreichen Aktivitäten.

 

Herr Franz Morak fördert mit Vorliebe Kirchenmusikfestivals. Er sollte sich mehr der Filmfinanzierung widmen. Eine völlig unfähige Bundesfilmpolitik wird von Seiten der Filmschaffenden beklagt. Und sollte von Seiten der ÖVP die Argumentation kommen, dass Bund und Stadt die Filmförderung mit je 110 Millionen S subventionieren, glauben Sie es nicht. Von den 110 Millionen S des Bundes ist genau die Hälfte für die Referenzförderung gebunden.

 

Und gestatten Sie mir noch einen Vergleich: Niederösterreich subventioniert den Film mit 15 Millionen S, Tirol mit 15 Millionen S, Oberösterreich mit 10 Millionen S - Wien mit 110 Millionen S. Sie haben es vielleicht bemerkt: Kärnten wurde überhaupt nicht genannt. Dort gibt es keine Filmförderung. Herr Haider hat zwar angekündigt - Zitat -, "dass es nächstes Jahr geschehen soll", aber kein Mensch weiß bisher, ob es überhaupt budgetiert ist.

 

Die Austrian Film-Commission, zuständig für österreichische Filme, die im Ausland gezeigt werden sollen - Schwarz-Blau: Brauchen wir nicht. Zack -, 2 Millionen S weniger als vor zwei Jahren. Der Wiener Filmfinanzierungsfonds ist mit 50 Prozent eingesprungen. So schaut’s nämlich aus, würde auch hier Dr Kurt Ostbahn sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Filmbranche lacht derzeit über ein Interview von Herrn Morak im Kino-Magazin "Ray". Es hat den Titel: "Ich bin ein Mann der Videokassette." (Heiterkeit bei der SPÖ.) Und ich kann jedem nur empfehlen, es nachzulesen. Der Mann hat wirklich keine Ahnung - sagen auch die Filmschaffenden. (GR Johannes Prochaska: Die haben nur Sie!) Ja, Gott sei Dank!

 

Ich möchte Sie, meine Damen und Herren, verehrte Kolleginnen und Kollegen, jetzt wirklich nicht mehr länger von der Nachtruhe abhalten, deshalb einige Zusammenfassungen.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular