4. Wiener Wald- und Wiesen-Charta

4.1 Wiener Wald- und Wiesen-Charta

Holzstapel im Wald

Im Jahr 2020 wurde vom Wiener Landtag die Wiener Wald- und Wiesen-Charta zum Schutz der Wälder, Wiesen
und Gewässer in Wien beschlossen. In den 12 Leitsätzen finden sich folgende Schlüsselmaßnahmen mit Bezug zur Waldbewirtschaftung und Holzernte:

  • Nachhaltige Siedlungsentwicklung :

  • Sicherung des Wiener Grünraumanteils von mehr als 50 %

  • Umsetzung der Insekten- und Vogelschutzprogramm-Aktion: Neupflanzungen von Wäldern und
    Hecken, Anlage von Naturwiesen und Blühflächen

  • Klimaschutz- und Klimawandelanpassung :

  • Aufforstungen in den waldarmen Teilen Wiens auf vormaligen Ackerflächen sorgen für Frischluft,
    Kühlung und Humusaufbau im Boden. Die Identifikation der Bevölkerung mit den Maßnahmen wird
    über Aktionen wie den „Wald der jungen Wiener*innen“ oder „Wald aktiv“ gefördert.

  • Die im Rahmen der Wiener Wald- und Wiesen-Charta angeführten Maßnahmen, die dem Schutz und
    der Stärkung der Wälder, Wiesen und Gewässer dienen, sind gleichzeitig wichtige Beiträge zum Klimaschutz bzw. der Klimawandel-Anpassung.

  • Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität im Wald

  • Sicherung einer möglichst großen Vielfalt heimischer, standortgerechter Baumarten durch aktiven Waldbau in Form der Dauerwaldbewirtschaftung. Durch kleinflächige Eingriffe werden die Altersklassenwälder langsam zu resilienten Dauerwäldern.

  • Die Maximierung der Vielfalt an Strukturen, Baumarten und Genen wird auf kleinster Fläche angestrebt.

  • Ein kleinräumiges direktes Nebeneinander von Bäumen aller Altersstufen gilt als ideal. Durch immer wiederkehrende kleinflächige Eingriffe wird diese Struktur über den natürlich ankommenden
    Nachwuchs geformt.

  • Totholz ist ein wichtiger Strukturparameter im Ökosystem. Durch aktives Außernutzenstellen von Einzelbäumen (mind. 5 Bäume/ha) wird die Erhaltung bzw. Vergrößerung des Totholzanteils in den Wäldern gewährleistet. Bei Holznutzungen bzw. Sicherungsschnitten sorgt das Belassen der
    Baumkronen im Wald für zusätzliches Totholz.

  • Auflichtungen geben den zahlreichen Baumsamen die Möglichkeit zu keimen und sich als Jungbäume
    zu etablieren; Die Steuerung der Größe der Eingriffe gibt allen Baumarten mit den unterschiedlichsten Lichtbedürfnissen die Möglichkeit, aufzuwachsen. Es werden alle Baumarten gleichrangig gesehen.
    Eine wirtschaftlich zu präferierende, aber instabile Baumart (wie z. B. die Fichte) ist ein klares Nichtziel.

  • Es gibt eine klare Präferenz für Naturverjüngung, da diese die genetische Vielfalt der Bäume am
    besten sichert

  • Bei notwendigen Pflanzungen wird regionales Pflanzgut aus Vertragsbaumschulen verwendet

  • Anpassung und Vereinheitlichung der Schutzgebietsverordnungen, insbesondere für ältere Landschaftsschutzgebiete im Wienerwaldbereich und Harmonisierung mit diesbezüglichen Biosphärenpark-Zielen

  • Naturgefahren und Haftung :

  • Erarbeitung eines rechtlich abgesicherten Leitfadens für Baumverantwortliche, der klaren Anleitungen zum Umgang mit Bäumen bietet

  • Initiative für eine Weiterentwicklung der für die Baumhaftung relevanten rechtlichen Grundlagen – nicht zuletzt, um mehr Rechtssicherheit herzustellen

  • Umsetzung von Wegekonzepten, um Bereiche mit Haftung und daher notwendigen Eingriffen zu reduzieren und zu konzentrieren

  • Informationen für Baumverantwortliche und Schulung des Personals (Baumpflege, Baumsicherheit, Fledermäuse, Höhlenbrüter, FFH-Käferarten etc.), um bei notwendigen Eingriffen Beeinträchtigungen von geschützten Arten zu vermeiden

  • Stärkung der Eigenverantwortung der Besucher*innen hinsichtlich Baumsicherheit und dem nicht abwendbaren Restrisiko im Wald; Verstärkte Info über Medien (z. B. Sturmwarnung, Eisbruch)

  • Schutz des Bodens :

  • Bevorzugung bodenschonender, kleinflächiger Bewirtschaftungsweisen und Bodenschonung als Vertragsbedingung bei Vergaben

  • Erhaltung und Aufbau von Humus im Boden

  • Reduktion der Befahrung des Bodens und Konzentration auf kleine Bereiche (Rückegassen) – dadurch wird auch der Erosionsschutz verbessert

  • Einsatz von Harvestern und anderen schweren Maschinen nur unter günstigen Bedingungen, geeigneten Bodenverhältnissen und Witterung

  • Einsatz von Pferderückung oder Seilkran, wo dies wirtschaftlich und technisch möglich ist