9. Erwerbstätige

9.2 Zur Lage der Erwerbstätigen in Wien

Bevölkerungsentwicklung: Zahl der Beschäftigten in Wien auf Höchststand

Die Zahl der Wiener*innen in Beschäftigung ist in den letzten zehn Jahren konstant gestiegen. Pandemiebedingt gab es zwar verringerte Werte im Jahr 2020, im Jahr 2022 ist jedoch mit knapp 898.000 Personen der bisherige Höchststand an Beschäftigten erreicht. Im Vorkrisenjahr 2019 waren etwas mehr als 864.000 Wiener*innen in Beschäftigung, 2022 waren es um knapp 4 % mehr.

Junge und Ältere kommen vermehrt in Beschäftigung

Die Veränderung der Beschäftigtenzahl von 2022 gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 beträgt +4 % bzw. +33.728 Personen. Innerhalb der unterschiedlichen Altersgruppen zeigen sich deutliche Differenzen. Die Zahl der jungen Wiener*innen ist mit 4 % (unter 20-Jährige) bzw. mit mehr als 5 % (20- bis 24-Jährige) stärker gewachsen. Ebenso ist auch die Zahl der älteren Beschäftigten (50 Jahre und älter) überdurchschnittlich stark gestiegen, und zwar um knapp 7 %, was ein Plus von mehr als 15.500 Personen bedeutet.

Zahl der Nichtösterreicher*innen in Beschäftigung steigt

2022 waren rund 281.000 der 898.000 Beschäftigten in Wien Nichtösterreicher*innen. Ihr Anteil ist gegenüber dem Vorkrisenjahr um mehr als 14 % gestiegen. Die Zahl der Österreicher*innen hingegen hat sich nicht verändert.

Armutslage: Erwerbseinkommen schützt vor Armut

Wiener*innen mit einem Erwerbseinkommen weisen nur eine halb so hohe Armutsgefährdung auf wie der Wiener Durchschnitt. Insbesondere bei Frauen ist dieser Unterschied stark ausgeprägt: Die Armutsgefährdungsquote von Wienerinnen mit Erwerbseinkommen liegt bei knapp 8 %, um zehn Prozentpunkte unter der allgemeinen Armutsgefährdungsquote von Wienerinnen.

Junge Erwachsene doppelt so häufig armutsgefährdet

Gerade zu Beginn der Berufslaufbahn ist Erwerbsarbeit noch kein ausgeprägter Schutz vor Armut. Junge erwerbstätige Erwachsene bis 25 Jahre weisen mit knapp 24 % eine mehr als doppelt so hohe Armutsgefährdung auf als Erwachsene ab 25 Jahren (Armutsgefährdungsquote von 10 %).

Auch die Staatsbürgerschaft spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle: Trotz Erwerbseinkommen sind 18 % der Nichtösterreicher*innen in Wien armutsgefährdet, um elf Prozentpunkte mehr als Wiener*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

Erwerbsarbeit schützt vor Ausgrenzung und materieller Deprivation

Der Anteil der Wiener*innen mit Erwerbseinkommen, die erheblich materiell depriviert sind, ist mit knapp 2 % sehr gering. Auch wenn hier der Unterschied zwischen Österreicher*innen mit 1 % und Nichtösterreicher*innen mit 3 % stark ausgeprägt ist, ist ein Erwerbseinkommen der beste Schutz vor materieller Deprivation.

Die Ausgrenzungsgefährdung ist durch Erwerbseinkommen ebenfalls deutlich gesenkt. Nur jede zwölfte Person mit Erwerbseinkommen ist in Wien ausgrenzungsgefährdet, wobei Frauen wieder weniger stark betroffen sind (9 %) als Männer (15 %).

Working Poor – unzureichendes Einkommen trotz Erwerbsarbeit

Jeder siebte Mann und jede zwölfte Frau in Wien zählt zu den Working Poor

12 % aller Wiener*innen im erwerbsfähigen Alter zählen zu den Working Poor und sind trotz aufrechter Erwerbsarbeit armutsgefährdet. Im Vergleich dazu gehören österreichweit 8 % der Erwerbstätigen zu den Working Poor. In Wien sind Frauen deutlich seltener betroffen als Männer, nur 8 % gehören zur Gruppe der Working Poor. Demgegenüber sind 13% der Männer in Wien trotz Erwerbsarbeit armutsgefährdet.

Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer

Wien weist mit 29.515 Euro pro Jahr das niedrigste Bruttomedianeinkommen der unselbstständig Beschäftigten in Österreich auf, es liegt um 8 % bzw. um 2.662 Euro unter dem österreichweiten Median. Im Bundesländervergleich ist in Wien auch die Schere zwischen Arm und Reich am größten, da der Abstand zwischen dem ersten und dem dritten Quartil in Wien mit 119 % die weitaus höchste Streuung aufweist.

Werden nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte herangezogen, beträgt das Bruttomedianeinkommen in Wien 45.762 Euro; dieses liegt nur ein halbes Prozent bzw. 247 Euro unter dem österreichweiten Median. Im Bundesländervergleich weisen Frauen in Wien mit 44.960 Euro das höchste Einkommen österreichweit auf, Männer mit 46.331 Euro das niedrigste Einkommen.