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Mitschrift

Ich war von Anfang an dagegen. Es wird zum Aushalten sein. Eigentlich ist es mir wurscht. Warum wollen die Älteren diese Änderung nicht? Die Jugend ist offen für alles. Die Älteren sagen, das hat's nie gegeben und in Zukunft auch nicht. Im Großen und Ganzen ist es eine Baustelle wie jede andere. Nix Besonderes. Ich lebe in der Stadt und muss auch mit den Baustellen leben. Naaaa. Der Österreicher ist ein Suderant. Weil wenn's dann fertig ist: "Bist du deppert, schau dir das an!" "Schön schaut's da aus, in der Mariahilfer Straße." Wir räumen die alten Pflastersteine weg. Da kommen dann neue, schöne Granitsteine. Für Fußgänger, für Geschäfte, für Touristen. Sehr schön für die Mariahilfer Straße. Pflaster ist gut, das taugt mir. Das schaut sehr hell und sehr gepflegt aus. Und grün, das ist mir wichtig. Sieht optisch gesehen relativ gut aus. Aber natürlich ist es noch nicht fertig. Auf das Ergebnis bin ich gespannt. Sie wird nur schlechter werden, ist meine Meinung. Ich finde sie momentan noch nicht schön, ich lass mich überraschen. Wenn ich ein Mensch bin, der sich von nix überzeugen lässt,  dann hilft mir die schönste Fußgängerzone nicht. Wenn ich aufgeschlossen bin, lasse ich mich von guten Ideen überzeugen. Und sehe auch Schlechtes. Natürlich ist es nervig, wenn man rundherum rennen muss. Aber wenn das Ergebnis ein schönes ist, hab ich kein Problem damit. Gut, die Arbeiter müssen ihre Arbeit tun. Aber der Presshammer und alle die Geräte, die Lärm machen. Wenn du ein Eis kaufen willst, musst du die Eisverkäuferin anschreien. Und die versteht dich fast nicht. Wer rational überlegt, weiß, dass ein Bauarbeiter seinen Job macht. Ja, viele Gäste kommen, viele Leute, Fußgänger und schauen und fragen: Was macht ihr? Und wie? In der Früh haben wir schon öfter zerbrochene Glasflaschen weggeräumt. Aber jetzt so direkt im Passanten-Verkehr nicht. Lob? Kaum. Wenn der Zug Verspätung hat, wir der Schaffner g'schimpft. Wenn die Getränkepreise zu hoch sind, sind es die Kellner, die das Fett weg kriegen. Also wenn wir vom klassischen Aufregen reden, reden wir ja nicht unbedingt von einem überlegten Handeln. Deswegen. Das kann noch so positive Konsequenzen haben. Wenn mich jetzt der Lärm aufregt, reg ich mich meistens gleich auf. Wir geben gerne Antwort. Mariahilfer Straße, 15, 16 Jahre Arbeit. Super. Die Leute bilden ihre Meinung erst, wenn sie es irgendwo gelesen haben. Sehr oft ist das so. Dieses Thema würde sie vielleicht gar nicht interessieren. Besonders die, die nicht hier wohnen. Und eh vielleicht zweimal im Jahr hier einkaufen sind. Die haben eine spezielle Meinung dazu. Die wissen's am besten. Die lehnen das ab, sagen: Hören'S auf mit der Mariahilfer Straße. Ich will nix davon hören. Man sollte die Medien raushalten, die sollen jetzt nichts berichten. Wenn alles fertig ist, sollen sie sagen: Sie ist fertig. Die Mariahilfer Straße hat natürlich immer einen gewissen News-Wert. In Online-Medien waren unter den Top-Fünf-Artikeln mit den meisten Postings im vergangenen Jahr drei zur Straße. Ich wollte die alte Mariahilfer Straße. Aber es gibt wohl viele Jugendliche, junge Leute, die halt dafür sind. Warum? Das ist die große Frage. Die interessiert mich brennend. Aber es wird Gründe geben. Wie kann man sich das erklären? Dass die Älteren bequemer sind? Fauler? Unwilliger sind, auf Öffis umzusteigen? Und einfach mit weniger Flexibilität aufgewachsen sind. Ich hab mich da schnell dran gewöhnt. Ich bin normalerweise da gegangen, wo es ohnehin schon gegangen ist. Vielleicht hätten viele vorher angenommen, alle Autofahrer sind gegen eine Verkehrsberuhigung. Radfahrer und Fußgänger dafür. So einfach war es nicht. Der größte Unterschied war zwischen Älteren und Jüngeren. Die älteren Anrainer über 60 Jahre, die waren sehr deutlich dagegen. Egal, ob sie jetzt mit einem Auto unterwegs waren oder nicht. Bei den Jungen war's so, dass die große Mehrheit für das Projekt war. Auch die, die ein Auto hatten, waren dann tendenziell für Beruhigung. Es wird sicher Leute geben, die sich eine alte Situation zurückwünschen. Das gilt ja auch für die Monarchie. Es gibt auch noch Leute, die die Monarchie wieder wollen. Es wird sich aber, glaub ich, dieser ganze Aufruhr legen. Die Leute werden das als gegeben hinnehmen. Man konnte von einem Bezirk in den anderen Bezirk fahren. Stauzeiten hat's immer gegeben. Aber jetzt, wie man sieht, in der Burggasse, in der Neustiftgasse. Ich bin dort auch schon gefahren, weil ich hinfahren musste. Ein Chaos. Ein Horror. Ich hab mich gewundert, warum Fahrer die Mariahilfer Straße wählen. Nicht nur Zulieferer oder Anrainer. Leute, die den Verkehrsweg wählen. Es wird in zwei Jahren, glaub ich, nicht mehr viele interessieren. Es weiß heute keiner mehr, dass da einst eine Straßenbahn gefahren ist. Und zwar Menschen, die es wissen müssten vom Alter her. Deswegen wird man in zehn Jahren nicht mehr von der Baustelle reden. Oder von der Situation davor, von den Verkehrsstaus. Vorhersagen haben immer ein gewisses Risiko. Vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Hat einmal Karl Valentin gesagt, andere auch. Es hat wohl zu einem gewissen Grad Chancen, Teil der Identität der angrenzenden Bezirke zu sein. Dass die Mariahilfer Straße Neu für die Bewohner einfach dazugehört. Und sie zu den Eckpunkten gehört, die jeder nennen würde, wenn man ihn fragen würde: Was macht Mariahilf oder Neubau aus?

Archiv-Video vom 04.12.2014:
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Querstadt im Detail - MAHÜ 2

Der Umbau der Mariahilfer Straße - eine Zäsur für die Stadt, die BewohnerInnen, aber auch für den Umgang mit der urbanen Struktur Wiens im Allgemeinen. Urbanität ist Kommunikation, ist Dialog und zwar ständig - wir begleiten diesen Prozess. In 8 Episoden treffen wir AnrainerInnen, PolitikerInnen, PlanerInnen, BauarbeiterInnen, PassantInnen und Geschäftsleute und sehen Veränderung Geschichte werden.

Länge: 7 Min. 43 Sek.
Produktionsdatum: 2014
Copyright: querstadt

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Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

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