Mitschrift

Eine typische Gemeindewohnung im 2. Bezirk. Im Wohnzimmer drängen sich BesucherInnen auf engstem Raum, um eine Vorstellung aus süditalienischen und nordwaldviertlerischen Liedern zu hören. Es ist eine von acht künstlerischen Darbietungen, die verteilt im gesamten Gemeindebau stattfinden. In diesem Jahr ist der Robert-Uhlir-Hof Kunstgastgeber. Zum vierten Mal findet diese gemeinsame Aktion von "Kunst im öffentlichen Raum Wien", Wiener Wohnen und wohnpartner statt.

Karlheinz Hora, Bezirksvorsteher Leopoldstadt: "Diese Performance wurde in drei anderen Bezirken ausprobiert, wie ich es so schön sage, und jetzt ist das aus den Kinderschuhen in die Regel gekommen, beim vierten Mal. Wie bei einem Kleeblatt."

Acht MieterInnen des Gemeindebaus werden bei dieser außergewöhnlichen Initiative mit ihren Wohnungen zu KunstgastgeberInnen. Gemeinsam mit KünstlerInnen haben sie Ideen und Projekte entwickelt, die von nun an bis zum 30. Oktober im Rahmen von geführten Touren besucht werden können.

Künstler: "Jetzt zieht es den Heißluftballon oder Heliumballon natürlich rauf. Jetzt sagt man, okay, das müssen wir auch berücksichtigen."

Martina Taig, Kunst im öffentlichen Raum Wien: "Es ist natürlich eine Schwelle zu überschreiten, wenn man dann auch noch bereit ist, fremde Menschen in die eigene Wohnung zu lassen, in die eigenen vier Wände."

Josef Cser, Wohnpartner: "Alle Bewohner haben ja zum Beispiel so Überziehpatscherl, dass also nicht Schmutz in die Wohnung getragen wird. Es wird auch am Anfang nochmal von den Kuratoren auch darauf hingewiesen, dass man hier also einen Lebensraum, eine Wohnung, betritt."

In diesem Jahr steht die Zusammensetzung des Kollektivs im Mittelpunkt. Ein Team, eine Arbeitsgemeinschaft, ein Ensemble oder ein Trupp setzt mit vereinten Kräften ein Ziel um, das vorher gemeinsam ausgemacht wurde. Und eben diese gemeinsame Beteiligung ist eines der vordergründigen Motive hinter dieser ungewöhnlichen Aktion.

Josef Neumayer, Wiener Wohnen: "Für uns als Wiener Wohnen ist das ein ganz wichtiges Thema, weil es damit gelingt, die Mieterinnen und Mieter und Künstler zu einem gemeinsamen Projekt, zu gemeinsamer Performance zu entwickeln."

"Kunstgastgeber Gemeindebau" ist ein Zusammentreffen von Kunst, KünstlerInnen, Gästen und MieterInnen - ein Zusammenwachsen der Gesellschaft also auf kleinem Raum. Die Gemeindewohnung als Kulturzelle, in der Projekte entstehen, die vom unmittelbaren Umfeld inspiriert sind, und vom Ideenaustausch zwischen KünstlerInnen und BewohnerInnen. Der große Zuspruch aus allen Richtungen bestätigt die InitiatorInnen dieser Aktion und verspricht auch für die Zukunft weiterhin viele kreative Gemeindebau-Momente.