Ihre aktuelle Position:
  1. wien.at
  2. Video

Mitschrift

Mona Müller, wien.at-Straßen in Wien sind nach historischen Persönlichkeiten benannt. Persönlichkeiten aus der Musik, der Wissenschaft oder auch der Politik. Zwei Jahre lang haben HistorikerInnen jetzt die Biografien der Persönlichkeiten studiert und sind dabei auch auf unangenehme Details gestoßen."

Zwei Jahre lang hat die Wiener HistorikerInnen-Kommission alle Straßennamen einer genauen Betrachtung unterzogen. Dafür wurde erstmals zu diesem Zweck in internationalen Archiven geforscht. Jetzt liegt der Bericht auf dem Tisch.

Von den derzeit 6.600 Verkehrsflächen tragen 4.379 Personennamen. Davon wurden 159 als historisch belastet erkannt. Bei 28 Fällen spricht die Kommission von dringendem Diskussionsbedarf. Die 28 vorrangigen Beanstandungen betreffen im Wesentlichen rassistische Hetze.

Oliver Rathkolb, Zeithistoriker: "Also in der Gruppe der 28 Fälle, die für uns besonders diskussionswürdig erscheinen, sind rund ein Drittel Personen, die wirklich massiven Antisemitismus verbreitet haben, lange vor 1914. Und zwei Drittel hängen mit Nationalsozialismus und Rassismus in der NS-Zeit zusammen."

Konkrete Vorschläge für Umbenennungen gibt es nicht. Der Fokus der Stadt Wien und der HistorikerInnen liegt vielmehr in der aktiven Auseinandersetzung mit der Geschichte. Jedenfalls ist Wien die erste europäische Metropole, die sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzt. Bedarf dazu besteht freilich auch anderswo.

Oliver Rathkolb, Zeithistoriker: "Nehmen Sie als Beispiel Brüssel mit also einem massiven, sehr blutigen, kolonialen Erbe, das sich auch in den Straßennamen widerspiegelt und das eigentlich bis heute nicht reflektiert und diskutiert wurde. Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass es mindestens zwei, drei Generationen braucht, bevor man sich vorbehaltslos diesem Thema widmen kann."

Auch ohne Umbenennungen schlägt Wien in Sachen Straßennamen ein neues Kapitel auf. Denn künftig sollen folgende Kriterien bei der Neubenennung von Verkehrsflächen gelten: Die Bezeichnungen sollen praktisch sein, also prägnant und kurz. Tendenziell soll es also künftig mehr ortsbezogene Bezeichnungen und weniger Personennamen geben. Wichtig ist auch ein klarer Wienbezug. Und bei personenbezogenen Namen soll es eine historische Vorabprüfung geben, ein Gleichstand von Männer- und Frauennamen angestrebt werden und auch der eine oder andere Zuwanderer Berücksichtigung finden. Generell sollen künftig mehr regionale Besonderheiten sowie Begriffe aus der Tier- und Pflanzenwelt aufgegriffen werden. An der Suche nach neuen Namen können sich übrigens alle beteiligen. Vorschläge nimmt jede der 23. Bezirksvertretungen entgegen. Die Kulturkommission des Bezirks befasst sich dann mit dem Vorschlag. Jetzt überprüft die Kulturabteilung der Stadt Wien diesen Vorschlag. Die eigentliche Entscheidung trifft der Ausschuss für Kultur und Wissenschaft im Gemeinderat.

Egal, ob neues oder altes Straßenschild, jedenfalls werden künftig verstärkt solche Zusatztaferln über die Bedeutung der Straßennamen aufklären und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte unserer Stadt erleichtern.

Mona Müller, wien.at-eingeblendeten Adresse. Wenn Sie jetzt nichts zum Mitschreiben haben, Sie können die Sendung online unter wien.at noch einmal ansehen."

Archiv-Video vom 12.07.2013:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Wiener Straßennamen untersucht

Viele Straßen in Wien sind nach historischen Persönlichkeiten benannt. Persönlichkeiten aus der Musik, der Wissenschaft oder auch der Politik. Zwei Jahre lang haben Historiker jetzt die Biografien der Persönlichkeiten studiert und sind dabei auch auf unangenehme Details gestoßen.

Länge: 3 Min. 22 Sek.
Produktionsdatum: 2013
Erstausstrahlung: 12.07.2013
Copyright: Stadt Wien

Aktuelle Videos

Enthüllung neue Pionierinnen

Enthüllung neue Pionierinnen

Zum Frauentag holt die Stadt Wien zwei neue „große Töchter“ vor den Vorhang: Im Arkadenhof des Rathauses werden für Ingeborg Bachmann und Luise Fleck zwei Gedenktafeln in der Pionierinnengalerie enthüllt. Die Galerie stellt außergewöhnliche Frauen der Stadt, ihr Engagement, ihr Handeln und ihre Leben in den Mittelpunkt. Ingeborg Bachmann war eine heimische Schriftstellerin, die als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. In ihren Werken widmete sich die Klagenfurterin Themen wie die Rolle der Frau in der männlich geprägten Gesellschaft oder den Konsequenzen und dem Leid von Kriegen. Sie verstarb 1973 in Rom, seit 1977 wird jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Luise Fleck war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte bei mehr als 100 Filmen Regie und schrieb auch 20 Drehbücher. Besondere Bekanntheit erlangte sie in der Zeit während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie starb 1950 in Wien. Die nun 30 Porträts der großen Töchter der Stadt können noch bis 31. März im Arkadenhof des Wiener Rathauses besichtigt werden.
Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

wien.at TV Kanäle