Mitschrift

Wohin, wenn im Sommer die Sonne brennt oder im Winter der Schnee einen ins Warme drängt. Die Bäder der Stadt Wien bieten Wasserratten wie Sportlern die Möglichkeit, ganzjährig ihrer Schwimmleidenschaft nachzukommen. Aber ein Bad sticht dabei besonders hervor.

Hubert Teubenbacher, Leiter der Bäder Wien: „Das Jörgerbad feiert 2014 seinen 100. Geburtstag. Es ist somit das älteste Hallenbad der Stadt Wien. Zur Eröffnung hat es noch Kaiser-Franz-Joseph-Bad geheißen. Mit Zusammenbruch der Donaumonarchie wurde es in Jörgerbad umbenannt und es war das erste Hallen-, Dampf- und Wannenschwimmbad der Stadt Wien.“

Und es sorgt dabei prompt für Aufsehen. Denn der Umgang mit den Geschlechtern ist revolutionär und familienfreundlich.

Hubert Teubenbacher: „Das Jörgerbad war das erste Hallenbad mit einem eigenen Kinderbecken. Außerdem war es möglich, dass – zur damaligen Zeit erstmals – Frauen und Männer gemeinsam in einer Schwimmhalle schwimmen konnten.“

Auch technisch präsentiert sich das damalige Kaiser-Franz-Joseph-Bad auf dem neuesten Stand. Das eindrucksvolle Glasdach über der Schwimmhalle lässt sich elektrisch öffnen und sorgt im Sommerbetrieb für ein angenehmes Klima. Aber das ist nicht die einzige Besonderheit.

Hubert Teubenbacher: „Die Länge des Schwimmbeckens im Jörgerbad beträgt 25 Meter. Zur damaligen Zeit baute man die Schwimmbecken 33 und 1/3 Meter lang, damit drei Längen 100 Meter ergeben, fürs Wettkampfschwimmen. Das war aber hier in diesem Haus nicht möglich, weil der Bauplatz zu schmal war. Und somit hat man nur ein 25-Meter-Becken und ein Kinderbecken bauen können.“

Historische Architektur oberhalb, modernste Technik unterhalb. Wo früher zwei riesige Heizkessel standen, gibt’s jetzt Fernwärme. Außerdem wird die Wasserqualität, –temperatur und –menge vollautomatisch geregelt. Wasserengpässe? Fehlanzeige! Wenn damals allerdings die Dachreservoirs schon fast leer waren, floss das Wasser nur noch tröpferlweise aus den Brausen. Wollte man sich zurückziehen, konnte und kann man sich bis heute ein Wannenbad mieten. Jeder Gast bekommt hierfür die gleiche Menge Heißwasser in die Wanne gefüllt. Das kalte mischt er sich selbst dazu. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Um einem Heißwassermissbrauch vorzubeugen, wird diese Montur kurzerhand abmontiert.
Das Jörgerbad präsentiert sich traditionsbewusst und modern zugleich und ist heute weit mehr als nur eine Einrichtung für Körperhygiene.

Hubert Teubenbacher: „Damals stand die Reinigung im Mittelpunkt, heute bieten wir Naherholung, Sport und Spaß für Jung und Alt.“