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Und, ja, das war für mich halt so besonders weil ich wollte nie in einem Amt arbeiten. Ich wollte immer irgendwie unmittelbarer an den Menschen sein, also so direkt im Leben, das ist eigentlich so etwas Besonderes, wenn man das kann. Mein Name ist Andrea Brem. Ich bin Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser. Ich habe damals schon mitbekommen, natürlich, in der Sozialakademie, dass es Frauenhäuser gibt und dass die, sozusagen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, helfen und das hat mich total interessiert. Und da habe ich mich damals mit meiner Freundin, die auch noch immer jetzt beim Verein Wiener Frauenhäuser arbeitet, mit der Ingrid Dohnal beworben und haben dann dort gemeinsam ein Praktikum machen können im ersten Wiener Frauenhaus. Es war ja so, dass 1978 das erste Frauenhaus eröffnet hat. Das ist einerseits auf Initiative einer Gruppe von Sozialarbeiterinnen entstanden und andererseits auf Initiative der SPÖ Frauen. Federführend der Johanna Dohnal und mit ihr die Irmtraut Karlsson. Und auch dem Herrn Christian Broda, das ist oft unbekannt, dass er lange Jahre Vorsitzender des Vereins Wiener Frauenhäuser war. Das heißt, das war damals so eine Zeit des Aufbruchs und da war es auch möglich, dass man so ein innovatives Projekt wie die Frauenhäuser in Wien durchsetzen kann. Wir bemühen uns immer, die Hürden möglichst niedrig zu halten, damit Frauen leicht den Weg zu uns finden können. Aber es braucht schon sehr viel Mut. Weil, ich mein man muss sich vorstellen, man packt sein weniges Hab und Gut zusammen und dann läutet man wo an und dann merkt man, man steht in einer Sicherheitsschleuse. Und das nehmen die Frauen auch durchaus unterschiedlich wahr. Also manche erschrecken beim Reinkommen, weil sie sich denken: "was ist jetzt los?“ und andere haben berichtet, dass sie sich gedacht haben: "Endlich Sicherheit." Also es ist beides. Und dann gibt es zwei Sachen. Das eine ist, dass es belastend ist, in einer Kriseneinrichtung zu leben. Auch wenn es einem selbst schon ein bisschen besser geht und man sieht immer wieder die Frauen die kommen, die verletzt und verwundet sind. Das macht natürlich mit den Frauen auch etwas. Andererseits finde ich es aber auch so toll, weil die Frauen schließen Freundschaften, sie unterstützen sich. Das ist das ganz Spezielle am Frauenhaus. Und wenn man dann merkt, dass die Frauen in ihrer Kraft zurückkommen, wenn sie dann einmal an einem Abend sich wieder schön machen und mit einer Freundin ausgehen und einfach anfangen, das Leben wieder zu genießen, wieder Mut zu sammeln nach all der Trauer und Verletzung. Zu sagen, so ok, aber jetzt geht‘s los und jetzt fange ich ein neues Leben an. Das sind, glaube ich, die schönsten Momente. Wir freuen uns auch immer über Dankesschreiben, die kommen und die auch oft sehr bewegend sind. Das ist wunderschön. Trotzdem hat es einige Frauen gegeben, die ermordet wurden und das hat immer wahnsinnige Wunden, auch in unserer Institution, geschlagen. Das nimmt uns so mit und das ist auch, glaube ich, das Belastenste an der Arbeit. Natürlich glaube ich, dass, solange unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist, solange Frauen nicht in gleichem Maße in der Politik vertreten sind, in Aufsichtsräten, in der Wirtschaft, in Führungspositionen. Solange das nicht ist, wird sich das, glaube ich, nie ändern. Es geht einfach um ein Machtgefälle, das da ist, ja. Das was die Frauen der Anfangszeit geschafft haben ist, dass sie wirklich gesellschaftliche Normen verändert haben. Am Anfang hat es immer geheißen: "Was daheim passiert ist privat und geht niemanden etwas an." Das würde ja heute niemand mehr sagen. Kein Mensch käme auf die Idee zu sagen, wenn ein Kind misshandelt wird: "Das ist privat, das geht niemanden etwas an." Bei den Frauen klappt es leider noch nicht ganz so, dass man das so selbstverständlich nimmt aber es ist kein Vergleich mehr zu damals. Ich glaube wir sind auf einem guten Weg und es gibt ganz viele Männer die hochsolidarisch und pro-feministisch ihr Leben führen. Das sind die, mit denen wir gemeinsam auftreten müssten, gegen den Rest. Und ich würde mir manchmal wünschen, dass wir Feministinnen drüber nachdenken, wie wir Frauen erreichen, die nicht feministisch sind. Weil ich glaube, wenn man mit denen länger spricht, dann verstehen sie eh, was wir meinen, ja. Oder auch Männer. Da waren wir nicht raffiniert genug und das muss die nächste Generation jetzt machen.

Archiv-Video vom 12.12.2018:
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Frauenpreisträgerin 2018 - Andrea Brem

Andrea Brem ist Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser und erhält den Frauenpreis 2018 in der Kategorie "Gewaltschutz".

Länge: 4 Min. 39 Sek.
Produktionsdatum: 2018
Copyright: MA 57

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