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Mein Name ist Wilfried Seipel. Ich bin vor langer Zeit in Wien geboren. Genau im Jahr 1944 und stamme aus einer, man könnte fast sagen, sehr alten Apothekerfamilie. Mein Ururgroßvater hat schon 1776 mit einer Maria-Theresianschen Lizenz eine Apotheke im dritten Wiener Gemeindebezirk gegründet. Die Apotheke

“ Zum Schwarzen Adler “, die es heute noch gibt und die heute von meiner Schwägerin und meinem Neffen geführt wird. Eigentlich war es der Wunsch meines Vaters, dass ich Pharmazie studiere. Ich hatte zwar noch zwei Brüder, der eine war Ingenieur, der andere Arzt. Ich bin der Jüngste, ein Nachzügler gewesen. Er hat Arzt studiert, hat dann aber nachdem ich mich gegen die Pharmazie entschlossen hatte doch auch Pharmazie studiert und hat die Apotheke dann übernommen und ist dann leider verunglückt. Also an sich, hätte ich Apotheker sein sollen. Ich bin aber im Nachhinein eigentlich sehr glücklich, dass ich meinen eigenen Weg gegangen bin und meine Eltern mir auch nie deswegen Probleme bereitet haben, oder mich bedrängt haben das Studium der Apothekerzunft zu übernehmen.

 

Ich bin in Döbling aufgewachsen, in einer Zeit, in der nicht weit von meiner Wohnstraße - der Hardtgasse - entfernten Guneschgasse noch gerodelt wurde. Ich bin im Türkenschanzpark Roller fahren gewesen habe. Ich habe dort meine ersten Verehrerinnen besucht – zum Roller fahren. Ich war eigentlich auch ein Döblinger, der die Gegend wahnsinnig genossen hat. Ich habe zwar in Untertulbing gewohnt, das ist also unterhalb der Billrothstraße , also nicht mehr im vornehmen Teil der eben oberhalb der Billrothstraße beginnt , im Cottage , war aber doch sehr glücklich dort. Neben unserem Haus war eine alte Bierfabrik. Es war ein richtiger Abenteuerspielplatz auf dem wir eben unsere Spielchen getrieben haben. Verstecken und Indianerspiele. Wir konnten dann auch die Entwicklung dieses Bezirks, ich wohne im dritten Stock, 96 Stufen ohne Lift, von oben wunderbar verfolgen. Es hat sich dort ein starkes “zu Hausegefühl“, Heimatgefühl, will ich jetzt gar nicht sagen entwickelt. Ich war ja in meinem Leben sehr, sehr viel weg und bin bis heute immer wieder gerne dorthin zurückgekehrt.

 

Hardtgasse.
In der Hardtgasse gibt es einen wunderschönen großen Garten, mit Kastanienbäumen und auch mit Obstbäumen – Marillen. Wir haben dort Tischtennis gespielt, Indianer gespielt. Wir waren im Hause an die acht Buben, alles Buben in dem Haus lustiger weise, die bis heute eigentlich noch zu meinen Bekannten und Freunden zählen. Also es war eine Hausgemeinschaft und ich kann schon sagen, ich habe eine sehr glückliche Kindheit gehabt.

In den Sommerferien allerdings ist man damals ja immer auf Sommerfrische gefahren und das war eigentlich immer die Steiermark. Kurz nach meiner Geburt im “Goldenen Kreuz“, ist meine Mutter bereits mit meinen beiden Brüdern und mir in die Steiermark gefahren und wir haben dort die letzten Kriegsjahre verbracht. Bei einer Bekannten, Verwandten in einem einfachen Holzhaus. Aus dieser Zeit stammt auch meine Beziehung zur Steiermark, die heute eigentlich auch meine zweite Heimat ist. Wir haben dort ein Haus, in Gröbming im Ennstal. Wir haben nicht nur damals die zwei Monate, das waren ja unendlich lange Schulferien , gibt' s ja heute auch noch, verbracht, sondern sind dann auch bei jeder Gelegenheit wieder hingefahren. Meine Großeltern haben dann gebaut und das genießen wir - meine Frau und ich und meine Tochter - heute noch sehr.

 

Volksschule.

Nach meiner Kindheit, also die Volksschule. Zuerst waren das die “Schulbrüder“ im 18.Gemeindebezirk. Da ist meine Mutter immer mit mir in der Früh diesen weiten Weg gegangen. Immer zu Fuß. Das waren doch ungefähr zwei, drei Kilometer.

Dann, nach zwei Jahren bin ich zur Bürgergasse in die Volksschule gegangen. Ich erinnere mich noch, dort habe ich das erste Mal so was wie verliebt sein empfunden. Das war bereits eine gemischte Klasse mit acht und neun Jahren. Es war eine Inge Buchsbaum. Ich kann mich noch gut an sie erinnern. Sie war aus Stuttgart. Ich hatte immer einen Hang zu deutschen Mädchen. Ich bin ja auch das zweite Mal inzwischen mit einer deutschen Frau verheiratet. Wieso das so ist, kann ich ihnen nicht beantworten.

 

Glückskind.

Wie gesagt, die Volksschule war auch eine glückliche Zeit.

Ich hatte auch ein glückliches Elternhaus. Also ich war eigentlich ein Glückskind.

 

Wir hatten auch natürlich wirtschaftlich Gott sei Dank keine größeren Probleme. Obwohl ich mich dunkel erinnere, dass mein Vater die Apotheke nach dem Weltkrieg übernommen hat von seinem Vater. Das war wohl nicht so gut gelaufen - war schwer überschuldet. Er hat es dann aber wieder saniert, zusammen mit seinem Bruder sodass dann ein Apothekerdasein ja gar nicht so schlecht war – früher, heute ist es viel schwieriger geworden für die Apotheken. Ich hab' s dennoch nie bereut Pharmazie studiert zu haben.

Ich bin dann ins Schottengymnasium in das ich dann nach zwei Jahren im Realgymnasium in der Krottenbachstraße eingeschrieben wurde. Eigentlich gegen meinen Willen. Meine Mutter hat sich das eingebildet, aus mir nicht mehr ganz ersichtlichen Gründen hat sie mich aus der Krottenbachstraße herausgenommen. Was da vorgefallen ist, weiß ich eigentlich nicht. Ich bin dann fünf Jahre bis zur Matura geblieben. Das war auch eine sehr, sehr schöne Zeit. Damals hat es im Schottengymnasium noch keine gemischten Klassen gegeben. Das war vielleicht ein Nachteil. Ich bin dort unter anderem auch zu meinem Studium angeregt worden. Zu meiner Vorliebe für Archäologie – Ägypten vor allem, alte Geschichte.

 

Museumsbesuche.

 Museumsbesuche waren eher spärlich muss ich gestehen. Mein Vater, wenn er mit mir überhaupt ins Museum gegangen ist, dann ist er immer ins Naturhistorische Museum gegangen. Wir waren immer bei den Sauriern, aber nie im Kunsthistorischen Museum. Ins Kunsthistorische bin ich dann das erste Mal über  die Schule gekommen.

Das Entscheidende auch für mich, waren die großen kulturgeschichtlichen Ausstellungen in den 60iger Jahren. Zum Teil noch vor der Matura, ich habe 1962 Abitur gemacht. Ja, also die großen kulturgeschichtlichen Ausstellungen im Künstlerhaus. Das war damals: “5000 Jahre ägyptische Kunst“, “Die Kunst der Mayas“ und auch Indienausstellungen. Das waren Wanderausstellungen die sind aus den großen Metropolen nach Wien gekommen,  die mich sehr beeinflusst haben, wo ich mit Begeisterung Stunden verbracht habe.

Deswegen halte ich ja Ausstellungen für so wichtig – weil sie eben den Zugang eröffnen zu Inhalten oder eben Kulturen, mit denen man in der Schule heute überhaupt nicht mehr und damals halt nur zu einem gewissen Teil vertraut gemacht wurde.

 

Künstlerhaus.

 Die Ausstellungen im Künstlerhaus, die heute leider nicht mehr existieren und die ich ja noch in meiner Zeit als Generaldirektor im Kunsthistorischen Museum für etliche Jahre wieder belebt habe, waren also entscheidend für mich und zeigen, das Ausstellungen doch einen ganz großen Einfluss haben können auf junge Menschen, die ja auf irgendeine Weise, vorgeprägt durch den Unterricht oder durch das Elternhaus, dann in Ausstellungen noch mehr erfahren können.

Da es mir damals geglückt ist  meinen Klassenvorstand Dr. Adamovsky davon zu überzeugen mit der Maturaklasse in der Maturareise, die wir damals gemacht haben nicht nur nach Griechenland zu fahren, sondern auch Ägypten miteinzubeziehen, war das dann der erste Sprung der mich mit Ägypten selbst in Kontakt gebracht hat.

Ich konnte damals unsere Klasse führen und war dann besonders glücklich, als mein Klassenvorstand dann noch ein Floridsdorfer Mädchengymnasium nach Ägypten gelotst hat zur Maturareise und ich dann noch einmal diese Mädchenklasse durch Ägypten geführt habe. Das war sehr, sehr schön und damals auch ein gewisses Selbstbewusstsein gegeben.

 

Militär.

Von der Maturareise wieder in Wien zurück, bin ich natürlich einmal zum Militär gegangen. Das war eigentlich nicht eine Notwendigkeit. Man hätte es auch auf die Zeit nach dem Studium aufschieben können. Ich wollte es aber hinter mich bringen und bin dann eben eingerückt und zwar als “Air-OAR“. Ich habe mich zwölf Monate  verpflichtet. Es ist heute eine endlich lange Zeit. Es war eigentlich auf Wunsch meines Vaters. Ich war da gar nicht begeistert davon und habe die Zeit auch nicht als unbedingt beglückend gefunden. Wenn man gerade in diesem Alter ist, so mit 18 bis 19 Jahre, wo man so viele Ideen hat und so viele Pläne hat, was man alles machen will, dann wird man doch durch diese Zeit sehr eingebremst und lernt nicht so viel wie es eigentlich in diesem Abschnitt notwendig wäre. Also gut, ich habe das alles ganz gut überstanden.

Ich hab' dann wie wir in Wien stationiert waren, ich war beim Telbau 1 in der Trostkaserne und dann schon in den letzten Monaten hatte ich dann schon ziemlich freie Hand nach dem Dienst und konnte vor allem Nachhilfestunden geben. Das habe ich dann sehr viel gemacht. Da gibt' s ein paar prominente Wiener, die bei mir Nachhilfeunterricht bekommen haben, die ich aber jetzt namentlich nicht nenne und ich habe mit diesem Geld, dass ich dann verdient habe, nach der Militärdienstzeit eine große Reise ums Mittelmeer unternommen.

 

Große Reise.

Mit einem kleinen Fiat, mit einem Freund. Das war auch eines meiner großen prägenden Erlebnisse. Mit einem Fiat zuerst eine Woche Athos. Damals noch eine Halbinsel die ohne Verkehr, ohne Autos gewesen ist. Heute hat sich das ja schon radikal verändert und dann eben über die Türkei, das ganze östliche Mittelmeer, Syrien und Jordanien und dann eben übersetzt nach Ägypten. Da war ich dann das erste Mal mit dem Auto und bin dann weiter bis Assuan und dann über Tunesien und Libyen wieder zurück über Italien mit dem Schiff. Das war eine der großen Reisen.

 

Heute ist das bei den Jugendlichen, ich weiß nicht, die fahren irgendwie anders in die Welt hinein. Wir hatten damals so eine unglaubliche Neugierde nach den exotischen Ländern und nach ihren Kulturen, die heute natürlich durch den Tourismus ganz anders aufgeschlossen sind als das damals der Fall ist. Ich glaube aber auch, dass sie diese Neugierde, dieses Interesse, das ja auch auf Bildungsdefizite heute zurückgeht, nicht mehr empfinden. Ich bin sehr dankbar, dass ich damals in einer Zeit aufgewachsen bin, wo das alles noch ein großes Abenteuer war und wo man sich so unglaublich engagiert hat. Dass man dort noch eine Ausgrabung besucht und da noch mit dem Auto fährt, trotz aller technischen Probleme die wir gehabt haben. Wir sind damals durch Wadi-Ram gefahren und mit dem Auto stecken geblieben. Wir mussten immer wieder die Luft aus den Reifen lassen, dann ein Stückchen fahren, dann wieder reinpumpen. Dann ist die Kupplung kaputtgegangen – es war ein wirkliches Abenteuer. Es war auch etwas, was mich ein bisschen mitgeprägt hat.

Nach meiner Rückkehr von der Reise, es waren etwas über zwei Monate, habe ich dann zu studieren begonnen. Das war dann die richtige Zeit.

 

Das Studium.

 Man kommt an die Universität und es steht einem die ganze Welt offen. Ich hab' natürlich Interessen gehabt. Ich habe Ägyptologie und Assyriologie inskribiert und dann auf Wunsch meiner Eltern um ein Brotstudium zu haben, wie sie gemeint haben: “Jetzt wirst du nicht Apotheker, was wird denn jetzt aus dir – Hungerberuf“, dann hab' ich noch klassische Philologie gemacht, also Richtung Latein - und Griechischlehrer. Daneben habe ich noch viele andere Fächer gemacht. Ich kann mich erinnern, ich hatte so ein Studienbuch, da waren bis zu vierzig Wochenstunden drinnen. Das war so wunderbar, dass man sich in Hörsäle setzten konnte und dann einfach ohne Zwang diese Vorlesungen, oder Seminare mitmachen. Es war kein verschulter Studiengang.

Man war völlig frei. Nach der alten Studienordnung war das wunderbar. Man hat ein Hauptfach gehabt, das war klassische Philologie – Latein, Griechisch. Als Nebenfach, Ägyptologie und Assyriologie und auch noch alte Geschichte gehabt.

Da hat's Professoren gegeben - Schachermayer oder Lesky. Ich kann mich erinnern, bei einer Schachermayer-Vorlesung im Hörsaal 34, war immer voll, der hat alte Geschichte unterrichtet und da waren die Althistoriker, die Archäologen und die ganzen vergleichbaren Fächer - eine Vorlesung über Aischylos. Die Studenten und Kollegen waren so begeistert nach der Vorlesung, dass die aufgestanden sind und applaudiert haben.

Das würde ich mir wünschen, dass an der Uni noch einmal solche Vorlesungen gehalten werden, die mit so einer Begeisterung, auch des Vortragenden erfüllt sind, dass das dann auf den Studenten, die Studentin übergreift. Es war also eine sehr schöne Zeit. Ich habe dann noch Assyriologie studiert bei Professor Hirsch – ein ganz lieber Mensch. Der hat für mich allein unterrichtet. Ich hab' einen  Vorlesungszyklus gehabt – Einführung in das Akkadische – da bin ich allein im Hörsaal gesessen und er ist vorne immer sieben Schritte links, sieben Schritte rechts gegangen und hat mir die Grammatik des altbabylonischen eingebläut. Das war wunderbar. Das war im neuen Institutsgebäude, damals auch ein neues Gebäude. Die Sonne hat hereingeschienen und ich bin in der ersten Reihe gesessen. Alleine und er hat vorne mit seinem Heft unterrichtet. Das sind Dinge, die heute so utopisch anmuten. Ich weiß es nicht, ob es damit zusammenhängt, dass wir damals noch Studiengebühren gezahlt haben, aber das ist ein anderes Thema. Das Studium in Wien war wunderbar.

 

Ich bin dann allerdings weggegangen von Wien. Die Ägyptologie in Wien hat mich nicht sehr angerührt. Ich hab' mich ganz auf die Keilschrift konzentriert und hab' dann ein DAP - Stipendium gekriegt über Hirsch und Schachermayer nach Deutschland, nach Heidelberg. Wunderbar. Ich hab' mir gedacht, da kann dir nichts Besseres passieren und wollte dort eigentlich Sumerologie machen. Eigentlich nur für ein Jahr um dann wieder nach Wien zurückzukommen und die klassische Philologie – ich hatte das bis zum Hauptseminar abgeschlossen – weiterzuführen. Dann ist der Professor in Heidelberg zu dem ich eigentlich wollte plötzlich gestorben – Professor Falkenstein. Ich bin aber dann trotzdem hin. Dort habe ich einen Philologie-Professor gefunden der so unglaublich nett und gut war. Der hat mir auch gesagt, auf meine Frage was soll ich denn jetzt tun, soll ich klassische Philologie weitermachen oder soll ich doch wieder Ägyptologie als Hauptfach nehmen, er war so ein bedächtiger Mann, schreiben sie Ägyptologie. Das war der entscheidende Satz.

 

 

Ich hab' mich dann eben in Wien kaum mehr blicken lassen. Ich hab' dann in Heidelberg fertig studiert, hab' dort das erste Mal mein Herz verloren, und hab' dort auch beruflich in der Papyrussammlung begonnen. Ich bin dann von dort, das ist dann der nächste große Schritt, nach Berlin gegangen.

 

Berlin.

 In Heidelberg also war mein beruflicher Abschluss. Ich hab' damals in Griechisch, Keilschrift und Ägyptologie den Magister gemacht. Promoviert hab' ich erst später in Hamburg, weil mein Doktorvater dann plötzlich gestorben ist.

 

Ich bin aber von Heidelberg nach Berlin berufen worden als Assistent an die Freie Universität, Fachbereich 14 Altertumswissenschaften. Ich war unglaublich stolz - tolle Geschichte. Ein neu aufgebautes ägyptologisches Institut und habe dann dort sieben Jahre meines Lebens verbracht. Vor allem auch als unterrichtender, lehrender Assistent. Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich konnte damals die Vorlesungen machen, die Einführungs-Vorlesungen, die Seminare auch mit anderen Kollegen.

Damals ist dann auch meine  Tochter in Berlin zur Welt gekommen, im Martin Luther Krankenhaus. Ich war damals dabei. Das war 1972 noch die große Ausnahme. Da musste man noch ein Krankenhaus suchen, wo der Vater dabei sein durfte.

Ich hab' schön gewohnt, auf dem “Grat“, das ist das Berliner Italien- ein schönes gotisches Viertel. Ich habe eine fruchtbare Zeit gehabt und damals auch mit Ausgrabungen begonnen. Von der Freien Universität aus in Mittelägypten. Dann sollten auch die Kontakte zum österreichischen Institut beginnen und meine Ausgrabungen in Tela-Tapa im Deltagebiet anfangen.

 

Österreichisches Archäologisches Institut.

 Es gibt das österreichische, archäologische Institut mit dem Sitz in Wien. Das ist eine eigene wissenschaftliche Einrichtung und dieses Institut hat Zweigstellen. Eine Zweigstelle ist in Kairo und eine Zweigstelle ist in Ephesos. Die veranstalten die großen Ausgrabungen in Ephesos. In Kairo gibt es eine Zweigstelle und von diesem Institut wurde seit den sechziger Jahren Grabungen veranstaltet. Zum ersten schon vor meiner Zeit in Nubien, als man diese große Rettungsaktion wegen des Stausees von Assuan durchgeführt hat. Da hat sich Österreich auch beteiligt bei den Grabungen von Serjilla und dann hat man im Deltagebiet begonnen. Da existiert diese Grabung heute noch. Ich war dort mehrere Jahre, auch als ich noch nicht im Institut tätig war, bin ich schon vorher als Assistent von Berlin, in Ägypten auf Grabung gewesen.

 

Universität Konstanz.

 Am Österreichischen Archäologischen Institut war ich dann bis 1980 und dann habe ich eine wunderschöne Möglichkeit bekommen.

Eine Anfrage aus der Universität Konstanz - das war damals die neue, tollste Universität, die hat damals 3000 Studenten gehabt – dass ich dort am Lehrstuhl für Alte Geschichte einen eigenen Bereich Ägyptologie übernehme. Das hab' ich natürlich sofort gemacht. Bodensee, Konstanz, eine herrliche Landschaft, eine tolle Universität. Ich bin dann 1980 nach Konstanz gegangen und war dann dort einmal drei Jahre an der Universität als Assistenzprofessor. Ich hab' dann wieder meine Lehrtätigkeit, so wie in Berlin, weiterführen können. Ich war wieder auf Grabungen und hab' dann als Dozent begonnen,  auch Ausstellungen zu machen und zwar von der Universität aus. Die erste Ausstellung war über die Grabung die ich auch mit einer deutschen Expedition gemacht habe. “Grab – und Wohnhaus im alten Ägypten“.

 

Die Mumie.

Ich sitze dann einmal in meinem Arbeitszimmer, da kriege ich einen Anruf vom Bürgermeister von Konstanz. Konstanz ist eine kleine Stadt, 80 000 Bewohner, Deutschlands südlichster Zipfel genannt, direkt an der Grenze zur Schweiz, Kreuzlinien, geht ja fast direkt ineinander über. Also eine kleine Stadt mit einer sehr hohen Lebensqualität und einer sehr schönen Universität, gilt als eine der Topuniversitäten der Bundesrepublik. Ruft mich also eines Tages der Bürgermeister von Konstanz an und sagt, ja, er hätte von mir gehört über irgendwelche Umwege, ich bin der Ägyptologe und sie haben in ihrem Museum eine Mumie mit Sarkophag. Er hat gesagt, er möchte gerne, dass ich mir diese Mumie und Sarkophag anschaue. Da bin ich also hingegangen. Es war nicht sehr aufregend, aber immerhin, das “Bodensee Rosgartenmuseum“ war ein Barockmuseum, in einem alten Zunfthaus untergebracht. Mit urgeschichtlichen Funden und sehr viel heimatkundlichen Dingen. Sehr viele Schnitzereien, Skulpturen, waren sehr schön und ein Mumiensarkophag. Ich hatte damals eben viele Kollegen, Freunde, Ägyptologen und hab' dann in München einen Freund angerufen und ihm gesagt, ich hab' da eine Mumie, die müsste man ein bisschen restaurieren, dass sie nicht zerfällt und der Sarkophag.

Hat er gesagt, ja bring' sie mir. Hab' ich mir einen VW - Bus ausgeliehen von der Stadt Konstanz und bin mit der Mumie im Gepäck durch die Gegend gefahren nach München. Ich hab' sie dort in der Sammlung ägyptischer Kunst abgeliefert und bin wieder nach Konstanz zurück. Dann hab' ich lange nichts mehr gehört. Ich weiß nicht, so drei- vier Monate später ruft mich mein Kollege dann an und sagt, du kannst die Mumie wieder abholen, wir haben sie gefestigt, restauriert, sie jetzt wieder ausstellungswürdig. Hab' ich dem Bürgermeister gesagt, jetzt kriegen wir die Mumie wieder, können wir nicht eine Ausstellung machen – eine Ägyptenausstellung um diese Mumie herum. Ich meine es ist das einzige ägyptische Objekt und es hat in Konstanz eh noch nie Ausstellungen gegeben. Gut hat er gesagt, machen wir. War schwierig einen Ausstellungsort zu finden. Es ist mir dann gelungen das Konzilgebäude, sie erinnern sich Konzil von Konstanz, wo sie den armen (Jan) Hus verbrannt haben – 1415 bis 1418. In diesem Gebäude also - da waren immer ziemlich furchtbare Messen drinnen, es war zweckentfremdet - haben wir dann eine Ägyptenausstellung gemacht. Mit dieser Mumie und sehr vielen Leihgaben auch aus dem Kunsthistorischen Museum, was sich damals sehr wohlwollend Leihgaben geliehen hat, aber auch aus Deutschland und aus anderen Museen. Ich hab' damals noch sehr viel selbst arrangiert für diese Ausstellung. Der Rektor der Universität, das war dann eine Art Kooperation zwischen Stadt und Universität, weil ich war ja immer noch Assistenzprofessor an der Universität, die haben dann so einen Vertrag gemacht, wo ich dann eben für diese Ausstellung freigestellt war. Diese Ausstellung war ein Riesenerfolg. Die Stadt Konstanz hat dann einen großen Gewinn gemacht mit dieser Ausstellung.

 

Direktor der Konstanzer Museen.

Und wie das Schicksal es so ergibt, war damals gerade die Direktorenstelle der Stadt Konstanz der Museen ausgeschrieben.

Da ich eine gewisse Abenteuerseele habe, habe ich mir gedacht, dass wär' doch einmal was. An der Universität bin ich jetzt eh schon immerhin zehn Jahre, elf Jahre gewesen – vielleicht bewerbe ich mich. Ich hab' mich dann beworben. Es war ein ziemlicher Medienwirbel. “Direktor für eine Mumie“. Ich war ja Ägyptologe. Da war das Bodensee Naturmuseum – da war eine sehr schöne naturkundliche Sammlung, das Hus-Museum und dann eben das Rosgartenmuseum - mit dieser Barocksammlung. Mit viel Krach und Weh habe ich dann plötzlich diesen Posten gekriegt und bin seit dieser Zeit, das war also dann 1983, Museumsdirektor. Damit beginnt dann sozusagen ein neuer Abschnitt in meinem Leben.

 

Konstanz war zu idyllisch.

Das Rosgartenmuseum, ein altes Zunfthaus mit einem herrlichen, nicht veränderten jahrhundertealten Saal, war ein sehr schönes Museum, hat aber kaum Ausstellungsfläche gehabt sodass wir eben dann versucht haben Ausstellungen jeglicher Art zu machen. Zum Beispiel eine etruskische Ausstellung, zusammen mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Die ersten Kontakte nach Wien. Wir hatten aber auch andere Ausstellungen – wir hatten die erste “Waldsterben Ausstellung“ gemacht, die dann nach Berlin weitergegeben wurde. Eine Ausstellung über “Abraham a Santa Clara“, mit einer großen Predigt in die Stadt hinein. Ausstellungen auch mit der Schweiz zusammen. Nach diesen, es waren insgesamt glaube ich 30 Ausstellungen die ich dort gemacht habe, hab' ich aber dann doch irgendwie versucht wieder wegzukommen. Konstanz war ja ein permanentes Urlaubsgefühl. Wir haben am Bodensee gewohnt, direkt am See. Die Segelboote haben immer geschaukelt. Es war dort idyllisch, aber es war irgendwie zu idyllisch. Wenn man dort immerhin fast über fünf Jahre verbringt, dann war schon irgendwo die Neugierde größer irgendwo anders hinzugehen. Aber wie, das ist ja gar nicht so einfach. Als Direktor vom Rosgartenmuseum, den kennt ja niemand.

 

 

Pepi.

Ich war also damals im Kontakt mit Linz und zwar mit dem Lentos 2000, mit dem Peter Baum – Neue Galerie - wegen der  Alfred Kubin Ausstellung. War ja eine der größten, ist eine der größten Sammlungen. Die wollte ich nach Konstanz verfrachten und bin aus diesem Grund nach Linz gefahren. Ich war dort beim Peter Baum, dem damaligen Direktor der Neuen Galerie und hab' ihn eben wegen Leihgaben gefragt. Da läutet das Telefon bei ihm und er hebt ab und sagt, da ist der Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums dran, er hätte gehört jemand ist aus Konstanz da und ob ich Lust hätte, weil Montag ist war geschlossen, die Ausstellung zu sehen. Hab' ich gesagt, ja wunderbar. Dann haben wir uns getroffen. Er hat uns da eine Stunde durchgeführt. Meine Frau war auch dabei, damals schon meine zweite Frau und beim Weggehen sagt er, er geht in Pension und es ist jetzt ausgeschrieben, aber der Landeshauptmann (Josef) Ratzenböck weiß schon wer es wird. Es war irgendein engagierter Sammler von Eisenbahnen, war beim Militär beschäftigt, war ein sehr interessanter Mann und der war schon irgendwie vorgesehen. Man hat aber trotzdem ausgeschrieben.

 

Ich war in der Steiermark, mir war irgendwie langweilig. Es hat geregnet und da hab' ich dem Landeshauptmann einen Brief geschrieben, wo ich gesagt hab', ich bin in Konstanz, ich bin Österreicher, fühl' mich zwar dort wohl, aber ich möchte doch wieder nach Österreich zurück. Ein formloses Schreiben. Ich hab' dann auch bis Oktober, das Schreiben war im August, nichts mehr gehört.

Im Oktober um sieben in der Früh, sind ja Frühaufsteher die Oberösterreicher, läutet das Telefon. Meine Frau dran und es heißt, ist ihr Mann Österreicher. Hat sie gesagt, ja warum? Ja, er soll also bitte nach Linz zum Landeshauptmann kommen, wegen der Stelle da im Landesmuseum. Am nächsten Tag hab' ich mich ganz aufgeregt ins Auto gesetzt und zum Landeshauptmann (Josef) Ratzenböck. Ich hab' damals schon viele Zeitungsartikel gehabt, über meine ganzen Ausstellungen und auch Ägypten Ausstellung. Dann bin ich bei ihm im Büro gesessen und hab' gesagt, ja wissen sie Herr Landeshauptmann, ich bin ja eigentlich Ägyptologe – es hat übrigens in Linz auch einen Mumiensarg gegeben, als einziges ägyptisches Objekt – aber ich ja jetzt auch sehr viele andere Ausstellungen gemacht, auch Kunsthistorisches und so ähnliches. Sagt er, ah Ägyptologe sind sie. Nimmt einen Zettel und schreibt

4 Hieroglyphen drauf und sagt, was heißt das? Hab' ich g' sagt das heißt Pepi. Sagt er, ja sehn sie, das bin ich. Der Ratzenböck war ja ein Ägyptenfan. Ich hab' zwar gemeint, das ist der König der fünften Dynastie, aber er hat gemeint das ist die Abkürzung für Josef, also Pepi. Also, nach einigen Verhandlungen hat es geklappt und ich hab' ja wirklich Glück gehabt, denn ich war ja mit Österreich überhaupt nicht vernetzt. Auch nicht mehr mit Wien. Ich war weder bei einer politischen Partei, noch hatte ich Kontakte zu irgendjemand gehabt. Ich weiß eigentlich bis heute nicht, warum mich der Ratzenböck genommen hat. Es war auch der (Gerhard) Possart, als Landeshauptmann - Stellvertreter entscheidend. Kurz und gut, ich wurde dann dort aufgenommen und habe dann dort fünf Jahre als Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums fungiert.

 

Da beginnt dann eigentlich meine Tätigkeit als Museumsmann für Österreich kann ich sagen. Ich war erstens einmal bekannt wegen der Ausstellungen. Ich hab' damals in Linz ja eine erste große Ägyptenausstellung veranstaltet. “Götter, Gräber und die Kunst“, mit 200 000 Besuchern. Linz hat damals in der Museumswelt keine Rolle gespielt. Das Landesmuseum hat 20 000 Besucher im Jahr gehabt.

 

Tuppy.

(Bundesminister Hans) Tuppy  hat Ausstellungen eröffnet in Linz.

(Bundespräsident Kurt)Waldheim auch, der hat drei Ausstellungen eröffnet. Das war gerade seine kritische Zeit, ich habe ihn immer zu Ausstellungseröffnungen eingeladen, was ich auch richtig gefunden habe. Später kam (Vizekanzler Erhard) Busek und sein Assistent Kabinettchef (Peter) Mahringer. Die waren öfter in Linz und haben sich die Ausstellungen angeschaut. Da hat sich dann ein  Kontakt entwickelt. Unter Tuppy hat es noch eine Idee gegeben mich nach Wien zu holen. Das war das erste Mal als Tuppy angefragt hat und mich nach Wien eingeladen hat, ich möge Nachfolger vom damaligen Sektionschef Blaha, das war im Ministerium die Museumsstelle, werden. Ich hab' damals, weil ja auch schon das Museumsquartier ante portas war, gemeint, ich würde gerne nicht jetzt so eine Beamtenstelle haben, sondern lieber eine Art – diese Bezeichnung hat sich dann als Stabstelle entwickelt - wo man auch einen direkten Zugriff zu den Museen und zum Minister hat, also ohne ministerielle Bürokratie dazwischen. Diese Stabstelle hab' ich entwickelt. Busek war  damals Vizebürgermeister, der hat gesagt, naja, wenn sie das schaffen. Also hab' ich versucht diese Idee zu propagieren. Ein riesiger Aufstand. Wie sich das herumgesprochen hat, Stabstelle, direkte Weisung und direkt an dem Ministerium angebunden, haben sich die Museen alle ausgeschaltet gefühlt. Unter der Ägide von (Hermann) Fillitz und (Peter) Noever hat es dann sogar einen Streiktag gegeben, gegen die Einführung dieser Stabstelle. Es gibt ein berühmtes Interview zwischen Tuppy, der dafür war, und Fillitz, der dagegen war in der Zib 2. In der Mitte der Robert Hochner, rechts Tuppy, links Fillitz und die beiden haben sich da “bekakelt“. Es war also ein richtiger Museumsstreit. Es ging damals nicht um meine Person, sondern es ging ausschließlich um die Tatsache einer Zentralisierung, gegen die sich die Museen, ich würde heute sagen zu Recht, gewehrt haben. Ich wollte ja gerne diese Zentralstelle sein. Die “Roten“ waren damals auch dagegen. Der (Ferdinand) Lacina hat gesagt, was brauchen wir das. Also, Tuppy hat mich dann angerufen und gemeint, Herr Direktor Seipel, es tut mir Leid, das heißt wir waren per Du, Tuppy ist auch ein “Altschotte“- ein Schottengymnasiast – es wird leider nichts, ich krieg das nicht durch, aber du könntest ja vielleicht als Berater oder sonst irgendwas weiter fungieren. Also, es ist nichts daraus geworden.

 

Generaldirektor.

 Wie auch immer es ist aus dieser Idee der Stabstelle nichts geworden. Vielleicht war das ganz gut so. ein Jahr später ist ja dann Busek Wissenschaftsminister und zuständig für die Museen geworden und da hat es dann Gespräche gegeben. Fillitz war damals in stato abeundi, er ist also weggegangen und man hat einen Nachfolger gesucht. Es wurde ausgeschrieben, ich hab' mich dann ganz regulär beworben. Es hat eine Kommission aus Kunsthistorikern und Ministerium gegeben und ich bin das dann auch geworden. Dann hat es große Probleme mit der Skaraphäengeschichte gegeben, wo man mir Skaraphäenhandel in Ägypten vorgeworfen hat, was eben damals schon zehn Jahre zurückgelegen ist. Ich habe eine wilde Pressekampagne gegen mich überstanden, vor allem von Seiten des Standards. Es wurde prozessiert, es ist nie etwas herausgekommen und das Ganze hat sich dann eben beruhigt- ich bin dann am ersten Dezember 1990, Generaldirektor des kunsthistorischen Museums geworden.

 

Museumsmilliarde.

Als ich das Kunsthistorische Museum übernommen habe, gab es auch ein neues Statut. Es hat seit der (Kaiserin) Maria Theresia keinen Generaldirektor im Kunsthistorischen Museum gegeben, sondern immer nur einen ersten Direktor. Das war eine Art Primus unter Pares, der allerdings wenig Möglichkeiten gehabt hat Dinge zu verändern und das war auch eine meiner Bedingungen, die ich damals gestellt habe, dass ein neues Statut zustande kommt, in dem eben ein Generaldirektor der für alles verantwortlich ist, der aber nicht Sammlungsdirektor gleichzeitig ist, eben auch verankert wird. Das ist dann auch gelungen und wie sich dann auch herausgestellt hat, war das sehr wichtig. Ein Sammlungsdirektor kann nicht gleichzeitig Generaldirektor sein, der für alle Belange in gleichermaßen zuständig und verantwortlich sein muss. Das war die erste Neuerung dieses Statuts. Wenn man jetzt bedenkt, dass die Museumslandschaft in Österreich damals, also vor allem die Bundesmuseen in einem katastrophalen Zustand waren. Ich glaube das kann man ohne Übertreibung sagen. Es hat ja damals auch Rechnungshofberichte gegeben, die viel katastrophaler waren, als mir dann später zugestoßen ist. Damals zu Recht, mein Vorvorgänger, mein Vorgänger Fillitz, es war dazwischen noch ein Kollege Kugler kurze Zeit Generaldirektor Fillitz geklagt haben, natürlich auch in der Öffentlichkeit geklagt hat und bei Busek dann schon auch das entsprechende Verständnis aufgekommen ist und es zur Einrichtung der sogenannten Museumsmilliarde gekommen ist. Schillinge allerdings leider nur, die also bereits vor meiner Zeit, Mitte der achtziger Jahre im Parlament beschlossen wurden, zur Sanierung der Museen. Damals ist auch die Entscheidung gefallen etwas mit den Hofstallungen, also sprich mit dem Messepalast zu unternehmen. Das waren zwei ganz wichtige Dinge. Museumsmilliarde und die Entwicklung des Messepalasts. Das Kunsthistorische Museum war ja in beiden Fällen beteiligt. Es hat vor der Museumsmilliarde Gelder in Aussicht gestellt bekommen, die weitaus nicht gereicht haben, aber mit denen man immerhin beginnen konnte.

 

 

 

 

Kunsthistorisches Museum.

 Auf das Kunsthistorische bezogen. Man hat, wie ich gerade gekommen bin, gerade begonnen die Gemäldegalerie zu sanieren. Es war ein Viertel der Gemäldegalerie in Arbeit und in den weiteren Jahren ist also die gesamte Gemäldegalerie neu gehängt, neu eingerichtet, neu klimatisiert worden. Meine spätere Tätigkeit war eben die Neueinrichtung der ägyptisch–orientalischen Sammlung, die Neueinrichtung der antiken Sammlung. Das war dann schon gegen Ende meiner Amtszeit.

Die Neueinrichtung der Hof – Jagd und Rüstkammer, die Neueinrichtung der Sammlung alter Musikinstrumente, die Neueinrichtung - Neuaufstellung der Wagenburg im Schloss Schönbrunn. Die Neueinrichtung der Bibliothek mit einem Tiefspeicher, die Neuerrichtung oder Mietung von Depoträumen. Das Museum musste also auf völlig neue Basis gestellt werden und es war wesentlich, dass man auch, jetzt abgesehen von den Ausstellungen, auch die Substanz an sich saniert hat. Das ist in diesen Jahren, in denen ich zuständig war, versucht worden und zum Großteil auch gelungen.

 

Das zweite Standbein waren natürlich die Ausstellungen. Meine erste Ausstellung war “Das Gold aus dem Kreml“. Ich kann mich noch gut erinnern. Das war eine schwierige Geschichte den Kreml davon zu überzeugen die Objekte mit den ganzen Kronen der Zaren nach Wien zu bringen. Hat auch das erste Mal eine Leihgebühr erforderlich gemacht. Das war das erste Mal, dass das Statut, der sogenannten Teilrechtsfähigkeit eine Rolle gespielt hat. Die Museen waren ja an und für sich nachgeordnete Dienststellen des Bundes. Sie haben einen reinen Haushalt gehabt, der an den Bundeshaushalt angeglichen war. Auch was die Buchhaltung anbelangt. Man hat dann aber, das hat schon ein Jahr vor 1989 begonnen, dass ein Gesetz geschaffen wurde, in dem die Museen eigenständige Einnahmen erzielen konnten. Durch die Shops oder durch eben Ausstellungen. Wir haben damals mit den Einnahmen der Ausstellung “Gold aus dem Kreml“, nachdem wir die Eintrittspreise verdoppelt haben von dreißig auf sechzig Schillinge, die Ausstellung finanzieren können. Das war das erste Mal, dass in Österreich aus wirtschaftlichen Einnahmen ein Ausstellungsprojekt finanziert wurde.

 

Statut der Teilrechtsfähigkeit.

Dieses Statut der Teilrechtsfähigkeit war nicht sehr ideal, weil der Direktor war immer verantwortlich für das Bundesmuseum und für die Teilrechtsfähigkeit. Das heißt, er war eine gespaltene Persönlichkeit. Er musste immer deklarieren ob er als Bundesmuseumsdirektor und Beamter oder als Geschäftsführer des teilrechtsfähigen Museums agiert. Deswegen hat man Mitte der neunziger Jahre dann versucht diesen Zustand mit Hilfe eines Bundesmuseumgesetzes zu verbessern oder zu verändern.

 

 

Museum als Begegnungsort.

 Bis dahin war aber ein weiter Weg und es ging jetzt auch darum das Kunsthistorische Museum natürlich, so wie das in Linz oder in Konstanz versucht worden ist, in die Öffentlichkeit zu bringen. Stärker als Begegnungsort zu etablieren, bekannt zu machen. Wir haben damals die Freundesgesellschaft der Museen neu übernommen als eigene Gesellschaft des Kunsthistorischen Museums. Wir haben mit den Galadiners begonnen. Wir haben diese Kunst und Genussgeschichte gemacht, mit dem Gerstner (Catering Betriebs GmbH) zusammen große gesellschaftliche Veranstaltungen durchgeführt. Wir haben Geburtstagsfeiern durchgeführt. Es war plötzlich das Museum zum Begegnungsort geworden. Es hat einen anderen Stellenwert gehabt als vorher, wo es eigentlich nur ein Zielort von Tourismus gewesen ist. Es hat sich zwar heute nicht sehr viel geändert – immer noch kommen Gott sei Dank die Touristen ins Museum. Wir haben 75% Nichtösterreicher die ins  Museum gehen und 25% Österreicher, wenn keine Sonderausstellung ist. 4138

Bei Sonderausstellungen dreht sich das um. Da sind viel mehr Wiener da, die sagen das Andere können wir immer sehen, gehen wir doch zur Sonderausstellung. Mit diesen Veranstaltungen und eben auch den Sonderausstellungen ist das Kunsthistorische Museum viel stärker in Wien verankert gewesen. Gleichzeitig war damals auch das Künstlerhaus zu bespielen. Ich hatte damals mit der Ministerin (Elisabeth) Gehrer vereinbart, das Künstlerhaus ein halbes Jahr zu bespielen. Ein halbes Jahr konnte das Künstlerhaus Veranstaltungen machen. Wir haben damals eine Reihe von Ausstellungen wie “Ägyptomanie“, “Gott, Mensch, Pharao“ oder “Jemen, die Kunst der Fatimiden“, “Die Länder der Bibel“ und ich weiß nicht was noch alles gezeigt. Es war sozusagen in Fortsetzung der Erlebnisse, die ich selbst im Künstlerhaus mit den kulturgeschichtlichen Ausstellungen gehabt habe. Es war ein idealer Ort für solche Ausstellungen. „“Die Entdeckung der Welt, oder die Welt der Entdeckungen“, wo eben Dinge, die wir in anderen Häusern nicht zeigen konnten, dort untergebracht haben. Es hat natürlich in den 80iger Jahren diese Ausstellung “Traum und Wirklichkeit“ gegeben – 1985, und 1983 “Die Türken vor Wien“. Das waren diese zwei großen Ereignisse und mit mehreren Ausstellungen habe ich dann auch wieder versucht anzuknüpfen. Das hat auch bis etwa 2000 ganz gut funktioniert. Das Künstlerhaus ist dann eigene Wege gegangen. Ich will das jetzt gar nicht so stark thematisieren. In der Zwischenzeit, ab 1995 hatte ich aber auch das Palais Harrach für das Kunsthistorische Museum angemietet. Dort konnten wir das bis 2005, 10 Jahre, betreiben. Dann haben die Mittel nicht mehr gereicht. Wir haben dort an die 50 Ausstellungen durchgeführt. Beginnend die Wotruba-Ausstellung, die die erste große Ausstellung seit den 60iger Jahren gewesen ist. Damals ein bisschen der Versuch von den chronologischen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in die Moderne hineinzugehen.

 

KHM. International.

Wichtig waren für die Außenwirkung des Kunsthistorischen Museums zum Einen, die innerösterreichischen Aktivitäten. Das war das Künstlerhaus, das Palais Harrach und auch das neu gegründete Lipizzaner Museum, das ja in der ehemaligen Hofapotheke errichtet worden ist. Ich bin deswegen auch sehr gefreut, weil ich dann doch noch zum Apotheker geworden bin. Die Hofapotheke war je eine der ältesten Apotheken Wiens. Sie wurde leider, sie war ja im staatlichen Besitz, aufgelassen. Wir haben dann den ganzen Verkaufsraum übernehmen können. Das war dann der Shop für das Lipizzaner Museum. In den ehemaligen Magazinen der Apotheke konnten wir die eigentliche Ausstellung über die Geschichte der Lipizzaner unterbringen. Die Hofreitschule hat dann andere Pläne gehabt und wir haben das dann aufgegeben. Heute ist dort irgendein Souvenirshop untergebracht. Künstlerhaus,  Palais Harrach und Lipizzaner Museum waren wichtige Außenpunkte in Wien. Das andere war die Vernetzung des Kunsthistorischen Museums. So ein bisschen international. Das waren damals die großen Ausstellungen die wir in Japan gemacht haben. Ich habe glaube ich 20 - 25 Ausstellungen in Japan gemacht. Wir waren die ersten, die in Mexiko Ägyptische Kunst gezeigt haben. 1995 mit 600 000 Besuchern. Das war immer Neuland. Wir waren glaube ich eines der einzigen großen Museen in Europa, die fast aggressiv ins Ausland gegangen sind. Wir haben die erste Ausstellung in Peking gemacht. Das war 1996, nicht weit vom Tiananmen-Platz. Modern Exhibition Hall hat das geheißen. Das hat damals (Franz) Vranitzky eröffnet. Drei Jahre später hat in Peking (Wolfgang) Schüssel die Max Weiler Ausstellung eröffnet, die auch noch organisiert habe auf Grund der Kontakte zu China. Wir hatten die erste Ausstellung nach der Revolution, die aus Persien nach Österreich gekommen ist. Die überhaupt in Europa eine Sensation war. 1000 Jahre persische Kunst. Die ist dann von Wien durch ganz Europa gewandert. Wir hatten eine Ausstellung aus dem Palastmuseum in Taiwan. Das war ja auch politisch ein Problem. Wir hatten aber dann auch umgekehrt eine Ausstellung in Taiwan im Palastmuseum gezeigt, so wie eben auch vorher in Peking. Die letzten großen Ausstellungen waren alle in Seoul in Korea mit der Gemäldegalerie mit der ägyptischen Sammlung und eben auch in anderen internationalen Verbindungen. Vor allem auch in New York. Wir hatten eine Kooperation mit dem Guggenheim Museum in New York, mit dem Tom Krens und mit der Eremitage mit dem Piotrowski. Das war so ein Dreierbündnis. Wir haben da gemeinsam Ausstellungsprojekte in Las Vegas veranstaltet. Eine Vernetzung, die das KM über die Grenzen Wiens hinaus stärker im Bewusstsein gefestigt hat.

 

Bundesmuseen-Gesetz.

Neben diesem internationalen Standing, neben den Neuerwerbungen, neben der Sanierung der ganzen Häuser, ging es allerdings auch darum, die Museen selbst auf eine bessere rechtliche Basis zu stellen. Seit 1995 hat es Diskussionen gegeben die Museen auszugliedern. So, wie auch in anderen kulturellen Bereichen. Der Staat sagt, er will sich von der Verantwortung zurückziehen. Er überlässt das, den einzelnen Betreibern. Es ging auch in der Diskussion um die Ausgliederung der Bundestheater und der Bundesmuseen. Wir haben damals ein bisschen vorher begonnen. Es ist nach sehr langen, schwierigen Verhandlungen gelungen, dieses Bundesmuseen-Gesetz durchzusetzen, das 1998 im August veröffentlicht worden ist, in dem  den Bundesmuseen einen eigen Rechtspersönlichkeit zugesprochen wurde. Wozu? Um den Museen größere Autonomie, Selbstverantwortung und dadurch größere Effizienz zu verschaffen. Es gab einen gewissen Streit, ob die Museen in eine GesmbH umgewandelt werden oder in eine wissenschaftliche Anstalt. Ich kann mich an viele Diskussionen erinnern, auch mit dem damaligen Staatssekretär (Wolfgang) Ruttensdorfer, dessen Mitarbeiterin damals eine gewisse Claudia Schmidt gewesen ist.

 

 

 

 

Gesellschaftsform der Museen.

 Mit der haben wir über die Gesellschaftsform der Bundesmuseen diskutiert haben. Man hat das dann so gelöst. Die Sozialisten wollten gerne eine GesmbH haben, die ÖVP wollte gerne eine wissenschaftliche Anstalt. Man hat dann die Bundestheater zu einer GesmbH gemacht und die Museen zu einer wissenschaftlichen Anstalt. Da waren dann alle glücklich und zufrieden. Wir haben plötzlich eine neue Welt erschlossen, in dem eben der Museumsdirektor nicht mehr Beamter war, sondern plötzlich auch Geschäftsführer. Verantwortlicher Geschäftsführer für eine gewaltige Bilanzierungssumme. Man hat den Museen, wesentlicher Bestandteil dieses Bundesmuseumgesetzes, eine jährlich gleichbleibende Summe zugesagt. Es ging jetzt nicht mehr darum jedes Jahr neu um das Budget zu kämpfen, sondern man hat eine Budgetsicherheit gehabt. Wir wussten jedes Jahr wie viel wir bekommen. Das hat natürlich nicht ausgereicht und wir mussten dazu verdienen. Das  Kunsthistorische hat immer einen Eigenfinanzierungsgrad von etwa 35 – 40 % gehabt.

 

Der Raub der Saliera.

Die großen Ereignisse, die auch meine Zeit dann bestimmt haben, waren auch die rechtlichen Veränderungen, die Ausstellungen und dann natürlich auch solche Ereignisse wie der Raub der Saliera am 11. Mai 2003. Es war ein Muttertag. Ich war in der Steiermark. Um 8 Uhr früh läutet das Telefon. Es ist eine Mitarbeiterin vom KM dran und sagt, hast du schon gehört, die Saliera ist weg. Da habe ich das also erfahren ich war natürlich fassungslos und bin damals so schnell als möglich nach Wien gefahren. Ich war noch vor der Spurensicherung im Kunsthistorischen Museum. Es waren immerhin 270 Kilometer zu überwinden. Ich habe am Weg dahin die entsprechenden Telefonate, das ist schon verjährt  wegen Telefonieren am Steuer, getätigt. Mit dem Chef der Versicherung – Uniqa, mit dem Innenminister Strasser der gerade bei einer Gedenkfeier in Mauthausen war - ich muss zuerst erklären, was die Saliera ist. Das war dann ja bald bekannt, wie sie ausschaut.

Ein Salz–Pfeffergefäß von Benvenuto Cellini. Das ist die einzige erhaltene Goldschmiedearbeit aus seiner Hand. Eine der Hauptattraktionen des Kunsthistorischen Museums. Man könnte sagen die “Mona Lisa“ der Kunstkammer. Es war natürlich eine Katastrophe. Der Einbruch ist über das Gerüst erfolgt. Man hat dann natürlich schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsbedingungen erhoben. Das war insofern nicht zielführend, weil ja die Alarmanlage ganz normal funktioniert hat. Es hat sofort der Alarm eingesetzt, nur hat der zuständige Wachmann, ein Sicherheitsbeamter – die waren zu dritt, die dieses Signal auch gehört haben, auch entgegengenommen haben, aber nicht nachgeschaut haben was passiert ist, mit dem Argument , dass es auch schon Fehlalarme gegeben hat. Das ist allerdings um diese Zeit, es war drei Uhr in der Nacht, noch nie vorgekommen ist. Gut, das ist eine weitere Geschichte. Es war natürlich für mich ein ziemlicher Tiefschlag, wenn man auch in irgendeiner Weise verantwortlich ist. Ich habe damals der Ministerin Gehrer, der Überfall war am Sonntag, am Montag meinen Rücktritt angeboten. Sie hat das nicht angenommen. Sie wurde dann zum Teil kritisiert. Sie hätte selber zurücktreten müssen, hat auch einer meiner früheren Kollegen gesagt. Das war ein völliger Unsinn. Es hat dann doch drei Jahre gedauert, bis dieses Salzfass dann wieder aufgetaucht ist. Auf eine sehr abenteuerliche Weise wurde der Täter ausfindig gemacht. Mit sehr viel Zufall. Die Saliera ist mit Ausnahme von zwei, drei Kratzern unbeschädigt heute wieder auf die Neuaufstellung in der Kunstkammer wartet, die am 28. Februar 2013 eröffnet wird.

 

Leben in Wien.

Ich fühle mich hier sehr wohl. Ich würde heute nicht weggehen. Ich habe zwar immer wieder Möglichkeiten gehabt – auch in Deutschland. Ich habe ja auch lange in Berlin gelebt. Ich würde heute nicht mehr von Wien weggehen. Ich fühle mich da sehr wohl, bin aber auch ein bisschen aufgeteilt auf die Steiermark und habe auch noch eine kleine Wohnung in Stift Dürnstein. Es gibt verschiedene Fluchtmöglichkeiten, aber ich komme immer wieder gerne nach Wien zurück. Es ist nicht mehr ganz so, wie früher, wenn man von den langen Ferien nach Wien zurückgekommen ist, wo es einen besonderen Geruch gehabt hat, wo man die Straßenbahn klingeln gehört hat, wo man wirklich ein ganz atmosphärisches, dichtes Empfinden gehabt hat. Das habe ich heute glaube ich nicht mehr. Das habe ich als Kind sehr stark gehabt. Dennoch, Wien hat sich ja auch in den letzten Jahren glaube ich positiv entwickelt und die Musik ist für mich immer einer der wesentlichen Elemente, warum ich auch nicht nur, aber vor allem auch gerne hier bin.

Archiv-Video vom 11.08.2014:
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Wilfried Seipel (Museumsdirektor/Ägyptologe)

Wir und Wien - Erinnerungen Wilfried Seipel studierte an der Universität Wien Klassische Philologie, Assyriologie und Ägyptologie. 1970 diplomierte er und in Heidelberg und wurde Assistent an der Papyrussammlung der Universitätsbibliothek. Die nächste Station war Berlin, wo Seipel sieben Jahre lang als Assistent am Ägyptologischen Institut der Freien Universität Berlin arbeitete und 1978 an der Universität Hamburg promovierte. In den darauffolgenden Jahren führte ihn seine Karriere von Ägypten, wo er als Referent am Österreichisch Archäologischen Institut tätig war, bis nach Konstanz, wo er schließlich zum Direktor der Städtischen Museen ernannt wurde. Dazwischen war er Assistenzprofessor an der Universität Konstanz und hatte eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Hamburg. Zurück in Österreich wurde er in Linz zum Direktor des Österreichischen Landesmuseums bestellt. 1990 begann er seine langjährige Tätigkeit als Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien und im selben Jahr erhielt er auch den Posten als Präsident des Österreichischen Museumbundes. Seit 2009 ist Seipel Präsident von ICOM Österreich, dem mit der UNESCO verbundenen International Council of Museums mit Sitz in Paris.

Länge: 54 Min. 38 Sek.
Produktionsdatum: 2013
Copyright: Stadt Wien

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Wiens Märkte werden digital: Standler*innen können nun Marktplätze bequem via PC, Handy oder Tablet buchen – das natürlich rund um die Uhr. Der Marktplatz kann dann am gebuchten Markttag sofort bezogen werden. Auch Anträge können im One-Stop-Shop der Stadt Wien unter www.mein.wien.gv.at für zum Beispiel fixe Zuweisungen, Schanigärten oder marktbehördliche Bewilligungen online gestellt werden. Ein weiteres Service: der Status der Anträge ist auf der Übersichtsseite abrufbar.
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Zum Frauentag holt die Stadt Wien zwei neue „große Töchter“ vor den Vorhang: Im Arkadenhof des Rathauses werden für Ingeborg Bachmann und Luise Fleck zwei Gedenktafeln in der Pionierinnengalerie enthüllt. Die Galerie stellt außergewöhnliche Frauen der Stadt, ihr Engagement, ihr Handeln und ihre Leben in den Mittelpunkt. Ingeborg Bachmann war eine heimische Schriftstellerin, die als eine der bedeutendsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. In ihren Werken widmete sich die Klagenfurterin Themen wie die Rolle der Frau in der männlich geprägten Gesellschaft oder den Konsequenzen und dem Leid von Kriegen. Sie verstarb 1973 in Rom, seit 1977 wird jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Luise Fleck war die erste österreichische und weltweit zweite Frau, die als Filmregisseurin und Produzentin Erfolg hatte. Sie führte bei mehr als 100 Filmen Regie und schrieb auch 20 Drehbücher. Besondere Bekanntheit erlangte sie in der Zeit während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Sie starb 1950 in Wien. Die nun 30 Porträts der großen Töchter der Stadt können noch bis 31. März im Arkadenhof des Wiener Rathauses besichtigt werden.
Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

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