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Mitschrift

Ich heiß' Lotte Ingrisch, bin Baujahr 1930. Mein Vater Karl Gruber war Erfinder. Er hat 36 Patente hinterlassen. Die erste elektrische Kaffeemühle, Mohnmühle, Sehmaschinen und so weiter. Sehr viele Maschinen. Meine Mutter hat die Lehrerbildungsanstalt absolviert, war Malerin.

Väterlicherseits waren meine Ahnen bäuerlich im Waldviertel und zwar einen Kilometer hinter der böhmischen Grenze. Mein Großvater mütterlicherseits war Maler und meine Großmutter Pianistin. Väterlicherseits war mein Großvater Bäcker, Bürgermeister und Gastwirt. Ist dann selbst, nachdem er zwölf Kinder gezeugt hat am “Unblooachten“, das ist der ungebleichte Kornbrandwein, in die jenseitigen Gefilde eingegangen. Die Familie ist nach Wien gezogen – Vaterlos.

Mein Vater hat meine Mutter kennengelernt, die beiden haben geheiratet.

 

Bombenangriffe. Umquartierung

Ich hab' noch einen Bruder, der um zehn Jahre jünger ist als ich. Als der Krieg begonnen hat sind wir, als dann die starken Bombenanschläge auch auf Wien begonnen haben, sind wir meines Bruders wegen umquartiert worden. Das heißt ich hab' die letzten Kriegsjahre und auch das Kriegsende in Moidrams, das ist ein kleines Dörfchen bei Zwettl, erlebt. Dort waren auf der Wiese gegenüber dem Haus, in dessen alten Teil wir gelebt haben, 30.000 Russen einquartiert gewesen. Das heißt einquartiert auf der Wiese. Sie waren zum Teil schrecklich. Man war es so g' wöhnt, dass wenn man gegangen ist, dass irgendein Soldat mit dem Schießgewehr einem nachgelaufen ist. Man hat sich schon nicht mal mehr umgedreht. Manche waren aber auch sehr nett. Ich weiß, ich hab' meinen ersten Heiratsantrag von einem Ukrainer gekriegt. Ich war damals 14 oder 15 Jahre alt.

 

Hunger. Ödeme.

Wir sind dann zurück nach Wien und haben voll die ganze Hungerzeit mitgekriegt. Das heißt vor Hunger und Elend fürcht' ich mich nicht mehr. Ich hab' die Hungerödeme gehabt. Das heißt, man schwillt an, weil man nix gegessen hat. Ich weiß nicht, ob das Luft oder Wasser ist, dass diese Ödeme verursacht, aber ich weiß, auf der Straße wurde ich angerempelt, sogar geschlagen und beschimpft, weil die Leute haben geglaubt, ich bin dick und hab' was gegessen. In Wirklichkeit waren es die Hungerödeme. Ich bin dauernd ohnmächtig zusammengebrochen – es war damals ganz normal. Ich hatte eine Tante, die auch verhungert ist und von der hab' ich ein paar Schuhe geerbt, das war Größe 35. Meine Größe war 37. Das heißt also ich bin für ein paar Jahre meines Lebens mit Schuhen, die um zwei Nummern zu klein waren gegangen. Ich hatte ein einziges Kleid, wenn meine Mutter das g' waschen hat, hab' ich halt nicht in die Schule gehen können. Also ich hab' die Armut voll ausgekostet und ich war merkwürdigerweise nicht unglücklich.

 

Ich hab' damals die Philosophen gelesen, ich hab' mich mit allen möglichen Dingen beschäftigt. Wenn der Abend gekommen ist und man noch einen Mantel gehabt hat, ich hatte noch einen Mantel, hat man seinen Mantel angezogen, sich am Fußboden gelegt und hat halt g' schlafen. Die Möbel und alles war ausgeraubt. Eine Wand war durch einen Bombeneinschlag eingerissen. Das heißt, wir haben praktisch unter freien Himmel zum Teil gelebt – das war am Gaußplatz 11, im zwanzigsten Bezirk.

 

Das war meine Erinnerung an die Kriegsjahre und sie haben mich davor befreit je wieder eine Lebensangst zu haben. Ich hab' sie damals nicht g' habt, ich werd' sie heute nicht haben, denn es stehen uns schlimme Zeiten bevor. Nicht so schlimm, wie sie damals gewesen sind, aber ich weiß, man überlebt alles.

 

Revier. Verhalten.

Es waren damals eigentlich sehr viele negative Erinnerungen, denn es wurde der Hass gegen die Juden geschürt, gegen alle Andersartigen. Es war das alte Revierverhalten, dass jetzt die FPÖ praktiziert.

 

Drachenhirn. Pferdehirn.

Wir haben also ein Großhirn, Kleinhirn und so weiter. Wir haben das Drachenhirn, das Pferdehirn und den Neocortex. Das Drachenhirn ist unbelehrbar und ist für Revierverhalten zuständig. Dieses Pferdehirn wird repräsentiert von einem Herrn namens (Heinz-Christian) Strache, der wahrscheinlich auch die nächsten Wahlen gewinnen wird. Das heißt, wer in mein Revier kommt, den schlag' ich tot. Das ist ein furchtbar uraltes und grausliches Pferdehirn, das Herr Strache präsentiert. Ich wüsste nicht, wie man ihn daran hindern kann, denn das ist in der menschlichen Natur, die etwas ziemlich Schreckliches ist, verankert.

Das wollte ich gerne sagen und die Menschen wissen lassen.

 

Das war natürlich damals die Zeit. Der Nationalsozialismus. Die Deutschen fühlen sich als auserwähltes Volk und es war auch nicht sehr originell, denn lange Zeit  vorher haben die Juden sich als auserwähltes Volk gefühlt und Hitler hat ihnen das eigentlich nachgemacht. Es gibt selbstverständlich keine auserwählten Völker. Wir sind alle ziemlich deppert und ziemlich schlecht – mit ein paar Ausnahmen.

 

Die Kraft zum Überleben – ja mein Gott, wenn man Hunger hat, versucht man sich irgendwie,...Wir sind manchmal auf die Felder gegangen gewandert, man konnte ja nix anderes, und haben einen halben Kukuruz gestohlen oder solche Sachen. Es war keine Überlegung, wie mach' ich' s, dass ich überleb', sondern das hat die Natur, das hat der Körper selber gemacht.

 

Heute, um so vieles älter würde ich sagen, aber nein, ich stirb' eh gern – kein Problem. Damals war der Lebenswille in so jungen Jahren natürlich noch sehr stark und kräftig.

 

Wissenschaft. Ein Traum.

Mein Traum war, in die Wissenschaft zu gehen. Erstens hat mich die Parapsychologie interessiert, aber am Meisten hat mich die Psychiatrie interessiert und die Naturwissenschaften.

 

Ich bin eine reine Rechtshemisphärikerin. Wir haben zwei Gehirnhälften. Die linke ist für die Ratio und die rechte ist für das irrationale zuständig. Ich sag' immer die linke Hirnhälfte rechnet und die rechte singt. Mit der linken Hirnhälfte wird man für die Wirtschaft ausgebildet und die rechte bildet alle Mythen, alle Kulturen, alles was wirklich interessant ist. Ich bin eine reine Rechtshemisphärikerin und bin daher dreimal in Mathematik sitzen geblieben. Das soll mir erst einmal einer nachmachen. Dreimal. Beim dritten Mal war ich aber schon verheiratet, hab' die Klasse nicht wiederholt, nur studieren konnte ich nicht mehr – ich hab' keine Matura. So ist meine Leben anders verlaufen. Es war nie meine Absicht Literatin zu werden, aber das konnte man ohne Matura.

 

Nationalbibliothek. Herr Dr. Ingrisch.

Ich bin jeden Nachmittag, statt meine Schulaufgaben zu machen...Ich hab' nicht einmal Schulhefte geführt, denn der Unterricht war damals ebenso miserabel wie heute. Die Reformen greifen alle nicht, weil sie völlig falsch ansetzen. Es gehört der Lehrstoff  verändert. Es ist ganz wurscht, ob das Mittelschule, Gymnasium, wie immer es heißt, der Stoff gehört verändert und ich versteh' nicht, wieso das niemand begreift, aber ist halt so.

 

Ich saß, statt für die Schule zu lernen,  jeden  Nachmittag in der Nationalbibliothek und studierte jeden Philosophen. Die arabischen Mathematiker und, und, und. Da saß immer ein grauhaariger Herr mit sehr schwarzen, dunklen, dämonischen Augen und der hat mich immer angeschaut. Es war jener Dr. (Hugo) Ingrisch, der mich eines Tages angesprochen hat. Ich hab' damals grade den (Hans) Vaihinger studiert. Das ist die “Als - Ob Philosophie“, also wir tun alle als ob und in Wirklichkeit ist alles ganz anders. Da war eine rothaarige, gutgewachsene,  siebzehnjährige mit der konnte er über Vaihinger und die “Als - Ob Philosophie“ reden. Also er war verloren und wir waren zwei Jahre später verheiratet.

 

Gottfried von Einem.

Dann ist es mir passiert, dass ich mich sechzehn Jahre später leidenschaftlich in Gottfried von Einem verliebt hab'. Er war und blieb die große Liebe meines Lebens.

 

Wien. Wohnorte.

Ich hab' damals zuerst am Gaußplatz im zwanzigsten  Bezirk gelebt. Der zwanzigste Bezirk war insofern reizvoll - heute ist das nix Besonderes, heute laufen alle Kulturen durcheinander in Wien – weil er teilweise jüdisch und teilweise böhmisch war. Und ein bisschen auch österreichisch. Das heißt dieses Völkergemisch bin ich gewohnt und es hat mir auch sehr gut gefallen.

 

Dann hab' ich mit meinen ersten Mann, auch mit meinem zweiten Gottfried von Einem, im dritten Bezirk gelebt. Der ist wieder ganz anders. Weniger volkstümlich, sondern eine Etage vornehmer. Aber ich hab' mir immer den ersten Bezirk gewünscht. Das war für mich so ein Zauberbezirk. Ich hab' dann eine Eigentumswohnung in der Nikolaigasse im ersten Bezirk erworben.

 

Einhorn und Hofburg.

Dann haben wir eine Mietwohnung, es sind fünfzig Mietwohnungen ganz normale Mietwohnungen, in der Hofburg bekommen. Mein Mann sagte eines Tages: “In der Hofburg möcht' ich komponieren. Alte Ratte zisch los!“ Er sagt ich bin ein Ratz, obwohl ich mich eigentlich immer als Einhorn gefühlt hab'. Hat offenbar nicht

g' stimmt. Man erlebt manchmal Selbsttäuschungen und ich konnte uns in der Hofburg einmieten. Das war zuerst im dritten Stock, die dem Förster vom Kaiser Franz Josef einst gehört hat. Ich lebe hier mit drei Katzen. Früher haben wir immer mit sechs Katzen gelebt.

 

Rindelberg (NÖ).

Wir haben auch, Gottfried von Einem und ich, über fünfundzwanzig Jahre in Rindelberg gelebt. Das ist ein ganz kleines Dörfchen im Waldviertel. Wir lebten in einem Holzfällerhäuschen mit drei kleinen Räumen, auf einer einsamen Waldwiese mit sechs Katzen, sechs Schafen, einem Kaninchen und auch noch anderen Tieren. Es war wunderschön. Ich liebe sehr den Wechsel von Urban zu ländlich. Ich könnte mir auch vorstellen mein ganzes Leben auf dem Land zu verbringen.

 

Wiederaufbau. Schreiben.

Mein erster Mann war, als ich ihn kennenlernte, reich. Er hat auf den Dollar gesetzt, was damals viele Leute getan haben. Ich verstand damals nix von Geld und versteh' heute auch nix von Geld. Ich bin überhaupt nicht geldgierig und es interessiert mich daher nicht, solang ich essen kann und nicht allzu sehr friere. Er hat alles verloren. Irgendwie scheint der Dollar damals ins Bodenlose gestürzt zu sein.

Als ich ihn geheiratet hab', war er arm und landete, statt sich mit (Immanuel) Kant zu beschäftigen, in der Textilbranche. Hat also einen Textilgroßhandel gehabt und ein Versandhaus. Ich mit ihm – das heißt ich hab' den ganzen Tag, man hat damals viel, gearbeitet. Man begann um halb acht, manchmal um sieben Uhr früh und saß bis zehn Uhr in der Arbeit. Auch Samstag, Sonntag, Wochenenden fuhren wir ins Mühlviertel und kauften Molino und so Sachen. Die Mühlviertler Webereien haben, weil wir auch sehr lieb zu ihnen waren, auch ein bisschen was verkauft, es war damals eine elende Zeit.

 

Patriarchat. Textilien.

Ich war sehr unglücklich, weil die Textilbranche hat mich überhaupt nicht interessiert. Es war damals eine sehr patriarchalische Gesellschaft. Der Mann stand auf dem Standpunkt, meine Frau arbeitet doch nicht für fremde Leute. Also man durfte nur für den eigenen Ehemann arbeiten.

 

Ich hab' gedacht, wie mach' ich das, dass ich wegkomme von Molino und den Hangerln. Ich war total unglücklich und dann hab' ich mir gedacht, naja, schreib. In der Nacht brauchst nicht schlafen, sondern schreibst. Da hab' ich mich in einer Leihbücherei Last am Kohlmarkt erkundigt: Was lesen denn die Leut' gern? Da habe sie gesagt: Humoristisches, es gibt viel zu wenig lustige Bücher.

 

So wurde die Humoristin Lotte Ingrisch geboren. Ich schrieb humoristische Bücher. Das Erste haben gleich drei Verlage angenommen. Ich hab' gar nicht gewusst, dass man das zuerst nur Einem anbieten darf. Es blieb dann beim Zsolnay Verlag, der mir die wenigsten Prozente gegeben hat, aber die waren so lieb zu mir. Ich hab' dann drei Bücher dort publiziert. Das ging alles sehr gut.

 

Dann hat das österreichische Fernsehen mich entdeckt. Ich hatte unter Pseudonym geschrieben. Die haben mich ermuntert Theaterstücke, Fernsehspiele zu schreiben, weil ich kann offenbar Dialoge machen. Allmählich konnte ich halbtägig davon leben. Ich hab' mich nur mehr halbtägig mit den Textilien beschäftigt. Dann konnte ich allmählich ganztägig davon leben, dann bin ich überhaupt aus der Textilbranche weg.

 

Geistergeschichten. Carl Zuckmayer.

Eines Tages hatte ich den Auftrag vom österreichischen Fernsehen zwei Geistergeschichten zu schreiben und sie auch selbst vorzulesen. Gleichzeitig waren wir bei Carl Zuckmayer eingeladen in Saas Fee und seiner Frau Alice Herdan. Liebe Freunde von meinem Mann Gottfried. Ich kannte sie damals noch gar nicht. Ich hab' meine kleine rote Schreibmaschine mitgenommen und hab' mir gedacht, na das schreibe ich locker nebenbei während wir dort sind – die zwei Geistergeschichten. Ich hab' sie nicht geschrieben, sondern wir sind alle vier ins Weinfasserl gefallen, haben nur gesoffen, es war herrlich. Es war eine wunderbare Zeit.

Ich kam zurück nach Wien und hatte keine einzige Geschichte für den ORF.

Da hab' ich mir gedacht, ach was, erzähl ich halt meine Eigenen. Ich erleb' ja selber genug Geistergeschichten. Erzählte also meine eigenen, wahren Geistergeschichten. Daraufhin haben mich alle Theater, ich war sehr gut im Theatergeschäft im In – und Ausland, abgesetzt. “Die Ingrisch ist ja verrückt, die kann man nicht spielen, die ist ja geisteskrank.“ Ich wurde fürchterlich angegriffen. Ich kriegte täglich Drohbriefe, Einladungen in die Psychiatrie, äußerst unfreundliche Morddrohungen. Ich gehöre ins Gefängnis und so weiter und die Theater setzten mich alle ab, mitten in der Probenzeit. Ingrisch, weg. Ich war auf einmal weg. Eigentlich fühlte ich mich als Opfer. Damals dachte ich, ich wär' wirklich ein Monstrum, weil alle mich so behandelt haben. Aber, ich kriegte Waschkörbe von Briefen, von Menschen, die die Sendung gesehen haben und haben gesagt, Gott sei Dank, dass das wer ausgesprochen hat, wir haben geglaubt, wir sind narrisch, wir haben uns nicht getraut es unseren Kindern, unseren Eltern, unseren Partnern unsere Erfahrungen zu erzählen. Die Erfahrung einer sensitiven Person wo Dies - und Jenseits nicht streng voneinander getrennt sind. Gott sei Dank, dass sie das ausgesprochen haben, wir erleben akkurat dasselbe wie sie. Na selbstverständlich sag' ich, das ist ganz normal, das gehört zu unserem biologischen Potenzial.

 

Inzwischen krieg' ich keine Morddrohungen mehr, die Leute haben es akzeptiert. Es ist ein Bewusstseinswandel im Gang. Er ist noch nicht vollzogen, aber immerhin, es hat sich etwas im Bewusstsein geändert.

 

 

Salzpuppen. Theaterstücke.

Ich war 33 als mein erstes Stück, das heißt “Salzpuppen“ uraufgeführt wurde. Das heißt, wir lösen uns auf wie Salz im Meer.

 

Ich glaub' dass die Idee eines persönlichen Ich, eine Illusion ist. Es gibt kein persönliches Ich. Ich stelle mir auch vor, wenn wir sterben, geben wir die Illusion eines persönlichen Körpers auf und es gibt offenbar noch einen zweiten Tod in dem wir die Illusion eines Ego, eines persönlichen Ich aufgeben. Es ist alles Illusion, es stimmt alles nicht.

 

Ich war 33 als mein erstes Theaterstück Uraufführung hatte. Es war ein Ateliertheater, so ein kleines Kellertheater in Wien beim Naschmarkt. Ich erinnere mich noch, ich habe vor lauter Aufregung hinter der Bühne eine ganze Flasche Whisky gekippt. Ich war aber durchaus noch gesellschaftsfähig, ich bin nicht auf allen Vieren gekrochen. Seit meinem dreißigsten Lebensjahr hab' ich dann für' s Theater geschrieben.

 

Dann, es war vielleicht zehn Jahre später oder ein paar Jahre später, es war nicht lang danach, wo ich mich als eine Sensitive deklariert habe. Die Theater haben dann gesagt: Die Lotte Ingrisch gibt es nicht.

 

 

 

 

Arnold Keyserling. Gottfried von Einem.

Ich war mit Arnold Keyserling und seiner Frau Willi sehr befreundet. Gottfried von Einem auch, aber wir wussten nichts voneinander – es waren also gesonderte Freundschaften. Gottfried hat eines Tages zu seinem Freund Arnold, den er persönlich nach Österreich geholt hat, denn er hat mit seiner Frau in Kalkutta gelebt, gesagt: In Österreich freut' s mich nicht mehr ohne meinen Arnold, ich will den  Arnold da haben. Der Arnold hat gesagt, naja, ich aber keinen Job da, ich weiß nicht, wovon ich leben soll. Er hat dort einfach Deutsch und Englisch unterrichtet und die Willi hat geschneidert – eine Prinzessin Auersperg. Daraufhin, hat der Gottfried ihm einen Universitätsjob, also als Professor verschafft. Er kommt also nach Wien und immer wenn ich mit dem Gottfried gestritten habe, und in jeder guten Ehe streitet man manchmal, hab' ich gesagt, bist selber schuld, hättest den Arnold in Kalkutta lassen, was hast ihn hergeholt? Jetzt sind wir verheiratet.

 

Wir lernten uns kennen, als der Gottfried seinen Freund Arnold gesagt hat: Die Dichter, diese Literaten, dieses Gesindel, die sind alle viel zu fein um ein Libretto zu machen. Sie wollen alle selber und die Musik finden sie störend. Ich find' mir keinen Librettisten und da hat der Arnold g' sagt, na vielleicht die Lotte Ingrisch. Ich hatte damals in der Josefstadt im kleinen Haus meine ersten Einakter. Das waren die “Vanilliekipferl“ und so weiter. Das war ein großer Erfolg. Der Ernst Waldbrunn hat die Hauptrolle gespielt, es ging alles gut. Er hat also gemeint die Lotte Ingrisch und lud uns gemeinsam zu einem Mittagessen ein. Ich war, das weiß ich, ein oder zwei Minuten früher dort. Jetzt liefere ich einen Beweis, für die Wiedergeburt, an die eigentlich gar nicht geglaubt hab'. Die Tür geht auf und Gottfried von Einem kommt herein und ich schau ihn an, schreck' mich - er sah wirklich sehr eindrucksvoll aus – also ein toller Mann, ein Bär, wirklich zum Verlieben und ich schau' ihn an und denk mir: Um Gotteswillen nein, den nicht und hab' mir gedacht, warum denk' ich das: Den nicht. Ich war dann sehr verlegen. Er ein weltberühmter Mann, ich ein Nobody. Ich hab' eigentlich nichts gesprochen, nur dumm gekichert und freundlich. Arnold hat dann seinen Freund Gottfried gefragt, na wie findest du sie. Sagt der Gottfried ein „imbécile“(Dummkopf) und dann haben wir geheiratet. Ja, so war' s.

 

Wir haben Anfang unserer Ehe, auch später, gesoffen wie die Löcher. Wir hatten jeder, ich im Handtascherl und er in der Rocktasche ein Coramin. Das sind Tröpferl, also wenn das Herz nicht mehr will, weil zu viel Alkohol, macht man ein Schluckerl Coramin und es ist wieder in Ordnung. Eines Nachts kam er zu mir, weil er seine Coramintröpferl – wir hatten getrennte Schlafzimmer – nicht gefunden hat. Er steht um halb drei vor meiner Tür und ich fang' an auf Englisch um Hilfe zu rufen. Ich hab' überhaupt nie englische Vokabeln gelernt, also wie ich auf Englisch um Hilfe rufen konnte ist mir heute noch ein Rätsel. Der Gottfried war mit Recht total beleidigt und hat gesagt, ich komm' nie wieder in dein Zimmer, was fällt dir ein, bist du verrückt geworden.

 

 

Rückführung. Hexe.

Dann rief mich aus New York, ein Professor Hans Holzer an. Dr. Hans Holzer, ein Akademiker, der Bücher über paranormale Themen schrieb und Rückführungen machte. Ich wusste damals gar nicht was das ist, das war in Europa – in Österreich nicht. Er sagt, Frau Ingrisch, ich möchte mit ihnen eine Rückführung machen. Hab' ich g' sagt, wird ihnen schwer fallen, wenn sie in New York sind und ich im Waldviertel. Sagt er,  ich hab' im Sommer eine Villa am Grundlsee gemietet. Von. Bis. Das war nämlich lustig. Unser damaliger Außenminister war der (Erich) Bielka von Karltreu hat auch eine Villa am Grundlsee gehabt und hat uns um die gleiche Zeit eingeladen. Das heißt: In zwei Nachbarhäuser um die gleiche Zeit ist der New Yorker und wir aus Rindelberg gewesen. Ich hab' zum Gottfried gesagt, geh' sei so lieb komm' mit, ich weiß nicht, was der mit mir machen will. Ich weiß nicht, was eine Rückführung ist. Er kam mit und erzählte mir, der hat mich in Trance versetzt und ich erzählte, ich bin im siebzehnten Jahrhundert als Hexe verbrannt worden. In der Nacht, bevor ich verbrannt worden wäre, hat mein Mann, der Bauer – ich war Bäuerin – unser Haus, mitsamt dem Vieh, unseren fünf Kindern und mir angezündet. Der war so verwirrt, dass er mit einer Hexe verheiratet ist – die Leut' waren ja damals deppert – und hat uns angezündet. So bin ich eigentlich nicht auf' n Scheiterhaufen sondern im eigenen Haus verbrannt.

Und da dachte ich mir, naja, da hab' ich mich geschreckt, wie ich den Gottfried gesehen hab', da hab' ich mir gedacht, den nicht, der zündet mich wieder an. Entsetzlich.

 

Es vergingen Jahre und wir waren bei meinem Bruder zu Weihnachten eingeladen. Der hatte auch ein Häuschen im Nachbardorf für die Ferien im Waldviertel. Wir haben dort einiges gehoben und gingen die drei Kilometer durch den Schnee zurück zu unserem Haus. Der Gottfried sagt, so jetzt setzten wir uns noch an den Kamin und trinken noch ein Fläschchen. Ich habe den Wein aber in einem Schrank eingesperrt gehabt und ich wusste warum. Aber besoffen und sentimental wie ich war, hab ich g' sagt es ist aber Weihnachten, ich muss erst in den Stall gehen und den Schafen gratulieren. Ich ging in den Stall und sang “Oh, Tannenbaum“ den sechs Schafen vor, die mir verwundert zugehört haben.

Indessen saß der Gottfried am kalten Kamin, ohne Flasche Wein, die er geplant gehabt hat mit mir. Vor lauter Zorn stand er vor der Schaftür, er hat mir das am nächsten Tag erzählt, mit einem Schachterl Zündhölzer und hat versucht uns anzuzünden. Mich, mitsamt den sechs Schafen. Es fingen damals schon die rauhnächtlichen Winde an, die haben ihm immer das Streichholz ausblasen. Indessen hat dauernd das Telefon im Haus geklingelt. Wie wir am nächsten Tag erfahren haben, war das der Bertl Moser. Ich erinnere mich nicht mehr, war er der  Intendant vom Musikverein oder war er schon Präsident der Salzburger Festspiele, der wollt uns nur fröhliche Weihnachten wünschen. Also ich sing' “Oh Tannenbaum“ im Schafstall, der Gottfried steht mit den Zünderhölzl vor der Tür, will uns anzünden und der Bertl Moser ruft an, fröhliche Weihnachten wünschen und niemand kam ans Telefon.

 

Da denke ich mir, irgendwas muss dran sein an dieser Reinkarnation, die aber gleichzeitig stattfindet, denn die alte Mystik hat gewusst, es gibt keine Zeit.

Seit Einstein wissen wir – überhaupt seit der Quantenphysik – diese lineare Zeit gibt' s nicht. Es findet alles gleichzeitig statt. Das heißt wir sitzen gleichzeitig am Scheiterhaufen und hier bei mir im Zimmer und, wer weiß, was wir noch gleichzeitig treiben. Wer weiß?

 

Kybernetische Hochzeit. Theaterstück.

Ich hab' immer von der Zukunft abgeschrieben ohne es zu wissen. Ich hab' geglaubt, ich denk mir das alles aus, das ist meine Phantasie. Schmarren, es war keine Phantasie, sondern ich hab' in die Zukunft g' schaut. Ich bin immer vorgegangen wie eine Uhr und meine Uhren sind immer alle vorgegangen. Alle, egal welche Uhren ich getragen habe. Ob das elektronische waren, automatische sie sind immer vorgegangen. Ich hab' die Hippiebewegung vorweggenommen.

 

Ich weiß noch, ich war 35 Jahre alt und ich schrieb ein Stück: “Die Kybernetische Hochzeit“, heißt jetzt: “Die Kybernetische Braut“. Da waren die Frauen schon Bundeskanzler, Generäle. Also ich hab' den ganzen Generationenwechsel vorweggenommen. Das Burgtheater hat diese Stück auch angenommen und hat sechs Wochen Probenzeit gehabt. Es war ganz toll. Es hat die Adrienne Gessner und die Alma Seidler gespielt und ich glaub die Paula Wessely – war ganz toll. Dann bin ich schon von der Kirche angefeindet worden, weil ich hab' die Automaten – ich hab' die ganze Automatik, die ganze Elektronik, die spätere Computerwelt, die hab' ich auch schon vorweggenommen – beten lassen. Daraufhin sind Burgschauspieler ins Erzbischöfliche gerannt und haben verlangt, dass das Stück abgesetzt wird, also nach sechs Wochen Probenzeit. Ich hab' damals schon meine übersinnlichen Erlebnisse erzählt. Nach sechs Wochen wurde das Stück abgesetzt und ich hab' mich nie wieder erholt. Das Burgtheater hatte mich abgesetzt, die anderen Bühnen haben mich abgesetzt. Meine Dramatiker-Karriere ist abrupt zu Ende gegangen.

 

Ich hab' dann zwar noch in meinen Büchern die Zukunft abgeschrieben, die es ja jetzt schon gibt. Vergangenheit und Zukunft sind gleichzeitig. Darum sag' ich immer wir sind zugleich lebendig und tot. Ist ja wahr, wenn' s keine Zeit gibt, müssen wir gleichzeitig lebendig und tot sein, was ich sehr aufregend finde. Darum weiß ich so viel über den Tod, weil ich bin eh´ schon gestorben. Ich weiß es, ich lebe ja gleichzeitig in beiden Welten, in der Dies – und in der Jenseitigen wie wir alle.

 

Jesu Hochzeit. Oper.

Die Oper war ein Auftrag vom Carinthischen Sommer. Der Gottfried hatte Verschiedene. Das war das erste Libretto das ich für ihn geschrieben habe. Da waren wir schon 16 Jahre verheiratet. Irgendwie hat er mich nicht Literarisch, das heißt Texte, Liederzyklen und so wollte er schon von mir haben. Er hat gesagt, in einen Text, muss man sich verlieben, das ist eine erotische Geschichte, sonst kann man ihn nicht vertonen. Er hat einen Russen gehabt, einen Franzosen die beauftragt waren. Er hat gesagt, nein das ist es nicht, probier's halt du. Ich hab' s probiert und zwar in tiefer Liebe zu Jesus. Den Vatikan lieb ich nicht, aber Jesus schon. Mein Mann auch.

 

 

Liebeserklärung an Jesus.

“Jesu Hochzeit“ war eine reine Liebeserklärung an Jesus, der nie behauptet hat, der Sohn Gottes zu sein, der in meinen Augen ein Sozialrevolutionär ohne Gleichen war. Der größte Schamane der je gelebt hat und der wunderbarste Mensch, den es auf dieser Erde gegeben hat.

 

Die Kirche hat einen Skandal inszeniert, den ich überhaupt nicht verstanden habe. Ich dachte die sind verrückt geworden. Der Titel hatte mit Sexualität nicht das Geringste zu tun. “Jesu Hochzeit“ ist die Hochzeit von Liebe und Tod. Der Tod ist in fast allen Sprachen weiblich. Ob das Chinesisch, Russisch, Französisch und so weiter ist. Die “Tödin“, also es war Jesus und die “Tödin“.

Ich hab' damals einen Fehler gemacht. Der Gottfried hat gesagt, du ich kann mir die Oper nur vorstellen indem Jesus eine Frau ist. Ich hab' gesagt, du nein, wenn er historisch war, was ich hoffe, war er ein Mann. Gottfried sagt, nein, ich seh' ihn als Frau. Gottfried hat vollkommen recht gehabt, denn die Tugenden, ich mein' Jesus war der Sozialrevolutionär, aber er hat auch die Liebe, die Sanftmut gepredigt. Er hat durchaus weibliche Eigenschaften gehabt. Also, ich hab' ihn leider als Mann geschrieben, das war mein Fehler.

 

Dann wurde dieser Skandal inszeniert und der Manfred Mautner hat dem Gottfried einen bitterbösen Brief geschrieben, also wirklich einen beleidigenden Brief ohne Gleichen. Der Gottfried hat ihm das Kuvert zurückgeschickt und hat gesagt, ich wünsche diesen Brief nicht empfangen zu haben. Recht hat er gehabt. Seither war die Liebe zum Haus Mautner Markhof vorüber.

 

Der damalige Unterrichtsminister (Dr. Theodor) Piffl, der drei Tagen zuvor, weil ich ihm versehentlich abwechselnd Whisky und Cognac eingeschenkt habe, ich war ja auch schon blau, die Perlenkette von Gottfried' s Mutter, die ich manchmal tragen musste, also jede Perle einzeln geküsst hat. Drei Tage später hat er bei der Peterskirche in Wien die Anzeige gegen mich erstattet. Ich hab' die Welt nicht verstanden. Alle Bischöfe, wirklich alle, haben an den Sonntagen von der Kanzel gegen mich gepredigt.

 

Kardinal Franz König.  Audienz.

Dann hat uns angerufen der damalige Bürgermeister von Wien, der Helmut Zilk. Der hat gesagt, der Kardinal will, dass ihr sofort ansucht um eine Audienz bei ihm. Ich hab' sofort angerufen den König, den Kardinal, und hab' um eine Audienz gebeten. Der hat gesagt, ja wir sollen gleich am nächsten Tag da sein. Wir sind vom Rindelberg nach Wien gefahren. Ich hab' gesagt, Eminenz, “Jesu Hochzeit“ ist eine

Kymische Hochzeit. Die Kymische Hochzeit ist die Vereinigung der Gegensätze.

In dem Fall der Gegensätze, Liebe und Tod. Dann entsteht auf der nächsten Ebene etwas ganz Neues. Frau Ingrisch sagt er, mir brauchen sie das nicht erzählen, ich bin vergleichender Religionswissenschaftler. Ich finde ihr Libretto wunderschön. Jetzt schreiben sie einen Artikel für die Kirchenzeitung, damit die dummen Leute das verstehen. Ich schrieb einen Artikel für die Kirchenzeitung – vier Seiten lang. Die Kirchenzeitung hat den Artikel nicht gedruckt, aber ein paar Tage später lese ich in der Zeitung: Kardinal König verlangt an der Spitze von 800 Religionslehrern, die sofortige Absetzung der Proben. Das Stück darf nicht stattfinden. Ich habe mich damals gewundert und auch gekränkt.

 

Es wurde nicht abgesetzt, die Proben sind weitergegangen. Die Uraufführung war ein Skandal. Die Leute sind vor der Kirche gekniet und haben gebetet. Der (Hans) Hollmann hat damals “Die letzten Tage der Menschheit“ inszeniert und ist reingekommen und hat gesagt, und wer betet bei meiner Premiere.

 

Stinkbomben. Flugblätter.

Vor dem Theater sind sie gelegen in Massen und haben gebetet. Ein gewisser Pater Beda hat von der Karlskirche einen ganzen Chor mit Fähnchen angeführt. Stinkbomben sind gefallen und dann sind von oben herunter so weiße Blätter geflattert und ich dachte mir, jö, Blumen. Nein, die haben die Textbücher zerrissen und haben sie auf mich geschmissen. Ungebildet wie sie waren, haben sie meistens bei den Stellen, wo original Bibelzitate waren, aufhören, aufhören geschrien. Beleidigungen halt.

 

Die nächste Premiere war, wo ist g' schwind der (Gottfried Wilhelm) Leibniz geboren? In einer deutschen mittelgroßen Stadt. Dort hat die Kirche auch Autobusse hingeschickt – Hannover war' s – und der Chauffeur hat sich in der Adresse geirrt und ist ins falsche Theater gefahren. Statt in die Oper ist er ins Schauspielhaus gefahren und dort haben sie den “Aturo Ui“ von (Bertholt) Brecht gespielt. Dort sind die Leute hineingestürmt und haben geschrien: Aufhören, aufhören. Religionsschande! Und so ist es halt weiter gegangen. Dann haben die Kirchen gesagt, wenn es noch einmal - es ist dann noch in Mainz gespielt worden, dort war ein Riesenskandal, auch inszeniert – kündigt die Kirche die Kirchenabonnements. Die Oper wurde wirklich von der Kirche umgebracht. Eigentlich müsste sich die (Waltraud) Klasnic mit uns beschäftigen, wir waren auch Opfer.

 

Kardinal König. Treffen.

Jahre später traf ich auf einem Empfang den Kardinal König. Ich hab' mir gedacht, na jetzt fragst du ihn. Hatte ein paar Glaserl Wein- mir Mut angetrunken – und dann, also nach dem fünften Glaserl bin ich dann hingegangen zu ihm und hab' gesagt: Eminenz, ich hab' s nicht verstanden. Sie haben mir gesagt, das Libretto ist wunderschön und dann haben sie an der Spitze von 800 Religionslehrern – das hab' ich ihm nicht gesagt, aber da haben mich ein paar Leute  angerufen, die haben gesagt, dass man ihnen mit Entlassungen droht, wenn sie da nicht mitmachen, nicht mit unterschreiben – die Absetzung des Stückes verlangt. Warum? Daraufhin schaut der Kardinal König so nach links und nach rechts - da sind wirklich viele Leute herumgestanden: “Frau Ingrisch, es ist hier nicht ganz der richtige Platz es ihnen zu erklären. Ein andermal.“ Das Andermal, da ist er schon gestorben.

 

Briefbomben. Ernst Fuchs.

Der Ernst Fuchs hat Briefbomben wie Weihnachtskarten verschickt. Er war verrückt. Man hat ihm eine besondere Intelligenz zugerechnet. Er war dumm, er war nicht intelligent. Auch er hat “Jesu Hochzeit“ die Vereinigung von Liebe und Tod die Kymische  Hochzeit nicht verstanden. Der Esel hat mir eine Briefbombe geschickt und die kam komischerweise nicht an meine Adresse, sondern die kam zu einer “Kartenaufschlagerin“. Ich schlag' keine Karten auf, ich mach' diese Dinge alle nicht, weil ich find' den Geschäftszweig Esoterik entsetzlich, ganz furchtbar.

Ich sag' immer: Wenn einer viel kostet ist er nix wert. Ich hab' nie Geld verdient mit diesen Dingen. Ja, und dort ist er hingekommen. Die dürfte aber insofern echt gewesen sein, als die den Brief nicht aufg' macht hat, sondern sie hat die Polizei gerufen und da ist wirklich die Bombe drinnen gesteckt.

 

Leben in der Wiener Hofburg.

Was sie jetzt wahrscheinlich hören, ist ein Konzert – Blaskonzert oder was auch immer - zu Ehren irgendeines Potentaten, der gerade Wien besucht. Also fast alle Tage kommt irgendjemand her. Ein Staatsoberhaupt und dann führt der Bundespräsident mit oder ohne Gattin das ausländische Staatsoberhaupt, hier entlang. Und zwar am Herrenklo, am Damenklo, an den Müllräumen immer am roten Teppich in die Amtsräume. Das ist so irre komisch, ich schau dann manchmal gern zu und lache. Im Leben ist eigentlich alles irre komisch.

 

Schwerelos. Verbunden.

Seither leben wir in der Hofburg. Ich habe eine Tafel anbringen lassen.

Mein Mann hat mir manchmal so Zetterl vor die Tür gelegt. Eines davon hieß: Enden werd' ich leise. Ins Licht entschwinden. Mit allem schwerelos verbunden. Es wird erfüllte Stille sein. Gottfried von Einem hatte keine Angst vor dem Tod. Er ist in Rindelberg gestorben. Ich war allein mit ihm. Es ging ihm nicht mehr gut und ich hab' gesagt: Na, pass' auf, wenn' st nicht weißt, ob du schon gestorben bist oder noch lebst, dann gehst durch die Mauer. Es waren sehr, sehr dicke Mauern. Wenn du auf der anderen Seite ankommst, dann weißt du, du bist auf der wirklich anderen Seite des Lebens angekommen. Wenn nicht, dann bist du immer noch da. In dieser Nacht ist er durch die Mauer gegangen und ich war seither Jahre lang in Kontakt mit ihm. Seit ein paar Monaten höre ich nichts mehr von ihm. Kein Toter redet mehr seit Monaten mit mir. Ich weiß nicht woran es liegt, kann eigentlich nur an mir liegen, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht haben diese Toten die Illusion eines persönlichen Ich bereits aufgegeben. Ich hab' meinen Mann immer hier gehört, in der Thymusdrüse, die ich in meinem Alter gar nicht mehr haben kann. Eine chinesische Akupunkturärztin – die Kubiena -  hab' ich gefragt: Du Kubiena, was hat man denn da laut traditioneller chinesischer Medizin? Na hat sie gesagt, das ist der Sitz der Toten. Ach so hab' ich gesagt, das ist die Totenadresse, das ist völlig in Ordnung, dass ich die Toten immer hier sprechen höre. Lautlos, aber hier.

 

Alternativer Schulunterricht.

Ich kämpfe seit über dreißig Jahren nicht nur für einen alternativen Schulunterricht. Der total linkshemisphärische Unterricht, der die Welt zerstückelt. Fragmentiert in lauter unzusammenhängende Teilchen – das ist die linke Hirnhälfte, die Ratio.

Die rechte Hirnhälfte, die sieht unsere Wellennatur, die sieht dass alles mit allem verbunden ist. Dass die Welt eine einzige Einheit ist. Das wird in den Schulen systematisch unterdrückt. Der Schulunterricht wird immer mehr abgeschafft. Musik stärkt nämlich die rechte Hirnhälfte und synchronisiert die rechte und linke. Die linke brauchen wir auch - Zum Rechnen. Früher einmal war die Wirtschaft für den Menschen da. Inzwischen ist es so, dass der Mensch für die Wirtschaft da ist, in Folge des linkshemisphärischen Unterrichts. Die Kinder die ein idiotisches Weltbild haben, das aus der linken Hirnhälfte stammt, die werden aggressiv, die werden depressiv und als Erwachsene unglücklich, weil das Leben sinnlos geworden ist.

 

Es gehört ein anderer Unterricht her und wenn der Minister oder die Ministerin es nicht durchsetzten kann, weil die Politik genau bestimmt was gelehrt wird und was das Weltbild ist, dann würde ich, wenn ich der Minister oder die Ministerin bin zurücktreten – und zwar mit Karacho! Ich würde das überall in allen Medien verkünden. Gut, es geschieht leider nicht, die Leut' hängen an ihren Sesseln.

 

Analphabeten. Neubeginn.

Ich glaube die Schulen gehören alle zugesperrt. Das hat ein deutscher Komponist, ich glaub' (Ludwig) Berger hat er geheißen und war im zwanzigsten Jahrhundert eine wichtige Figur einmal gesagt: Geben sie mir eine Million Analphabeten und ich schaffe eine neue Kultur. Recht hat er gehabt! Ich tät' für zehn Jahre alle Schulen zusperren, dann käme was Neues.

 

 

 

Persönliches Sterberecht.

Das Andere ist ein persönliches Sterberecht. Es sollte jeder in seiner E-Card speichern dürfen und zwar solange er noch bei Verstand ist. “Bevor ich ein bleibender Pflegefall werde, möchte ich jetzt schon die Entscheidung treffen. Entweder ich bleibe ein bleibender Pflegefall oder ich bitte die Medizin mir auf eine möglichst freundliche, heitere, liebevolle Weise, aus diesem Körper, der ja nur Wasser und unreiner Kohlenstoff ist, heraus zu helfen.“ Mit dem Segen der Widerrufbarkeit, wenn sich einer dann doch so fürchtet, soll er ein bleibender Pflegefall werden. Es ist ein Wahnsinn. Es kostet, glaub' ich 86 Prozent der ganzen Kosten für das Gesundheitswesen, für diese letzte elende Zeit, wo die Menschen nur unglücklich sind. Es gehört Aufklärung was der Tod bedeutet, was das Leben bedeutet. Der Tod ist ein Teil des Prozesses Leben, der nach allen Richtungen scheinbar unendlich ist. Einfach eine Phase, mehr nicht.

 

Das sind meine beiden Wünsche. Ein anderer Schulunterricht, der jetzige ist ein Quatsch und eine andere Beziehung zum Tod. Die Frommen, es gibt ja nur mehr sehr wenige Fromme, fürchten sich vor der Strafe und die Atheisten fürchten sich vor dem Ende ihrer Person. Beides findet so nicht statt.

   

Magnetische Sicherheit.

Die Übersinnlichkeit ist ja ein großes Thema in meinem Leben. Sie ist mir eigentlich in diesem Ausmaß, sie ist mir früher auch schon passiert, aber nicht so stark. Ich hab' mich mit magnetischer Sicherheit immer auf Störzonen niedergelassen. Rindelberg war die Rodelstörung. Ich hab' nichts davon gewusst. Ich hab' im ersten Jahr dutzende Matratzen gekauft und verbraucht, weil ich es vor Schmerzen nicht ausgehalten habe. Mein Mann hat gesagt, du ich werde leider sterben, ich hab' Nierenkrebs. Ich bin sofort mit ihm ins Spital. Es hat ihm überhaupt nichts gefehlt, er war pumperlg'sund. Er ist nur auf einer Störzone zum Komponieren gesessen.

Eines Tages hat uns der Hofrat (DI Otto) Schirmböck besucht. Wir kannten ihn gar nicht. Mein Mann hat gesagt, das ist der Zerstörer aller Wiener Wohnungen. Der hat gesagt, ich schlaf' auf zwei doppelt gekreuzten Wasseradern und mein Mann auch. Sein Schreibtisch, wo er komponiert hat, war auf einer ganz entsetzlichen Stelle, daher hatte er Schmerzen. Er hat alles umgestellt und ich hab' dann wie ein Bär geschlafen. Es hat mir nichts wehgetan, ich hab' aber auch nichts mehr erlebt. Daraufhin habe ich das gemacht, was viele andere auch gemacht haben, ich hab' das Bett wieder auf die Störzone zurückgestellt. Seither kann ich das. Ich kann Ruten, ich kann Pendeln. Ich kann die Qualität des Raumes, der ja nicht homogen ist, feststellen.

 

In Rindelberg sind die Toten aus – und eingegangen. Am Anfang haben wir uns geschreckt. Der Gottfried war so beleidigt, wenn zum Beispiel am Plafond die Geister gegangen sind. Er hat gesagt, das lass' ich mir nicht bieten, aber er musste es sich bieten lassen. Am Anfang war er echt böse und ich war erschrocken, ich hab' mich gefürchtet. Ich bin dann draufgekommen, dass ich der Poltergeist bin. Diese Polterphänomene, die sind von mir ausgegangen. Dass die Toten gekommen sind, dass sie mit mir gesprochen haben, dass ich nächtens bis zu dreimal aus dem Körper hinausgefahren bin. Das ist ein Glücksgefühl ohne Gleichen, wenn man die Materie verlässt. Ich wurde vom Gottfried gesehen. Manchmal groß wie eine Sonne, als Licht. Manchmal klein wie eine Orange. Wovon das abhängt, weiß ich nicht. Vom energetischen Radius oder was auch immer. Manchmal hat er mich auch außerhalb meines Körpers gesehen, so wie ich bin. Aber nur, hat er gesagt, bist dann viel jünger und dann bist schön. Wenn wir Toten im Traum, oder Realita begegnen sind sie alle viel jünger und viel schöner.

 

 

Bi – Lokalisation.

Ich bin auch jemand, der sich bi-lokalisiert. Also ich trete dauernd als mein eigener Doppelgänger auf. Ich hab' sonst eigentlich immer nur Hosen und Pullover. Da trete ich merkwürdigerweise immer in einem langen Kleid auf, ich weiß nicht woran es liegt. Also, ich bin in Australien, in Irland gesehen worden. Es vergeht kaum eine Woche, wo Leute sagen, ich bin ihnen begegnet, ich hab' sie genau gesehen. Sie haben durch mich durchgeschaut, manchmal hab' ich sogar gesprochen.

 

Der Wissenschaftsminister (Hans) Tuppy und der (Prof Dr. Wolfgang) Greisenegger, der hat den Lehrstuhl für Theaterwissenschaft gehabt, der hat gesagt, das war aber gescheit was du gesagt hast. Sag' ich, was hab' ich gesagt. Im Rathaus, sagt er. Sag ich, ich war gar nicht im Rathaus. Sagt er, aber ja, da war doch dieser Kongress, ich hab' noch mit dem Tuppy darüber gesprochen. Da hab' ich offenbar eine Rede gehalten. Ich war aber gar nicht dort.

 

Dann hab' ich ein SOS an die Wissenschaft geschickt und hab' geschrieben: Bin ich ein “Wesensteilchen“, das gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten erscheinen kann? 13 Wissenschaftler, ganz tolle, haben mir geantwortet. Darunter der Wolfgang Rindler, der gehört zu den drei größten Physikern, die wir haben. Da sind, der Stephen Hawking, der (Sir Roger) Penrose und der Rindler. Der Rindler hat geantwortet: Selbstverständlich, alles teilt sich fortwährend, das ist ganz normal.

Einer unserer Größten, der Helmut Rauch -  Atomphysiker, Quantenphysiker, vielfach Nobelpreisnominiert – der hat mir auch geschrieben. Wir sind seither Freunde geworden und der hat geschrieben: Das ist ganz normal. Er hat mir wissenschaftliche Arbeiten gezeigt. Also, es ist ganz normal, dass man übersinnlich ist. Das Sinnliche ist abnormal. Unsere Sinnesorgane öffnen uns keine Fenster in die Welt, sondern verschließen sie eigentlich. Das sind so kleine Öffnungen durch die wir nur einen Spalt hineinsehen und aus diesem Spalt, schließen wir auf' s Ganze. Das ist natürlich ein Unsinn, also das können wir vergessen. Die Quantenphysik entwickelt sich jetzt in eine total neue Richtung, in eine Übersinnliche Richtung. Gott sei Dank.

 

 

 

Sterbeseminare.

Früher gab ich Seminare. Zuerst im Auftrag der Staatsdruckerei, die mich bezahlt hat. Die aber sehr viel Geld von den Leuten verlangt hat. Da hab' ich gesagt, das will ich nicht. Ich hab' s dann in Eigenregie gemacht. Ich hab' ganz wenig verlangt. Ich hab' drei Buffets hingeschleppt und wenn einer kein Geld gehabt hat, musste er auch nichts zahlen. Ich hab' also dann Wochenendseminare gemacht und habe versucht, den Menschen die Angst vorm Sterben zu nehmen.

 

 

Jedes Jahr ein Buch.

Ich bin inzwischen 82. Ich hab' bis jetzt noch jedes Jahr ein Buch geschrieben.

Ich hab' viele Bücher zu diesem Thema geschrieben.

Eines davon heißt: “Der Himmel ist lustig.“. Ich nannte es so, wegen dem (Dr.) Melwin Morsewell – ein amerikanischer Universitätsprofessor, der sich mit der Reanimation von Kindern beschäftigt hat. Ein achtjähriger Bobbi, den er reanimiert hat, hat die Augerl wieder aufgemacht und hat gesagt: Sie werden sehen, der Himmel ist lustig. Das fand ich hinreißend. Ich hab' geschrieben, “Die schöne Kunst des Sterbens“, wo ich alles hineingeschrieben hab' was ich darüber weiß.

 

Ich hab' geschrieben “Physik des Jenseits“, denn ich bin draufgekommen, dass die Quantenmechanik – diese Physik – eine Entsprechung zur jenseitigen Wirklichkeit hat. Daraufhin haben mich zwei besonders dumme Leute, die heißen Eichelburg und Gruber, sind beide Physiker, keine ordentlichen Universitätsprofessoren, Außerordentliche, der andere ist überhaupt nur ein Dozent glaub' ich, auf zwei Seiten im Profil verrissen. Mit erfundenen Zitaten. Die haben meine Zitate so verändert, dass sie sie verreißen konnten. Ich habe ein Gespräch mit Heinz Zemanek, dem Informatiker - Kybernetiker geschrieben. Ich habe geschrieben,  wenn jetzt ein Engel durchs Zimmer geht, dann würden wir ihn wahrnehmen. Nein sagt er, weil wir Engel nicht erwarten. Sag' ich, so ist es. Ich bin überzeugt, wir nehmen von der Wirklichkeit nur das was wir erwarten war und das ist sehr wenig.

 

Physik des Jenseits. Fehlerlos.

Dann rief mich eines Tages der Walter Thirring an. Ein großer Physiker, auch Nobelpreisnominiert. Er sagt, Frau Ingrisch, ich habe ihre “Physik des Jenseits“ gelesen und keinen einzigen physikalischen Fehler gefunden. Da war ich zwar rehabilitiert, aber das Buch war bereits im Eimer.

 

 

 

 

 

 

Wien. Grätzelfest.

Die Leute sind einander wieder nahe gekommen. Sie haben sich plötzlich als ein Zusammengehörendes gefühlt. Man hat auch das Gefühl gehabt, dass jeder für jeden da ist. Es war so, wie es früher die Bassena gegeben hat. Da sind die Leute mit ihren Wasserkrügen, mit ihren Kübeln gekommen und haben Informationen ausgetauscht. Traurigkeiten, Kümmernisse, Sorgen und dann sind sie wieder in ihre Wohnung mit dem Wasser gegangen. Diese Grätzelfeste, die waren wie eine neue Bassena. Da sind plötzlich die Leute alle zusammengekommen, haben einander erkannt, haben einander gern gehabt - immer lieber gekriegt. Diese Gefühl der Zusammengehörigkeit, das ist entstanden.

 

Jörg Mauthe. Erhard Busek.

Die Grätzelfeste waren eine Idee von (Jörg) Mauthe und (Erhard) Busek. Die waren großartig. Auch die Nouvelle Cuisine, also diese neue Küche die es dann überall gab. Da haben der Busek und der Mauthe gesagt, wir müssen essen gehen. Sie haben eigentlich sehr einfach gegessen. Sie sind dann überall hingefahren und haben dann in diesen tollen Lokalen gegessen um für diese neue Küche Werbung zu machen.

Es waren dann die Bauernmärkte – auch eine Erfindung von Mauthe und Busek. Dass die Bauern nach Wien kamen und ihre Produkte hier verkauft haben. Es war eine Verschmelzung von Stadt und Land. Eine wunderbare Verschmelzung, die damals stattgefunden hat.

 

Die Leut' sind mir wurscht!

Also erstens einmal, die Leut' sind mir relativ wurscht! Die Leut' sind ein G'sindel. Ich finde der Umgang mit Tieren gehört verändert.

Ich komm' grade aus dem Waldviertel, wo man einen Garten der Menschenrechte gegründet hat. Das ist ein Garten und da kommen die Schwarzen und die Roten, Indianer und alle hin und respektieren sich gegenseitig. Ich hab' gesagt, Kinder, ihr müsst die Tiere einschließen. Wir Menschen sind ja auch “Viecher“. Was sind wir sonst. Wir sind Tiere, aber halt besonders grausame Tiere. Wir glauben wir haben ein Gehirn mit dem wir denken können. Das ist ein Irrtum. Das Gehirn ist ein Organ zum Ausfiltern von Wahrnehmungen, von Informationen, mit denen erst das Gehirn nichts anfangen kann.

 

Meine Vision für Wien wäre. Wien sollte nicht ein Garten der Gerechtigkeit sein, sondern ein Garten der Tierliebe. Das wäre meine Vision. Das man hier anfängt die Tiere gleichberechtigt zu behandeln. Ein Tier das andere Tier. So wie ich die Katze, die grad' bei mir am Schoss sitzt.

Archiv-Video vom 11.08.2014:
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Lotte Ingrisch (Autorin)

Wir und Wien - Erinnerungen Lotte Ingrisch wurde am 20. Juli 1930 in Wien geboren. Die Tochter des Erfinders Karl Gruber stammt aus einer Künstlerfamilie und wuchs im 20. Bezirk auf. Sie schrieb unzählige Komödien, Zauberpossen, Science-Fiction, Hörspiele, Fernsehspiele, Libretti, Liedtexte und Sachbücher. Seit 1970 beschäftigt sie sich, auch in ihren Büchern, mit Bewusstseins-, Sterbe- und Jenseits-Forschung, Tierrecht und einer rechtshemisphärischen Reform-Pädagogik.

Länge: 49 Min. 15 Sek.
Produktionsdatum: 2013
Copyright: Stadt Wien

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Länge: 2 Min. 47 Sek. | © Stadt Wien / KOM

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