Mitschrift
Ich glaube, man muss sich anschauen, was alles unter dem Begriff hegemoniale Männlichkeit läuft. Nämlich, dass es ein Männlichkeitsbild gibt, das irrsinnig viele Männer gar nicht erfüllen oder erfüllen wollen. Nachdem aber alle irgendwie streben. Und auch nachdem viele Frauen streben müssen, weil sie sonst keine Karriere machen können oder weil sie sonst nicht erfolgreich sein können oder was auch immer. Das heißt, dieses Konstrukt, das eigentlich auf so einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung zutrifft und alle den Druck haben dort hinzustreben. Ich glaube, das muss man sich ganz genau anschauen und aufbrechen, vor allem. Ich bin mit 18 aus einem neusprachlichen Gymnasium gekommen und war auf der Suche nach den großen Antworten. Ich hab dann ein paar Frauen gefunden, die an der WU so feministische Sachen unterrichtet haben und auf einmal war mir klar, ich bin genau richtig hier. Das ist das, wo ich genau die Fragen stellen kann, die ich habe und die Antworten bekommen kann, nach denen ich so unfassbar stark gesucht habe. Und seitdem forsche ich einfach so ganz spezifisch zu meinem Forschungsgebiet und das ist eben dieses Gender Budgeting, also die Frage, wie Wirtschafts- und Budgetpolitik auf Frauen und Männer wirkt. Und was das alles für Grundlagen braucht. Und die Grundlagen, die ich finde, dass es braucht sind irgendwie alle in Haushalten, also alle dort wo Fragen nach, wie ist unbezahlte Arbeit in Haushalten verteilt? Wie ist Entscheidungsmacht in Haushalten verteilt? Wie ist bezahlte Arbeit in Haushalten verteilt? Wie ist Vermögen in Haushalten und wie ist Einkommen verteilt? Das heißt, all das sind für mich so Grundlagen die notwendig sind damit dieses Instrument, Gender Budgeting wirklich auch gscheit funktionieren kann. Und daran sitze ich jetzt. Die wesentlichen Antworten, nach denen ich suche, warum und wie die Geschlechterverhältnisse die Wirtschaft beeinflussen und umgekehrt die Wirtschaft die Geschlechterverhältnisse. Also das wo alle nicht hinschauen, weil es in der Ökonomie niemanden interessiert. Wer sind denn die handelnden Menschen dahinter? Wir haben ein total abstruses Verständnis von Wirtschaften, nämlich nicht Wirtschaften als menschliches Handeln sondern halt irgendwie [etwas] was da im diffusen Raum entsteht und besteht. Aber das heißt, ich glaube, dass wir, wenn wir bei der Ökonomie anfangen, einen echt großen Anteil an gesellschaftlichen Leben verändern könnten in Richtung Gleichstellung. Wir haben ja auch irrsinnig starken Einfluss auf alles was wirtschaftspolitische Entscheidungen sind und die beginnen ja bei Bankregulierung und hören auf bei Steuergesetzgebungen. Das heißt überall dort einen Einfluss oder einen Hebel haben zu können, auf Gleichstellungsmaßnahmen, ist ein recht großer Spielraum. Das heißt, ich glaube wir könnten irrsinnig viele gesellschaftliche Bereiche über die Ökonomie, ja, so ein bisschen anstacheln und ein bisschen zu Veränderungen zwingen. Und für mich wär einfach, eben eine gleichgestelltere Gesellschaft, in der es für alle möglich ist, der und die zu sein, die sie wollen unabhängig davon, mit was für einem Geschlecht sie geboren worden sind, irgendwie die Zukunft, die ich mir wünschen würde, oder die Utopie wo ich hinschauen würde und das hat garantiert auch damit zu tun, dass wir diese kapitalistischen Strukturen, die wir jetzt haben, verändern oder abschaffen wird müssen. Also ich glaube, dass wenn wir das Patriachat bekämpfen, immer auch den Kapitalismus bekämpfen müssen. Was ich finde, was man allen jungen Frauen mitgeben kann ist, dass sie Teil des Systems sind und dass sie damit auch Teil der Veränderung sein können. Und wenn wir das System so nicht wollen dann müssen wir auch so nicht mitspielen sondern dann können wir auch unsere Hebel finden um Veränderungen zu erzeugen. Ich glaub das ist das [am] wenigsten Kitschige, was ich sagen kann. Also all diese Fragen interessieren mich und hinter all den Fragen, hab ich das Gefühl, dass man damit ein Stück näher kommt, dorthin wo ich eben gern hin wollen würde. Nämlich, dass die Ökonomie Lebensrealitäten von Menschen, also Frauen und Männern, besser darstellen kann. Und damit irgendwie einen Hebel zu haben um die Welt zu verändern.
Archiv-Video vom 13.12.2017:
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Frauenpreisträgerin 2017 - Katharina Mader
Das Video ist ein Kurzportrait von Katharina Mader. Katharina Mader ist Ökonomin und seit 2011 Assistenzprofessorin am Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Feministische und Politische Ökonomie, Care Ökonomie sowie Wirtschaftspolitik und Gender. Ein wichtiges Thema ihrer Arbeit ist seit vielen Jahren die Bedeutung der unbezahlten Arbeit für das Funktionieren einer Gesellschaft und ihrer Verteilung zwischen den Geschlechtern.
Länge: 4 Min. 51 Sek.
Produktionsdatum: 2017
Copyright: PID - Kromus