Ausgangslage
Ziel der Mobilitätsplanung ist, die leistbare, umweltfreundliche Mobilität für alle und eine gute Erreichbarkeit aller Stadtteile für den Wirtschaftsverkehr zu gewährleisten. Eine funktionstüchtige und wettbewerbsfähige Stadtregion erfordert den wirtschaftlichen und sozialen Austausch ihrer Einwohner*innen und Wirtschaftsbetriebe und somit ein gut funktionierendes, stadtgrenzenüberschreitendes Mobilitätssystem. Auch über die Grenzen der Metropolregion hinaus ist Wien als urbaner Knoten im traneuropäischen Verkehrsnetz (TEN-T) für den überregionalen Verkehr von großer Bedeutung. Das Wiener Mobilitätssystem steht heute gut da, weil in der Vergangenheit immer wieder mutig – oftmals auch gegen den Zeitgeist – die Weichen Richtung nachhaltige Mobilität und insbesondere für den öffentlichen Verkehr (ÖV) gestellt wurden.
Der Umweltverbund ist der mit Abstand wichtigste Teil des Wiener Mobilitätssystems. Aktuell werden innerhalb der Stadt fast drei Viertel der Wege mit dem ÖV, zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt. Das ist möglich, da in den letzten Jahrzehnten in ein dichtes und leistungsfähiges ÖV-Netz in Wien sowie in der Stadtregion investiert wurde und die Bedingungen für das Zufußgehen und das Radfahren verbessert wurden. Sharing-Mobilitätsangebote ergänzen vermehrt den öffentlichen Verkehr und bieten Lösungen für individuelle Mobilitätsansprüche. Die mit der Smart Klima City Strategie Wien festgelegten Zielsetzungen (u. a. 85 % der Wege im erweiterten Umweltverbund bis 2030) zeigen auf, dass auch weiterhin mutige Entscheidungen zur Entwicklung der Mobilität erforderlich sind. Sowohl die Optimierung und der Ausbau des ÖV-Netzes als auch die Ausweitung von Sharing-Mobilitätsangeboten tragen zu einem geringeren Materialverbrauch für Fahrzeuge bei. Klimakrise, Energieknappheit und die Erfahrungen der Coronapandemie haben außerdem bestehende Verhaltensmuster in Frage gestellt und das unmittelbare Wohnumfeld und fußläufige Verbindungen stärker in den Fokus gerückt. Digitalisierung und Telekommunikation entwickeln sich rasch. Unter anderem durch die Zunahme von Homeoffice, Onlinehandel und digitalen Amtswegen ergeben sich daraus erhebliche Auswirkungen auf den Personen- und Wirtschaftsverkehr.
Zwar sind die Treibhausgasemissionen des Mobilitätssektors in Wien im Bundesländervergleich pro Kopf am geringsten, dennoch ist er mit 42 % der größte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Wien. Das Mobilitätssystem muss daher weiter auf Klimaneutralität ausgerichtet und der Straßenraum im Sinne der Klimaanpassung umgestaltet werden, denn heute beansprucht der MIV – vor allem in der Bestandsstadt – noch den meisten Platz im Straßenraum. Beim Straßenraum liegt zukünftig die Priorität auf der Anpassung an die Folgen der Klimakrise, der Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie der Bedingungen für den erweiterten Umweltverbund. Durch den weiteren Ausbau der Mobilitätsangebote im erweiterten Umweltverbund in Wien, aber auch ins Umland, werden nachhaltige Alternativen für alle geschaffen. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) und der Wirtschaftsverkehr werden bis 2040 gänzlich auf nicht-fossile Antriebe umgestellt. Zudem erfordert die Reduktion des Durchzugsverkehrs durch Wien (kein Zielort in Wien) im Bereich des MIV weitere Lenkungsmaßnahmen. Neben dem Ausbau des Angebots im erweiterten Umweltverbund werden somit weitere regulative Maßnahmen auf Stadt- und Bundesebene notwendig sein.