Der Wien-Plan: Fokus Klima
Der Wien-Plan ist der „Klima-Stadtentwicklungsplan“. Wie kein anderer Stadtentwicklungsplan zuvor rückt der Wien-Plan die Themen Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt. Der Schutz des Klimas und der natürlichen Ressourcen sowie die Bewältigung der Folgen der Klimakrise stehen bei allen Vorhaben der Stadtentwicklung an oberster Stelle. Auch stadtplanungsrelevant ist die Reduktion des Verbrauchs von materiellen Ressourcen und Treibhausgasen auf ein nachhaltiges und klimaneutrales Niveau. Der Wien-Plan folgt dabei den Zielsetzungen und Vorgaben der Smart Klima City Strategie Wien, des Wiener Klimafahrplans und dem Ziel der Klimaneutralität Wiens bis zum Jahr 2040.
Dabei ist die Stadtentwicklung immer am öffentlichen Interesse ausgerichtet und baut auf bewährten Grundsätzen auf: Gerechtigkeit, Leistbarkeit, Nachhaltigkeit, Kooperation sowie Offenheit für neue Ideen und Innovation sind Konstanten, die auch in Zukunft den Wiener Weg prägen. Entlang dieser Prinzipien leistet die Stadtplanung einen maßgeblichen Beitrag, um Wiens Erfolg als lebenswerte und dynamische europäische Metropole vor dem Hintergrund herausfordernder Trends und Rahmenbedingungen weiter zu festigen.
Wien ist eine Stadt von und für Menschen. Die Bürger*innen gestalten und prägen das Zusammenleben und unsere gemeinsame Zukunft in dieser Stadt. Anliegen zu den Veränderungen der Stadt werden von unterschiedlichen sozialen Gruppen zunehmend adressiert, wie auch der Wunsch, Teil dieser Veränderungsprozesse zu sein, sich einzubringen und aktiv teilzuhaben. Auf allen Ebenen und in allen Bereichen sind die Menschen eingeladen, an einer lebenswerten Umwelt mitzubauen. Demokratie ist dabei mehr als eine verfassungsmäßige Ordnung. In Wien wird Demokratie im Zusammenleben als gelebte Praxis verstanden: Ob im Park, in der Schule, im Verein, im Schwimmbad, im eigenen Grätzl, in der Stadtplanung, in der Bezirkspolitik oder im Rathaus – alle Wiener*innen sind politisch handelnde Menschen, alle gestalten täglich Demokratie. In Wien steht die Frage im Mittelpunkt, wie diese Teilhabe und Beteiligung gestaltet werden kann. Dies ist eine grundlegende Haltung, die fortgeführt und beispielsweise in der erarbeiteten Wiener Demokratie-Strategie verankert wird. Bei Planungsvorhaben auf Stadtteil- und Projektebene werden Bürger*innen zur Mitwirkung eingeladen. Dadurch wird die Qualität der Lösungen verbessert und Konflikte werden vermieden. Unterschiedliche Lebensrealitäten und -phasen werden unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildungsstand und Herkunft in der Stadtplanung berücksichtigt.
Was für alle gleichsam gilt: Nur wenn der Ressourcenverbrauch der Stadtgesellschaft innerhalb der planetaren Grenzen bleibt, können gute Lebensbedingungen für kommende Generationen gesichert werden. Der Stadtentwicklung kommt dabei eine gewichtige Rolle zu: Entscheidungen, die hier getroffen werden, haben großen Einfluss auf die Lebensstile der Wiener*innen – und damit auf den Ausstoß von Treibhausgasen, auf den Material- und Bodenverbrauch und die Möglichkeit, mit den Folgen der Klimakrise zurechtzukommen.
Ein bestimmendes Thema für die Stadtentwicklung ist das anhaltende Bevölkerungswachstum in Wien. Für die kommenden Jahre ist ein Zuwachs von knapp 1 % pro Jahr zu erwarten. Dafür sorgen eine positive Geburtenbilanz und der Zuzug von Menschen nach Wien. Gleichzeitig steigt auch der Anteil der älteren und alten Menschen in Wien an und die Anforderungen der Bevölkerung an die Stadt verändern sich aufgrund sozioökonomischer Entwicklungen (z. B. Bildungsstand, Erwerbstätigkeit, Einkommenssituation). Auch jenseits der Stadtgrenze steigt die Bevölkerungszahl weiter an: Im außerhalb Wiens gelegenen Teil der Stadtregion+ leben bereits heute mehr als 1 Mio. Menschen und die Zahl wächst weiter. Weil überwiegend jüngere Leute kommen, bleibt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter stabil. Schon jetzt arbeitet 1 Mio. Menschen in Wien – 270.000 davon wohnen im Umland, fast 100.000 Wiener*innen pendeln ins Umland.
Die Leistbarkeit des Lebens in Städten, der soziale Zusammenhalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion gewinnen weiterhin an Bedeutung. Das Wohnen ist in vielen Metropolen für immer mehr Menschen kaum bezahlbar, daher sind die Wohn- und Lebenserhaltungskosten in Wien ein besonders wichtiges Handlungsfeld. Stadtplanung findet zunehmend in einem komplexen, schwer vorhersehbaren Umfeld statt und muss daher wandlungs- und anpassungsfähig sein sowie die Fähigkeit besitzen, geeignet darauf zu reagieren. Robuste städtische Systeme mit starker öffentlicher Daseinsvorsorge, wie Wien sie bietet, schaffen eine hervorragende Basis, um mit Herausforderungen, Unsicherheiten und Unerwartetem umzugehen.
Für die Stadtentwicklung heißt das, Vorsorge für einen steigenden Bedarf zu treffen – für ein Mehr an Wohn-, Arbeits- und Freizeiträumen ebenso wie für soziale, kulturelle und gesundheitsbezogene Infrastruktur und Mobilitätsangebote. Angesichts der Ressourcenknappheit, der Klimakrise und der konkreten Auswirkungen von Klimaveränderungen ist es entscheidend, wie die Stadt und ihr Umland wachsen, sowohl in der Stadterweiterung als auch in der Weiterentwicklung im bestehenden Stadtgebiet. Der Wien-Plan schafft die Rahmenbedingungen, um jene Bereiche der Stadt weiterzuentwickeln, die für die hohe Lebensqualität, die Leistbarkeit, den sozialen Zusammenhalt und die Klimagerechtigkeit von entscheidender Bedeutung sind, und legt konkrete Ziele fest.