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10.3 Das haben wir erreicht

10. Biodiversitätsmonitoring: Grundlage für Schutz und Entwicklung der biologischen Vielfalt

Im Rahmen einer umfassenden Biotopkartierung von FFH-relevanten Wiesen in Wien wurde deren Erhaltungszustand beurteilt. Die Grundlage dafür bildeten die Ergebnisse einer 2003 durchgeführten Untersuchung im Auftrag der neun Bundesländer und des Lebensministeriums. Diese Studie wurde vom Umweltbundesamt durchgeführt und befasst sich mit der Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura 2000 Schutzgüter.

Im Zeitraum 2021 bis 2023 wurden zudem Breitflügel-Tauchkäfer, Einhorn-Trüffelkäfer (Vierzähniger Mistkäfer), Zierliche Tellerschnecke sowie Brutvögel in Natura 2000-Gebieten erfasst. Unter anderem wurde festgestellt, dass das Vorkommen der FFH-Art Einhorn-Trüffelkäfer in der Lobau mit über 60 nachgewiesenen Käfern eines der an Individuen reichsten Vorkommen in der ganzen EU ist.

Ein Langzeitmonitoring entlang der Exelbergstraße beobachtet seit 2014 die Entwicklung von Laichgewässern. Die Daten zeigen, wie sich Wasserführung und Vegetationsentwicklung unter veränderten Klimabedingungen verändern.

Ein Großteil der 22 Wiener Fledermausarten nutzt die Gebäude der Stadt als Lebensraum. Spalten, Löcher, hinterlüftete Fassaden und in seltenen Fällen auch ruhige Dachböden werden von den Tieren zur Fortpflanzung und als Rückzugsraum genutzt. Viele dieser Quartiere sind aufgrund der heimlichen Lebensweise der Tiere bisher gänzlich unbekannt. Im Projekt „Bats in the City” wurden 2022 und 2023 ehrenamtliche Helfer*innen geschult, um Fledermausquartiere zu identifizieren. Dabei wurde das größte bisher bekannte Quartier des Abendseglers in Österreich entdeckt. Etwa 250 Individuen der Fledermausart nutzen hier eine Verschalung im Bereich des Dachabschlusses als Quartier, möglicherwiese sogar zur Fortpflanzung. Neben diesem großen Fund gelangen auch einige weitere Nachweise von Fledermausquartieren an Gebäuden und teils auch an Bäumen in Wien. Die Daten aus dem Projekt werden nun zum besseren Schutz der Tiere und für weitere Forschungen verwendet.

Eine wichtige Artengruppe auf Weiden mit Großvieh wie Rindern, Pferden oder Wasserbüffeln sind Dungkäfer, da sie die Nährstoffe aus dem Tierkot wieder verfügbar machen. Dazu wirken sie auf natürliche Weise gegen Parasiten der Weidetiere und sind Nahrung für stark gefährdete Vogelarten wie Blauracke, Wiedehopf oder Schwarzstirnwürger sowie für Fledermäuse wie die große Hufeisennase. Eine 45 ha große Wildrinderweide im Lainzer Tiergarten, auf der seit den 1960er Jahren ganzjährig etwa 20 Rinder (und bis 2002 zusätzlich auch Pferde) wie in freier Wildbahn und ohne Medikamentenbehandlung leben, erwies sich als Hotspot für Dungkäfer. Mit einem Nachweis von rund 8.700 Käfern aus 44 Arten ist diese Weide ein Gebiet von internationaler Bedeutung. Ein besonderer Fund war der Mondhornkäfer, der zuletzt vor 85 Jahren in Wien gesichtet wurde.

Ein weiteres Projekt widmete sich dem Wiederaufkommen des Fischotters in Wien. Im Jahr 2022 konnte er durch Spurenanalysen entlang von Wienfluss, Liesing und Donau eindeutig nachgewiesen werden – sogar im dicht bebauten Donaukanal.

Auch die Liste der in Wien vorkommenden Wildbienen wurde aktualisiert: 492 Arten gelten als sicher nachgewiesen, was 70 % der in ganz Österreich dokumentierten Arten entspricht. Die zahlreichen Angaben zur regionalen Verbreitung sollen weiteren Anreiz bieten, sich mit der Wildbienenfauna der wenig untersuchten Bereiche in Wien zu beschäftigen.

Im Rahmen der Citizen-ScienceInitiative „Auf der Suche nach Spatz und Specht“ beteiligten sich über 1.200 Wiener*innen. Sie lieferten fast 2.000 Meldungen mit rund 8.500 Individuen. Wien beherbergt dank altholzreicher Waldbereiche wie dem Lainzer Tiergarten, dem Wienerwald oder der Lobau 9 von 10 in Europa vorkommenden Spechtarten und verdient damit seinen inoffiziellen Titel als "Spechthauptstadt Europas". Der Bestand der Spatzen, die als Paradebeispiel für einen anpassungsfähigen und allgegenwärtigen gefiederten Stadtbewohner gelten, geht in vielen europäischen Städten zurück. Umso bedeutender sind Ergebnisse, die zeigen, wo und wie künftig noch zielführender angesetzt werden kann, um den Lebensraum von Vögeln zu erhalten und auszubauen. Selbst kleine grüne Inseln sind im urbanen Häusermeer für das Vorkommen und Überleben der Vögel wichtig!