4. Zielbereiche

4.7 Stadtökologie, Umwelt & Wasser

Ackerland im Sonnenuntergang

Darum geht’s!

Intakte, klimaresiliente Ökosysteme, der hohe Grünraumanteil und geringe Umweltbelastungen sind wesentlich für eine hohe Lebensqualität in der Smart City Wien. Die gesunden und annehmlichen Lebensbedingungen in der Stadt sind aber auch abhängig vom umweltbewussten Mobilitäts- und Konsumverhalten der Wiener*innen.

  • Die Ökosysteme, die Wien als Wald- und Wiesengürtel umgeben und als Grünräume durchziehen, bilden die „grüne Lunge“ der Stadt und leisten als Produzenten von Kaltluft einen wichtigen Beitrag für die stadtklimatischen Bedingungen in Wien. Daher müssen sie auch in Zukunft in ausreichender Quantität und Qualität sichergestellt, barrierefrei zugänglich sowie rasch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.

  • Großräumige Natur- und Erholungsräume werden erhalten, vernetzt und erweitert.

  • Lokale Grün- und Freiräume spielen eine wesentliche Rolle für das Stadtklima, die Artenvielfalt, den sozialen Zusammenhalt und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.

  • Boden ist in der Stadt generell ein knappes Gut, unversiegelte Böden und deren naturnahe Behandlung sind eine wesentliche Voraussetzung für biologische Vielfalt und einen funktionierenden Wasserhaushalt. Wien setzt daher auf eine möglichst effiziente und bodenschonende Stadtentwicklung. Wien hat den niedrigsten Bodenverbrauch pro Kopf. In Wien wurden die Bau- und Verkehrsflächen reduziert (-18 % von 2005 bis 2019), in den meisten anderen Bundesländern wurde weiter zugebaut. Wo dies möglich ist, wird versiegelter Boden wieder entsiegelt.

  • Die Stadt erhält und sichert die vielfältige Stadtlandwirtschaft und fördert ein nachhaltiges Ernährungssystem: Dieses reicht von einer ressourcenschonenden und ökologischen Landwirtschaft, über den Zugang zu Biolebensmitteln und die Förderung von Urban Farming und Urban Gardening, bis zur Reduktion von Lebensmittelabfällen.

  • Wien stellt die Versorgung mit Trinkwasser und die umweltgerechte, zuverlässige Entsorgung aller Abwässer langfristig sicher.

  • Die Infrastrukturen für die Wasserversorgung werden laufend ausgebaut, sodass Wien auch für weitere Bevölkerungszuwächse und zunehmende Hitzeperioden gut gerüstet ist.

  • Überschwemmungen wird durch vorausschauende Investitionen in das Kanalsystem sowie Rückhalte- und Speicherbecken (z. B. den Wiental-Sammelkanal) vorgebeugt.

Unsere Ziele

  • Der Grünraumanteil in Wien von mehr als 50 % ist langfristig gesichert.

  • Wien schafft zusätzliche Waldflächen und Grünräume zur Erholung für die wachsende Bevölkerung und zur Verbesserung des Stadtklimas.

  • Die natürlichen Bodenfunktionen sind durch die Erhaltung und Schaffung von unversiegelten Flächen gesichert.

  • Wien fördert die biologische Vielfalt.

  • Um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, wird die Schadstoffbelastung von Luft, Gewässern und Boden, die Lärmbelastung und die Lichtverschmutzung möglichst geringgehalten.

  • Die Lebensmittelversorgung in Wien erfolgt in hohem Maße aus der Region, bevorzugt durch Biobetriebe und verstärkt durch Stadtlandwirtschaft.

  • Die Wasserver- und -entsorgung wird auf hohem Niveau und ressourceneffizient instandgehalten und betrieben.

Das haben wir vor!

Grün- und Naturräume erhalten und erweitern: Wien schützt die Wälder, Wiesen und Gewässer des Grüngürtels auch für die Zukunft. Der Bestand wird – auch im Hinblick auf seine Klimaresilienz – qualitativ verbessert und durch weitere hochwertige Flächen erweitert.

  • Erhalt und Vernetzung von großräumigen Schutzgebieten

  • Sicherung und Gestaltung von zusätzlichen Stadterholungsräumen durch Ankauf, Flächenwidmung oder vertragliche Vereinbarungen. Dabei arbeitet die Stadt auch eng mit den Akteur*innen in der Stadtregion zusammen.

  • Erweiterung, qualitative Verbesserung und Vernetzung von Grünräumen und wohnungsnahen Frei- und Grünflächen in bestehenden Stadtgebieten

  • Erhaltung wertvoller landwirtschaftlicher Nutzflächen (landwirtschaftliche Vorranggebiete)

Flächenschonende Stadtentwicklung: Wien achtet bei einzelnen Bauprojekten oder der Schaffung neuer Stadtteile auf einen sparsamen Umgang mit der Ressource Boden.

Seit 2005 wurden von der Stadt Wien mehr als 100 Millionen Euro in eine weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes entlang der Donau investiert. Die Maßnahmen wirken gleichzeitig einer Austrocknung der Donau-Auen entgegen und schützen die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt.

  • Planung neuer Stadtteile in kompakter Bauweise und adäquater urbaner Dichte, die den Flächenverbrauch gering hält und kurze Wege ermöglicht. Die Flächenverteilung im öffentlichen Raum gibt dem Umweltverbund Vorrang und schafft hohe Aufenthaltsqualität.

  • Konsequente Optimierung von Bestandsgebieten und Nachnutzung von Industriebrachen (z. B. Bahnhöfe)

  • Zwischennutzung und Mehrfachnutzung: Leerstehende oder nur teilweise genutzte Gebäude sowie Flächen können lokalen Initiativen Platz zur (vorübergehenden) Nutzung bieten und positive Impulse für den Stadtteil schaffen.

Pro Neubauwohnung verbraucht Wien mit Abstand am wenigsten Boden.

Während in einigen Bundesländern pro Quadratmeter Wohnfläche mehr als ein Quadratmeter Boden verbaut wird, macht in Wien der Bodenverbrauch weniger als die Hälfte der neuen Wohnfläche aus.

Visualisierung der Wohnnutzfläche und der Grundfläche pro Wohnung. Die Bundesländer im Vergleich. Wien zeigt sowohl die kleinste Wohnnutzfläche als auch die kleinste Grundfläche pro Wohnung.
Dargestellt sind die Durchschnittswerte der Wohnnutzfläche und der verbauten Grundfläche pro Wohnung in neuen Wohngebäuden, die von 2018 bis zum 3. Quartal 2021 bewilligt wurden.
Berechnungen von Urban Innovation Vienna beruhend auf Daten von Statistik Austria.

Artenvielfalt fördern: Wien erhält die vielfältigen Lebensräume von Tieren und Pflanzen.

  • Habitat-Management, Schutz und Wiederherstellung von Biotopen z. B. durch naturnahe Waldbewirtschaftung sowie die Erhaltung und artgerechte Pflege von Wiesenlebensräumen, Sicherung von Rückzugsgebieten für Tiere und Pflanzen

  • Einschränkung der Nutzung von Pestiziden

  • Durchsetzung strenger Schutzbestimmungen für gefährdete Arten wie Wildbienen und Schmetterlinge und deren Lebensräume

  • Konsequente Umsetzung des Wiener Gewässerschutzprogramms, z. B. durch naturnahe Ausgestaltung von Uferbereichen oder Sicherstellung der Durchgängigkeit für Fische

  • Verwendung standortgerechter und vielfältiger Bepflanzungskonzepte zur Verbesserung der Biodiversität

Belastung durch Schadstoffe, Lärm und Lichtverschmutzung reduzieren: Mit vielfältigen Maßnahmen in den Bereichen Verkehr und Energieversorgung sowie im Gebäudesektor sorgt Wien dafür, dass die gesetzlichen Grenzwerte für Luftschadstoffe und Lärm im gesamten Stadtgebiet so deutlich wie möglich unterschritten werden. Außerdem:

  • Schutz von Oberflächengewässern und Grundwasservorkommen vor Schadstoffeinträgen

  • Umweltfreundliche Planung und (Um-)Gestaltung der Beleuchtung durch Einsatz moderner LED-Straßenbeleuchtung

  • Verringerung der Belastungen durch Verkehrslärm mit Hilfe gezielter Lärmschutzmaßnahmen (zum Beispiel Lärmschutzwände, Bepflanzungen) sowie nachhaltiger Verkehrsplanung und -organisation (etwa Tempolimits).

Ernährungssystem nachhaltig und klimaresilient gestalten: Wien arbeitet mit allen maßgeblichen Akteur*innen der Stadtregion zusammen, um den ökologischen Fußabdruck des gesamten Ernährungssystems (Lebensmittelproduktion und -verarbeitung, Transport, Handel und Konsum) zu reduzieren. Dazu werden im Rahmen des Wiener Lebensmittelaktionsplans „Wien isst G.U.T.“ (Gesund und genussvoll – Umwelt und klimafreundlich – Tierfair) weitreichende Maßnahmen gesetzt.

Pro Person verursacht die Ernährung bei einem typisch österreichischen Speisenplan rund 1.257 kg CO2 pro Jahr – eine beträchtliche Menge, die durch einfache Umstellungen in den Beschaffungsprozessen der Stadt oder im Konsumverhalten jedes/r Einzelnen deutlich reduziert werden kann.

Wolbart (Nadine Wolbart (2019): Treibhausgasemissionen österreichischer Ernährungsweisen im Vergleich. In: Social Ecology Working Paper 176. URL: https://boku.ac.at/.../WP176_Web.pdf)

  • Erhaltung wertvoller landwirtschaftlich genutzter Flächen und Erweiterung von Flächen, die für biologische Landwirtschaft genutzt werden

  • Forcierung einer ressourcenschonenden und ökologischen landwirtschaftlichen Produktion. Die Stadt bewirtschaftet ihre eigenen Agrarflächen zu 100 % biologisch, unterstützt private Agrarbetriebe bei der Umstellung auf biologische Landwirtschaft und kooperiert mit den Agrarbetrieben in der Stadtregion, um vielfältige Vertriebswege für eine wohnungsnahe Versorgung zu ermöglichen (Bauernmärkte, Abholstationen bzw. -boxen usw.).

  • Unterstützung neuer landwirtschaftlicher Modelle wie Urban Farming und Urban Gardening, artgerechte Aquaponic-Anlagen oder Gemeinschaftsgärten

  • Förderung des Zugangs zu Biolebensmitteln (z. B. durch Bioinseln auf den Märkten). Die Stadt übernimmt mit ihren Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Kranken- und Pflegewohnhäusern eine Vorreiterrolle beim Einkauf nachhaltiger Produkte.

  • Reduktion der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch Bewusstseinsbildung und gemeinsame Maßnahmen mit der Wirtschaft

Die Hälfte der Stadtfläche ist Grünraum

Grünraum nach Bezirken im Verhältnis visualisiert als unterschiedlich große Rechtecke in den Farben grau bis grün
Die Grünflächen sind im Stadtgebiet – naturgemäß – ganz unterschiedlich verteilt. Mit den landwirtschaftlich genutzten Feldern ist der 22. Bezirk eindeutig Spitzenreiter, aber auch der 13. und 14. Bezirk liegen im Vorderfeld. Innenbezirke haben z.T. nur einen Grünraumanteil von 2−3 %. Umso wichtiger ist es, auch die Freiflächen im dicht verbauten Gebiet schrittweise zu erweitern und besser nutzbar zu machen.
Grünflächen pro Bezirk. Schematische Darstellung basierend auf Arbeiterkammer Wien (AK Stadt 02/2019). Daten: MA 18-Realnutzungskartierung (2016).

Wasserver- und Abwasserentsorgung langfristig sicherstellen: Wien sichert die Versorgung aller Bewohner*innen mit Trinkwasser in bester Qualität sowie die umweltgerechte und energieeffiziente Abwasserentsorgung durch Investitionen in die Infrastrukturen und Entwicklung innovativer Lösungen.

Mehr als zehn Flusskilometer wurden in Wien bis dato renaturiert. Die Hälfte des 18,4 km langen Liesingbachs wird seit Oktober 2020 und noch bis Ende 2027 für Hochwassersicherheit, bessere Gewässerqualität und mehr Grünbereiche naturnah ökologisch umgestaltet.

  • Konsequenter Schutz der Wiener Trinkwasserquellgebiete

  • Laufende Instandhaltung und Sanierung sowie bedarfsgerechter Ausbau der Trinkwasser- und Kanalnetze

  • Entwicklung von neuen Methoden zur Energiegewinnung aus dem Wiener Abwasser

Wo wir Unterstützung brauchen

Gesetzliche Grundlagen auf Bundesebene liefern die wesentlichste Voraussetzung für die effektive Reduktion von Schadstoffen jeglicher Art, für konsequenten Artenschutz sowie auch für die Reduktion von Lebensmittelverschwendung. Zur Sicherung der Grün- und Naturräume des Wiener Grüngürtels und jener Grünachsen und Gewässer, die über die Stadtgrenzen hinausreichen, bedarf es gemeinsamer Koordination mit den Umlandgemeinden, die von deren Ökosystemleistungen ebenso in hohem Maße profitieren. Nationale und europäische Fördermittel, zugänglich für private sowie öffentliche Akteur*innen, können Projekte zur innovativen Begrünung der dicht bebauten Stadt unterstützen.

Wien zeigt, wie es funktioniert:

Mehrfach- und Zwischennutzung

Zusätzlich zur Errichtung von neuen Parks und Sportanlagen macht die Stadt Wien bestehende (Frei-)Räume für zusätzliche Nutzungen zugänglich. Organisierte Mehrfachnutzung ermöglicht zum Beispiel, dass Jugendliche am Sportplatz einer Schule auch nach Schulschluss, an den Wochenenden und in den Ferien spielen. Oder, dass Familien die Freiflächen der Freibäder auch außerhalb der Saison nutzen können. Mehrfachnutzung reduziert den Flächenverbrauch und maximiert die Nutzungsdauer bzw. Auslastung vorhandener Anlagen, stärkt den Gemeinschaftssinn und schafft zusätzliche Bewegungsmöglichkeiten, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Bei der Zwischennutzung werden Orte, die bislang nicht genutzt werden, wie z. B. Baulücken oder leere Geschäftslokale, genutzt, um Raum für Bewegung und Freizeit, für Kunst- und Kulturschaffende, Kreative, Start-ups, soziale Projekte und sonstige Initiativen zu schaffen. Wien setzt seit 1998 auf Mehrfachnutzung und konnte seither weit über 100 Projekte realisieren. Seit 2016 unterstützt und begleitet das Büro „Kreative Räume Wien“ die Öffnung derartiger Räume und berät sowohl die Eigentümer*innen als auch Menschen auf der Suche nach Platz für ihre Aktivitäten.

Zwei Buben auf Basketballspielplatz

Regionalpark DreiAnger

Mit dem circa 3.000 Hektar großen Regionalpark DreiAnger soll in der nördlichen Stadtregion über Gemeinde- und Bundesländergrenzen hinweg ein großzügiger Erholungsraum entstehen. Der Regionalpark erstreckt sich vom 21. Bezirk über Gerasdorf bis zum 22. Bezirk und verbindet dabei den Bisamberg mit dem zukünftigen Norbert-Scheed-Wald. Sein Name geht auf die drei Angerdörfer Stammersdorf, Gerasdorf und Süßenbrunn zurück.

Nach dem Motto „naherholen und nahversorgen“ soll mit dem Regionalpark DreiAnger die Möglichkeit geschaffen werden, die Schönheiten und Besonderheiten der Landschaft im Norden Wiens zu Fuß, mit dem Rad oder spielerisch zu entdecken. Dazu laden neue Freizeitwege, Rastplätze und Spielmöglichkeiten ein. Einen besonderen Schwerpunkt bildet auch die Wissensvermittlung rund um das Thema „Regionale Landwirtschaft“ und Bioprodukte.

Ackerland im Sonnenuntergang