5. Von der Strategie zur Umsetzung

5.1 Die Smart City Strategie als zentrales Element der Wiener Klimapolitik

Die Smart City Strategie ist die Dachstrategie im „Wiener Klimapaket“, das die Erreichung der Smart-City und Klimaziele sicherstellt:

Schematische Darstellung der Schritte der Wiener Klimapolitik wie im Folgenden beschrieben

Mit der Smart City Strategie legt die Stadt Wien ihre langfristigen Ziele für Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft fest – entsprechend den Vorgaben des Pariser Klimaschutzübereinkommens und den Nachhaltigkeitszielen der UN-Agenda 2030.

Der Wiener Klimafahrplan definiert als Umsetzungsfahrplan prioritäre Instrumente und Maßnahmen, die heute schon eingeleitet werden müssen, um die langfristigen klimabezogenen Smart City Ziele zu erreichen.

Die Smart City Ziele bilden den Rahmen für die inhaltliche Ausrichtung der thematischen Fachkonzepte, sektoralen Strategien und Maßnahmenprogramme der Stadt.

Im Wiener Klimabudget werden die zur Erreichung der Smart City Ziele erforderlichen Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung verankert. Ein Klimacheck soll konkrete Umsetzungsmaßnahmen auf ihre Klimawirkung bzw. -verträglichkeit hin prüfen.

Ein periodisches Monitoring prüft in regelmäßigen Abständen, wie erfolgreich Wien die Smart City Zielsetzungen verfolgt. Diese Bewertung erfolgt anhand von Indikatoren, die gemeinsam mit den Zielen festgelegt wurden.

Zwei Fotos: die Wiener Donauplatte aus der Luft und er Wiener Rathausplatz im Frühling

Erfolgsfaktoren auf dem Weg zur smarten Klimamusterstadt

Die Wiener Vision einer Smart City bedeutet, Zukunft mutig und kreativ neu zu denken und Etabliertes kritisch zu hinterfragen. Das gilt nicht zuletzt auch für das Management der Stadt. Gleichzeitig zeigen Krisen – von globalen Finanzkrisen bis zu Pandemien – die Verletzlichkeit unserer Gesellschaft. Gefordert ist hier Resilienz, also die Fähigkeit, mit unerwarteten Bedrohungen umzugehen, handlungsfähig zu bleiben und aus der Krise zu lernen. Wien stellt sich dieser Herausforderung und investiert in sieben zentrale Kompetenzen:

Anpassungsfähigkeit: Nur wo Offenheit für neue Zugänge besteht, können die Erfolge der Vergangenheit auch in der Zukunft weitergeführt werden. Das betrifft interne Abläufe und Strukturen ebenso wie Verfahren und Services für die Wiener Bevölkerung und Unternehmen.

Weitsicht & Prognosefähigkeit: Disruption, Dynamik und globale Krisen erfordern Weitblick, vorausschauende Planung und das Denken in Szenarien.

Umfassende Zusammenarbeit: Die Themen der Smart City Strategie hängen eng miteinander zusammen, Maßnahmen wirken nicht isoliert. Umweltfreundliche Mobilitätsformen verbessern etwa auch die Verkehrssicherheit und machen gesunde Bewegung attraktiv. Voraussetzung für die Synergien ist enge Zusammenarbeit und Wissenstransfer über Ressortgrenzen und Zuständigkeitsdenken hinweg.

Dialogbereitschaft & Empowerment: Wien braucht das Engagement und die Ideen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, NGOs und lokalen Initiativen. Die Stadt Wien bietet Plattformen für offenen Dialog und unterstützt neue Formen der Zusammenarbeit.

Transparenz: Offene Kommunikation und eine ausgeprägte Beteiligungskultur machen Entscheidungsprozesse transparenter und stärken das Vertrauen in Institutionen und demokratische Prozesse – eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung von Krisen.

Lernfähigkeit & neue Fehlerkultur: Zukunftsweisende Innovationen entstehen vielfach bei experimentellen Projekten mit offenem Ausgang. Die Fähigkeit, aus möglichen Fehlern zu lernen, ist wichtig. Gute Fehlerkultur birgt Potenzial für Entwicklung und zukünftige Projekte.

Wertbeständigkeit & Qualitätsansprüche: Unterschiedliche Faktoren verändern das Agieren der Stadt und der Wiener*innen. Die Smart City verfolgt ihre Ziele konsequent und baut auf zentralen Werten auf. Egal, ob ungeplante Ereignisse oder Innovationen die Stadt verändern – Smart City berücksichtigt letztlich die Bedürfnisse aller in Wien lebenden Menschen.

Instrumente der Umsetzung

Um die Smart City Ziele zu erreichen, braucht es zum einen vorausschauende rechtliche Rahmensetzungen, öffentliche Investitionen und Förderprogramme. Standards und Normen geben Orientierung, schaffen Planungssicherheit und tragen wesentlich dazu bei, dass Innovationsleistungen aus Pilotprojekten „in Serie gehen“. Gleichzeitig hängt der Erfolg der Smart City Wien wesentlich davon ab, dass eine Vielzahl von Akteur*innen mitwirkt! Dazu kommen unterschiedliche Instrumente zur Anwendung:

Interdisziplinäre Leuchtturmprojekte: Bereichsübergreifende Innovationsvorhaben mit breiter Einbeziehung unterschiedlicher Organisationseinheiten der Stadt Wien und gegebenenfalls privater Akteur*innen.

Öffentlich-private Kooperation: Zusammenarbeit der Stadt mit Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Für die Umsetzung von Schlüsselprojekten ist auch die Schaffung eines institutionellen Rahmens (etwa von öffentlicher und privater Seite gemeinsam gespeiste Projektbudgets) und die Etablierung von Joint Ventures geplant.

Pilotprojekte & Experimentierzonen: In Projekten mit Laborcharakter auf Grätzlebene („Living labs“) arbeiten Forschungseinrichtungen mit lokalen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zusammen, um technische und soziale Innovationen, neue Produkte oder Verfahren zu entwickeln und vor Ort zu erproben.

Anreizsysteme für nachhaltige Verhaltensweisen: Wiener*innen erhalten Vergünstigungen, Bons oder andere Vorteile, wenn sie ihren Alltag nachhaltiger gestalten. Die spielerische Förderung von klimafreundlichem Verhalten funktioniert über Apps und Online-Plattformen.

Forschungscalls & -kooperationen: Längerfristige Kooperationsabkommen, Unterstützung bei der Einstellung von Schlüsselpersonen an Unis und Forschungseinrichtungen, Etablierung von Smart City Themen in der universitären Lehre und Forschung sowie große inter- und transdisziplinäre Forschungsvorhaben. Die Stadt agiert dabei als Initiatorin, Förderin sowie Nutzerin von Innovationen; die Wiener Hochschulen setzen Forschungsschwerpunkte mit explizitem Wienbezug und öffnen sich für den Austausch mit Verwaltung und Öffentlichkeit.

Kommunikation & Bewusstseinsbildung: Mit einer starken Kommunikationsstrategie verbreitet Wien die Vision der „Smart City“. Die Ziele der Strategie werden lebensnah dargestellt. Vorzeigeprojekte, Botschafter*innen des Smart City Gedankens und Partner*innen aus dem Bildungs-, Medien- und Kulturbereich machen eine smarte Zukunft greifbar.

Beteiligung & Mitgestaltung: Die Entwicklung der Smart City Wien erfordert nicht nur breite gesellschaftliche Akzeptanz – sie eröffnet auch eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Wien bekennt sich zu einer Kultur der aktiven Teilhabe und Teilnahme am Zukunftsprojekt „Smart City“ durch alle in Wien lebenden Menschen.

Bündnisse & Partnerschaften

Wien geht Allianzen mit Gleichgesinnten ein, um die Klima- und Nachhaltigkeitsziele der Smart City Strategie gemeinsam durchzusetzen – etwa wenn es um die Sicherung der Prinzipien der Daseinsvorsorge und der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen oder um die Verankerung von Themenschwerpunkten in nationalen und europäischen Förderprogrammen geht.

Metropolregion Wien – Plattform Smart Region: Enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit den benachbarten Bundesländern sowie den Umlandgemeinden in der „Smart Region“. Die in der Planungsgemeinschaft Ost der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland angesiedelte „Plattform Energie und Klimaschutz (Smart Region)“ ist Ausgangspunkt für kooperative Strategien und Maßnahmen über die Verwaltungsgrenzen hinweg.

Kooperation Stadt-Bund: Aktive Nutzung und Weiterentwicklung des 2013 unterzeichneten „Memorandum of Understanding“ zwischen der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie zur Abstimmung der Aktivitäten auf städtischer und auf Bundesebene.

Städtekooperationen: Vertiefung von Städtebündnissen in Österreich und mit anderen Städten in Europa und weltweit (insbesondere im Rahmen bestehender Netzwerke und Organisationen wie Eurocities und des Rats der Gemeinden und Regionen Europas) für wechselseitigen Wissensaustausch und zur Durchsetzung von gemeinsamen Positionen und Forderungen, um die Smart City Ziele zu erreichen.

Strategische Partnerschaften & Kooperationsvereinbarungen: Zielvereinbarungen, zu welchen sich wesentliche Stakeholder*innen der Stadt, seien es Unternehmen, Akteur*innen aus dem Tourismus oder aus der Wissenschaft, verpflichten und dadurch in einen regelmäßigen Dialog mit der Stadt eingebunden werden.

Klimaallianz mit Wiener Unternehmen: Etablierung einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen der Stadt und engagierten Wiener Betrieben, um frühzeitig über Vorhaben der Stadt zu informieren, Erfahrungen und Positionen der Wirtschaft zu reflektieren, gemeinsame Aktivitäten zu planen und umzusetzen und einen Reduktionsfahrplan sowie mittelfristige Entwicklungsziele zu vereinbaren

Monitoring & Evaluierung

Langfristige Strategien wie die Wiener Smart City Strategie erfordern eine regelmäßige Beobachtung und Bewertung der Umsetzungsfortschritte, um die Erreichung der Ziele sicherzustellen. Die Ergebnisse bieten Politik und Verwaltung eine fundierte Informations- und Entscheidungsgrundlage für die Ableitung von Handlungsbedarf und eine zeitgerechte Bereitstellung notwendiger Ressourcen. Der Monitoringprozess unterstützt zudem die Zusammenschau der Politikfelder und das gemeinsame Reflektieren und Bewerten der Entwicklung der Stadt.

Das Monitoring der Wiener Smart City Ziele erfolgt anhand geeigneter, gemeinsam mit den Zielen festgelegter Indikatoren bzw. Indikatorensets. Für eine effiziente Datenerhebung werden nach Möglichkeit vorhandene Datensätze der Stadt genutzt. Wo erforderlich, wird die Erhebung weiterer notwendiger Daten sichergestellt. Insgesamt entsteht auf diese Weise eine fundierte Datenbasis für die Smart City Wien.

In das Monitoring werden Expert*innen aller relevanten Einrichtungen der Stadtverwaltung sowie der Unternehmen der Stadt und stadtnaher Organisationen eingebunden.

Das Smart City Monitoring erfolgt methodisch und inhaltlich abgestimmt mit anderen Monitoring- und Evaluierungsprozessen in der Stadtverwaltung, insbesondere mit der Berichtslegung zu den UN-Nachhaltigkeitszielen und der regelmäßigen Evaluierung und Weiterentwicklung von Klimafahrplan und Klimabudget.

Zwei Bilder: Menschen in einer Workshopsituation und Detail: schreibende Hände

Weiterführende Strategien

Auf der Smart City Wien Webseite kann unter dem folgenden Link eine regelmäßig aktualisierte Liste weiterführender Fachstrategien und Programme mit Bezug zu den Smart City Zielen heruntergeladen werden: https://smartcity.wien.gv.at/anhang-smart-city-strategie-wien/

Indikatoren & Datenquellen

Auf der Smart City Wien Webseite kann unter dem folgenden Link eine Liste der Indikatoren, die zur Bewertung der Zielerreichung herangezogen werden, heruntergeladen werden: https://smartcity.wien.gv.at/anhang-smart-city-strategie-wien/

Ausgewählte Quellen & Literaturhinweise

APCC (2014): Österreichischer Sachstandsbericht zum Klimawandel

https://austriaca.at/APCC_AAR2014.pdf

Bundeskanzleramt: Nachhaltige Entwicklung – Agenda 2030/SDGs

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030

Bundeskanzleramt (2020): Österreichs Freiwilliger Nationaler Bericht zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele/SDGs (FNU)
https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/26661VNR_2020_Austria_Report_German.pdf

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2022): Entwurf für eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie
https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:ccbbe6aa-d0eb-4dbb-ae50-cab89e251cd5/Kreislaufwirtschaftsstrategie_Begutachtungsentwurf.pdf

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (2019): Integrierter nationaler Energie- und Klimaplan für Österreich. Periode 2021 – 2030
https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/energie_klimaplan.html

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (2017): Die österreichische Strategie zur

Anpassung an den Klimawandel
https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/anpassungsstrategie/publikationen/oe_strategie.html

Europäische Kommission (2021): Ein klimaresilientes Europa aufbauen - die neue EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=COM:2021:82:FIN

Europäische Kommission (2020): Ein neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft. Für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=COM:2020:98:FIN

Europäische Kommission (2019): „Fit für 55“: auf dem Weg zur Klimaneutralität – Umsetzung des EU‑Klimaziels für 2030

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A52021DC0550

Europäische Kommission (2019): Der europäische Grüne Deal

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=COM%3A2019%3A640%3AFIN

Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen (IPCC): Sachstandsberichte zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung

https://www.ipcc.ch/reports/

Stockholm Resilience Center: Planetare Grenzen

http://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html

Umweltbundesamt: Klimaschutz- und Emissionsberichte (Bundesländer Luftschadstoffinventur)

https://www.umweltbundesamt.at/emiberichte

UN-Habitat III (2017): New Urban Agenda

https://unhabitat.org/sites/default/files/2019/05/nua-english.pdf

Vereinte Nationen (2015): Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

https://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf

Vereinte Nationen (2015): Übereinkommen von Paris – Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen (deutsche Fassung)

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:22016A1019(01)&from=DE

Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (2021): Treibhausgasbudget für Österreich auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040

https://wegccloud.uni-graz.at/s/ezopLM6ycRk8Txo