4.2 Grünräume als verlängerte Wohnzimmer und natürliche Klimaanlagen
Der Klimawandel stellt uns vor große Herausforderungen, denen wir gemeinsam begegnen müssen. Die hohe Lebensqualität in unserer Stadt ist besonders auch den Grün- und Erholungsräumen, die den Wiener*innen zur Verfügung stehen, zu verdanken.
Unsere Park- und Grünanlagen wie auch unsere Wiener Wälder tragen durch ihre Kühlfunktion dazu bei, dass Wien auch in immer heißeren Sommern ein gutes Leben für alle ermöglicht. Deshalb verstärken wir unsere Anstrengungen, die Grün- und Erholungsräume zu schützen und weiter auszubauen – wohnortnah, klimafit und sozial gerecht.
Mit der konsequenten Fortsetzung der Grünraumoffensive wird es uns in der neuen Regierungsperiode gelingen, den bereits hohen Grünflächenanteil von mehr als 50 Prozent zu erhalten, neue und bisher ungenutzte Flächen zu erschließen und bestehende Grün- und Erholungsräume weiterzuentwickeln.
Park- und Grünanlagen erfüllen eine Vielzahl wichtiger Funktionen: Sie sind Orte der Freizeit und Erholung, Oasen der Stille, Refugien der Biodiversität und Räume der Begegnung. In Zeiten der Klimakrise gewinnen sie aufgrund ihrer ökologischen und klimarelevanten Aspekte immer mehr an Bedeutung und wirken sich positiv auf das Klima im Grätzl aus.
Unsere Aufmerksamkeit gilt dabei der nachhaltigen, robusten und langlebigen Gestaltung. So setzen wir beispielsweise auf naturnahe Wiesen und tragen damit zur Biodiversität in der Stadt bei. Weiters forcieren wir die Pflanzung und bestmögliche Pflege von Bäumen im Straßenraum.
Wien verfügt als Millionenstadt über einen wahren Naturschatz für die Bewältigung der Klimakrise: die Wiener Wälder. So sorgt die Wienerwaldbrise für optimale Kühlung. Dank ihr ist es an Hochsommertagen bis zu sechs Grad kühler in der Stadt. Damit das auch in Zukunft so bleibt und wir die Naherholungsfunktion des Waldes erhalten, verschreiben wir uns dem Schutz und der Resilienz des Waldes.
DAHER VEREINBAREN WIR:
In den nächsten fünf Jahren schaffen wir bis zu 400.000 Quadratmeter neue und neu gestaltete Park- und Grünflächen. Sichtbare Leuchttürme dieses Bestrebens sind die Parkanlagen Gasometervorfeld (11. Bezirk), Grüne Mitte Nordwestbahnhof (20. Bezirk), das Sophienspital (7. Bezirk) oder der Bert-Brecht-Park (3. Bezirk).
Durch „Frühes Grün“, naturnahes Ausgestalten von Grünflächen und das Heben von Effizienz- und Innovationspotenzialen, ermöglichen wir das Erreichen unserer ambitionierten Ausbauziele im budgetären Rahmen.
Mit den „Wiener Gartenstraßen“ schaffen wir ein neues, innovatives Element des Grünraumangebots. Die „Wiener Gartenstraßen“ sind entsiegelte, intensiv begrünte Aufenthalts- und Erholungsbereiche mit hoher mikroklimatischer Wirksamkeit im Straßenraum.
Im dicht verbauten Gebiet schaffen wir mit der Weiterentwicklung innovativer Gebäudebegrünung und partizipativen Aktionsprogrammen bei der Umgestaltung des öffentlichen Raumes grüne Oasen und Grünraum, die bei der Anpassung an die Klimakrise und bei den Biodiversitätsbestrebungen der Stadt eine wichtige Säule darstellen, z. B. mit Grätzloasen und Grätzllaboren sowie mit „Wiener Wäldchen“ und „Pocket-Parks“.
In Umsetzung der Kinder- und Jugendstrategie schaffen wir neue Erlebnisspielplätze für Kinder – vom Kleinkind bis zum Jugendlichen. Dabei orientieren wir uns an den Grundsätzen der Inklusion sowie an internationalen Best-Practice-Beispielen.
Wir bauen barrierefreie Sportmöglichkeiten in Parks aus.
Im Rahmen der Grünraumoffensive starten wir die Baumpflanzoffensive 2.0 und pflanzen zumindest 20.000 neue Bäume. Dabei kommen standortgerechte und resiliente Gehölzarten zum Einsatz. Die Baumarten und die Standorte und Anzahl werden so gewählt, dass eine möglichst hohe Beschattung der versiegelten Flächen erreicht wird. Den Erhalt von bestehenden Bäumen sichern wir mit unserem starken Wiener Baumschutzgesetz.
Bei Neu- und Umgestaltungen wenden wir das Schwammstadtprinzip an und entwickeln es weiter. Es ermöglicht eine nachhaltige Speicherung von Regenwasser im Boden, das dadurch Bäumen und Pflanzen zur kontinuierlichen Bewässerung zur Verfügung steht. Es hilft gleichzeitig, Überflutungen bei Starkregenereignissen zu verhindern und trägt somit zur Resilienz der Stadt bei. Wo es sinnvoll und möglich ist, sollen wasserdurchlässige Beläge und Pflasterungen zum Einsatz kommen.
Wir in Wien kümmern uns um jeden Baum. Die Baumüberschirmung wird laufend erhoben. Ist- und Planungswerte werden erhöht.
Um die hohe Zahl der zusätzlichen Bäume, die im Zuge der Baumpflanzoffensive 2.0 benötigt werden, möglichst kostenschonend und qualitativ hochwertig zur Verfügung zu stellen, prüfen wir zusätzliche Kapazitäten im Bereich der städtischen Baumschule.
Um auch bei fortschreitender Klimakrise einen bestmöglichen klimatischen Komfort und damit hohe Lebensqualität und gute Gesundheit zu gewährleisten, werden alle relevanten Planungsvorhaben durch eine stadtklimatologische Simulation begleitet und entsprechend optimiert.
Wir forcieren die Begrünung von Fassaden und Dächern sowie die Entsiegelung von Innenhöfen durch finanzielle oder regulatorische Anreize sowie durch die Verbesserung der administrativen und strategischen Rahmenbedingungen. Die Stadt Wien geht dabei als Vorbild bei den eigenen Objekten voran.
Vom „High Garden“ bis zum Innenhofpark: Wir prüfen das Erschließen von Frei- und Dachflächen (bspw. im städtischen, privaten oder Bundeseigentum) zur Schaffung neuer Grünräume, die nach entsprechender Adaptierung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Wir laden Bürger*innen ein, im Rahmen eines Ideenwettbewerbes ihre Vorschläge einzubringen. Zudem prüfen wir Optionen zur Entwicklung des Flakturms im Arenbergpark (z. B. Begrünung oder als Teil der Energieinfrastruktur) unter Einbeziehung von Kriterien wie Eigentümer*innenverhältnisse, Denkmalschutz, Finanzierungsmöglichkeiten etc.
Wir entwickeln das Aktionsprogramm „Grätzloase“ um den Bereich des „Tactical Urbanism“ weiter, um in der Stadt innovative und partizipative Formen der Grünraumgestaltung zu etablieren. „Tactical Urbanism“ gilt als ein zeitgemäßes Instrument der Raumplanung, um Straßenräume innerhalb eines kurzen Zeitraumes inklusiv und nachhaltig umzugestalten. Es ist ein schneller, kostengünstiger und handlungsorientierter Ansatz für sinnvolle Veränderungen im urbanen Raum unter Einbeziehung der lokalen Nachbarschaft.
Wir arbeiten daran, dass unsere Wälder vielfältig bleiben und – dort, wo sie es noch nicht sind – werden. Das bedeutet im Konkreten: möglichst viele heimische resiliente Gehölzarten sowie vielfältige Strukturen (d. h. Sträucher, Jungbäume, große Bäume, Totholz). Nur so ist der Wald in der Lage, sich an die raschen klimatischen Änderungen anzupassen.
Die Wiener Wälder werden als Dauerwald bewirtschaftet. Das heißt, dass geplante und notwendige Maßnahmen möglichst schonend für Vegetation und Boden und kleinflächig durchgeführt werden. Durch entsprechende Pflege und Monitoring wird sichergestellt, dass der Wald seine Funktionen kontinuierlich erfüllen kann (d. h. Kühlung, Kohlenstoffspeicherung, Humusaufbau). Mit dem dadurch begünstigten Humusaufbau stärkt man die Fähigkeit des Waldes, das schädliche Treibhausgas CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre zu entnehmen und den darin enthaltenen Kohlenstoff im Boden zu binden.
Zusätzlich zu den Maßnahmen im klassischen Forst werden wir mit der Aktion „Wald der jungen Wiener*innen“ bis 2030 im städtischen Bereich zumindest 20 Hektar zusätzlichen Grünraum (d. h. als „Wald der jungen Wiener*innen plus“ wie auch mit Obstbaumpflanzaktionen und anderen Projekten) realisieren.
Durch ein modernes Wildtiermanagement und die Weiterentwicklung des Wiener Jagdgesetzes sichern wir die Lebensräume der Tiere und fördern so eine bestmögliche Anpassung an die Bedingungen und Erfordernisse der Stadt Wien.
Angebote für Bewegung im Alltag sprechen vor allem auch Familien an. Deshalb wollen wir die Wiener Stadtwanderwege für Familien weiter attraktivieren.
Wir stellen weiterhin geeignete Graffitiflächen in Parks zur Verfügung.