4.3 Energiewende
Mit voller Energie für ein klimafreundliches Wien
Wir in Wien stehen für eine zukunftsweisende Energiepolitik, die Versorgungssicherheit, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit miteinander verbindet. In einer Zeit globaler Krisen, die unser Leben beeinflussen, verfolgt Wien ein konsequentes Ziel: Raus aus fossilen Energieträgern, hin zu einer unabhängigen, leistbaren und klimafreundlichen Energieversorgung bis 2040. Die Maßnahmen, die wir zur Erreichung dieses Ziels setzen, sollen allen Wiener*innen ein gutes und chancengerechtes Leben ermöglichen – heute und in Zukunft
Auf unserem Weg der Energietransformation setzen wir auf Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung. Damit stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherheit Wiens. Die Transformation zu einem klimaneutralen Energiesystem bietet enormes Potenzial für Wien als Zukunftsstandort. Nur gemeinsam können wir die Energiewende schaffen. Die Wärmewende im Gebäudesektor ist einer der zentralen Hebel zur Erreichung der Klimaneutralität. Den Wandel hin zu einer klimaneutralen und ressourceneffizienteren Stadt sehen wir als die Chance, das gute Leben in Wien zu erhalten. Nachhaltige Entwicklung bedeutet für uns die Verknüpfung von Klimaschutz mit allen Lebensbereichen.
Das betrifft sowohl die Planung als auch die konkrete Umsetzung – von Energiekonzepten auf Gebäudeebene bis hin zu Energiegemeinschaften in den Grätzln. Das Energiesystem der Zukunft stellt vernetzte, multifunktionale Gebäude in den Mittelpunkt. Die Energieraumplanung schafft dafür den ordnungspolitischen Rahmen.
Um unseren erfolgreichen Weg weiterzuführen, werden wir auch in Zukunft den Ausbau erneuerbarer Energieformen und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorantreiben und unsere Anstrengungen der letzten fünf Jahre weiter intensivieren. Damit sorgen wir für ein gutes Klima und stärken die Wirtschaft. Wir setzen auf eine strategisch aufgebaute Energiewende, die mit regulatorischen Weichenstellungen und gezielten Förderungen voranschreitet, und zeigen den Weg aus dem fossilen Zeitalter – mutig, sozial gerecht und zukunftsgewandt. Wir wollen Wien zur europäischen Metropole der regenerativen Energiegewinnung machen.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Sonnenstrom für Wien: Wir werden den Ausbau von Photovoltaik weiter forcieren. Dazu gehören ein neuer „Wiener-Erneuerbaren-Plan“, umfassende Beratungsangebote sowie gezielte Förderungen.
Mit der Weiterentwicklung der Sonnenstrom-Offensive bekennen wir uns zum Ziel, bis 2030 die Photovoltaikleistung auf 800 Megawatt-Peak zu steigern.
Wir setzen auf die Verbesserung regulatorischer Rahmenbedingungen und einen Abbau der bürokratischen Hürden (bspw. durch erleichterte Anlagengenehmigungen), auf attraktive Förderungen sowie Solarpartnerschaften und Beratungsangebote für Betriebe, Hauseigentümer*innen, Hausgemeinschaften und Bauträger*innen.
Es bedarf einer steten Erweiterung der Sonnenstrom-Offensive, indem etwa neue Flächenpotenziale geprüft und erschlossen (bspw. Verkehrsflächen und Agri-Photovoltaik), Förder- und Finanzierungsmodelle angepasst bzw. ausgearbeitet, Beratungs- und Beteiligungsmöglichkeiten und das Genehmigungsregime weiter optimiert werden. Ein strategischer Ausbauplan, der innovative Lösungen miteinbezieht, wird zeigen, welche Flächenpotenziale dafür bestmöglich genutzt werden können.
Windstrom ist auch für Wien eine interessante Option: Neben dem Photovoltaik-Ausbau sollen daher auch die Erneuerung und der Ausbau von Windkraftanlagen in Wien geprüft werden.
Die Stadt Wien wird weiterhin ihre Vorbildrolle wahrnehmen und den Photovoltaik-Ausbau auf Flächen der Stadt, aber auch auf Flächen stadteigener Unternehmen bzw. Unternehmungen forcieren. Auch stadteigene Flächen außerhalb des Wiener Stadtgebietes sollen dabei evaluiert werden.
Wir haben in den letzten Jahren die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Photovoltaik-Anlagen mehrfach verbessert. Durch Novellen der Wiener Bauordnung und des Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetzes ist es nun möglich, sämtliche Photovoltaik-Anlagen bis 15 kWp (Kilowatt-Peak) außerhalb von Schutzzonen, Grünland, Schutzzonen und Gebieten mit Bausperre anzeigen - und genehmigungsfrei errichten zu können. In den kommenden Jahren werden wir diesen Weg – im Einklang mit der technischen Entwicklung – konsequent weiterverfolgen und auch für Photovoltaik-Anlagen mit über 15 kWp weitere Vereinfachungen vorsehen.
Wir werden bessere Bedingungen für Speichersysteme schaffen. In einem vollständig erneuerbaren Stromsystem sind diese entscheidend, um Erzeugungsspitzen zu glätten, Überschüsse auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern. Dadurch können die Kosten für den Netzausbau reduziert und damit ein sprunghaftes Ansteigen der Netzentgelte verhindert werden.
Im Rahmen des Programms „Raus aus Gas“ werden wir den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen weiter vorantreiben. Nach der erfolgreichen Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ in Wohngebäuden folgen nun 100 weitere vorbildhafte Pilotprojekte in Betrieben, Schulen, Büros und anderen gewerblich genutzten Gebäuden. Damit zeigen wir den Wiener Weg in eine fossilfreie Zukunft – über alle Bereiche hinweg.
Das Programm „Raus aus Gas“ soll um einen Schwerpunkt für Betriebe ergänzt werden. Ziel ist die Dekarbonisierung der Prozesswärme. Neben Neu- und Bestandsgebäuden beziehen wir auch Gewerbegebiete und Industriestandorte in Energieraumpläne ein. Dadurch können Prozess- und Abwärmepotenziale genutzt werden. Unser Ziel ist es, bisher ungenutzte Abwärme für andere Verbraucher*innen in Energienetzen im Grätzl nutzbar zu machen.
Wir treiben die Wärmewende im Gebäudesektor voran. Gebäuderenovierung und Heizungsumstellung auf erneuerbare Energie und Fernwärme sind ein wesentlicher Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Die lokale Wärmeplanung schafft dabei die Grundlage, auf deren Basis Fernwärme ausgebaut und neue gemeinschaftliche Nahwärmenetze entstehen können.
Die Energieraumplanung wird eine zentrale Rolle für die Wärmewende einnehmen. Die Datenbasis als Grundlage für die technische Umsetzung der Wärmewende wird laufend verbessert.
Wir setzen uns auf Bundesebene für eine rasche Anpassung des Gaswirtschaftsgesetzes und weiterer relevanter Gesetze im Miet- und Wohnbereich ein, um rechtliche Blockaden beim Umstieg aus dem Weg zu räumen. Ziel ist eine rasche Umsetzung der Pläne zur Stilllegung der Gasnetzinfrastruktur, um den zeitlichen Horizont für den Umstieg auf erneuerbare Energien festzulegen und dem Anstieg der Netzentgelte entgegenzuwirken. Das schafft frühzeitig Planbarkeit, Rechts- und Investitionssicherheit.
Das erfolgreiche Wiener Beratungsangebot für Betriebe, Hauseigentümer*innen, Hausgemeinschaften und Bauträger*innen wird unter dem Prinzip eines One-Stop-Shops fortgeführt und angepasst, um den Umstieg auf erneuerbare Energien und thermische Sanierungen einfacher und niederschwelliger zu gestalten.
Beratungsangebote werden ausgeweitet, Informationskampagnen intensiviert und Bezirke aktiv eingebunden. Standort- und Umfeldanalysen für Gebäude der Stadt Wien und angrenzende Objekte erleichtern dabei den Ausbau von Nahwärmenetzen.
Kühlung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Deshalb entwickeln wir gemeinsam eine Strategie zur nachhaltigen Gebäudekühlung, die sowohl technologische Lösungen als auch soziale Aspekte berücksichtigt.
Um die nötige Planungssicherheit zu gewährleisten, entwickeln wir unter dem Aspekt der (Energie-)Systemdienlichkeit eine langfristige Förderstrategie, die Prioritäten setzt und neue Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigt, um die Energie- und Wärmewende voranzutreiben.
Wir prüfen neue Beteiligungsmodelle für Energiegemeinschaften und ermöglichen Renovierungspässe für Gebäude. So schaffen wir jene Voraussetzungen, die es braucht, um alle Wiener*innen aktiv auf unserem Weg zur Energiewende mitzunehmen.
Wir forcieren die Vernetzung und konstruktive Kooperation aller Akteur*innen – Verbraucher*innen, Prosumer*innen, Energiegemeinschaften und Netzbetreiber*innen – im Energiebereich. Ein innovationsfreundliches Umfeld bietet die Grundlage für eine florierende Start-up-Szene im Energiesektor.
Wir werden „Regulatory Sandboxes“ für innovative Energieprojekte prüfen. Dabei geht es darum, neue Technologien und Geschäftsmodelle unter vereinfachten regulatorischen Bedingungen zu testen. Damit können Innovationen unterstützt werden und Behörde aus diesen Experimenten lernen, um den rechtlichen Rahmen entsprechend anzupassen.
Wir forcieren Grätzlkonzepte mit hoher Bauqualität, gemischter Nutzung und integrierten lokalen Energiesystemen („Energy Hub“). Die Gebäude müssen nicht nur höchste energetische Standards aufweisen, sondern werden zum aktiven Teil der Infrastruktur für das Energiesystem, indem sie in die Bereitstellung und Speicherung von Energie eingebunden werden und eine aktive Rolle im Lastmanagement bei Elektrizität und Wärme übernehmen.
Bei großen Infrastrukturprojekten (wie z. B. Wiener Kliniken, U-Bahn-Bau) sollten die Energiekonzepte dahingehend geprüft werden, ob diese im Sinne eines „Energy Hub“ auch für das umliegende Stadtquartier nutzbar gemacht werden und eine wichtige Rolle als dezentrale Energieversorgungszentren spielen können.