1.2 Bachlauf der Geschichte
Blick zurück: Von Wassermühlen und Ziegelwerken
Schon früh siedelten sich Menschen im Liesingtal an. Dabei spielten der Bach, das Klima und die fruchtbaren Böden eine wichtige Rolle. Ab dem Mittelalter entstanden entlang der Liesing mehrere Siedlungen. Die Bevölkerung lebte lange Zeit von der Landwirtschaft, v.a. vom Getreideanbau und in manchen Lagen vom Weinbau. Das Getreide wurde damals gleich vor Ort in den zahlreichen Wassermühlen verarbeitet.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurden die Mühlen von Industrie- und Gewerbebetrieben abgelöst, wie z.B. Gerbereien und Brauereien. An der Liesing wurde auch Schotter abgebaut, und am Wienerberg und Laaerberg entstanden große Ziegelwerke. Die fortschreitende Industrialisierung und der damit verbundene Zuzug von Arbeitskräften sowie die günstigen Grundstückspreise haben das Siedlungswachstum stark beschleunigt und dabei die Liesing in ihrem Verlauf verändert. Heute leben im Liesingtal bereits mehr als 150.000 Menschen.
Regulierung ab 1947
Zum Schutz der Siedlungen und Industrieanlagen vor Hochwasser beschloss die Stadtregierung 1899, die Liesing zu regulieren. Wegen Schwierigkeiten bei der Finanzierung und aufgrund der beiden Weltkriege wurde das Vorhaben erst ab 1947 umgesetzt. Die Liesing wurde in ihrem Verlauf begradigt und das Bachbett mit einem gepflasterten Trapezprofil hart verbaut. Einzelne Abschnitte in Liesing und Atzgersdorf sowie einige Zubringerbäche wurden sogar eingewölbt und unter die Erde verbannt.
Entwicklung der Abwasserentsorgung
Parallel zur Regulierung des Liesingbaches wurde die Kanalisation ausgebaut, um die Gewässerverschmutzung zu reduzieren. Die Kläranlage Gelbe Haide wurde 1949 in Betrieb genommen und 1970 von der Kläranlage Blumental abgelöst. Das Abwassersystem ist in diesem Bereich als Trennsystem ausgeführt. Regenwässer von den Straßen und Grundstücken wird getrennt vom Abwasser aus den Haushalten abgeleitet. Teilweise stark verschmutztes Regenwasser von den immer mehr belasteten Verkehrsflächen gelangte so in den Bach.
Ende der 1990er-Jahre wurde im Bereich der ehemaligen Wiesmühle auf einer Strecke von 800 Metern das gepflasterte Bachbett aufgebrochen, es wurden Schotterflächen und Inseln geschaffen. Doch erst der 2002 bis 2005 errichtete Abschnitt des Liesingtal-Kanals, der die Abwässer zur Kläranlage in Simmering leitet, brachte Entlastung für die Flussökosysteme. Im Zuge der Bauarbeiten musste das betonierte Bachbett entfernt werden, was Anlass für einen naturnahen Rückbau bot.