1. Klimaschutz

1.7 Strom- und Fernwärmeerzeugung

Wo steht Wien mit den Emissionen?

Die europäische und österreichische Klimapolitik unterscheidet bei den Emissionen der Energiewirtschaft und Industrie zwischen 2 Arten von Anlagen: Anlagen mit weniger als 20 Megawatt (MW) Leistung, diese sind national verantwortlich, und größere Anlagen, die dem EU-Emissionshandel (Emission Trading System, ETS) unterliegen. In Wien betrifft dies aktuell 9 Anlagen zur Strom- und/oder Fernwärmeerzeugung von Wien Energie.

Demzufolge wurden für den ETS-Sektor der Strom- und Fernwärmeerzeugung im Wiener Klimafahrplan keine CO2-Reduktionsziele formuliert. Diese Zielsetzung erfolgt auf europäischer Ebene, zuletzt im „Fit for 55“ Legislativpaket. Bis 2030 müssen die CO2-Emissionen des ETS-Sektors europaweit um 62 Prozent gegenüber 2005 reduziert werden.

Die CO2-Emissionen der 9 Wiener Anlagen, die dem ETS-Handel unterliegen, schwankten in den letzten Jahren stark und nahmen in Summe bis 2023 deutlich ab. Von 2022 auf 2023 gab es eine deutliche Abnahme auf knapp 1.900 Kilotonnen CO2-Äquivalent (minus 37 Prozent). Alle anderen Maßnahmen der Stadt Wien bewegen sich innerhalb der leitzielrelevanten Emissionen, die den Emissionshandel nicht berücksichtigen. Die Emissionen daraus sind deutlich geringer, zeigen bei genauerer Betrachtung auch Schwankungen auf und kommen zu einer noch deutlicheren Reduktion von 43 Prozent.

Entwicklung der gesamten Treibhausgasemissionen (violett) und der leitzielrelevanten Treibhausgasemissionen (rot) in Wien 2005-2023 im Sektor Strom- und Fernwärmeerzeugung
Die Abbildung zeigt zum einen die Entwicklung der gesamten Treibhausgasemissionen, zum anderen die Entwicklung der leitzielrelevanten Treibhausgasemissionen in Wien 2005-2023 im Sektor Strom- und Fernwärmeerzeugung. Die gesamten Treibhausgasemissionen in Wien sind vom Jahr 2005 von 3.095 Kilotonnen CO2-Äquivalent auf 1.936 Kilotonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2023 gesunken. Trotz starker Schwankungen zeigt sich ein sinkender Trend. Die leitzielrelevanten Emissionen sind auf einem deutlich geringeren Niveau zu finden. 2005 waren es 204 Kilotonnen CO2-Aquivalent, im Jahr 2023 waren es dann nur noch 115 Kilotonnen  CO2-Aquivalent. Es zeigt sich ein leicht sinkender Trend.
Abbildung 8: Entwicklung der gesamten Treibhausgasemissionen (violett) und der leitzielrelevanten Treibhausgasemissionen (rot) in Wien 2005-2023 im Sektor Strom- und Fernwärmeerzeugung (Stand: 2025, Quelle: siehe Fußnote Nr. 1)

Die Schwankungen erklären sich durch externe Einflussfaktoren. Die Einsatzzeiten und damit Emissionen der Wiener Gaskraftwerke ergeben sich vor allem aus den Entwicklungen am europäischen und österreichischen Strommarkt. Der geringe Stromverbrauch der Industrie durch die Konjunkturschwäche und überdurchschnittlich gute Jahre für die Produktion von Wasser-, Sonnen- und Windkraft reduzieren die Einsatzzeiten fossiler Kraftwerke. Diese Kraftwerke stehen in Österreich schwerpunktmäßig in Wien. Der zuletzt starke Ausbau erneuerbarer Stromerzeugungskapazitäten in und außerhalb Wiens hat ebenso Einfluss auf diese CO2-Emissionen wie auch klimatische (Reduktion der Heizgradtage) und konjunkturelle Faktoren.

Wo steht Wien mit den Umsetzungen?

Im Wiener Klimafahrplan sind 3 Hebel identifiziert. Deren Umsetzungsfortschritte werden in diesem Kapitel zusammengeführt.

HEBEL 1: Erneuerbare Strompotenziale vor Ort nutzbar machen

Erneuerbarer Strom aus Wiener Wasserkraft-, Wind- und Solarkraftwerken und aus Anlagen auf Basis von Biomasse (Holz, Biogas, Klärgas, biogener Müllanteil etc.) deckt aktuell einen geringen Anteil des Wiener Stromverbrauchs.

Beim Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung wird besonders auf Photovoltaik gesetzt

Beim Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung in Wien kommt insbesondere der Photovoltaik Bedeutung zu. Diesem Ziel konsequent folgend wurde auch im Wien-Plan festgestellt, dass zum Erreichen der Ziele des Klimafahrplans zusätzlich Anlagen auf Dach- und versiegelten Flächen Anlagen auf Grün- und Freiflächen erforderlich sein werden. (Nur) naturschutzfachlich hochwertige Grün- und Freiflächen sowie Grün- und Freiflächen, die eine besondere Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung haben (insbesondere im Bereich des Wald- und Wiesengürtels), sind grundsätzlich von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen freizuhalten. Standorte in bestehenden und geplanten Naherholungsgebieten übergeordneter Bedeutung, bedürfen einer besonders intensiven Prüfung. Über Anlagen in den übrigen Grün- und Freiflächenkategorien ist hingegen im Einzelfall nach den entsprechenden Rechtsmaterien (zum Beispiel Naturschutzrecht und Baurecht) zu entscheiden. Für großflächige Freiflächen- Photovoltaik -Anlagen sollen Qualitätsstandards entwickelt werden.

Auch Windenergie und Biogas (und andere erneuerbare Gase wie Wasserstoff oder Synthesegase) werden eine Rolle spielen, allerdings in einem geringen Ausmaß.

„Wiener Sonnenstrom-Offensive“ setzt neue Maßstäbe

Im Wiener Klimafahrplan wurden vor allem Maßnahmenbündel für den Ausbau der Solarenergie geschnürt, die durch das 2022 ins Leben gerufene Umsetzungsprogramm „Wiener Sonnenstrom-Offensive“ koordiniert und vorangetrieben werden. Seit dem Start der „Wiener Sonnenstrom-Offensive“ wurde die installierte Leistung mehr als verfünffacht: Im Jahr 2020 starteten die Messungen mit 51 Megawatt Peak, im Mai 2025 leisten die PV-Anlagen bereits 280 Megawatt Peak. Die Abteilung Energieplanung (MA 20) führt zu Erhebung der Daten ein kontinuierliches Monitoring, welches online und öffentlich einsehbar ist.

Wien Energie als städtischer Energieanbieter hat in den letzten Jahren massiv in die Dekarbonisierung investiert. Milliardeninvestitionen fließen in den nächsten Jahren in den Ausbau der erneuerbaren Strom-, Fernwärme- und Grüngaserzeugung und machen auf diesem Wege die erneuerbaren Strompotenziale vor Ort nutzbar.

Nutzung aller technischer Flächenpotenziale und Unterstützung der Errichtung städtetauglicher und innovativer PV-Lösungen

Photovoltaik-Ziel von 250 Megawatt Peak bis 2025 in Wien übertroffen

Mit Mai 2025 gab es in Wien 15.192 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt Peak. Das von der Wiener Landesregierung für Ende 2025 gesteckte Ziel von 250 Megawatt Peak wurde somit bereits erreicht und übertroffen.

Für die unterschiedlichen Flächen wurden jeweils maßgeschneiderte Unterstützungsmaßnahmen aus einem Mix an Förderungen, Verfahrensvereinfachungen, Beratungen und anderen Motivationsangeboten geschaffen. Dies betrifft die Errichtung von Dachflächen-Anlagen, Flugdach-Anlagen auf versiegelten Freiflächen im öffentlichen und halböffentlichen Raum, Anlagen privater Eigentümer*innen großer Immobilien (Wohnhausanlagen, Produktionsstätten), Anlagen auf Mehrgeschoßwohnbauten und von Anlagen auf stadteigenen Gebäuden und Flächen.

Mobilisierung der Flächen auf Objekten und Flächen der Stadt beziehungsweise stadtnaher Einrichtungen

Photovoltaik-Ziel von 50 Megawatt Peak bis 2025 auf stadteigenen Gebäuden und Flächen übertroffen

Das Umsetzungsprogramm „Wiener Sonnenstrom-Offensive“ hat die Umsetzung der Maßnahme maßgeblich vorangetrieben (siehe Fußnote Nr. 6). Das betrifft die Erfassung geeigneter stadteigener Flächen, die Mobilisierung der zuständigen Dienststellen, die Ausarbeitung eines Errichtungs- und Betreibermodells durch Wien Energie und die Umsetzung von Solaranlagen auf Gebäuden und Flächen im Eigentum der Stadt Wien.

Das für Ende 2025 angepeilte Ziel von 50 Megawatt Peak wurde bereits Anfang 2025 mit 50,77 Megawatt Peak erreicht und überschritten. Im Juni 2025 gab es 385 Photovoltaik-Anlagen auf stadteigenen Flächen mit einer Gesamtleistung von ca. 57 Megawatt Peak. Solaranlagen wurden auf zahlreichen Gebäuden und Flächen errichtet: Magistratsgebäude, Schulen, Gemeindebauten von Wiener Wohnen, Krankenhäuser des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV), Bürohäuser, Hafen Wien, Wiener Stadthalle, Gebäude der ARWAG, Wiener Sportstätten, Therme Wien, Wiener Pensionist*innen-Wohnhäuser, Überdachungen in Haltestellenbereichen der Wiener Linien und Freiflächen wie Deponien, ebswien Kläranlage, Schafflerhof (Abteilung Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48)). Zudem konnte auf dem Dach des Twin City Liners (Schiffsverbindung zwischen Wien und Bratislava) eine Photovoltaik-Anlage realisiert werden, welche 40 Prozent des Strombedarfs des Katamarans abdeckt.

Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen

Erweiterung des Katalogs der bewilligungsfreien Bauvorhaben

Die Novellen der Bauordnung für Wien 2023 und des Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetzes 2022 und 2024 brachten für die Erreichung der Ziele der „Wiener Sonnenstrom-Offensive“ hilfreiche Neuerungen. Zum einen konnte durch die Erweiterung des Katalogs der bewilligungsfreien Bauvorhaben eine Verfahrensbeschleunigung und Verfahrensvereinfachung - unter anderem für Photovoltaikanlagen - erwirkt werden. Und damit auch ein Bürokratieabbau. Zum anderen gibt es nun Erleichterungen für Flugdächer mit Photovoltaik-Anlagen über versiegelten Freiflächen, wie beispielsweise Stellplätzen.

Seit Anfang 2025 können sämtliche Photovoltaik-Anlagen (horizontal und vertikal) bis 15 Kilowatt Peak anzeigen- und bewilligungsfrei in Wien errichtet werden, mit Ausnahme in Schutzzonen, Bausperren, Grünland-Schutzland.

Erhöhung der Fördermittel und Schaffung neuer Förderschienen

Bessere Förderbedingungen, mehr Fördermittel, einfachere Fördereinreichung

Um private Hauseigentümer*innen, Bauträger und Betriebe bei der Umsetzung ihrer Photovoltaik-Projekte noch besser zu unterstützen, hat die Stadt Wien mit einer großen Photovoltaik-Förder-Offensive Anfang 2024 ihr Förderangebot ausgeweitet. Das Förderbudget wurde vervielfacht und das Förderangebot reicht von Einfamilienhaus-Anlagen bis zur Großanlage bis 1 Megawatt Peak. Zudem wurden neue Förderschwerpunkte gesetzt, etwa für innovative urbane Lösungen wie Photovoltaik-Gründächer, Photovoltaik-Flugdächer für Anlagenerweiterungen oder Photovoltaik-Anlagen (inklusive Gemeinschaftsanlagen) auf Mehrgeschoßwohnbauten.

Zusätzlich wurden einige Vereinfachungen bei der Fördereinreichung umgesetzt, zum Beispiel, dass Förderanträge an 365 Tagen im Jahr und damit zeitgleich mit einer etwaigen Bundesförderung gestellt werden können.

Auch vom Bund wurden die Fördermittel für Photovoltaik-Anlagen in den letzten Jahren erhöht (Investitionszuschüsse und Marktprämien). Diese Förderung wurde 2024 – befristet bis Ende 2025 – durch den Entfall der Mehrwertsteuer für Photovoltaik-Anlagen bis 35 Kilowatt Peak ersetzt. Im Rahmen der Förder-Offensive ist die Stadt Wien Vorreiterin, da sie trotz Mehrwertsteuer-Befreiung Photovoltaik-Anlagen bei der bis 35 Kilowatt Peak gefördert hat. Die Bundesmaßnahme wurde im März 2025 vorzeitig beendet.

Aufgrund der vielen Förderanträge war der Photovoltaik-Fördertopf der Stadt Wien Anfang Juni 2025 bereits ausgeschöpft. An einer neuen Förderstrategie wird gearbeitet.

Mobilisierung von Eigentümer*innen großer Dachflächenpotenziale

Informations- und Unterstützungspakete für Wohnbauträger, Industrie und Gewerbe

Die Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien (Urban Innovation Vienna) bietet kostenlose Beratung und individuelle Betreuung. Das Service umfasst Beratung und Betreuung beim Umstieg auf erneuerbare Energieanlagen, bei Genehmigungsverfahren, bei Fragen der Machbarkeit, bei Förderungen und bei der Suche nach Anbieter*innen.

Im Rahmen der Förder-Offensive wird seit Anfang 2024 (werktags) eine tägliche Photovoltaik-Fördersprechstunde angeboten.

Mit dem „1,2,3 Sonnengutschein“ startete die Stadt Wien im Jahr 2025 ein neues und kostenloses Beratungsangebot, das die Umsetzung von gemeinschaftlichen Photovoltaik-Anlagen im Mehrgeschoßwohnbau unterstützen soll. Das Beratungsangebot richtet sich an Wohnungseigentümer*innen-Gemeinschaften, Hausverwaltungen oder Gebäude-Eigentümer*innen. Inhaltlich geht es um eine Ersteinschätzung des Daches und Gebäudes, die Entscheidungsbegleitung auf der Hausversammlung und eine Umsetzungsberatung.

Von der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien (Urban Innovation Vienna) wurden weiters die „Big 150“, die größten für Sonnenstromgewinnung geeigneten Dachflächen Wiens, identifiziert. Es gibt Recherchen zu versiegelten Flächen im Stadtgebiet, um Potentiale für Flugdachanlagen zu erheben. Mittels „Solar Talks“ und anderen Formaten sollen Eigentümer*innen solcher Dächer und Flächen erreicht und beraten werden.

Wiener Solarpotenzialkataster mit einer verbesserten neuartigen Methodik aktualisiert

Der Wiener Solarpotenzialkataster wurde 2022 aktualisiert und gibt für jede Dachfläche in Wien eine rasche Erstauskunft, wie groß die potenziell nutzbare Dachfläche ist und wie viel Leistung eine Photovoltaik-Anlage erbringen würde. Mit neuen Methoden wurden die nutzbaren Dachbereiche noch genauer als in der Vorgängerversion erfasst. Auf Basis von Photovoltaik-Anlagenplanungen als auch Erfahrungswerten wurden neue Faktoren generiert, die erstmalig zu einer realitätsnahen Einschätzung der möglichen installierbaren Leistung pro Dach geführt haben. Eine neuerliche Aktualisierung und Ausweitung wird auf Basis eines neuen Strahlungsmodells mit aktuellen Flugdaten 2026 umgesetzt und veröffentlicht. Im Zuge dessen werden auch die Fassadenpotenziale einer vertieften Untersuchung unterzogen.

Die Potenziale von Freiflächen für Photovoltaik-Anlagen – mit Fokus auf versiegelte Flächen – wurden 2021/2022 einer Erstanalyse unterzogen. Eine Aktualisierung ist für 2026 vorgesehen.

Ausweitung der verpflichtenden Errichtung von Photovoltaik-Anlagen

Bauordnungsnovelle 2023 brachte die Ausweitung der Photovoltaik-Pflicht auf Neubauten

Die Bauordnungsnovelle 2023 (siehe Fußnote Nr. 8) brachte eine Ausweitung der Verpflichtung zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen auch auf neuen Wohngebäuden der Bauklasse I (kleinste beziehungsweise niedrigste Gebäudekategorie), Kleingartenwohnhäusern und relevanten Dachgeschoßausbauten. Kann der Verpflichtung am Gebäude selbst nicht nachgekommen werden, ist die Anlage auf einer Ersatzfläche zu errichten.

Unterstützung beim weiteren Netzausbau

Regelmäßige Austauschformate

Ein Austausch zwischen Vertreter*innen des Magistrats und der Wiener Netze findet sowohl anlassbezogen als auch im Rahmen regelmäßiger Formate, zum Beispiel der „Wiener Sonnenstrom-Offensive“ und des Umsetzungsprogramms „Raus aus Gas“, statt.

1,5 Millionen Smart Meter eingebaut

Teil des Netzausbaus ist der Austausch von Stromzählern in Smart Meter (elektronische Stromzähler für eine intelligente und dezentrale Messdaten-Erfassung). Die Wiener Netze haben bereits mehr als 1,5 Millionen dieser Smart Meter eingebaut (Umsetzungsstand circa 95 Prozent).

Breite Öffentlichkeitsarbeit und Solarkampagnen

Zahlreiche breiten- und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen für ein breites Wissen zur „Wiener Sonnenstrom-Offensive“

Nach der Sonnenstrom-Kampagne „Wien hat’s drauf!“ im Jahr 2023 gab es im Jahr 2024 unter dem Motto „Wien setzt eins drauf!“ zahlreiche breiten- und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen. Dazu gehörten unter anderem ein Förderleitfaden, Direct Mails, Informationsveranstaltungen, Messeteilnahmen, Content auf allen Social-Media-Kanälen der Stadt Wien und Erklärvideos (How-To-Videos).

Weiters startete die Sonnenstrom-Offensive 2024 die sogenannte Bezirks-Energietage. Diese Informations- und Beratungsveranstaltungen für Einfamilienhausbesitzer*innen und Kleingartenvereine wurden gemeinsam mit den Bezirken Penzing und Floridsdorf und in Kooperation mit der Hauskunft und der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien (Urban Innovation Vienna) durchgeführt. Sie sollen 2025 fortgeführt werden.

Zusätzlich tritt die Wiener Sonnenstrom-Offensive im Rahmen der laufenden Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien und der Wiener Wirtschaftsagentur an verschiedenen Informationsformaten als Mitveranstalterin oder Vortragende auf.

HEBEL 2: Erneuerbare Fernwärmeversorgung sicherstellen

Fernwärme dekarbonisieren

& Rasche und bestmögliche Unterstützung von Projekten zur Steigerung des Erneuerbaren-Anteils seitens der Stadt Wien im Rahmen von Behördenverfahren

Fernwärme-Dekarbonisierung auf Schiene und in Umsetzung

Wien Energie setzt zahlreiche Projekte um, die den heutigen hohen Erdgasanteil bei der Fernwärmeerzeugung bis 2030 deutlich und bis 2040 auf (nahezu) Null reduzieren sollen. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit städtischen Dienststellen, unter anderem Planungsabteilungen und Genehmigungsbehörden.

Folgende Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Fernwärmepotentiale wurden seit 2022 in Betrieb genommen:

Die Großwärmepumpe in Simmering mit 55 Megawatt nutzt warmes Abwasser der ebswien Kläranlage und erzeugt Fernwärme für 56.000 Haushalte (erste Ausbaustufe).

Wärmepumpen mit 3 Megawatt nutzen die Restwärme der Therme Wien.

Wärmepumpen mit 3 Megawatt nutzen die Abwärme eines Datencenters für die Klinik Floridsdorf.

Im Wien Energie-Energie-Kraftwerk Donaustadt wurde die Wasserstoffbeimischung in der Gasturbine erfolgreich getestet.

Weitere Projekte befinden sich aktuell in Bau oder in Vorbereitung:

Nach umfangreichen geologischen Erkundungen wurde Ende 2024 die erste Tiefengeothermie-Bohrung in der Seestadt Aspern begonnen. Ziel ist ab 2028 die Einspeisung von 20 Megawatt ins Fernwärmenetz und damit die Versorgung von über 20.000 Haushalten. Mittelfristig sind mehrere weitere Bohrungen mit potenziell jeweils ähnlichen Wärmeerträgen geplant. Bis 2030 könnten dadurch bis zu 125.000 Fernwärmehaushalte mit Wärme aus der Tiefe versorgt werden.

Die Großwärmepumpe in der Abfallverbrennungsanlage Spittelau (16 Megawatt) nutzt Wärme im Rauchgas und soll Fernwärme für 16.000 Haushalte erzeugen.

Der Ausbau der Großwärmepumpe in der ebswien Kläranlage in Simmering soll bis 2027 (Vollausbau) Fernwärme für weitere 56.000 Haushalte erzeugen.

Fernwärme ausbauen

& Anreize und gesetzliche Rahmenbedingungen für den raschen Anschluss an die Fernwärme

Neben dem Ausbau der Fernwärme ist es auch wichtig, dass Gebäude an die Fernwärme angeschlossen werden. Dazu braucht es Anreize, zum Beispiel Förderungen, und einen gesetzlichen Rahmen, der den Umstieg auf die Fernwärme unterstützt. Im Kapitel 1.2 Gebäude wird dieser Aspekt weiter ausgeführt – insbesondere der proaktive Ausbau in den Pioniergebieten. Demzufolge tragen Aktivitäten zum Ausbau der Fernwärme und zum Anschluss an die Fernwärme nicht nur zu einer Reduktion der CO2-Emissionen im Sektor der Strom- und Fernwärmeerzeugung bei, sondern verbessern die CO2-Bilanz des Gebäudesektors.

„Energieraumplanung 2.0“

Strategische Weiterentwicklung der Energieraumplanung

Die strategische Energieraumplanung ist ein effizienter Hebel für die Unterstützung des kostenoptimierten Umbaus der Energieinfrastruktur. Die Energieraumplanung hat sich in den letzten Jahren auf den Gebäudesektor und die Aspekte Heizung und Warmwasser konzentriert (siehe dazu auch „Unterstützende energieraumplanerische Instrumente“, Kapitel 1.2 Gebäude, Hebel 1).

Nun gilt es, ähnliche Grundlagenforschungen für den betrieblichen und produzierenden Bereich voranzutreiben. So kann der Umstieg auf erneuerbare Energieversorgung in den Dienstleistungs- und Produktionssektoren unterstützt werden.

Die neue EU-Gasmarktrichtlinie spielt hier eine wichtige Rolle. Bei der Stilllegung von Teilen des Gasverteilnetzes wären Gasanwendungen im Gebäudesektor und Gasnetzzählpunkte im betrieblichen und produzierenden Bereich betroffen, und damit Gaststätten und Produktionsbetriebe unterschiedlichster Branchen.

Da die Energieraumplanung eine Verschneidung mit vielen anderen Bereichen aufweist, wurde eine Arbeitsgruppe „Energieraumplanung“ im „Raus aus Gas“-Programm etabliert. Ergänzend wurde 2025 eine Arbeitsgruppe „Lokale Wärmenetze“ gestartet, um sich mit der Notwendigkeit weiterer neuer Wärmenetze auseinanderzusetzen.

Strategische Vorarbeiten für Gasnetzstilllegungspläne beziehungsweise Identifikation von „Grüngasgebieten“ im Gange

Die neue EU-Gasmarktrichtlinie zielt auf eine koordinierte Planung des Umbaus der Energieinfrastrukturen ab. Gemäß Artikel 57 der Richtlinie haben Verteilernetzbetreiber Gasnetzstilllegungspläne zu erarbeiten, wenn eine Verringerung der Erdgasnachfrage, die die Stilllegung von Verteilernetzen oder Teilen davon erfordert, zu erwarten sind. Diese Pläne sind von einer Behörde zu genehmigen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Richtlinie sind auf Bundesebene in Ausarbeitung. Die langfristig vorangekündigte Stilllegung von Erdgasnetzabschnitten und die Ausweisung von zukünftigen Grüngasgebieten in Wien würde allen Nutzer*innen von gasbetriebenen Anlagen Planungssicherheit geben. Sie müssen dabei im Einklang mit den Wärme- und Kälteplänen gemäß der aktuellen Energieeffizienzrichtline (EED III) stehen. Zur Vorbereitung auf diese Option wurden und werden in Wien Grundlagenstudien insbesondere zum Einsatz von Prozessgas in Betrieben durchgeführt (siehe dazu auch Kapitel 1.5 Produktionssektor).

Im Wien-Plan findet sich hierzu die Bedarfsabschätzung und Festlegung grüngasversorgter Industriegebiete als Maßnahme. Nur in Teilen des im Leitbild Wirtschaft und Arbeit ausgewiesenen industriell-gewerblichen Gebiets wird auch langfristig „grünes Gas“ aus dem Netz in Form von Biogas, grünem Wasserstoff oder synthetischem Methan für Hochtemperaturanwendungen bereitgestellt werden. Die Stadt Wien wird den Bedarf zukünftig mit „Grüngas“ zu versorgender Betriebsgebiete ermitteln und dabei unter anderem folgende Aspekte berücksichtigen: Betriebe und Branchen mit langfristigem Gasbedarf, Höhe des Gasbedarfs, voraussichtlicher Flächenbedarf solcher Betriebe. Darauf aufbauend erfolgt die Festlegung grüngasversorgter Betriebsgebiete und die Entwicklung der nötigen Planungs- und Umsetzungsprozesse. Erneuerbare Energiepotenziale sollen standardmäßig mitbetrachtet und mobilisiert werden (siehe Fußnote Nr. 5).

HEBEL 3: Grünes Gas zur Spitzenlastabdeckung nutzen

Bewusster Umgang mit Grünem Gas

& Erhalt von mit Grünem Gas betriebenen Gaskraftwerken beziehungsweise Gas-KWKs

Pilotversuch mit Wasserstoffbeimischung in der Gasturbine Donaustadt erfolgreich

In einer klimaneutralen Zukunft mit sehr viel (volatiler) Wind- und Sonnenstromerzeugung und mit vorwiegend erneuerbaren Wärmequellen wird es zur Spitzenlastabdeckung – neben Demand Side Management und Energiespeichern aller Art – auch weiterhin Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis von 100 Prozent erneuerbarer Gase brauchen. Daher wurde ein Pilotversuch gestartet – mit Erfolg: Im Jahr 2023 konnte der Wasserstoff-Anteil im Gasturbinen-Betrieb in der Kraftwärme-Kopplungsanlage Donaustadt auf 15 Prozent gesteigert werden. Die Stadt Wien (und die entsprechenden Akteur*innen) arbeiten daran, die Kraftwerke auf erneuerbare Energien umzustellen.

Wiener Stadtwerke bereiten sich mit weiteren Pilotprojekten auf den zielgerichteten Einsatz von erneuerbaren Gasen vor

2024 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten Wasserstoff-Elektrolyseanlage in Simmering. Mit der dort täglich erzeugten Menge an Wasserstoff können bis zu 60 Wasserstoff-Busse oder -LKWs betankt werden. 2 Wasserstofftankstellen in Simmering und in Leopoldau – jeweils am Betriebsgelände der Wiener Netze – stehen Bussen und LKWs von Verkehrs- und Logistikunternehmen zur Verfügung.

Die Wiener Linien setzen auf 2 neue Bus-Modelle der Wasserstoff-Infrastruktur. Ab Mitte beziehungsweise Ende 2025 werden auf der Linie 39A und in der Wiener Innenstadt insgesamt 20 Wasserstoffbusse beziehungsweise Batterie-Wasserstoff-Kleinbusse im Regelbetrieb fahren.