5. Bildung

5.3 Bildungsstand

Bildungsstand der Wiener Bevölkerung

In diesem Abschnitt werden die bereits abgeschlossenen und noch nicht abgeschlossenen Ausbildungen der Wiener*innen behandelt. Da hier in der Regel die gesamte Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 59 Jahren bei Frauen und zwischen 15 und 64 Jahren bei Männern betrachtet wird, können Veränderungen nur allmählich erfolgen und sichtbar werden – einerseits, indem ältere Menschen ins Pensionsalter kommen und Jugendliche mit anderen Bildungsabschlüssen ins Erwerbsleben eintreten, und andererseits, indem Menschen nach Wien zuziehen und andere wieder wegziehen.

Immer mehr Wiener*innen haben eine höhere Ausbildung ab der Matura. Nach wie vor existieren jedoch deutliche Unterschiede in der Wiener Bevölkerung, wenngleich sich diese Unterschiede über die Jahre verringert haben.

Ein kontinuierlich steigender Anteil der Wiener*innen verfügt über eine höhere Bildung ab der Matura. Gleichzeitig gehen die Anteile von Personen mit höchstens Pflichtschulabschlüssen und von Personen mit einer Lehre oder berufsbildenden, mittleren Ausbildung zurück.

In den Abbildungen 1a-c wird der Bildungsstand der Wiener Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter dargestellt. Der langfristige Verlauf zeigt, dass die zu Beginn der Berichtsphase des Wiener Integrationsmonitorings großen Abstände zwischen den dargestellten Gruppen der Wiener Bevölkerung abgenommen haben.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT,MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittst. Bildung Ausl.,MH EU/EFTA BildungAusl.,MH Drittst.
2007 – 10 10,19 9,73 23,15 9,21 46,54
2008 – 11 9,81 9,51 23,5 8,49 44,39
2009 – 12 9,6 6,86 23,12 8,63 43,14
2010 – 13 9,42 5,47 23,33 8,87 42,65
2011 – 14 8,93 5,24 22,87 8,61 43,74
2012 – 15 8,81 6,88 22,06 9,2 43,22
2013 – 16 8,85 7,25 22,45 10,15 40,49
2014 – 17 8,9 6,53 22,37 10,45 38,95
2015 – 18 8,19 6,85 21,15 11,24 38,53
2016 – 19 8,21 8,03 19,76 11,94 39,38
2017 – 20 8,34 8,77 20,58 12,42 38,32
2018 – 21 8,87 7,99 21,19 12,63 38,03
2019 – 22 8,92 7,35 21,01 12,21 37,4

Abb. 1a: Verteilung der Wiener Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter über die Ausbildungsstufen nach dem Ort des Bildungsabschlusses und Migrationshintergrund (in %), Anteil mit höchstens Pflichtschulabschluss und nicht in (Aus)Bildung.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT,MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittst. Bildung Ausl.,MH EU/EFTA BildungAusl.,MH Drittst.
2007 – 10 39,69 21,59 39,3 26,49 24,36
2008 – 11 38,76 21,59 37,94 25,29 23,31
2009 – 12 38,05 23,08 38,47 25,75 22,91
2010 – 13 37,58 23,02 39,69 26,64 23,37
2011 – 14 36,46 23,34 39,46 28,87 22,89
2012 – 15 35,51 21,65 38,75 28,48 21,55
2013 – 16 34,7 22,14 37,9 27,93 21,53
2014 – 17 33,99 20,88 37,34 26,94 21,21
2015 – 18 32,97 21,65 36,79 26,84 20,64
2016 – 19 31,75 21,08 36,33 25,9 18,98
2017 – 20 31,6 20,33 36,71 24,77 19,01
2018 – 21 31,31 18,28 36,01 23,42 19,1
2019 – 22 30,75 16,85 36,49 23,21 19,68

Abb. 1b: Verteilung der Wiener Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter über die Ausbildungsstufen nach dem Ort des Bildungsabschlusses und Migrationshintergrund (in %), Anteil in oder mit (Aus)Bildung über der Pflichtschule und unter der Matura.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT,MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittst. Bildung Ausl.,MH EU/EFTA BildungAusl.,MH Drittst.
2007 – 10 50,12 68,69 37,54 64,31 29,1
2008 – 11 51,43 68,91 38,56 66,22 32,3
2009 – 12 52,35 70,05 38,41 65,61 33,95
2010 – 13 53,01 71,52 36,97 64,49 33,98
2011 – 14 54,61 71,42 37,67 62,52 33,37
2012 – 15 55,68 71,47 39,19 62,31 35,24
2013 – 16 56,44 70,61 39,65 61,91 37,97
2014 – 17 57,12 72,59 40,29 62,6 39,83
2015 – 18 58,84 71,5 42,06 61,93 40,84
2016 – 19 60,03 70,89 43,91 62,15 41,64
2017 – 20 60,06 70,9 42,71 62,81 42,67
2018 – 21 59,83 73,73 42,8 63,94 42,87
2019 – 22 60,33 75,81 42,5 64,58 42,92

Abb. 1c: Verteilung der Wiener Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter über die Ausbildungsstufen nach dem Ort des Bildungsabschlusses und Migrationshintergrund (in %), Anteil in oder mit (Aus)Bildung ab der Matura.

Wiener*innen mit Migrationshintergrund aus einem Drittstaat haben öfter als andere Bevölkerungsgruppen nur eine Pflichtschule abgeschlossen, ihr Anteil an niedriger Bildung hat sich jedoch verringert.

Bei den Wiener*innen mit einem ausländischen Bildungsabschluss und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat ist der Anteil der Personen, die höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügen und nicht mehr in einer weiterführenden Ausbildung sind, weiterhin am höchsten.

Seit der ersten Berichtsperiode 2007–2010 gab es jedoch einen deutlichen Rückgang von 47 % auf zuletzt 37 % in der Periode 2019–2022. Bei in Österreich (aus)gebildeten Wiener*innen mit Migrationshintergrund aus einem Drittstaat liegt der Anteil der nicht mehr in (Aus)Bildung befindlichen Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss mit zuletzt 21 % ebenfalls klar über den restlichen vier Bevölkerungsgruppen. Auch bei dieser Gruppe hat sich dieser Anteil aber im Vergleich zum Beginn des Integrationsmonitorings verringert. In der Periode 2007–2010 hatten 24 % dieser Gruppe lediglich einen Pflichtschulabschluss.

Bei den anderen Teilen der Wiener Bevölkerung liegt der Anteil der Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss zwischen 7 und 12 %. Der Bevölkerungsteil, der über eine Bildung aus Österreich verfügt und einen Migrationshintergrund aus einem EU/EFTA Staat hat, weist dabei mit 7 % den niedrigsten Anteil an Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss auf. Dieser niedrige Prozentsatz ergibt sich einerseits, weil der Zuzug nach Österreich vergleichsweise häufig erst nach der Schule zu Studienzwecken erfolgt, und andererseits, weil jene, die in Österreich aufwachsen, relativ häufig höher gebildete Eltern haben. Beides führt zu einem erhöhten Anteil an in Österreich gemachten Studienabschlüssen. Bei Personen mit ausländischen Bildungsabschlüssen, die aus einem EU/EFTA-Staat zugewandert sind, liegt der Anteil bei 12 % und bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund bei 9 %.

Der Anteil an Personen mit mittleren beruflichen Ausbildungen wie der Lehre ging bei allen Bevölkerungsgruppen Wiens über die Jahre zurück.

Seit der Periode 2011–2014 nahm bei allen dargestellten Bevölkerungsgruppen der Anteil an Personen mit mittleren beruflichen Ausbildungen wie der Lehre in Wien ab. Diese Entwicklung spiegelt u. a. eine anhaltende Tendenz von Kindern in Richtung höherer Schulen wider.

Die Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Anteil an Personen mit mittlerer beruflicher Bildung waren Menschen, die in Österreich ihre Bildung erworben haben bzw. erwerben und einen Migrationshintergrund aus einem Drittstaat haben. Ihr Anteil lag in der Periode 2019–2022 bei 36 %. Bei Wiener*innen ohne Migrationshintergrund kam es seit der Beobachtungsperiode des ersten Integrationsmonitorings (2007–2010) zu einem Rückgang des Anteils der Personen mit mittleren beruflichen Ausbildungen von 40 % auf 31 % (2019–2022). Bei den Wiener*innen mit Bildungsabschlüssen aus dem Ausland, die aus einem Drittstaat zugewandert sind, lag der Anteil zuletzt bei 20 %. Den niedrigsten Anteil an mittleren beruflichen Ausbildungen aller fünf Gruppen hatten mit 17 % Personen mit einem Migrationshintergrund aus einem EU/EFTA-Staat, die ihre Bildung in Österreich erworben haben.

Wiener*innen mit Migrationshintergrund aus einem EU/EFTA-Staat besitzen häufiger eine höhere Bildung als Wiener*innen ohne Migrationshintergrund.

Die Anteile der Wiener*innen mit höherer Bildung ab der Matura stiegen in fast allen Teilen der Wiener Bevölkerung. Am niedrigsten war der Anteil von laufenden oder abgeschlossenen Ausbildungen ab der Matura bei Personen mit einem Migrationshintergrund aus einem Drittstaat. Dies war sowohl bei Personen mit ausländischen als auch inländischen Bildungsabschlüssen der Fall. Gleichzeitig gab es bei Personen, die den höchsten Bildungsabschluss im Ausland erworben hatten und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat haben, auch einen stärkeren Anstieg an höherer Bildung als in den anderen Bevölkerungsgruppen. In der Periode 2019–2022 lag der Anteil an höherer Bildung bei Personen mit ausländischen Bildungsabschlüssen, die aus einem Drittstaat zugewandert sind, bei 43 %, das waren 13 % mehr als in der ersten Berichtsperiode 2007–2010. Ein deutlicher Anstieg bei der Häufigkeit von höherer Bildung findet sich auch bei der Wiener Bevölkerung mit Bildung aus Österreich und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat: Zuletzt verfügten 43 % mindestens über einen Maturaabschluss, 2007–2010 lag dieser Wert bei 37 %.

Ein merkbarer Anstieg bei höherer Bildung ist auch bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zu erkennen. Seit der ersten Berichtsperiode ist der Anteil an höherer Bildung bei diesem Bevölkerungsteil von zunächst 50 %, ab der Periode 2016–2019 auf 60 % angestiegen und blieb bisher auf diesem Niveau. Den höchsten Anteil an höherer Bildung weisen auch in der Berichtsperiode 2019–2022 Personen mit Migrationshintergrund aus der EU/EFTA und österreichischem Bildungsabschluss auf (zuletzt 76 %), gefolgt von Personen mit ausländischem Bildungsabschluss, die aus einem EU/EFTA Staat zugewandert sind (zuletzt 65 %).

Bevölkerung mit höchsten Pflichtschulabschluss nach Geschlecht

Wie im vorangehenden Abschnitt (Abb. 1) gezeigt wurde, hat sich der Anteil der nicht mehr in Ausbildung befindlichen Menschen mit höchstens Pflichtschulabschluss in Wien insgesamt verringert. Auf Grundlage von den Abbildungen 2a-b wird nun beschrieben, ob es bei diesem Rückgang des Anteils der Personen mit geringer formaler Bildung Unterschiede nach Geschlecht gibt.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT, MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittstaat Bildung Ausl.,MH EU/EFTA BildungAusl.,MH Drittst.
2007 – 10 11,78 8,28 26,53 9,95 51,8
2008 – 11 10,82 8,3 26,2 9,96 50,72
2009 – 12 10,45 6,23 24,89 10,29 49,77
2010 – 13 10,4 3,68 23,89 11,03 48,78
2011 – 14 9,67 4,08 23,08 9,6 49,56
2012 – 15 9,44 5,64 23,22 9,61 49,16
2013 – 16 9,01 7,01 24,61 9,78 45,35
2014 – 17 9,12 6,27 23,99 10,27 43,07
2015 – 18 8,4 6,58 21,28 11,16 41,55
2016 – 19 8,76 7,44 19,2 12,74 41,8
2017 – 20 8,75 7,63 21,07 13,14 40,06
2018 – 21 8,72 7,28 22,89 13,44 39,8
2019 – 22 8,37 6,14 21,79 13,17 38,75

Abb. 2a: Anteil der nicht mehr in (Aus)Bildung befindlichen Wiener*innen mit maximal Pflichtschule an den nicht mehr schulpflichtigen Personen im erwerbsfähigen Alter nach Bildungsort und Migrationshintergrund (in %), Frauen.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT, MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittstaat Bildung Ausl.,MH EU/EFTA BildungAusl.,MH Drittst.
2007 – 10 8,73 11,14 20,15 8,34 41,41
2008 – 11 8,88 10,75 21,12 6,78 38,18
2009 – 12 8,82 7,5 21,51 6,71 36,56
2010 – 13 8,54 7,36 22,81 6,28 36,61
2011 – 14 8,26 6,52 22,68 7,42 38,02
2012 – 15 8,24 8,25 20,95 8,74 37,48
2013 – 16 8,71 7,5 20,39 10,57 35,84
2014 – 17 8,69 6,8 20,87 10,64 35
2015 – 18 8,01 7,14 21,03 11,32 35,62
2016 – 19 7,72 8,68 20,28 11,16 37,09
2017 – 20 7,98 10,1 20,11 11,69 36,74
2018 – 21 8,99 8,83 19,63 11,8 36,43
2019 – 22 9,4 8,69 20,31 11,12 36,16

Abb. 2b: Anteil der nicht mehr in (Aus)Bildung befindlichen Wiener*innen mit maximal Pflichtschule an den nicht mehr schulpflichtigen Personen im erwerbsfähigen Alter nach Bildungsort und Migrationshintergrund (in %), Männer.

Der Anteil der Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss ist bei Frauen mit ausländischer Bildung, die aus einem Drittstaat zugewandert sind, kontinuierlich gesunken, bei Männern dieser Gruppe blieb er etwa auf dem gleichen Niveau.

Ein besonders deutlicher Rückgang des Anteils an Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss ist bei Frauen mit im Ausland erworbenen Bildungsabschluss, die aus einem Drittstaat zugewandert sind, zu verzeichnen. Unter Frauen im erwerbsfähigen Alter mit ausländischen Bildungsabschlüssen, die aus einem Drittstaat zugewandert sind, betrug der Anteil mit geringer Bildung bis zur Periode 2012–2015 stets um die 50 %. Danach ging er bis zur aktuellsten Berichtsperiode 2019–2022 auf 39 % zurück. Der Anteil an Frauen aus einem Drittstaat mit geringer Bildung sinkt aufgrund der besseren Bildungssituation beim rezenten Zuzug. Parallel dazu stieg der Anteil an höherer Bildung bei dieser Gruppe an Frauen, während ihr Anteil bei mittlerer Bildung gleich blieb.

Anders war die Entwicklung bei den Männern im erwerbsfähigen Alter, die ihre Bildung im Ausland absolvierten und aus einem Drittstaat zuwanderten. Hier war der Anteil der Personen mit geringer Bildung von Beginn des Integrationsmonitorings bis heute zwar niedriger als bei den Frauen, allerdings ist er auch weniger gesunken und lag zuletzt bei 36 %. Der Abstand zwischen den Geschlechtern in dieser Bevölkerungsgruppe hat sich damit seit der Periode 2007– 2010 von etwa zehn auf drei Prozentpunkte verringert.

Bei Frauen mit in Österreich erworbenen Bildungsabschlüssen und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat schwankt der Anteil der Personen mit geringer Bildung seit Mitte der 2010er Jahre erheblich, mit einer anhaltenden Tendenz zu sinkenden Werten in Richtung 20 %, sodass inzwischen etwa ein Gleichstand mit den Männern dieser Bevölkerungsgruppe erreicht wurde. Insgesamt betrachtet ist damit ein Trend hin zu weniger geringer Bildung bei diesen Frauen zu verzeichnen. Betrachtet man auch die Daten für die anderen Bildungsniveaus, sieht man ebenso einen Trend zu weniger mittlerer Bildung, im Gegenzug nimmt höhere Bildung bei den Frauen dieser Bevölkerungsgruppe zu. Bei Männern dieser Bevölkerungsgruppe beträgt der Anteil an Personen mit geringer Bildung seit vielen Jahren konstant um die 20 %.

Die Anteile für Frauen und Männer mit höchstens Pflichtschulabschluss in den anderen Bevölkerungsgruppen lagen allesamt mit leichten Schwankungen rund um 10 %.

Insgesamt wird deutlich, dass der Rückgang des Anteils von Personen mit geringer Bildung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen variiert. Vergleicht man die Zahlen zum Beginn des Monitorings (Periode 2007–2010) mit den Zahlen der letzten Berichtsperiode (2019–2022), ist der Anteil jedoch bei allen Bevölkerungsgruppen bis auf die Gruppe der Personen mit ausländischen Bildungsabschlüssen, die aus der EU/EFTA zugewandert sind, gesunken.

Bildungsstand nach dem Ort des höchsten Bildungsabschlusses

Menschen, die aus Staaten außerhalb Europas zuziehen, haben entweder hohe oder niedrige Bildungsabschlüsse. Ausbildungen wie die Lehre werden in diesen Ländern weit weniger angeboten.

Vergleicht man den Bildungsstand der Bevölkerung in Hinblick auf den Ort des (mitgebrachten) Bildungsabschlusses und berücksichtigt dabei auch laufende Ausbildungen in Österreich, zeigt sich, dass laufende Ausbildungen bei Personen mit Maturaabschlüssen am häufigsten vorkommen und bei Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen aus dem Ausland am geringsten sind (Abb. 3). Dies weist auf das nicht ausgeschöpfte Potenzial, das Bildungsniveau derer, die eine geringe Bildung mitbringen, durch Bildungsmaßnahmen in Österreich zu erhöhen, hin.

Ein wesentlicher Unterschied bei der Zuwanderung aus europäischen Staaten und aus Staaten außerhalb Europas in Hinblick auf die mitgebrachte Ausbildung liegt in der Häufigkeit von mittlerer, beruflich orientierter Ausbildung ohne Matura (Abb. 3). Diese wird außerhalb Europas kaum angeboten, d. h. dieser geringere Anteil mittlerer Bildung ist ein systemisches und damit relativ konstantes Merkmal zugewanderter Menschen aus Drittstaaten.

In Staaten der EU/EFTA gebildete Wiener*innen haben im Durchschnitt mit 52 % öfter höhere Abschlüsse erworben als die in Österreich ausgebildete Bevölkerung mit 40 %. Bei beiden Gruppen befinden sich über 10 % der Personen mit Bildung ab Matura in (Aus)Bildung.

Während sich bei Menschen mit Bildungsabschlüssen aus Ost- und Südosteuropa (ohne Mitgliedstaaten der EU) kein dominantes Ausbildungsniveau abzeichnet, dominiert bei jenen Wiener*innen, die ihren höchsten Bildungsabschluss in der Türkei erworben haben, mit 70 % weiterhin die geringe Ausbildung bis zur Pflichtschule.

Bildungsstand der in Österreich ausgebildeten Bevölkerung

Chart

Tabelle

Österreich EU-Staaten vor 2004&EFTA EU-Staaten seit 2004 Bosnien & Herzegowina SRB, MNE, RKS & MKD Türkei Sonstige Drittstaaten
2007 – 10 10,19 5,62 11,82 10,33 32,54 37,86 11,81
2008 – 11 9,81 4,79 11,51 10,63 31,12 37,79 13,31
2009 – 12 9,6 2,78 9,37 10,1 31,75 34,34 13,43
2010 – 13 9,42 1,14 9,29 10,16 31,12 32,61 14,38
2011 – 14 8,93 1,53 8,97 11,07 29,31 32,03 13,36
2012 – 15 8,81 4,12 9,22 12,35 26,42 32,04 13,76
2013 – 16 8,85 5,75 8,2 12,45 28,18 31,9 14,25
2014 – 17 8,9 4,78 7,41 11,67 30,39 31,37 14,11
2015 – 18 8,19 5,34 7,69 12,03 30,98 27,39 13
2016 – 19 8,21 5,6 9,15 11,55 26,38 26,85 12,91
2017 – 20 8,34 5,54 10,27 11,84 26,39 26,89 14,57
2018 – 21 8,87 5,05 9,42 11 26,16 26,63 17,55
2019 – 22 8,92 4,31 8,89 10,6 24,17 24,17 19,91

Abb. 4a: Entwicklung des Bildungsstands der nicht mehr schulpflichtigen Wiener*innen im erwerbsfähigen Alter, die ihren höchsten Bildungsabschluss in Österreich erworben haben, nach elterlichen Geburtsstaaten (in %), Anteil mit höchstens Pflichtschulabschluss und nicht in (Aus)Bildung.

Chart

Tabelle

Österreich EU-Staaten vor 2004 sowie EFTA EU-Staaten seit 2004 Bosnien & Herzegowina SRB, MNE, RKS & MKD Türkei Sonstige Drittstaaten
2007 – 10 39,68 15,74 30,87 53,76 51,07 37,11 19,26
2008 – 11 38,76 12,61 30,87 49,09 49,95 38,62 15,06
2009 – 12 38,05 13,66 31,54 50,49 47,98 40,35 16,1
2010 – 13 37,58 13,92 30,17 50,48 47,81 42,67 16,65
2011 – 14 36,46 13,07 30,05 45,76 49,4 41,68 17,28
2012 – 15 35,51 10,33 27,8 44,4 50,62 41,75 16,16
2013 – 16 34,7 8,65 27,82 45,14 50,92 42 15,53
2014 – 17 33,98 8,03 25,59 47,85 47,88 42,58 16,96
2015 – 18 32,96 10,49 25,7 44,61 46,54 44,1 18,15
2016 – 19 31,75 10,86 25,28 39,67 47,66 42,15 19,95
2017 – 20 31,6 10,5 24,89 38,44 47,77 41,46 22,25
2018 – 21 31,31 7,43 23,55 39,77 44,68 39,34 24,09
2019 – 22 30,75 7,14 21,78 42,85 43,31 41,9 23,64

Abb. 4b: Entwicklung des Bildungsstands der nicht mehr schulpflichtigen Wiener*innen im erwerbsfähigen Alter, die ihren höchsten Bildungsabschluss in Österreich erworben haben, nach elterlichen Geburtsstaaten (in %), Anteil in oder mit (Aus)Bildung über der Pflichtschule und unter der Matura.

Chart

Tabelle

Österreich EU-Staaten vor 2004 sowie EFTA EU-Staaten seit 2004 Bosnien & Herzegowina SRB, MNE, RKS & MKD Türkei Sonstige Drittstaaten
2007 – 10 50,13 78,64 57,31 35,91 16,39 25,03 68,92
2008 – 11 51,43 82,59 57,63 40,28 18,94 23,59 71,63
2009 – 12 52,35 83,57 59,09 39,41 20,28 25,31 70,48
2010 – 13 53,01 84,94 60,54 39,36 21,07 24,73 68,97
2011 – 14 54,61 85,4 60,98 43,17 21,29 26,29 69,35
2012 – 15 55,68 85,55 62,98 43,25 22,97 26,21 70,08
2013 – 16 56,44 85,61 63,98 42,41 20,9 26,09 70,21
2014 – 17 57,12 87,19 67,01 40,48 21,73 26,05 68,93
2015 – 18 58,85 84,17 66,61 43,36 22,48 28,51 68,84
2016 – 19 60,04 83,54 65,57 48,78 25,95 31 67,14
2017 – 20 60,06 83,96 64,84 49,73 25,85 31,65 63,18
2018 – 21 59,83 87,53 67,04 49,23 29,16 34,03 58,37
2019 – 22 60,33 88,55 69,33 46,55 32,52 33,93 56,46

Abb. 4c: Entwicklung des Bildungsstands der nicht mehr schulpflichtigen Wiener*innen im erwerbsfähigen Alter, die ihren höchsten Bildungsabschluss in Österreich erworben haben, nach elterlichen Geburtsstaaten (in Anteil in oder mit (Aus)Bildung ab der Matura.

Im vorangehenden Abschnitt wurde der Bildungsstand der Wiener Bevölkerung getrennt nach dem Ort des höchsten Bildungsabschlusses dargestellt. Wie sieht es nun konkret bei den Personen aus, die ihre Bildung in Österreich erworben haben? Innerhalb der in Österreich ausgebildeten Wiener Bevölkerung werden deutliche Unterschiede sichtbar, wenn nach den Geburtsstaaten der Eltern differenziert wird.

In den Abbildungen 4a-c wurde die nicht mehr schulpflichtige Bevölkerung, die sich im erwerbsfähigen Alter befindet und ihren höchsten Bildungsabschluss in Österreich erworben hat, in insgesamt sieben Gruppen unterteilt. Die Grundlage für die Unterteilung bilden die Geburtsstaaten der Eltern.

Innerhalb der in Österreich gebildeten Wiener Bevölkerung gibt es deutliche Unterschiede beim Bildungsstand. Insgesamt zeigt sich ein Trend zu höheren Ausbildungen.

Bei der Mehrzahl der Bevölkerungsgruppen Wiens mit in Österreich erworbenen Bildungsabschlüssen ist eine abnehmende Häufigkeit von geringer Bildung ersichtlich. Am deutlichsten war dies bei Personen mit Eltern aus der Türkei und bei der zusammengefassten Gruppe der Personen mit Eltern aus Serbien, Montenegro, dem Kosovo sowie Nordmazedonien der Fall. Dennoch hatten diese beiden Gruppen auch zuletzt die höchsten Anteile an Personen mit geringer Bildung. Bei der Wiener Bevölkerung mit in Österreich erworbenen Bildungsabschlüssen und Eltern aus der Türkei war der Anteil der Personen mit geringer Bildung stets mehr als drei Mal so hoch als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Die einzige Ausnahme ohne Rückgang beim Anteil der Personen mit geringer Bildung stellt die Bevölkerungsgruppe mit in Österreich erworbenem Bildungsabschluss und Eltern aus einem sonstigen Drittstaat dar. Bei dieser Bevölkerungsgruppe hat sich der Anteil an geringer Bildung in den letzten Perioden erhöht. Während er in den Perioden davor im Bereich zwischen 12 und 14 % lag, lag er in der Periode 2017–2020 erstmals bei 15 %, in der Periode 2018–2021 stieg er um weitere drei Prozentpunkte und lag 2019–2022 bei 20 %.

Mittlere berufliche Ausbildungen wie die Lehre oder Abschlüsse von berufsbildenden mittleren Schulen verlieren in Wien an Bedeutung. Bei vier der sieben untersuchten Bevölkerungsgruppen nahm der Anteil bei den in Österreich erworbenen mittleren Ausbildungen ab. Bei Wiener*innen ohne Migrationshintergrund war der Trend auch klar rückläufig und hat sich von 40 % zu Beginn des Integrationsmonitorings (2007–2010) auf zuletzt 31 % verringert.

Bei Personen mit einem Migrationshintergrund aus einem sonstigen Drittstaat, Bosnien und Herzegowina und der Türkei ist jedoch eine leichte Zunahme an mittleren Ausbildungen in den letzten Jahren zu verzeichnen.

Parallel zur Abnahme geringerer und mittlerer Bildung ist ein klarer Trend zu höherer Bildung bei Personen, die ihren Bildungsabschluss in Österreich erwarben, ersichtlich. Bei sechs der sieben Herkunftsgruppen ist seit dem Beginn des Integrationsmonitorings insgesamt ein Trend zur Zunahme von höherer Bildung sichtbar. Die einzige Ausnahme bilden Personen mit Migrationshintergrund aus einem sonstigen Drittstaat. Bei ihnen trat bis 2015 keine Zunahme auf und danach ein Rückgang. Das liegt am relativ hohen und 2015 nochmals gestiegenen Anteil junger Erwachsener am Neuzuzug. Sie können noch keine Hochschulabschlüsse haben.

Der weitaus höchste Anteil an Personen mit höherer Bildung tritt beim Bevölkerungsteil mit Eltern aus den „alten“ Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf (89 %), die mit deutlichem Abstand niedrigsten Anteile bei Personen mit Eltern aus Serbien, Montenegro, dem Kosovo und Nordmazedonien (33 %) sowie bei Personen mit Eltern aus der Türkei (34 %).

Bildungsstand der im Ausland ausgebildeten Bevölkerung

Je kürzer die Zuwanderung zurückliegt, umso öfter haben zugewanderte Wiener*innen eine höhere Ausbildung ab der Matura aus dem Ausland mitgebracht.

Chart

Tabelle

bis Pflichtschule Lehre oder mehrj. BmS ab Matura
Bildung aus dem Ausland, zugezogen zwischen 1956 und 1984 49 21,76 28
Bildung aus dem Ausland, zugezogen zwischen 1985 und 1996 38 28,04 34
Bildung aus dem Ausland, zugezogen zwischen 1997 und 2010 33 24 43
Bildung aus dem Ausland, zugezogen seit 2011 23,55 19 57

Abb. 5: Bildungsstand der Wiener*innen, die sich im erwerbsfähigen Alter befinden und ihre höchste Ausbildung im Ausland abgeschlossen haben, nach Zeitpunkt ihres Zuzugs nach Österreich in der Periode 2019–2022 (in %).

Bei den Wiener*innen, die in den Jahren zwischen 1956 und 1984 nach Österreich zuzogen und ihren höchsten Bildungsabschluss im Ausland machten, ist der Anteil der Personen mit geringen formalen Ausbildungen am höchsten: Rund 49 % dieser Personen haben höchstens einen Pflichtschulabschluss aus dem Ausland mitgebracht. Bei der zwischen 1985 und 1996 zugezogenen Bevölkerung liegt der entsprechende Anteil bei rund 38 % und bei den zwischen 1997 und 2010 eingewanderten Personen bei etwa 33 %. Die seit 2011 nach Abschluss ihrer Bildungskarriere aus dem Ausland zugezogene Bevölkerung hat in der Berichtsperiode 2019–2022 zu etwa 24 % höchstens einen Pflichtschulabschluss erworben (Abb. 5).

Die Anteile der zugewanderten Bevölkerung mit einem Lehrabschluss oder mit einer mehrjährigen berufsbildenden mittleren Schule mit im Ausland beendeter Bildungskarriere liegen zwischen 19 und 28 % und sind damit vergleichsweise niedrig. Dies erklärt sich daraus, dass mittlere berufliche Abschlüsse und ihre Relevanz im Ausbildungswesen eine österreichische Eigenheit darstellen, d.h. im Ausland weniger verbreitet sind.

Je rezenter Menschen nach Wien zugewandert sind, desto öfter haben diejenigen, die dann hiergeblieben sind, Bildungsabschlüsse ab der Matura mitgebracht. Bei der Wiener Bevölkerung, die zwischen 1956 und 1984 nach dem Abschluss ihres Bildungserwerbs nach Österreich zugezogen war und sich nach wie vor im erwerbsfähigen Alter befand, lag der Anteil der Personen mit Ausbildungen ab der Matura bei 28 %. Im Gegensatz dazu lag der Anteil der Personen mit im Ausland erworbener höherer Bildung in der seit dem Jahr 2011 zugezogenen Bevölkerung mit rund 57 % zuletzt weitaus höher als bei allen früher zugewanderten Teilen der Wiener Bevölkerung.

Chart

Tabelle

bis Pflichtschule Lehre oder mehrj. BmS Matura Hochschule
Mittlerweile Bildungsabschluss aus dem Inland, zugezogen ab 2014 26,08 8,62 14,36 50,94
Abschluss aus einem EU15/EFTA-Staat 4,33 10,24 38,89 46,54
Abschluss aus Staat, der ab 2004 der EU beigetreten ist 19,19 21,32 28,43 31,06
Abschluss aus ost-oder südosteuropäischem Drittstaat oder Türkei 14,18 22,58 26,16 37,07
Abschluss aus sonstigem Drittstaat 42,32 7,42 18,86 31,4
Gesamt seit 2014 zugezogen (inkl. Abschlüsse im Inland seit Zuwanderung) 23,17 13,91 24,55 38,37

Abb. 6: Bildungsstand der Wiener*innen, die sich im erwerbsfähigen Alter befinden und seit 2014 zugezogen sind, nach dem Ort des Bildungsabschlusses in der Periode 2019–2022 (in %).

Die Mehrzahl der seit 2014 zugewanderten Wiener*innen hat eine höhere Bildung.

Fokussiert man auf noch rezentere Zuwanderung, nämlich auf die Personen, die ab 2014 nach Österreich gekommen sind, bestätigt sich das Bild, dass der Großteil eine höhere Bildung hat. Insgesamt hatten 63 % der Personen, die ab 2014 zugewandert sind, eine höhere Bildung ab der Matura: 38 % hatten einen Hochschulabschluss, 25 % eine Matura, 14 % eine mittlere Ausbildung und 23 % höchstens einen Pflichtabschluss (Abb. 6).

Betrachtet man den Bildungsstand der seit 2014 Zugezogenen nach Bildungsabschluss, sieht man, dass Personen aus Staaten, die der EU vor 2004 beitraten, und der EFTA am wenigsten geringe Bildung aufweisen. Hingegen ist der Anteil an Personen mit geringer Bildung bei der Gruppe mit ausländischen Bildungsabschlüssen, die aus einem sonstigen Drittstaat zugewandert sind, am höchsten. Doch auch bei dieser Gruppe hat die Hälfte der Personen (50 %) eine höhere Bildung. Es gibt also keinen Mangel an gebildeten Menschen unter den zugewanderten Menschen, sondern vor allem einen geringen Anteil an Personen mit mittlerer Bildung, was, wie bereits oben bemerkt, damit zusammenhängt, dass mittlere Bildung, und hier vor allem die Lehre, in vielen anderen Bildungssystemen außerhalb Österreichs weit weniger üblich ist.

Differenziert man wiederum nach Geschlecht, zeigt sich, dass der Anteil an höherer Bildung bei Frauen größer ist als bei Männern. Einschließlich der in Österreich gemachten Abschlüsse waren es bei den seit 2014 zugezogenen Frauen 41 %, die einen Hochschulabschluss hatten, 28 % hatten einen Maturaabschluss, 10 % einen mittleren Abschluss und 21 % höchstens einen Pflichtschulabschluss. Bei den Männern sind es 36 %, die über einen Hochschulabschluss verfügen, 21 % haben Matura, 17 % mittlere Abschlüsse und 25 % höchstens Pflichtschule.