5. Einordnung der eHealth Strategie der Stadt Wien in nationale und internationale Aktivitäten

5.2 Internationale Standardisierung der medizinischen Informatik

Der elektronische Datenaustausch zwischen Organisationen des Gesundheits- und Sozialwesens setzt eine Einigung über die zu unterstützenden Arbeitsprozesse, die dabei zu übermittelnden Informationen und die exakte Festlegung der Dateninhalte voraus.

Interoperable IKT Systeme sind ein wichtiges Hilfsmittel, um die Prozesse im Gesundheits– und Sozialwesen effizient und ohne Medienbrüche zu unterstützen. Die Frage nach dem „worüber sprechen wir“ lässt sich nur dann einfach und richtig beantworten, wenn alle Beteiligten von demselben Begriff auch mit der identen Bedeutung sprechen. Diese semantische Interoperabilität kann mit internationalen Standards und Profilen erreicht werden, die klare technische Spezifikationen für diese Aufgaben definieren.

International entwickeln zahlreiche Organisationen diese Standards und Profile. In Österreich sind einige der internationalen Organisationen durch nationale Partnerorganisationen aktiv.

Um in Österreich vereinfachten und vollständigen Zugang zu ermöglichen, haben die Österreichischen Partnerorganisationen Austrian Standards Institute, IHE Austria, HL7 Austria, GS1 Austria, und DICOM Austria ein Memorandum of Unterstanding (MoU) eingegangen, und 2019 erneuert. Auf Basis des MoU findet regelmäßig das „Interoperabilitätsforum“ statt, und ermöglicht Anwender*innen und Herstellern standardbasierte Lösungsansätze für konkrete Fragestellungen zu diskutieren und auch im internationalen Kontext zu bearbeiten.

IHE (Integrating the Healthcare Enterprise)

Für die Umsetzung konkreter Anwendungsfälle sind jeweils mehrere Standards notwendig. IHE-Profile fassen vereinfacht dargestellt technische Standards für den jeweiligen Anwendungsfall zusammen und tragen damit aktiv und erfolgreich zur Forcierung von Interoperabilität bei. Die ELGA Architektur wendet zahlreiche IHE-Profile an. Die EU hat 2015 27 Profile der IHE zur Verwendung in öffentlichen Ausschreibungen empfohlen. Aus der anwendungsnahen Vorgehensweise der IHE entstehen vielfach Beiträge zur kollaborativen Entwicklung von Standards. IHE verwendet zum Beispiel Normen der HL7, ISO, CEN, DICOM und des W3C.

Seit 2015 führt die IHE auch Produktzertifizierungen durch. Damit können Hersteller nachweisen, dass die Produkte zu den verwendeten IHE Profilen kompatibel sind. Seit 2019 bietet IHE auch die Möglichkeit, Kompetenz und Wissen mit dem „IHE Certified Professional Program“ (ICP) nachzuweisen. Das „IHE Foundations Exam“ steht als erste Zertifizierungsprüfung zur Verfügung.

HL7 (Health Level Seven)

HL7 definiert seit 1987 Normen für die Medizininformatik zur elektronischen Kommunikation innerhalb und zwischen GDAs. Die Spezifikationen für die elektronische Formatierung und Übertragung von Daten als Dokumente und Nachrichten sind seit Jahrzenten weltweit im Gesundheitswesen im Einsatz. Auch die Definitionen für die elektronischen Befunde in ELGA beruhen auf dem CDA (Clinical Document Architecture) Format der HL7.

Für Österreich stellt die lokale Organisation „HL7 Austria“ zum einen die Einbringung österreichischer Anforderung in die internationale Community und zum anderen die standardkonformen Entwicklungen in der österreichischen eHealth Landschaft sicher.

Austrian Standards International (ASI), K238 – Medizinische Informatik

Im Komitee TC251 des europäischen Normeninstituts CEN und im Komitee TC215 des internationalen Normeninstituts ISO entstehen durch Mitarbeit der nationalen Spiegelgremien eine Vielzahl an Normen zur medizinischen Informatik. Das Komitee 238 im ASI gestaltet diese Normen aus Österreichischer Sicht aktiv mit.

Personal Connected Health Alliance (PCHA), Continua

Mobile Technologien im Gesundheits- und Sozialwesen und Interaktivität etwa durch soziale Medien gewinnen an Bedeutung. Im internationalen Umfeld hat sich vor allem die Personal Connected Health Alliance (PCHA), eine gemeinnützige Industriegruppe bestehend aus Gesundheitsdiensteanbieter*innen und Unternehmen aus der Kommunikations- und Medizintechnik sowie Fitnessbranche, etabliert. PCHA entwickelt gemeinsam mit IHE die Continua Design Guidelines (CDG), für das personalisierte Gesundheitsmanagement. Softwarehersteller können ihre entwickelten Systeme anhand der Leitfäden testen und zertifizieren lassen. Auf Testkonferenzen, genannt Plugfest, testen die Hersteller ihre Produkte gemeinsam und entwickeln so das für die weitere Entwicklung nötige Know-how.