6. Anhang

6.1 Anhang A: Kategorien von eHealth Anwendungen

Die Stadt Wien nutzt folgende Kategorisierung von eHealth Anwendungen

  • Intersektorale patient*innenzentrierte Kommunikation im Gesundheitswesen

  • Kommunikation mit dem Sozialbereich

  • Gesundheitsrelevante Informationen für Bürger*innen

  • Telemedizin und Telemonitoring

  • Gesundheit und Verwaltung

  • Kommunikation mit Versicherungen

  • Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung

Intersektorale patient*innenzentrierte Kommunikation im Gesundheitswesen

Patient*innen werden oftmals von verschiedenen Leistungserbringern des Gesundheitswesens behandelt. Beispielsweise können die Patient*innen vor oder nach einem Krankenhausaufenthalt von Allgemeinmediziner*innen oder Fachärzt*innen im niedergelassenen Bereich, in einem Institut oder in einer Einrichtung der Sozialversicherung behandelt werden, oder es werden radiologische Befunde oder Laborbefunde angefertigt, die für die weitere Behandlung bei einem anderen Leistungserbringer notwendig sind. Um unnötige Verzögerungen bei der Übermittlung von Befunden vor, während oder nach einer Inanspruchnahme von Leistungen von GDAs zu vermeiden, können die für eine Behandlung erforderlichen Informationen elektronisch übermittelt werden. Damit werden nur die Befunde etc. weitergegeben, die Patient*innen ersparen sich Zeit und unnötige Wege.

Kommunikation mit dem Sozialbereich

Um das Ziel der optimalen Patient*innenorientierung und Integration der Krankenbetreuung zu erreichen, ist eine funktionierende Kommunikation an den sogenannten Nahtstellen unerlässlich. Dazu wird laufend an der Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den professionellen Betreuer*innen im Gesundheits- und Sozialbereich, den Patient*innen und deren Angehörigen gearbeitet.

In interdisziplinären und organisationsübergreifenden Anwendungen werden von den Partnerinstitutionen Verbesserungsmaßnahmen geplant, umgesetzt und evaluiert wie zum Beispiel:

  • Integriertes Zuweisungs- und Entlassungsmanagement für „Routine-Patient*innen“

  • Integrierte Krankenbetreuung für Patient*innen zu Hause

  • Diagnosebezogene integrierte Krankenbetreuung

  • Umsetzung des Leitprinzips „Verstärkte Patient*inneneinbeziehung in der Region“

Die Betreuungsleistungen im Sozialbereich in Wien werden durch den Fonds Soziales Wien (FSW) organisiert. Beispielhaft ist hier die mobile Hauskrankenpflege zu nennen, die Betreuungsleistungen durch mobile Gesundheits- und Krankenpflegepersonen anbietet.

Um die herausfordernden Tätigkeiten der im Sozialbereich Tätigen bestmöglich zu unterstützen, hat der FSW einige interessante Anwendungen entwickelt, die der Kommunikation mit und zwischen den Akteuren der sozialen Dienste dienen.

Gesundheitsrelevante Informationen für Bürger*innen

Die Anwendungen sollen einen Beitrag dazu leisten, den Bürger*innen einen einfachen Zugang zu qualitätsgesicherten Informationen zu ermöglichen. Ziel dieses Informationsangebots ist es, dass die Bürger*innen besser über die Systeme des Gesundheits- und Sozialbereichs Bescheid wissen und sich dadurch insgesamt besser in den Systemen zurechtfinden.

Eine wichtige Art des Angebotes stellen dabei öffentliche Gesundheitsportale dar, die unabhängige, qualitätsgesicherte und serviceorientierte Informationen rund um die Themen Gesundheit und Krankheit anbieten sollen. Gesundheitsbezogene Informationen werden auch zunehmend als Servicefunktion in allgemeinen bürger*innenorientierten Medien abgebildet.

Dieses Vorgehen deckt sich auch mit den Plänen der Europäischen Union, in denen durch die „eHealth Literacy“, eine Sammlung von notwendigen Wissen und Fähigkeiten zur produktiven Nutzung von IKT im Gesundheitsbereich als eine Grundkompetenz der Anwender*innen von eHealth Services, erreicht werden soll. Ziel soll es sein, dass im multidisziplinären Feld eHealth alle Beteiligten über ein bestimmtes Grundwissen verfügen. Der Dialog mit den Bürger*innen soll gefördert werden und kann damit auch eine aktive Maßnahme zur Steigerung des Grundverständnisses und damit der Akzeptanz der neuen Technologien darstellen.

Telemedizin und Telemonitoring

Bei „Telemedizin“ werden für Diagnostik und Therapie räumliche oder zeitliche Distanzen zwischen den Patient*innen und den Leistungserbringern unter Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien überwunden. Telemedizin wird in zahlreichen Fachgebieten angewendet und kann ebenso einen Beitrag zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung bieten.

Unter „Telemonitoring“ versteht man die Überwachung von Patient*innen bzw. von Vitalfunktionen durch den Arzt oder das Pflegepersonal über eine räumliche Distanz hinweg. Bei der Patient*innenversorgung lassen sich zwei Bereiche differenzieren

  1. Überwachung physiologischer Parameter (z.B. Blutdruck, Puls und EKG)

  2. Kommunikation zwischen Leistungserbringer und Patient als Teil einer interaktiven Betreuung im Sinne eines Disease- bzw. Case-Managements

Damit ist Telemonitoring eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen medizinischen Behandlung, die die Möglichkeit bietet, schnell und einfach zu diagnostizieren und zu reagieren.

Nutzen von Telemonitoring

  • Stärkung einer autonomen Lebensführung der Patient*innen in ihrem gewohnten sozialen Umfeld

  • Bessere Erfassung von kurzfristigen Schwankungen der Vitalparameter

  • Verminderung des Zeitintervalls zwischen Beschwerdebeginn und Anforderung medizinischer Hilfe

  • Reduktion von Hospitalisierungen bzw. von Routinekontakten (Nachsorge)

  • Senkung der Aufenthaltsdauer in Gesundheitseinrichtungen und der Mortalität

  • Kostendämpfung, vor allem beim Einsatz personeller Ressourcen

Im Bericht der Telegesundheitsdienste-Kommission vom Oktober 2014 werden „Diabetes“ und „Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ als Hauptanwendungsbereiche definiert, in welchen die Implementierung von Telemonitoringanwendungen zu realisieren sein werden. Darauf aufbauende Umsetzungen sind in Planung, z.B. von der CCIV der österreichischen Sozialversicherung. „Telegesundheitsdienste, mHealth, pHealth, Telemedizin“ sind im Bundeszielsteuerungsvertrag 2017-2021 und Landeszielsteuerungs-Übereinkommen für Wien 2017-2021 verankert , .

Gesundheit und Verwaltung

In zahlreichen Abläufen sind neben den Leistungserbringern im Gesundheitswesen auch Ämter und Behörden eingebunden. Geburten und Todesfälle sind dem Standesamt, gewisse infektiöse Krankheiten den Gesundheitsämtern zu melden. Andere Fälle werden von den Amtsärzt*innen begutachtet.

In einem Epidemie-Management-System werden bei einer Pandemie oder Epidemie die Verdachtsfälle und Patient*innen identifiziert und alle notwendigen Maßnahmen unterstützt und dokumentiert. Mit einem elektronischen Impfdokumentationssystem kann ein individuelles Erinnerungsservice ermöglicht werden, ebenso können unnötige Mehrfachimpfungen verhindert werden. Ziel ist es, all diese Abläufe mit Hilfe der Informationstechnologie effizienter zu gestalten und Medienbrüche – darunter versteht man den Wechsel von der elektronischen Verarbeitung zum Papier – zu vermeiden.

Kommunikation mit Versicherungen

Die Versicherungen, insbesondere die Sozialversicherung, nehmen im österreichischen Gesundheitswesen eine bedeutende Rolle ein.

Dieses Kapitel enthält Anwendungen, die die Kommunikation und Datenaustausch zwischen den Bürger*innen und den Versicherungen sowie zwischen den Leistungsanbieter*innen und den Versicherungen unterstützen.

Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung

Gesundheitsförderung und Prävention gewinnen neben Kuration, Rehabilitation und Palliativversorgung zunehmend mehr Bedeutung im Gesundheitssystem und in der Gesundheitsversorgung der Patient*innen sowie der Bevölkerung. Die Ottawa Charta (1986) führte in Österreich u.a. zur Gründung des Netzwerkes „Gesundheitsfördernder Krankenhäuser“ und zur Verankerung von Gesundheitsförderung und Prävention in den Ausbildungen der Gesundheitsberufe. Verbindlich wurde die Gesundheitsförderung durch das Gesundheitsförderungsgesetz aber auch durch das Gesundheitsqualitätsgesetz und die Formulierung von Rahmengesundheitszielen auf Bundesebene.

Die Rahmengesundheitsziele bringen deutlich zum Ausdruck, dass einerseits Umweltfaktoren, Lebensumfeld sowie Rahmenbedingungen und andererseits Lebensstilfaktoren zentrale Ansatzpunkte für den Erhalt und die Förderung von sowohl individueller als auch gesellschaftlicher Gesundheit sind. Diese Aspekte gewinnen vor dem Hintergrund der demographischen und epidemiologischen Entwicklungen (alternde Bevölkerung, immer mehr chronische Krankheiten) auch im Bereich der Krankenbehandlung zunehmend an Stellenwert.

Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess ab, allen Menschen ein höheres Ausmaß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung der Gesundheit zu befähigen.

Prävention zielt darauf ab, eine bestimmte gesundheitliche Schädigung oder Erkrankung durch gezielte Aktivitäten zu verhindern, weniger wahrscheinlich zu machen oder zu verzögern. Je nachdem, in welchem Stadium der Erkrankung eine präventive Maßnahme ansetzt, wird unterschieden in Primärprävention, Sekundärprävention und Tertiärprävention.

Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention weisen in der Praxis viele Überschneidungen auf und ergänzen einander: Eine präventive Perspektive schärft den Blick dafür, auf welche Risiken im Einzelfall geachtet werden sollte. Gesundheitsförderung unterstützt dabei die Ressourcen der Bürger*innen auch als Patient*innen und der Angehörigen und des Umfeldes für diesen Zweck zu mobilisieren.

eHealth Anwendungen, insbesonders auch mHealth Anwendungen werden potentiell als nützlich eingeschätzt, die Umsetzung von bestimmten Gesundheitsförderungs– und präventionsaktivitäten zu unterstützen, z.B. in dem sie zu sportliche Aktivitäten oder zu gesunder Ernährung anregen.