3.2 Zusammenleben und Miteinander stärken
Demokratie findet täglich an verschiedenen Orten Wiens statt. Durch demokratische Prozesse werden Begegnungsräume geschaffen, die Austausch und Vernetzung fördern und eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung unterstützen. Andere Meinungen zu hören ist zentral für ein gutes Miteinander. So wird das Zusammenleben demokratisch ausgehandelt und die Demokratie im Alltag gefördert. Gleichzeitig wird die Selbstwirksamkeit der Menschen erhöht. Sie machen die Erfahrung, dass die eigene Stimme zählt und dass sie Entscheidungen von Stadtpolitik und -verwaltung beeinflussen können.
Darum geht’s!
- Demokratische Prinzipien wie Fairness und Rücksichtnahme überall erlebbar machen.
- Austausch und Vernetzung in verschiedenen Begegnungsräumen ermöglichen, online und offline.
- Klare Spielregeln im Umgang miteinander entwickeln und damit respektvolle Begegnungen ermöglichen.
- Ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen, das nicht nur den sozialen Zusammenhalt stärkt, sondern auch das individuelle und allgemeine Wohl steigert.
Unsere Ziele: Was wir erreichen wollen
Selbstwirksamkeit erleben: Schon im Kindergarten lernen die Jüngsten, ihre Bedürfnisse mitzuteilen und Spielsachen mit anderen zu teilen. In der Schule stehen Diskussionen und Gruppenarbeiten auf dem Lehrplan. Am Arbeitsplatz kommen Kolleg*innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen und arbeiten an einem großen Ganzen. Und in selbstorganisierten und selbstverwalteten Gemeinschaftsräumen (z.B. von Vereinen oder Genossenschaften) kommen Nachbar*innen zusammen und lernen Verantwortung zu übernehmen. So werden die Wiener*innen befähigt, ihre Stärken zu entfalten. Sie erfahren auch in Beteiligungsverfahren, dass die eigene Stimme zählt und dass sie dazu beitragen können, wie sich die Stadt weiterentwickelt. Menschen werden dabei unterstützt, ihre Ideen in die Praxis umzusetzen.
Begegnung ermöglichen: Das eigene Grätzl und das Wohnumfeld bzw. die Nachbarschaft (z.B. im gemeinnützigen Wohnbau und Gemeindebau) werden von den Wiener*innen als bedeutende Orte für Begegnung und für die Mitwirkung in Beteiligungsprojekten genutzt. Öffentliche und halböffentliche Räume sind von zentraler Bedeutung für demokratische Erfahrungen und ein gutes Miteinander. Das sind zum Beispiel Parks, Plätze, Schulen, Sportplätze, Tageszentren, Büchereien, Kulturräume oder Religionsstätten und Begegnungsorte für informelle Netzwerke. Auch bei Begegnungen, die beispielsweise am Arbeitsplatz oder online stattfinden, achten Menschen auf gegenseitigen Respekt, wenn sie ihre Ansichten austauschen.
Zivilgesellschaft stärken: Die Zivilgesellschaft besteht aus selbstständigen, politisch und sozial engagierten Wiener*innen, Vereinen oder NGOs. Niederschwellige und inklusive Begegnungsräume in allen Bezirken ermöglichen es, sich zu treffen, auszutauschen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Bessere Bedingungen und unterstützende Maßnahmen sorgen dafür, dass sich mehr Menschen beruflich oder ehrenamtlich für das demokratische und solidarische Zusammenleben in der Stadt engagieren. Das erfolgt z.B. durch Angebote von Kinderbetreuung und individuelle Aufwandsentschädigungen bei zeit- und beteiligungsintensiven Vorhaben sowie finanzielle Unterstützung von nachbarschaftlichen oder selbstorganisierten Aktivitäten.
Vielfalt leben: Wien ist stolz auf seine historisch verankerte Vielfalt, die gelebte Realität ist und unabhängig von der Herkunft gedacht wird. Es gibt gemeinsame Regeln für ein Zusammenleben in der Stadt, die auf gegenseitigem Respekt und Chancengerechtigkeit basieren. Dazu gehört, dass Menschen, die sich beteiligen, die Bedürfnisse und Perspektiven anderer Wiener*innen wahrnehmen und akzeptieren. Ein sicheres Umfeld ist wichtig, damit sich jede*r einzelne gehört und wertgeschätzt fühlt. Es gibt keine Diskriminierung, die Begegnungen sind respektvoll. So bleiben positive Erfahrungen der Demokratie im Gedächtnis.
Darauf bauen wir auf
Gebietsbetreuung Stadterneuerung (GB*): Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung ist eine seit 50 Jahren etablierte Service-Einrichtung der Stadt Wien, die insgesamt 12 Standorte in Wien betreibt. Die Stadtteilbüros und Stadtteilmanagement-Büros sind nicht nur Anlaufstellen für Fragen und Anliegen der Wiener*innen, sondern auch lebendige Treffpunkte für Austausch, Zusammenleben und Bildung im Stadtteil. Hier können Menschen ihre Ideen für die Stadtentwicklung einbringen, Nachbar*innen kennenlernen und sich gemeinsam für die Gestaltung und das Wohl ihres Grätzls engagieren. Angebote zum Teilen und Tauschen oder die GB* Initiative Garteln ums Eck fördern das zivilgesellschaftliche Engagement und stärken den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Die GB* unterstützt unter anderem Bildungs-, Umwelt- und Begrünungsprojekte, fördert Nachbarschaftsinitiativen und bietet Beratung zu Themen wie Sanierung, Mietrecht und Wohnumfeld an. Die lokale Präsenz der GB* in den Stadtteilen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts.
Verein Lokale Agenda 21 Wien: Der Verein Lokale Agenda 21 Wien stärkt Bürger*innen-Beteiligung und nachhaltige Entwicklung durch enge Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung, Bezirkspolitik und Zivilgesellschaft. In zwölf Wiener Gemeindebezirken gibt es Grätzllabore, die Engagierte dabei unterstützen, ihre Nachbarschaft aktiv mitzugestalten. In einem ko-kreativen Prozess arbeiten Verwaltung, Bezirkspolitik und Bürger*innen zusammen, um nachhaltige Projekte zu verwirklichen. Von Gemeinschaftsgärten bis hin zu innovativen Mobilitätslösungen – die Grätzllabore helfen dabei, Ideen in die Tat umzusetzen. Das wienweite Aktionsprogramm Grätzloase bringt Menschen zusammen und macht den öffentlichen Raum für alle erlebbar. Mit Aktionen und Projekten zu den Schwerpunkten „Grüne Parklets“, „Junge Grätzl“ und „Grätzlleben“ entstehen neue Begegnungsorte, die die Nachbarschaft und den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil stärken.
Wiener Bildungsgrätzl: In den Wiener Bildungsgrätzln arbeiten Schulen mit Kindergärten und weiteren lokalen Bildungs- und Sozialeinrichtungen zusammen, um ein vielseitiges Bildungs-, Freizeit- und Beratungsangebot im Wohnumfeld zu organisieren. Ziel ist, den Bildungserfolg zu erhöhen und so zur Chancengerechtigkeit beizutragen. Die Arbeit im Bildungsgrätzl wirkt positiv auf das Zusammenleben im Stadtteil. Deshalb lautet der gemeinsame Leitsatz: „It takes a Grätzl to raise a child“.
Kulturlabor Gemeindebau: Das Kulturlabor Gemeindebau ist ein Projekt von wohnpartner, dem Nachbarschaftsservice für Gemeindebauten in Wien. Es bildet eine Plattform für kreative Projekte in den Gemeindebauten, um das Wohnumfeld der Bewohner*innen zu Orten der künstlerischen Begegnung und des Austauschs zu machen. So entstehen spannende Kunst- und Kulturprojekte, die gemeinsam von Künstler*innen und Bewohner*innen entwickelt werden, was das Interesse an Kunst und Kultur bei diesen weckt. Dies stärkt ein harmonisches Zusammenleben und eine lebendige Nachbarschaft in den verschiedenen Grätzln Wiens.
Kulturankerzentren: Die Stadt Wien baut mit der Initiative Kulturankerzentren das kulturelle Angebot in den Bezirken aus. Diese Ankerzentren ermöglichen als kulturelle Nahversorger*innen mit ihrem reichhaltigen und multidisziplinären Angebot einen leistbaren Zugang zu Kunst und Kultur. Die Programmaktivitäten werden in Kooperation mit etablierten Kulturinstitutionen sowie durch Mitwirkung der Nachbarschaft erarbeitet, um unterschiedliche kulturelle Hintergründe und soziale Bedürfnisse zu berücksichtigen. Dies befördert eine inklusive, diverse, gerechte und lebendige Kulturlandschaft in den unterschiedlichen Grätzln der Stadt. Auch leistbare Räume für Künstler*innen mit geringem Einkommen gibt es dort. Die Kulturankerzentren sind inzwischen in der Wiener Kulturstrategie 2030 verankert.