4. Stadt der Kultur und des respektvollen Miteinanders

4.3 Wien ist die Stadt der Frauen: Stark, sicher, selbstbewusst und sichtbar!

Einleitung

Frauen sollen sich in Wien wohl und sicher fühlen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. In den vergangenen Jahren wurden wichtige Schritte in Richtung Gleichstellung von Frauen gesetzt. Aber es gibt noch viel zu tun.

Gewalt gegen Frauen, Sexismus und Ungleichbehandlung von Frauen haben in Wien keinen Platz. Gleichstellung, gleiche Chancen, gleichen Lohn: Das wollen wir für die Wienerinnen.

Während der Corona-Krise hat sich gezeigt: Frauen traf und trifft die Doppelbelastung durch Home-Office und Home-Schooling besonders. Einem konservativen Backlash steuern wir entschieden entgegen und grenzen uns hier ganz klar zur Politik der Bundesregierung ab. Bei Gleichstellung der Geschlechter kann es nur Schritte nach vor, und keine zurück geben. Die Corona-Krise darf nicht zu einer Krise der Frauen werden!

Die Fortschrittskoalition setzt Maßnahmen, um Frauen am Arbeitsmarkt auch in der Krise bestmöglich zu unterstützen – etwa mit zusätzlichen Mitteln für die Frauenförderprogramme des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds. Gerade in dieser herausfordernden Zeit ist es wichtig, Frauen bei Aus- und Weiterbildung oder beruflicher Veränderung zu unterstützen. Mit dem Gratis-Kindergarten und der Gratis-Ganztagsschule ist eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich.

Wien hat ein dichtes Gewaltschutznetz. Dieses bietet Frauen in einer Notlage schnelle und unbürokratische Hilfe. Dafür sorgen u.a. der 24-Stunden Frauennotruf sowie die Wiener Frauenhäuser, die auch während der Corona-Krise rund um die Uhr erreichbar sind. Das Frauenzentrum der Stadt Wien hat sich als Anlaufstelle mit kostenloser, anonymer und vertraulicher Beratung etabliert. Vielfältige Beratungseinrichtungen für Frauen und Mädchen bieten Unterstützung in allen Lebenslagen. Städte sind wichtige Akteurinnen in Bezug auf frauen- und gleichstellungspolitische Anliegen. Die neue Stadtregierung ist sich des Einflusses internationaler Frauen- und Gleichstellungsdiskurse auf regionale Entwicklungen und Handlungsspielräume bewusst. Wir handeln daher nicht nur regional, sondern suchen den europäischen und internationalen Austausch. Wiener Best-Practice-Modelle werden von anderen Städten aufgegriffen. Das Ziel ist Gleichstellung.

Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist eine Querschnittsmaterie und betrifft alle Lebensbereiche. Die neue Stadtregierung geht dabei den bewährten Weg weiter: explizite Frauenförderung und Berücksichtigung von Gleichstellung in allen Lebensbereichen und Handlungsfeldern, um verkrustete Geschlechterbilder aufzubrechen und allen ein gleichberechtigtes, faires Leben zu ermöglichen.

Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern muss zur Norm werden: Spezielle Maßnahmen zur Stärkung und Förderung junger Frauen und Mädchen stehen dabei im Vordergrund. Gemeinsames Ziel ist es, Mädchen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie sich alles zutrauen können.

Bei all diesen Themen soll angesetzt – und ein erfolgreiches neues Kapitel für die Frauenpolitik Wiens geschrieben werden.

Daher vereinbaren wir:

Frauen: Arbeit

Frauen sollen in Wien unabhängig, selbstbestimmt und sicher leben können. Ein gerechter Lohn zählt zu den wichtigen Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und für eine faire und gesicherte Pension. In Wien ist die Lohnschere am geringsten. In keinem anderen Bundesland ist die Erwerbsquote von Frauen höher. Damit geben wir uns aber nicht zufrieden. Wir setzen auch in Zukunft auf Maßnahmen, um die Lohnschere weiter zu schließen und Frauen und Männern am Arbeitsmarkt gleiche Chancen zu garantieren.

  • Koppelung von Frauenförderung und Auftragsvergabe: Die Vergabe öffentlicher Aufträge ist ein wichtiger Hebel, um Gleichstellungsmaßnahmen in den Wiener Betrieben zu initiieren. Das Wiener Vorzeige-Pilotprojekt zur Koppelung der Frauenförderung in der Vergabe besteht nunmehr seit zehn Jahren erfolgreich. Derzeit sind neun Magistratsabteilungen beteiligt und die Unternehmen haben das Projekt gut angenommen. Nun gehen wir gemeinsam den nächsten Schritt: Frauenförderung in der Vergabe wird vom Pilot zum Standard. Ziel ist die Ausweitung auf den gesamten Magistrat. Dies wird in regelmäßigen Abständen evaluiert.
  • Frauen in Führung: Die Stadt Wien als Arbeitgeberin ist im Bereich Gleichstellung und Frauenförderung Vorreiterin. Um Frauen bei ihrem Weg in Führungspositionen noch besser zu unterstützen – vor allem in MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – sollen Frauenförderung und Lohntransparenz sowie Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter forciert werden. Ursachen der ungleichen Verteilung von Karenzzeiten, Teilzeit und Telework sollen aufgezeigt und evaluiert werden. Gleichzeitig sollen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgebaut und weiter verbessert werden. Unter anderem ist ein Cross-Mentoring-Programm in der Stadt anzudenken.
  • Weiterer Ausbau der frauenspezifischen Beratung und Weiterbildung in Kooperation mit dem waff - Wiener ArbeitnehmenInnen Förderungsfonds - vor allem in Richtung Zukunftsberufe.
  • Förderung von mehr Väterbeteiligung in der Kinderbetreuung durch Information und Sensibilisierung.

Frauen: Gesundheit

Bei Gesundheit von Frauen und Mädchen geht es um körperliche und psychische Gesundheit. Es geht aber auch um ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit – um Selbstbewusstsein, um positive Körperbilder, um Verhütung, reproduktive Rechte und um das Thema Gewaltschutz. Das Thema Frauengesundheit ist vielfältig und verdient daher besondere Aufmerksamkeit.

  • Frauengesundheitszentrum: Eine zentrale Anlaufstelle für Wienerinnen in gesundheitlichen Belangen soll eingerichtet werden. Die beiden Frauengesundheitszentren FEM in der Klinik Floridsdorf und FEM Süd in der Klinik Favoriten sind Kompetenzzentren für Frauengesundheit und bieten ein dringend notwendiges Angebot für Frauen, mit Schwerpunkt psychosoziale Betreuung und Beratung. Die Dienste werden auch mehrsprachig angeboten. Wir bauen den Bereich Frauengesundheit weiter aus und schließen Lücken. So wird ein Frauengesundheitszentrum mit medizinischem Fachpersonal eingerichtet, das mit fachlicher Beratung/Betreuung als Clearingstelle und Drehscheibe zum niedergelassenen Bereich fungiert. Gender-Medizin-Kompetenz aller Mitarbeiter_innen garantiert, dass genderspezifische Unterschiede der Symptomatik von Krankheiten erkannt und entsprechend behandelt werden können.

Frauen: Gewaltschutz

Gewalt gegen Frauen hat in Wien keinen Platz. Die Stadt Wien hat ein dichtes Gewaltschutznetz eingerichtet. Frauen in einer Notlage erhalten in Wien schnell und unbürokratisch Hilfe. Dafür sorgen etwa der 24-Stunden Frauennotruf und die Wiener Frauenhäuser. Der Großteil an Gewalttaten passiert im persönlichen Umfeld der Betroffenen. Das Wiener Gewaltschutznetz wird weiter ausgebaut und engmaschiger, um Mädchen und Frauen den besten Schutz zu bieten.

  • Einrichtung eines auf Mädchen und junge Frauen ausgerichteten Frauenhauses: Gewaltbetroffene Mädchen und junge Frauen haben besondere Bedürfnisse. Daher unterstützen wir den Verein Wiener Frauenhäuser, ein eigenes Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen einzurichten.
  • Opferschutz bei K.O.-Tropfen: Opfer von K.O.-Mitteln brauchen die Garantie, dass sie auf Wunsch Proben entsprechend gerichtstauglich sichern lassen können. Es soll daher möglich sein, sich kostenlos auf K.O.-Tropfen testen zu lassen.
  • Opferschutz-Forensik: Als Ergänzung zu den bestehenden Opferschutzgruppen in den Spitälern braucht es die Einrichtung eines mobilen Forensik-Teams, das zeitnah und unabhängig von einer polizeilichen Anzeige tätig wird. Die Versorgung soll rund um die Uhr garantiert und in den öffentlichen Spitälern verfügbar sein. Die Forensik soll eng mit den Gewaltschutzeinrichtungen wie den Wiener Frauenhäusern und dem 24-Stunden-Frauennotruf zusammenarbeiten und körperliche Untersuchungen durchführen, Verletzungen schriftlich und fotografisch dokumentieren, Beweismittel und Spuren sichern und aufbewahren sowie trauma-therapeutische Angebote integrieren.
  • Bundesländerübergreifende Frauenhausplätze: Für Frauen, die Hochrisiko-Gewaltopfer sind, braucht es bundesländerübergreifende Kooperation, um sie bestmöglich zu schützen. Kooperationsmöglichkeiten von Frauenhäusern über die Bundesländergrenzen hinweg sind daher notwendig. Die Kosten dafür müssen langfristig vom Bund getragen werden.

Frauen: Themenbereich Mädchen

Es ist wichtig, das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken und ihnen Mut zu machen. Es ist wesentlich, die Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung von Mädchen und Burschen bereits in Kindergarten und Schule im Blick zu haben. Mädchen sollen Einblick in verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe bekommen und wissen, welche Chancen ihnen am Arbeitsmarkt offenstehen. Es ist von zentraler Bedeutung, Maßnahmen zu setzen, um überholte Rollenbilder aufzubrechen, Mädchen zu stärken und Vorbilder sichtbar zu machen. Sexismus, Mobbing und Hass im Netz haben in Wien keinen Platz. Mädchen sollen sich in unserer Stadt sicher und wohl fühlen.

  • Ausbau Projekt „Respekt – Gemeinsam stärker“: Um Mädchen zu stärken, gibt es an Wiener Schulen das Projekt „Respekt – Gemeinsam stärker“. Jeder Wiener Teenager – egal ob Mädchen oder Bursch – soll über Mädchenrechte Bescheid wissen. „Respekt - Gemeinsam stärker“ soll daher fortgeführt werden. Nach der bereits initiierten Evaluierungsphase soll das Programm ein fixer Bestandteil der Jugend- und Mädchenarbeit sowie im Schulalltag werden.

Mädchen im Sport fördern: Gerade auch im Bereich des Sports zementieren sich Klischees von Mädchen und Burschen gesellschaftlich ein und wirken dementsprechend nach. Immer noch bekommen Mädchen und junge Frauen vermittelt, dass manche Sportarten nicht für sie geeignet wären. Dem wollen wir auch in Zukunft entgegenwirken, in dem wir das passende Angebot in den Schulen sowie in den Vereinen schaffen. Zudem sind Mädchen und Frauen in den Entscheidungs- und Führungspositionen der Sportvereine und -verbände noch immer unter- repräsentiert, obgleich sie einen unschätzbar wichtigen Beitrag für die sportlichen Erfolge von Athlet_innen, aber auch für das breiten- und gesundheitssportliche Gemeinwohl leisten. So werden wir Frauen- und Mädchensport auch weiterhin unsere besondere Aufmerksamkeit schenken und Sportangebote gleichberechtigt anbieten bzw. sichtbar machen.

  • Förderung von Mädchen in MINT-Fächern: Mädchen sollen darin bestärkt werden, sich bei der Berufswahl nicht von klischeehaften Geschlechtervorstellungen einschränken zu lassen, sondern ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten zu folgen. Besonders in MINT- Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind Frauen bisher noch unterrepräsentiert. Es braucht daher weibliche Vorbilder, das Stärken von Mädchen bereits im Elementarpädagogik- und Volksschulbereich sowie Informationen zu verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Bisher erfolgreiche Initiativen der Stadt Wien wie der Töchtertag oder der Hedy-Lamarr-Preis sollen weitergeführt werden.
  • Raum für Mädchen: Freizeitangebote für Jugendliche wie Jugendzentren sollen Mädchen und Burschen gleichermaßen ansprechen. Die Wiener Jugendzentren sollen in ihrer Arbeit verstärkt auf Mädchenschwerpunkte und Mädchenarbeit setzen, wie zum Beispiel die Schaffung eines weiteren Mädchencafés.

Frauen: Fokus auf:

  • Alleinerziehende: Die Zahl der Alleinerziehenden in Österreich – und auch in Wien – ist in den letzten Jahren gestiegen. Aktuell gibt es etwa 80.000 Alleinerziehende in Wien, der überwiegende Teil sind Frauen. Sie stehen vor großen Herausforderungen. Neben Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung ist diese Gruppe verstärkt armutsgefährdet. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe, Alleinerziehende dort zu unterstützen, wo es möglich ist. Mit der Einführung des Wohnbedarfsgrunds „Alleinerziehend“ erhalten die Betroffenen in Wien deutlich leichter Zugang zum Gemeindebau und zu geförderten Wohnungen. Darüber hinaus braucht es seitens des Bundes endlich eine Unterhaltsgarantie, die Alleinerziehenden und ihren Kindern ein Leben ohne Angst vor Armut ermöglicht. In den Service-Angeboten der Stadt, etwa im Frauenzentrum, wird ein besonderer Fokus auf die Interessen und Bedürfnisse von Alleinerziehenden gelegt. Auch der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds bietet umfassende Beratung und Betreuung bei Arbeitssuche, Weiterbildung und Wiedereinstieg nach einer Karenz. Es gibt in Wien ein sehr gutes Angebot an ganztägigen Krippen- und Kinderbetreuungsplätzen sowie die Gratis-Ganztagsschule und Ferienbetreuung – all das wird auch in den kommenden Jahren weitergeführt bzw. ausgebaut.
  • Beste Beratung für Wienerinnen: Seit 2019 besteht ein eigenes Frauenzentrum der Stadt Wien als zentrale Beratungs- und Drehscheibe für Wienerinnen. Juristinnen, Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen unterstützen Frauen in allen Fragestellungen, die sie betreffen. Die Angebote des Frauenzentrums sollen weiter ausgebaut werden, um Frauen, vor allem Alleinerziehende, noch besser zu unterstützen.
  • Wien für alle Generationen: Frauen in verschiedenen Lebensphasen haben verschiedene Bedürfnisse und Themen, die sie bewegen. Die Fortschrittskoalition nimmt sich dieser Themen an und richtet einen besonderen Fokus auf die Bedürfnisse älterer Frauen: dazu gehört der Kampf gegen Altersarmut, die besonders Frauen trifft.