4. Stadt der Kultur und des respektvollen Miteinanders

4.1 Kunst und Kultur: Kulturmetropole Wien

Einleitung

Wien ist eine Stadt, deren reiche und lange Tradition in Kunst, Kultur und Wissenschaft begeistert und die Basis für eine lebendige und demokratische Gesellschaft der Zukunft sichert. Kunst und Kultur schaffen soziale Räume, die für die Gesamtheit und Vielfalt der Bevölkerung offen sein müssen. Sie wirken identitätsstiftend und sind oftmals Ausgangspunkt und Verstärker wichtiger gesellschaftlicher Diskussionen.

Wien arbeitet permanent daran, die vielfältige Kulturlandschaft weiterzuentwickeln und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dieser Blick umfasst auch die vielen Menschen, die in Kunst, Kultur und im Feld der Wissenschaft in unserer Stadt arbeiten. Sie schaffen sowohl einen gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Mehrwert, von dem die Gemeinschaft immens profitiert. Sie sind unabkömmlich für attraktiven Tourismus, hohe Lebensqualität und lebendigen gesellschaftlichen Dialog.

Gute Rahmenbedingungen haben daher für künstlerische Arbeit oberste Priorität. Eine vielfältige, lebendige, moderne, innovative und unabhängige Kunst- und Kulturszene braucht geeignete Mittel und Räume, um sich entfalten zu können. Faire Bezahlung und Raum für künstlerische Arbeit sind dafür maßgeblich.

Die Stadt Wien hat bereits einen intensiven Dialog mit Stakeholdern aus unterschiedlichen künstlerischen Feldern initiiert, um Richtlinien für Honorare zu erarbeiten, die den Kunstschaffenden als Orientierung dienen können. Ziel ist es, hier mittelfristig ein Bewusstsein für den Wert künstlerischer Arbeit zu schaffen und Dumpinglöhne zu verhindern.

Stipendien, Residencies und mehrjährige Förderungen schwächen den direkten Verwertungsdruck und ermöglichen eine längerfristige Entwicklung von Ideen, Kooperationen und sichern somit Qualität.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil kulturpolitischer Strategie ist die Schaffung von Räumen, die den spezifischen Anforderungen der unterschiedlichsten künstlerischen Sparten genügen. Neue Räume für Kunst und Kultur in einer wachsenden Stadt, Zwischen- und Nachnutzungen von Bestandsgebäuden sichern Arbeitsbedingungen ab und sorgen gleichzeitig für eine Durchdringung des Stadtgebietes. Mit dem weiteren Ausbau von Ankerzentren bzw. der Schaffung von Kultur-Clustern werden kulturelle Verdichtungen jenseits des Zentrums geschaffen, damit alle Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit haben, ein zeitgemäßes, hervorragendes Kulturangebot in ihrer Wohnumgebung vorzufinden.

Um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, braucht es den Brückenschlag von kulturellen Akteur_innen zu einem stets neu zu findenden Publikum. Daher kommt kreativen Konzepten der Kulturvermittlung ein besonderer Stellenwert zu. Besonders Kinder und Jugendliche sollen möglichst früh mit Kunst und Kultur in Kontakt kommen, um den Raum der Kunst als Raum der persönlichen Entfaltung zu begreifen. Mit der Errichtung von Zweigstellen des Kindermuseums ZOOM und des Theaterhauses für junge Menschen, Dschungel, werden zwei neue Standbeine der Kinder- und Jugendkultur in Wien aufgebaut.

Die Leitprinzipien von Transparenz und Klarheit werden ausgeweitet: Förderrichtlinien geben klare Rahmen für Kulturschaffende vor, die Kulturberichte dokumentieren die Vergaben im Detail. Die Fortschrittskoalition senkt damit die Zugangsschwellen zur Kulturförderung und sorgt für eine nachvollziehbare Darstellung der Ausgaben.

Kunst und Kultur tragen maßgeblich zur Lebensqualität, Zufriedenheit und zum Wohlergehen jeder und jedes Einzelnen bei: Die Verfügbarkeit des Kulturangebots, aber noch mehr seine Qualität und Diversität können als Maßstab für eine stabile, aufgeklärte und differenzierte Gesellschaft gesehen werden. Partizipation spielt dabei eine große Rolle. Als demokratische Grundhaltung ist sie ein Wert, der alle Lebensbereiche tangiert, eben auch die Kultur. Daher kann das Ziel nur sein, so vielen Menschen wie möglich die Partizipation am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen. Neben dem Ausbau und der Weiterentwicklung der gesamten Kulturlandschaft arbeitet eine innovative soziale Kulturpolitik, gerade auch in Krisenzeiten, kontinuierlich an der weiteren Öffnung, Zugänglichkeit und Niederschwelligkeit von Kultur.

Die Corona-Krise hat die Verletzlichkeit des Kulturbetriebs deutlich gemacht: Prekarisierung, permanenter Produktionsdruck und geringe finanzielle Reserven auf institutioneller wie individueller Ebene. Veranstaltungs- und Besuchsverbote sowie die Reduktion der Publikumszahlen haben die Verwundbarkeit des Feldes vor Augen geführt und die Notwendigkeit von Maßnahmen unterstrichen, die nachhaltige Absicherungen bedeuten. Dazu gehören Löhne, die einen Lebensunterhalt ermöglichen, Anstellungsverhältnisse, die Versicherungsleistungen gewährleisten, gesunde Betriebe und zeitgemäße Infrastrukturen, vor allem adäquate digitale Ausstattungen.

Die Pandemie hat mit Eintreten des ersten Lockdowns im März 2020 tiefe Spuren im Wiener Kulturleben hinterlassen und für eine tiefgreifende Destabilisierung gesorgt. Um unwiederbringliche Verluste zu verhindern und das stille Sterben von Institutionen abzuwenden, braucht es Überbrückungshilfen und Förderungen, damit Wien auch weiterhin Kulturstadt bleibt. Maßnahmenpakete wie die Aufrechterhaltung der Kultursubventionen, Arbeitsstipendien für Einzelkünstler_innen, erstmals Zuschüsse auch für normalerweise wirtschaftlich stabile Kulturbetriebe oder die Ausrichtung des Wiener Kultursommers 2020 haben dafür gesorgt, dass die Szenen weiterhin bestehen. Je nach Erfordernissen werden diese Maßnahmen in Ergänzung zu denen des Bundes fortgeführt, insbesondere die Beibehaltung einer kontinuierlichen Förderpraxis.

Folgende Massnahmen sind daher geplant:

Soziale Absicherung und Resilienz in der Kunst erhöhen

Wien ist eine Stadt der Kunstschaffenden. Deshalb ist sicher zu stellen, dass künstlerische Arbeit nicht ins Prekariat führt. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass unsichere Arbeitsverhältnisse schnell zu existenziellen Notlagen führen können. Es geht nun vor allen Dingen darum, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und resilienter gegen Krisen zu machen durch eine bessere Entlohnung, durch angemessene Förderungen und durch Unterstützung von Infrastruktur.

  • Fair-Pay: Der Kulturbereich ist von prekären Arbeitsbedingungen, niedrigen Honoraren, geringen Löhnen, befristeten (Werk-)Verträgen und massiven Lücken im Versicherungsschutz geprägt. Mit gezielten Fair-Pay-Maßnahmen werden gerechte und angemessene Bezahlung, faire und transparente Strukturen sowie das Zusammenspiel von institutionellem und freiem Arbeiten verbessert. Konkrete Vorhaben sind die weitere Erarbeitung von Richtlinien für Honoraruntergrenzen für unterschiedlichste kulturelle Bereiche in Kooperation mit den Interessenvertretungen. Weiters initiiert die Fortschrittskoalition die Ausdehnung kollektivvertraglicher Vereinbarungen auf stadtnahe Institutionen. Eine sozialwissenschaftliche Evaluierung der gesetzten Maßnahmen wird deren Wirksamkeit und identifiziert weitere Handlungsfelder erheben.Außerdem fordern wir vom Bundesgesetzgeber, das Arbeits-, Steuer und Sozialversicherungsrecht mit modernen, an die Arbeitsrealität der freischaffenden Künstler_innen angepassten Modellen auszurichten.. Ziel ist es, vor Altersarmut zu schützen und zeitgemäße Arbeitsformen zu ermöglichen.
  • Strukturreform der Wiener Großbühnen: Die drei städtischen Theaterhäuser Theater in der Josefstadt, Volkstheater und Theater der Jugend sind ein wichtiges historisches Fundament der darstellenden Kunst in Wien. Um sie resilient, konkurrenzfähig und technisch zeitgemäß in das digitale 21. Jahrhundert zu führen, wird der begonnene Reformprozess weitergeführt. Konkrete Maßnahmen sind u.a. Sanierungen, technische Modernisierungen, Erhöhungen der Basisförderungen und zeitgemäße Kollektivverträge.
  • Förderung von starken, international agierenden freischaffenden Ensembles: Wien hat eine international erfolgreiche, zeitgenössische und vielfältige Kulturszene. Die Fortschrittskoalition unterstützt die Stadt Wien in der Rolle als europäische Kulturdrehscheibe für exzellentes Kunstschaffen am internationalen Markt. Gemeinsame Ziele sind der Ausbau der Förderung für freischaffende Ensembles, die Erzeugung von mehr Sichtbarkeit und von verbesserten Arbeits- und Präsentationsflächen sowie von innovativen Vernetzungsangeboten.
  • Ausbau von Ankerzentren als Basis für kulturelle Nahversorgung: Wien als wachsende Metropole bezieht die Faktoren Kunst und Kultur in die starke Dynamik der Veränderungsprozesse im Leben der Stadt mit ein. Die Fortschrittskoalition unterstützt die hervorragende Arbeit der lokalen Vereine, Initiativen und der Freien Szene in allen Bezirken und versucht, sowohl bestehendes Programm, aber auch neue Kooperationen mit Partizipation von Bürger_innen vor Ort, Künstler_innen und Kulturinstitutionen zu fördern. Mit den Mitteln der Kunst entstehen neue soziale Räume, die als „Anker“ in den Bezirken Andockstellen für Neues und für das Weiterdenken von Bestehendem sein sollen.
  • Mehrjährige Förderungen geben Sicherheit, ermöglichen längerfristige Planungen, erhöhen den Handlungsspielraum von Kulturschaffenden und reduzieren den Verwaltungsaufwand. Zur Verbesserung von Resilienz ist es sinnvoll, längerfristiges Fördern, wie es der Theaterbereich modellhaft bereits vorführt, auf andere Genres zu übertragen bzw. spartenspezifisch anzupassen, um die Vorteile sinnvoller Planungsphasen zu nutzen. Regelmäßige Valorisierungen werden nach Maßgabe des städtischen Budgets angestrebt.

Exzellente Arbeitsbedingungen in der Stadt sichern

Ein bedeutender Anteil von künstlerischer Arbeit sind Organisation, Planung und Vermittlung. Um den Kunstschaffenden in Wien eine bessere Konzentration auf die inhaltliche Arbeit zu ermöglichen, werden Angebote geschaffen, die die Rahmenbedingungen für künstlerische Arbeitsweisen und -prozesse unterstützen. Exzellenz entsteht durch Fokussierung auf das Wesentliche.

Wien hat ähnlich wie andere europäische Metropolen eine Konzentration von Kunst- und Kulturinstitutionen im Stadtzentrum. In vielen Einzelaktivitäten in den äußeren Bezirken wird jedoch zunehmend sichtbar, dass es eine stadtnahe Schnittstelle mit spezifisch produktionstechnischem Know-how sowie Wissen um treffsichere Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit braucht, die hier prüfend, servicierend, aber auch selbstständig organisierend tätig werden kann.

  • Ein „P.U.K. - Produktionsbüro für urbane Kulturarbeit“ schafft die Möglichkeit, als Motor urbane Strategien zu steuern und Kunst und Kultur bis an die Grenzen der Stadt zu vermitteln. Das Leistungsspektrum umfasst die Unterstützung junger und innovativer Projekte in der Stadt bei der Umsetzung, die Leitung von spartenübergreifenden Großprojekten und eine bessere Sichtbarmachung dieser Projekte durch Vernetzung mit den Playern vor Ort. Darüber hinaus ist hier eine Expertise für innovative Kunst- und Kulturvermittlung verankert, um mit unterschiedlichsten kulturellen Akteur_innen mit zeitgenössischen Konzepten gezielt Publikum zu involvieren und somit Kunst und Kultur spürbar in den gesamten Stadtraum zu bringen.
  • Ein neues Programm an Stipendien ermöglicht es, Kunstschaffenden aller Sparten, Projekte profund vorzubereiten, zu recherchieren und Ideen auch reifen zu lassen. Stipendien für einen abgesicherten Arbeitsmodus geben jungen wie etablierten Künstler_innen Zeit, abseits des direkten Produktionsdrucks zu arbeiten. Damit wird eine Kulturpolitik fortgesetzt, die um die prozesshafte Entwicklung von künstlerischer Arbeit weiß und diese auch als förderungswürdig begreift.
  • Die Schnittstelle zwischen Ausbildung und Berufsleben ist jener Moment, an dem zahlreiche gut ausgebildete Nachwuchskünstler_innen das Feld verlassen. Um dem entgegenzuwirken, legen wir besonderes Augenmerk auf die Phase des Berufseintritts: Kunstschaffende, die sich am Beginn ihrer Karriere befinden, werden durch spartenspezifische Mentoringprojekte in das Berufsfeld begleitet.

Räume

Hervorragende Kunst braucht ebensolche Strukturen. Wien ist stark in seiner aus der Tradition gewachsenen kulturellen Infrastruktur, die sich vor allem im innerstädtischen Raum konzentriert. Um aber den Erfordernissen einer sich dynamisch entwickelnden vielfältigen Kulturlandschaft in einer wachsenden Stadt gerecht zu werden, braucht es zeitgemäße neue Zielsetzungen. Günstige und gut ausgestattete Proberäume, großzügige Ateliers, aber auch Veranstaltungsräume für Aufführungen jenseits des Zentrums werden zunehmend rar und kaum leistbar. Daher muss eine zeitgenössische Kulturpolitik diese Entwicklung im Blick haben und im Dialog mit den kulturellen Akteur_innen Strategien für die Zukunft entwickeln. Das bedeutet eine fachübergreifende Zusammenarbeit mit allen Ressorts, die mit der Entwicklung der Stadt zu tun haben. Kulturpolitik wird Teil der Stadtentwicklung. Hier reicht der Bogen vom findigen Nutzen von Leerstand für temporäre oder auch längerfristige Verwendung, über den Ausbau von Vorhandenem, die Schaffung von Synergien und neuen Nachbarschaften, bis hin zu neuen architektonischen Setzungen für Kultur. Von besonderem Interesse ist die Entwicklung von gut ausgestatteten hybriden, multifunktionalen Raumkonzepten, die sowohl Kunstschaffenden als auch umliegenden Bewohner_innen und Vereinen zur gemeinschaftlichen Nutzung offen stehen.

Für die Freie Szene ist es besonders schwierig, Räume für Produktionen zu finden. Die zukünftige Ansiedlung des brut in St. Marx hat den Vorteil eines eigenständigen Hauses für die Freie Szene mit Studios und Proberäumen.

In jedem Fall werden wir in den kommenden Jahren ebenfalls daran arbeiten, weitere Probenbzw. Aufführungsorte für die Freie Szene zu entwickeln. Hier sind Synergien mit Vorhandenem denkbar, ebenso wie eine intensive Kooperation mit den Ankerzentren vorgesehen ist. Damit werden Möglichkeiten eröffnet, die hervorragenden, von der Stadt unterstützten Produktionen in ganz Wien zu zeigen. Die Effizienz der Förderungen wird erhöht, die Kunstschaffenden erhalten zusätzliche Aufführungsmöglichkeiten und dem Publikum wird die zeitgenössische Kunstproduktion vor Ort nahegebracht.

  • Theaterstandorte werden saniert und weiterentwickelt. Notwendige Instandsetzungen, aber auch technische Erneuerungen und Digitalisierung werden die Bühnenlandschaft in den nächsten Jahren erfassen. Wir sind gefordert, diese Schritte in ein neues Bühnenzeitalter mitzugehen, interdisziplinär und weniger spartenorientiert zu denken und die Digitalisierung auch für alle Kulturbereiche mitzudenken.
  • In der Musikmetropole Wien hat sich in den letzten Jahren eine unglaublich aufgefächerte, zeitgenössische Club- und Musikkultur entwickelt, die ein hochkomplexes Netz aus unterschiedlichen Musikstilen hervorgebracht hat. Für diese junge, innovative Szene braucht es für ein kommunizierendes, modernes Miteinander sowohl neue Strukturen und Auftrittsmöglichkeiten als auch Synergien mit bestehenden Konzerthäusern und Musikzentren.
  • Wer Musik von exzellenter Qualität produziert, braucht auch die nötigen Arbeitsmittel, um dies zu tun. Ein Infrastrukturtopf für notwendige Investitionen und Anschaffungen für Musikschaffende soll dazu dienen, die Produktionen aus Wien auch weiterhin im internationalen Spitzenfeld positionieren zu können.
  • Die Clubkultur ist eine Säule des Musikschaffens dieser Stadt, die weit in den internationalen Raum strahlt und Wien für ein junges Publikum attraktiv macht. Eine unabhängige Vienna Club Commission unterstützt die Wiener Clubkultur, indem sie als Vermittlerin zwischen Clubs, Veranstalter_innen, Verwaltung und Anrainer_innen agiert. Als Kompetenzstelle stellt sie ihr Wissen zur Verfügung und trägt zu einer vitalen und vielfältigen Clubkultur bei, die als Teil des Wiener Kulturlebens geschätzt wird. 2019 wurde ein Pilotprojekt zur Evaluierung einer Vienna Club Commission in Wien ins Leben gerufen. Wir werden dieses evaluieren und auf Basis der Erkenntnisse im Jahr 2021 eine Vienna Club Commission neu aufsetzen und ausschreiben.
  • Die Fortschrittskoalition respektiert und schätzt das kulturelle Erbe Wiens und entwickelt es gleichzeitig weiter. Durch den Einzug der Central European University auf dem Otto-Wagner-Areal eröffnen sich neue spannende Möglichkeiten. Mit der Einrichtung eines Atelierhauses mit internationalen Residencies der Stadt Wien für bildende Künstler_innen am selben Standort entsteht ein lebendiges neues Zentrum für die Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft. Das Atelierhaus fügt dem Wissenschafts- und Erinnerungsareal am Steinhof eine wesentliche Facette bei – die der künstlerischen Auseinandersetzung vor Ort.

Nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft für eine sichere Zukunft

Die Stadt entwickelt sich und neue Projekte bieten einen Stimulus für die Weiterentwicklung, damit Wien auch weiterhin seinem Ruf als international strahlender Kulturmetropole gerecht bleibt. Neue Orte schaffen Raum für neue Ideen, Nachhaltigkeit und Klimabewusstsein setzen sich durch, mehrsprachige Angebote sprechen eine diverse Gesellschaft an. Nachhaltigkeit in der Kulturpolitik erfordert das strategische Entwickeln von konkreten Maßnahmen: das Auffinden von Synergien, die Nachnutzung und die Transformation von Gebäuden sowie nachhaltige, klimabewusste Formen der Produktion.

  • Klimagerechte Kulturpolitik kann einen wesentlichen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten. Respektvolles Miteinander beinhaltet deshalb auch den respektvollen Umgang mit Umwelt und Natur. Konkrete ökologische Handlungsvorschläge, gezielte Initiativen und Maßnahmen - wie z.B. die klimagerechte Ausgestaltung von kultureller Infrastruktur und ressourcenschonende Veranstaltungen - tragen zu mehr Nachhaltigkeit im Kulturbereich bei.
  • Das KunstHausWien, das als erstes Museum Österreichs mit dem Umweltzeichen zertifiziert wurde, dient Museen, aber auch anderen Kulturbetrieben in Wien als Best Practice: sichtbare und unsichtbare Prozesse können nach höchstmöglichen ökologischen Standards durchgeführt werden.
  • Auch die Filmproduktion in Wien muss ressourcenschonend und nachhaltig möglich sein. Dafür werden Förderungen an klimarelevante Anforderungen angepasst und damit Rahmenbedingungen wie auch Richtlinien für green producing geschaffen.
  • Neben der ökologischen Nachhaltigkeit ist es uns ein besonderes Anliegen, auch gesellschaftspolitisch nachhaltig zu arbeiten. Das bedeutet, die Diversität und Vielfalt der in der Stadt lebenden Bevölkerung als Besonderheit und Reichtum einer Metropole und als Herausforderung für kulturelle Arbeit zu begrüßen. Hier spielen neue, inklusive Konzepte von Kulturvermittlung eine besondere Rolle. Diversität ist ein Asset: Gender, Herkunft, Alter, berufliche Qualifikation, Bildung, sexuelle Orientierung, Nationalität etc. Die Identitätspolitiken sind vielschichtig. Das, was uns ausmacht, ist von verschiedensten Faktoren geprägt, die auch – je nach Lebenssituation – unterschiedlich dominant sind. Diese diversen Lebensentwürfe sollen in Freiheit gelebt und entfaltet werden können. Wien ist ein Ort der Vielfalt und nicht der Einfalt.
  • Kultur spielt eine zentrale Rolle dabei, Städte inklusiv, sicher und widerstandsfähig zu machen. Die Vielfalt der Stadtgesellschaft muss sich dafür auch in allen Kunst- und Kulturbereichen widerspiegeln. Wir wollen einen Ausbau von mehrsprachigen Angeboten und Maßnahmen, die Vielfalt im Publikum und auf der Bühne ermöglichen.

Kinder sollen frühzeitig mit Kunst und Kultur in Berührung kommen, damit sie die Erfahrung machen können, wie sehr wir als Menschen Kultur zur Entfaltung der Persönlichkeit, zur Entwicklung von Empathie und für ein soziales Miteinander brauchen. Deswegen unterstützen wir im Besonderen Initiativen aller Institutionen, die mit innovativen und inklusiven Konzepten junge Menschen erreichen.

  • Das ZOOM Kindermuseum braucht mehr Platz. Die vielfältigen Programmschienen begeistern und finden so großen Anklang, dass es Zeit für einen nächsten Schritt wird. Mit einem ZOOM mobil sollen neue Standorte in ganz Wien erprobt und Programme getestet werden. Die Errichtung eines zweiten Standorts ZOOM II in einem bevölkerungsstarken Bezirk ist für eine flächendeckende Versorgung der Wiener Kinder mit einem kulturellen Angebot von großer Bedeutung.
  • Um das Recht auf Teilhabe am kulturellen und künstlerischen Leben für alle Kinder und Jugendliche sicherzustellen, bedarf es des gezielten Ausbaus von Angeboten auch am Rande der Stadt. Mit einem zusätzlichen Standort des Kinder- und Jugendtheaters Dschungel soll nördlich der Donau in einem kinderreichen Bezirk eine weitere Einrichtung diesen Anspruch sicherstellen. Damit sollen komplexe Themen der Gesellschaft sowie zeitgenössischer Kunst altersgerecht aufbereitet und zugänglich vermittelt werden. Wer heute junge Menschen mit den Mitteln der Kunst begeistert, gewinnt das Publikum und neue Künstler_innen von morgen.
  • Neue Nutzungen bestehender architektonischer Landmarks erfüllen diese mit neuem Leben und schaffen neue Zusammenhänge an bekannten Orten. Die neue Stadtregierung nimmt sich des kulturellen Erbes des 20. Jahrhunderts an und führt es behutsam in die Zukunft.

Kunst und Kultur für die Stadt im 21. Jahrhundert

Digitalisierung ist Teil von Kunst und Kultur und spielt besonders in der Vermittlung eine zentrale Rolle. Mit gezielten Projekten wird dieser Aspekt weiter ausgebaut. Gemeinsam mit den Stakeholdern der jeweiligen Bereiche werden Programmstrategien für eine künftige Stadtgesellschaft entwickelt.

  • Wir testen Innovation vor Ort. Wer seine Wege umweltschonend zu Fuß, per Rad oder den Öffis zurücklegt, wird mit einem virtuellen Kultur-Token, gesammelt in einer App, belohnt. Diese Tokens können gegen Tickets namhafter Kulturinstitutionen eingetauscht werden. Nach Abschluss der Testphase soll dieser als Wien-Token für alle Wienerinnen und Wiener online zur Verfügung stehen.
  • Wir stehen zum Umbau des Wien Museums, das derzeit zu einem modernen europäischen Stadtmuseum umgebaut wird. Dort wird nicht nur die Sammlung der Stadt, die größte Kunstsammlung Wiens, sondern auch die Stadtgeschichte künftig in einer völlig neuen Art präsentiert.
  • Die Wiener Bezirksmuseen leisten einen wichtigen Beitrag als identitätsstiftende Institutionen für die Menschen in ihrem Wohnviertel. Sie dienen als Orte der Begegnung und des Dialogs und sind eine wichtige Institution für die Vermittlung der Geschichte der Stadt. In einem Kooperationsprojekt mit dem Wien Museum werden sie sowohl technisch zeitgemäß ausgestattet, als auch gemeinsam von Curatorial fellows und ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen inhaltlich an moderne Museums-Standards angepasst.
  • Wir bauen auf eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit digitaler Kunst. Das neukonzipierte Medienkunstfestival soll unterschiedliche Zugänge und Perspektiven der Medienkunst eröffnen und in den nächsten Jahren auch internationale Strahlkraft für den Standort entwickeln.
  • Gemeinsam mit Akteur_innen aus dem kulturellen Feld erarbeiten wir eine Wiener Kulturstrategie. Hier soll das zukünftige kulturpolitische Profil der Stadt in gemeinsamen Visionen und Zielsetzungen sichtbar werden und gerade auch die Erfahrungen aus der Corona-Krise in vorausschauende und nachhaltige Politik umgewandelt werden.
  • Wir werden den Filmstandort Wien weiterentwickeln. Durch eine gezielte Filmförderstrategie beleben wir konsequent die heimische Filmwirtschaft. Die Schaffung und Neuimplementierung von Filmstudios soll Wien für internationale Produktionen attraktiver machen.
  • Die analoge und digitale Sammlung unseres Filmkulturerbes und der audiovisuellen Kultur bilden die Grundlage für Filmkultur und Filmvermittlung am Standort Wien.
  • Kulturelle Stadtentwicklung: Im Austausch mit Stadtentwicklung, Wohnbau und Bildung, aber auch mit anderen Stakeholdern wie der Bauwirtschaft und Kulturschaffenden, werden kulturelle Orte geplant, die ein adäquates Angebot für die Bewohner_innen vor Ort darstellen.

Zeitgenössisches Gedenken und moderne Erinnerungskultur

Wir verstehen Wien als eine weltoffene Stadt, die sich schon bisher und auch weiterhin entschieden gegen aufkeimende rassistische, hetzerische und antisemitische Tendenzen in unserem Land vorgeht. Wir setzen uns daher weiterhin für einen aktiven Umgang mit der eigenen Geschichte ein.

  • Im nationalen und internationalen Dialog mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft wird einerseits eine Strategie für den Umgang mit historisch belasteten Erinnerungsorten und Denkmälern im öffentlichen Raum erarbeitet, und andererseits das Projekt zur kritischen Auseinandersetzung mit der Namensgebung Wiener Straßen weitergeführt. Ziel ist es, vermittelnde Zugänge für eine aktive, zeitgemäße Erinnerungskultur zu erarbeiten.
  • Während sich das Mahnmal im Gedenken an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus bereits in Umsetzung befindet, wird in dieser Legislaturperiode eine Verortung des Gedenkens für Roma und Sinti vorangetrieben.
  • Wir positionieren Wien international als kulturpolitische Innovationstreiberin. Durch länderübergreifende Kooperationen und Erfahrungsaustausch lernen Städte voneinander und agieren gemeinsam in einem gemeinsamen Europa und darüber hinaus. Wien ist aufgrund der geographischen Lage eine zentrale Schnittstelle zwischen Mittel- und Osteuropa, die größte Universitätsstadt in Mitteleuropa und Anziehungspunkt für Künstler_innen aller Sparten und Kontinente. Wir wollen dieses Potenzial nutzen und Wien als wesentliche Vorreiterin einer zukunftsorientierten Kulturpolitik sichtbar machen.

Leistbare Kultur für alle

Kunst und Kultur von höchster Qualität müssen für alle Wienerinnen und Wiener zugänglich und leistbar sein. Denn darin spiegelt sich ein respektvoller Umgang mit der Wohnbevölkerung wider. Gratisveranstaltungen wie Lesungen und Literaturfestivals (Alte Schmiede, Literatur im März, Rund um die Burg, o-töne etc.), das Popfest, die Freiluftvorstellungen des Volxkinos, Kunst im öffentlichen Raum, zahlreiche Veranstaltungen in den Ankerzentren, das „Wir sind Wien-Festival“, die Gratisbuchaktion „Eine Stadt – Ein Buch“ und andere Angebote sorgen für eine kulturelle Versorgung das ganze Jahr über. Vermittlungsinitiativen wie die Kulturlots_innen richten sich mit maßgeschneiderten Angeboten an spezifische Zielgruppen. Der Kulturpass ermöglicht ökonomisch schwachen Gruppen vielfältigen Kulturgenuss.

  • Kunst und Kultur in einer modernen Stadt müssen für alle zugänglich sein und darf nicht von Alter, Einkommen oder Herkunft abhängen. Wir wollen Gratis-Angebote und Kulturvermittlung in der Stadt ausbauen, um besonders Kinder und Jugendliche anzusprechen.
  • Der freie Eintritt in die neue Dauerausstellung des Wien Museums nach Beendigung der Umbauarbeiten macht die Stadtgeschichte für alle erlebbar.
  • Kultursommer: Die Fortschrittskoalition arbeitet an neuen Formaten und Angeboten, die gerade in den Sommer-Ferienzeiten ein leistbares und kostenloses Programm für alle bietet. Somit soll der Urlaub zu Hause auch als Chance verstanden werden, das vielfältige Kulturangebot am eigenen Wohnort zu erkunden und Lust auf mehr Kultur auch während des Jahres machen. Mit einem breiten Angebot an Veranstaltungen sowie einem zentralen mehrtägigen Klangevent bietet die Stadt während der Sommermonate Freiluftveranstaltungen für alle Generationen.