6. Smart City Wien

6.1 Smart City Rahmenstrategie

Wir stehen heute vor großen globalen Herausforderungen: allen voran ist es der rasant voranschreitende Klimawandel, ein Ressourcenverbrauch, der die ökologischen Belastungsgrenzen übersteigt, die umfassende Digitalisierung, ein tiefgreifender technologischer Wandel. Dazu kommt wie für viele attraktive Städte - ein starkes Bevölkerungswachstum.

Unsere lokale, integrierte Antwort auf diese globalen Herausforderungen heißt Smart City Wien. 2014 wurde die erste Smart City Wien Rahmenstrategie vom Gemeinderat beschlossen, der damit einen Meilenstein für die Stadt setzte. 2019 wurde die Strategie umfassend aktualisiert.

Die Smart City Wien ist die Vision einer Stadt, in der es sich gut leben lässt, ohne das auf Kosten der Umwelt und künftiger Generationen zu tun. Sorgsam und verantwortungsvoll mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, ist dabei zentrale Handlungsmaxime. Eine nachhaltige Entwicklung ist eine Grundbedingung, die Lebensqualität auch langfristig zu erhalten. Deutliche und spürbare Ressourcenschonung, klimabewusste Verhaltensweisen und der aktive, reflektierte Einsatz moderner Technologien schaffen neue Qualitäten, die die Stadt lebenswert machen.

Nach Umweltmusterstadt wird Wien auch Klimamusterstadt. Auf Basis der Empfehlungen des Wiener Klimarats legen wir neue Zielwerte fest. Wie in der Smart City Wien Rahmenstrategie beschlossen bis 2030 Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen ggü. 2005 und bis 2050 Reduktion um minus 85 %. Die neue Wiener Stadtregierung strebt die „Klimaneutralität“ bis 2040 an.

Wien übertrifft bis 2030 das EU-Ziel von 60 % Recyclingquote und ab 2050 wollen wir, dass alle Wiener Abfälle verwertet werden. Die Erzeugung erneuerbarer Energien wollen wir bis 2030 verdoppeln, die CO2-Emissionen im Verkehr halbieren. Wir bauen die Öffis weiter aus und stellen die Wiener Taxiflotte auf alternative Antriebe um. Und wir senken den Endenergieverbrauch für Heizen, Kühlen und Warmwasser um 1 % pro Kopf und Jahr (die CO2-Emissionen senken wir um 2 %).

Smart City Wien heißt, wir denken die Stadt neu. Der zentrale Hebel in der Rahmenstrategie ist Innovation in allen Bereichen, jedoch immer mit dem Blick auf den Menschen seine r Lebensqualität und seine Lebenschancen. Daher ist uns der soziale Aspekt besonders wichtig. Die Fortschrittskoalition positioniert Wien international als Standort, der Innovation fördert, Fragen der Zukunft diskutiert und tragfähige Lösungen entwickelt.

Wir setzen und zum Ziel, die Kreislaufwirtschaft zu stärken, also Werkstoffe wieder zu verwenden, einem Recycling-Prozess zuzuführen und Deponierungen zu minimieren. Auch im Bereich Ausschreibung und Vergabe sind neue Ansätze zu entwickeln, um durch Vermeidung von LKW-Fahrten zur CO2-Reduktion beizutragen. Wiederverwertung, Urban Mining sowie Materialautarkie sind im Sinne des EU-“Aktionsplans für Kreislaufwirtschaft” wichtig für den Klimaschutz, die Klima-Resilienz und den Arbeitsmarkt.

Daher vereinbaren wir:

  • Die Smart City Rahmenstrategie ist mit neuen ökologischen Zielsetzungen unter Berücksichtigung der Herausforderungen und Folgen der Corona-Pandemie sowie der Empfehlungen des Klimarates zu überarbeiten. Eine Beschlussfassung durch den Wiener Gemeinderat soll im 4. Quartal 2021 erfolgen.
  • Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sollen in dieser Überarbeitung besonders berücksichtigt werden.
  • Alle aus der Rahmenstrategie abgeleiteten Strategien, wie der neue Stadtentwicklungsplan STEP 2035, werden überarbeitet.
  • Die Smart City Wien kann diese globalen Herausforderungen nicht alleine lösen. Im Hinblick auf die Empfehlungen des Klimarates setzen wir uns dafür ein, dass Unterstützungsmaßnahmen des Bundes bzw. der EU erfolgen.

Innovationen der Smart City

Wie viel Innovationskraft Wien bietet, kann man unter anderem daran messen, dass sich in den letzten 20 Jahren die Zahl der Start-Ups in Wien mehr als verdoppelt hat. Mittlerweile bilden die unzähligen innovativen Kleinund Mittelbetriebe, darunter viele Ein-Personen-Unternehmen, ein wesentliches Rückgrat der Wiener Wirtschaft. Und auch die Stadtverwaltung zeigt mit zahlreichen Projekten und Prozessen ihre Fähigkeit zu innovativen Lösungsansätzen.

Auch in den kommenden fünf Jahren werden wir Innovationen in Wien stärken und unterstützen. Dafür führen wir bestehende Maßnahmen fort und rollen neue Innovationsprojekte aus.

Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit ist, dass wir die Kompetenzen und Potenziale am Standort konsequent weiterentwickeln und fördern. Wien steht in den kommenden Jahren vor zahlreichen Herausforderungen, an deren Lösungen wir arbeiten. Besonders wichtig ist daher, auch in die Innovationsbereitschaft zu investieren. Hierbei geht es nicht nur um technische und ökologische, sondern zunehmend auch um soziale Innovationen. Wien hat das Potential, eines der großen Innovationszentren zu sein. Die Entwicklung innovativer Lösungen für zukunftsfähige Städte kann künftig zu einer Stärke des Standortes Wien werden. Zum Beispiel wenn man neue Technologien mit sozialen Innovationen verknüpft sowie städtische Infrastrukturen und Services gemeinsam mit Formen der Beteiligung und des Interessensausgleichs weiterentwickelt.

Daher vereinbaren wir folgende Innovationsprojekte:

  • Wir starten die „Internationale Challenge für ein CO2 neutrales Wien“: An Wiener, österreichische und internationale Akteur_¬innen ergeht der Aufruf, Innovationsprojekte mit wirtschaftlichem Fokus vorzuschlagen, die einen Impact für die Zielsetzung „CO2-neutrales Wien“ haben. Die besten Ideen werden mit einer Förderung unterstützt. Bewertet wird nicht nur der Innovationsgehalt und die Machbarkeit, sondern auch der unmittelbare Beitrag zum CO2 neutralen Wien (Innovate4Vienna).
  • Unternehmen werden mit Stellen der Wiener Stadtverwaltung und Unternehmen der Stadt Wien vernetzt, um die Umsetzung ihrer Innovationsprojekte voranzutreiben (z.B. mit der Matching Plattform b2matchn). Beginnend mit einer Start-Up-Konferenz „Vienna UP‘21“ wird jährlich ein Smart City Summit organisiert, bei dem Innovationstreiber aus Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtverwaltung zusammenkommen.
  • Mit dem „Discover Programm“ werden die besten internationalen Tech-Startups nach Wien eingeladen, um unsere Stadt als Wirtschafts- und Technologiestandort kennenzulernen. Die Zusammenarbeit mit dem ClimateKIC (Deep Demo City) und im Projekt Smarter Together (6 klimafitte Stadtteile in 10 Jahren) verstärken wir den Impact von Zuschüssen im Rahmen der Wirtschaftsförderung der Stadt Wien.
  • Der weltweit erste „Kultur-Token“, ein digitales Pilot- und Forschungsprojekt zur spielerischen Belohnung von klimafreundlichem Verhalten, wird ausgebaut. Dabei handelt es sich um ein digitales Bonussystem, das mittels einer App umweltbewusstes Verkehrsverhalten mit freiem Zugang zu Kulturinstitutionen und Kulturveranstaltungen honoriert. Dieses Pilotprojekt dient dazu, Erfahrungen für einen potentiellen „Wien-Token“ zu sammeln, der umfassender Leistungen digital verknüpft. Das Projekt wird mit wissenschaftlicher Begleitung und Evaluierung umgesetzt.
  • „Wien repariert’s – der Wiener Reparaturbon“ ist das Förderprogramm der Stadt Wien, um Instandsetzung noch funktionstauglicher Gegenstände attraktiver zu machen. Jeder Reparaturbon subventioniert die Reparatur mit bis zu 50 % (bis zu EUR 100,-- für eine Reparatur und bis zu EUR 45,-- für die Erstellung eines Kostenvoranschlags). Die Stadt Wien stellt dafür 1,5 Mio. EUR bereit.
  • Im Projekt „Brake Energy“ der Wiener Linien wird ermöglicht, überschüssige Bremsenergie von Schienenfahrzeugen für Rolltreppen, Aufzüge und die Beleuchtung in Stationen einzusetzen. Dieses Projekt werden wir weiter ausbauen.
  • Im Sinne eines besseren Regenwassermanagements werden wir im Stadtgebiet vermehrt auf Radinfrastruktur mit versickerungsfähigen Oberflächen setzen und neue Granulate testen. Ebenso werden Radständer, vor allem in den Außenbezirken, vermehrt auf unversiegelten Standorten errichtet.
  • Das „no-dig-Verfahren“ ermöglicht, Rohrleitungen ohne kilometerlange Aufgrabungen zu tauschen. Wir werden dieses Verfahren bei Trinkwasserleitungen vermehrt einsetzen.
  • Wir setzen auf erneuerbare Energie auch in der Trinkwasserversorgung. Mit 16 Kleinwasserkraftwerken entlang der Wiener Wasserleitungen wird mittlerweile sauberer Strom für 20.000 Haushalte erzeugt.
  • Im Zuge der Umsetzung des Pumpwerk-Sanierungskonzeptes der MA 31 werden über mehrere Jahre die maschinellen und elektrischen Einrichtungen im Bestand auf den Stand der Technik gebracht. Damit wird eine Steigerung der Effizienz der Pumpwerke erreicht.
  • Im Rahmen von „WIEN 2030 - Wirtschaft & Innovation” werden mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft gezielt die besten Pilotprojekte erprobt. Dazu wird es künftig auch neue Förderungen für die Umsetzung der Wirtschafts- und Innovationsstrategie geben.
  • Beim Ideenwettbewerb „Creatives for Vienna“ werden Ideen und Konzepte für das urbane Leben in Wien nach der Corona-Krise mit 5.000 Euro Preisgeld belohnt.
  • Mit der Förderaktion „innovate4vienna“ werden neue Produkte und Ideen entwickelt, wie Organisationen trotz Corona-Einschränkungen funktionieren können (zum Beispiel neuartige Schutzausrüstungen, Hygienemaßnahmen oder Testkapazitäten).
  • Das neue Programm „Cult Tech Accelerator“ für Start-ups im Kultur- und Kreativbereich wird Unternehmen und Talente nach Wien holen.
  • Wiener Betriebe versorgen Wien - Ziel eines „Wien Bonus” ist es auch, die regionale Wertschöpfung durch die regionale Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zu steigern. Besonders Wert legen wir dabei auf Produkte, die aus nachhaltiger, gesunder, regionaler (z.B. kurze Lieferzeiten) Produktion kommen und den strengen ÖkoKauf-Wien Kriterien entsprechen.