Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Oktober 1963

Oktober

2.10.1963: Afrikanerinnen werden in Wien zu Krankenschwestern ausgebildet

Im Rahmen einer Diplomfeier begrüßte StR. Riemer sechs ostafrikanische Mädchen, die in Wien zu Krankenschwestern ausgebildet werden. Diese sechs Mädchen sind die erste Gruppe von insgesamt 16 bis 20 Afrikanerinnen, die im Schülerinnenheim der Krankenpflegeschule im Franz Josef-Spital untergebracht und unterrichtet werden sollen.

Über Ersuchen des Österreichischen Instituts für Entwicklungshilfe und technische Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern hat Bürgermeister Jonas zugestimmt, dass Frauen und Mädchen aus Afrika auf Kosten der Gemeinde Wien in Wiener Anstalten im Krankenschwesternberuf ausgebildet werden.

3.10.1963: 65. Geburtstag von Ewald Balser

Am 5. Oktober vollendet Kammerschauspieler Ewald Balser sein 65. Lebensjahr.

In Elbersfeld (Wupperstal, Deutschland) geboren, entschied er sich nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg für den Schauspielerberuf. Er trat an verschiedenen deutschen Bühnen auf und wurde 1928 an das Wiener Burgtheater verpflichtet. Schon in seiner Antrittsrolle als Faust übte er auf das Publikum starke Wirkung aus. Viele seiner Gestaltungen sind dem Publikum unvergesslich, u.a. "sein" Jedermann bei den Salzburger Festspielen. Durch den Film ist der Künstler, der im Burgtheater auch als Regisseur arbeitet, in weiten Kreisen gleichfalls sehr bekannt geworden. Balser erhielt zahlreiche Ehrungen, u.a. 1952 den Preis der Dr. Karl Renner-Stiftung, 1958 den Ehrenring der Stadt Wien.

(Ewald Balser verstarb am 17. April 1978 in Wien. Redaktion)

3.10.1963: Ehrung für Dorothea Neff, Heinrich Schnitzler und Josef Meinrad - Bürgermeister Jonas überreichte die Josef Kainz-Medaille

Im Wiener Rathaus fand heute die Überreichung der Josef Kainz-Medaille an Dorothea Neff, Prof. Heinrich Schnitzler und Kammerschauspieler Josef Meinrad durch Bürgermeister Jonas statt.

Dorothea Neff erhält die Kainz-Medaille für die Darstellung der "Mutter Courage" in Bert Brechts Chronik aus dem 30-jährigen Krieg "Mutter Courage und ihre Kinder" und für die Darstellung der Frau Oberst Hühnerwadel in Frank Wedekinds Sittengemälde "Musik" im Volkstheater;

(Dorothea Neff wurde am 21. Februar 1903 in München geboren und starb am 27. Juli 1986 in Wien. Ihre Laufbahn begann sie als jugendliche Heldin und Liebhaberin in Regensburg, über Gera und Aachen kam sie an das Staatstheater in München und von dort über Köln und Königsberg 1939 an das Deutsche Volkstheater in Wien. Neff war von 1973 bis 1976 am Burgtheater im Engagement und spielte u.a. die Elisabeth in "Maria Stuart", "Medea", "Mutter Courage". Trotz Erblinden im Jahre 1967 übte sie ihren Beruf weiterhin aus. Auch als Schauspiellehrerin war Neff mit großem Erfolg tätig. Redaktion)

Josef Meinrad wurde die Medaille für die Darstellung des "Liliom" in der gleichnamigen Vorstadtlegende von Franz Molnar und für die Darstellung des Ernst Heinrich Ernesti, genannt Einstein, in Dürrenmatts Komödie "Die Physiker" im Burgtheater zugesprochen;

(Josef Meinrad (eigentlich: J. Moucka) wurde am 21. April 1913 in Wien geboren und starb am 18. Februar 1996 in Großgmain (Salzburg). Meinrad bereitete sich auf den Priesterberuf vor, wollte dann aber Schauspieler werden und arbeitete zunächst sieben Jahre lang als Büroangestellter. Das Kabarett ABC ersetzte Meinrad den damals üblichen Weg über Provinzbühnen. Weitere Stationen waren das Wiener Werkel, die Insel, von 1946 bis 1974 war Meinrad im Engagement am Wiener Burgtheater, dessen Ehrenmitglied er 1973 wurde. Der Rollenkreis Meinrads reichte vom Raimund- und Nestroydarsteller bis zum Teiresias in der Antigone des Sophokles oder zum Junker Bleichenwang in Shakespeares "Was ihr wollt". Meinrad wirkte in mehr als 50 Filmen mit und konnte auch im Musical "Der Mann von La Mancha" einen großen Erfolg verzeichnen. Meinrad war Träger des Iffland-Ringes (seit 1959), als Nachfolger von Werner Krauss, er übertrug den Iffland-Rind testamentarisch dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz. Redaktion)

und Prof. Heinrich Schnitzler erhält sie für die Inszenierungen von Arthur Schnitzlers Einakter "Die letzten Masken", Jean Louis Roncoronis Stück "Zeit der Kirschen" und Herbert Reineckers Schauspiel "Nachtzug" im Theater in der Josefstadt.

(Heinrich (Henry)Schnitzler wurde am 9. August 1902 als Sohn von Arthur Schnitzler in Hinterbrühl (Niederösterreich) geboren und starb am 12. Juli 1982 in Wien. Er war früher selbst Schauspieler; nahm bei Burgschauspieler Franz Herterich Unterricht, studierte aber auch an der Wiener Universität Philosophie, Kunstgeschichte und Literaturgeschichte. 1921 debütierte er am Wiener Raimundtheater, war von 1923 bis 1932 in Berlin und 1932 bis 1938 am Deutschen Volkstheater in Wien. 1938 emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er bis 1956 u.a. als Regisseur arbeitete. 1957 kehrte Schnitzler nach Wien zurück und wurde 1959 Stellvertretender Direktor des Theaters in der Josefstadt. Er war Nachlassverwalter der Werke seines Vaters. Redaktion)

5.10.1963: Gedenktafel für Otto Weininger

Am Geburtshaus des Philosophen Otto Weininger, 7, Karl Schweighofer-Gasse 6, wurde heute eine vom Österreichischen PEN-Club gestiftete Gedenktafel zur Erinnerung an den Gelehrten enthüllt. Die Tafel wurde in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

7.10.1963: Architekt Conditt - neuer Leiter der Magistratsabteilung 18. Stadtregulierung und Stadtplanung in einer Dienststelle vereinigt

Die Magistratsabteilung 18, die bisher den Namen "Stadtregulierung" trug und vor 1958, also vor der Schaffung der Gruppe Stadtplanung unter Professor Rainer, bereits für die Stadtplanung zuständig war, wurde nunmehr in "Stadt- und Landesplanung" umbenannt. Zum neuen Leiter der Magistratsabteilung 18 wurde Architekt Georg Conditt ernannt.

12.10.1963: Zwei Wiener Brunnen werden versetzt

Zwei bekannte Wiener Brunnen wechseln ihre bisherigen Standorte. Die Stelle des ehemaligen Rainer-Brunnens auf dem Suttnerplatz im 4. Bezirk, der aus der Kriegszeit nur mehr als Torso übrig geblieben war und jetzt abgerissen wurde, wird in Kürze der Schutzengel-Brunnen vom Platz vor der Paulanerkirche einnehmen. Dieser Brunnen muss nämlich aus verkehrstechnischen Gründen seinen bisherigen Standort verlassen.

Auch der Tiertränke-Brunnen hinter der Secession wird seinen Standplatz wechseln. Nach Beendigung der Bauarbeiten an der Lastenstraße im Bereich des Getreidemarktes wird er jedoch unweit seines jetzigen Standortes in neuer Pracht wieder erstehen.

15.10.1963: Luise Rainer im Wiener Rathaus

Die berühmte Schauspielerin Luise Rainer, die nach dreißig Jahren Abwesenheit wieder nach Wien gekommen ist und im Josefstädter Theater gastiert, wurde heute von Vizebürgermeister Mandl im Wiener Rathaus empfangen.

15.10.1963: Hofrat Kepnik feiert 60. Geburtstag

Der Betriebsdirektor der Österreichischen Bundesbahnen, Hofrat Dr. Bruno Kepnik, feiert seinen 60. Geburtstag.

Dr. Kepnik hat seine in mehr als vier Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen beim Wiederaufbau und der Kapazitätssteigerung der Bundesbahnen entscheidend verwertet.

15.10.1963: Großer Fotowettbewerb der Stadt Wien

Vizebürgermeister Mandl gab heute die Ausschreibung des großen Fotowettbewerbes der Stadt Wien bekannt. Für den Wettbewerb, der allen Amateurfotografen - Wienern und Nichtwienern - offen steht, sind sehr hohe Preise ausgesetzt.

16.10.1963: Wiener Landesbildstelle im neuen "Heim"

Die Landesbildstelle Wien-Burgenland hat ein neues "Heim". Sie ist in das neu adaptierte Gebäude der Gemeinde Wien 7, Zieglergasse 49, übersiedelt.

16.10.1963: "Großes Trara" in Stadlau: Bürgermeister Jonas eröffnete die neue Feuerwache Donaustadt

Unter "großem Trara" - schmetternder Marschmusik der Wiener Feuerwehrkapelle - eröffnete heute Bürgermeister Jonas die neue Feuerwache Donaustadt in Stadlau.

Mit dem Bau der neuen Feuerwache Donaustadt wurde im Sommer 1961 nach Plänen von Architekt Prof. Dipl.-Ing. Artmann begonnen. Die künstlerische Gestaltung übernahm Wachkommandant Taucher von der Magistratsabteilung 68. Die Gesamtkosten betrugen 6,1 Millionen Schilling.

18.10.1963: Bürgermeister Jonas bei der Prinz Eugen-Feier im Belvedere: Prinz Eugens Verdienste um Wien wirken auch heute noch weiter!

Bei dem feierlichen Staatsakt, der anlässlich der 300. Wiederkehr des Geburtstages von Prinz Eugen heute im Oberen Belvedere stattfand, hielt Bürgermeister Jonas eine Rede, in der er u.a. sagte:

"....Wer sich die Mühe nimmt, in den Totenbeschauprotokollen der Stadt Wien zu blättern, wird unter den abertausenden Eintragungen neben den Namen einfachster, armer Leute auch solche höchsten Ranges finden - im Tod nebeneinander und gleichgestellt. ....unter dem 22. April 1736 findet sich der 'durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Eugenius Franciscus Prinz von Savoyen und Piemont, Markgraf zu Saluzzo, Ritter des Goldenen Vlieses, der Römisch Kayserlichen Mayestät Würckhlicher Geheimber und Conferenz Raht, Hof-Kriegs-Rahts-Praesident, General Lieutenant, Feld-Marschall' - die Titel setzen sich weiter fort - kurz: Prinz Eugen......denn in dieser nahezu familiären Bezeichnung lebt er im Volkslied ebenso wie im Geschichtsbewusstsein breitester Bevölkerungskreise...."

Jonas erinnerte weiters an die großen und entscheidenden Verdienste, die sich Eugen von Savoyen um die damalige Reichshaupt- und Residenzstadt erworben hat und die auch heute noch weiterwirken.

Als die Türkengefahr die Ostflanke der habsburgischen Länder seit dem 16. Jahrhundert unter ständigem Druck und in höchster Alarmbereitschaft gehalten hatte, hat Eugen von Savoyen sich dieser Aufgabe von seinem ersten Kontakt mit Wien im Jahre der Zweiten Türkenbelagerung (1683) bis zum Frieden von Passarowitz (1718) mit beispiellosem Erfolg gewidmet. Eugen hat noch im Jahre 1704, als die Kuruzzen "sengend und brennend" bis St. Marx vorstießen, zum Schutze der Vorstadtbewohner einen Wehrring, den sogenannten Kuruzzen- oder Linienwall, errichten lassen, der von St. Marx beginnend und bei Lichtental wieder zur Donau führend den Kranz der Vorstädte in weitem Bogen umschloss. Dieser Linienwall wirkt bis heute im Verlauf der Gürtelstraße grundrissmäßig im Stadtbild nach.

Auch als Bauherr blieb er unvergessen in Erinnerung. Nach Plänen Fischer von Erlachs entstand - unter starker persönlicher Anteilnahme Eugens - Eugens Winterpalais (das heutige Finanzministerium) in der Himmelpfortgasse. Noch berühmter natürlich, das nach Plänen von Hildebrandt - errichtete Belvedere. Eugen war auch ein leidenschaftlicher Sammler - seine Gemäldegalerie umfasste Werke vor allem venezianischer und bolognesischer sowie niederländischer Meister. Seine berühmte Bibliothek erwarb nach Eugens Tod Kaiser Karl VI. - die rund 15.000 Druckwerke und 240 Handschriften werden heute als besonders kostbarer Bestand in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. Über 500 Großfoliobände und Kartons mit erstrangigen Kupferstichen zählen zum wertvollsten Besitz der weltberühmten Wiener Albertina.

19.10.1963: Büste in Schuberts Geburtshaus enthüllt

Im Hof von Schuberts Geburtshaus in Wien 19, Nußdorfer Straße 54 fand heute die Enthüllung der Büste des Liederfürsten - geschaffen von Gustinus Ambrosi - statt. Die Plastik wurde von dem bekannten deutschen Verleger Burda, der zu den prominenten Mitgliedern des Schubertbundes zählt, der Stadt Wien zum Geschenk gemacht.

19.10.1963: 80. Geburtstag von Fritz Knoll

Am 21. Oktober vollendet der ehemalige Direktor des Botanischen Gartens Univ.-Prof. i.R. Dr. Fritz Knoll das 80. Lebensjahr.

Knoll wurde in der Steiermark (Gleisdorf) geboren, studierte in Graz Botanik und Zoologie und habilitierte sich für Anatomie und Physiologie der Pflanzen. 1933 wurde er als Nachfolger Wettsteins Ordinarius für systematische Botanik an der Wiener Universität. Knoll war auch einige Jahre Rektor der Universität. Neben seiner langen Lehrtätigkeit veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie.

24.10.1963: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der neue Rektor der Wiener Universität o. Professor Dr. Albin Lesky stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

28.10.1963: Festmatinee zum 175-jährigen Bestand des Theaters in der Josefstadt

In Anwesenheit zahlreicher Künstler und Mitglieder der Wiener Stadtregierung fand heute die Festmatinee anlässlich des 175-jährigen Bestandes des Theaters in der Josefstadt sowie zum 90. Geburtstag beziehungsweise 20. Todestag von Max Reinhardt statt.

Bürgermeister Jonas gab für das Ensemble des Theaters in der Josefstadt einen Empfang im Wiener Rathaus.

28.10.1963: 80. Geburtstag von Elsa Strohl-Strohlendorf

Die ehemalige Primaballerina der Wiener Oper Elsa Strohl-Strohlendorf feiert ihren 80. Geburtstag.

Sie wurde in Wien geboren und trat mit zehn Jahren in die Ballettschule der Hofoper ein. 1904 wurde sie Koryphae, 1905 Solotänzerin und 1917 Primaballerina. Nach ihrer Pensionierung beschäftigte sie sich mit Choreographie. Elsa Strohl-Strohlendorf hat im Verlauf ihrer zwei Dezennien umfassenden Tätigkeit an der Oper zahlreiche Tanzrollen kreiert und der Wiener Tanzkunst auch im Ausland auf Gastspielen Geltung verschafft. Berühmt waren ihre Darstellungen in "Coppelia", "Excelsior", "Klein Idas Blumen", "Irrlichter", "Faun und Nymphe", "Die Prinzessin von Tragant". Hauptrollen tanzte sie in "Urteil des Paris", "Chopins Tänze", "Aschenbrödel", "Die roten Schuhe", "Puppenfee", "Josefslegende". Auch in den Tanzeinlagen der "Fledermaus", der "Königin von Saba" und "Aida" trat sie mit großem Erfolg auf. Sie war eine der hervorragendsten Vertreterinnen der Tanzkunst.

28.10.1963: Glückwünsche der Stadt Wien für Karl Farkas

Zur Vollendung des 70. Lebensjahres von Karl Farkas haben Bürgermeister Jonas und Vizebürgermeister Mandl dem Jubilar Glückwunschschreiben übermittelt, in denen die hervorragenden Verdienste des bekannten Schauspielers und Autors um die Wiener Kleinkunst gewürdigt werden.

31.10.1963: 9.000 Belgier sahen "Festliches Wien"

Die Ausstellung "Festliches Wien", mit der sich die Stadt Wien an der Österreich-Woche 1963 in Brüssel beteiligte, wird im Rathaus am Grand Place gezeigt. Bis zum 29. Oktober wurde sie von 9.000 Personen besucht. Besonderes Interesse fand wieder der Lichtbildvortrag "Wiener Spaziergang", der von den Dienst habenden Hostessen der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien den Besuchern gezeigt wird. Auch die Lesestube mit kommunaler Literatur wurde außerordentlich stark frequentiert.